Mittwoch, 14. März 2012

Schöne Ausstellung und Stress hoch drei

Ich muss mich sammeln. Sehr spät ist das heute geworden. Kaum mehr Zeit, sich zu Hause wieder aufzubauen, bevor es morgen wieder losgeht.
Gestern war ab 16.30 h Konferenz, sie dauerte bis 19 h 15. Danach noch das Buffet aufräumen...na ja, lange vor 20 Uhr war ich nicht zu Hause. Heute wäre mein kurzer Tag gewesen, nur vier Stunden. Hatte mich aber nach meinem Unterricht zu einem Museumsbesuch bereiterklärt, mitzukommen mit dem Teil der Klasse, der nicht den islamischen Religionsunterricht hat. Die Ausstellung heißt "Roads of Arabia" und ist im Pergamonmuseum untergebracht. Erzieherin und Helferin wollten auch mitgehen.
Ich mag unsere islamische Religionslehrerin sehr. Wir haben uns schon oft unterhalten und es hat mir immer viel Freude gebracht. Nun kam das Angebot von ihr, dass wir diese Ausstellung zusammen besuchen. Ich hatte zugestimmt. Leider hatte ich nicht aufs Datum geschaut: Am Tag nach der Konferenz brauche ich eigentlich einmal ein paar freie Stunden für mich. Aber nun war es so. 
Der Vormittag war mit Aufräumen von gestern bestimmt. Ein schöner Moment war, als wir zusammensaßen und die Reste von gestern aßen. Der vegane Nudelsalat wirkte so fleischbetont, dass manche Kinder die Stückchen des veganen Kasslers für Schweinefleisch hielten und sich etwas zierten.
Nach der ersten Pause war die erste Konfliktsituation: Die aufsichtsführende Lehrerin kam vom Fußballplatz - ich hatte vorne am Schulhaus gestanden - und sagte mir, dass "meine" Jungen entgegen der Regel auf dem Fußballplatz gespielt hatten, obwohl dieser doch für die 3. und 4. Klassen vorbehalten war. Das wissen bei uns alle. Sie habe sie darauf hingewiesen, sie hätten sich aber daran nicht gestört. Mist. Zunächst frage ich mich ganz insgeheim, wie es sein kann, dass man sich als Lehrerin nicht durchsetzt. Ich gebe dann immer das Rumpelstilzchen, wenn zunächst keiner reagiert... Nun aber hatte ich den Ball im Feld, wie man so sagt.
Es waren zehn Jungen. Wir hatten so oft darüber gesprochen. Auch die faule Ausrede "Die wollten doch, dass wir mitspielen.", ließ ich nicht gelten. Sie wollen es nicht. Sie trauen sich nur nicht, es zu sagen: Hier ist ein guter Anknüpfungspunkt für die Pausenaufsicht: Man kann die Kleinen fragen. Sie sagen stets: Eigentlich würden wir ja lieber...
Kerstin hält ihre zweite Doppelstunde. Ich achte auf sie und schreibe gleichzeitig einen Elternbrief. Ich WILL NICHT deswegen länger arbeiten müssen! Aber so habe ich die doppelte mentale Belastung. Runter, kopieren, noch schnell Briefumschläge---Büro verschlossen. DAS DARF NICHT WAHR SEIN. Die Sekretärinnen seien auf Fortbildung, höre ich. Gleich beide?? Währenddessen sägt der Fliesenverleger in Hundertdezibellautstärke im Gang herum. Gestern mussten wir mit den Buffetsachen schon Riesenumwege laufen, weil der Fahrstuhl und unser Treppenzugang nicht zu benutzen sind. Wir mussten jede Schüssel tragen, die Rollwagen waren nicht benutzbar, weil es keinen Fahrstuhlanschluss gab.
Mit uns kann man es ja machen.


Ich besorge mir also irgendwie Briefumschläge und kehre in die Klasse zurück, wo jetzt die Aufmerksamkeit so schlecht geworden ist, dass ich auch nicht mehr weiterschreiben kann, sondern die Stunde mit voller Aufmerksamkeit verfolge.

Da am Freitag in der 3. und 4. Stunde Kerstins Professorin sich zum Unterrichtsbesuch angesagt hat, habe ich der Kollegin, die das Frühlingsfest vorbereitet, gesagt, sie kann die sechs Kinder, die da mitmachen, in dieser Zeit nicht haben, da diese Professorin kommt. Daraufhin blafft sie mich an! Ich habe den Termin doch auch nicht gemacht.
Dann sitze ich in einem Kämmerlein und heule, bevor wir zum Ausflug weggehen. 


Die Ausstellung war interessant. Doch saßen viele der Kinder ständig auf irgendwelchen Ausstellungskästen herum, wendeten sich ab, hörten der sehr guten Führung nicht zu, redeten miteinander usw.



Als wir kurz nach 16 Uhr in der Schule sind, will Peter von mir noch Unterlagen für seine Nachhilfe haben. WIE?? Wo soll DAS denn sein?? Aha? Ja, er geht da jetzt immer hin, das haben die Sozialarbeiterin und seine Mutter so beschlossen.
Man erinnert sich: Wir hatten in dem langen Gespräch beschlossen, erst einmal mit unseren schulischen Mitteln Peter zu versorgen, über externe Hilfen wollten wir im Nichterfolgsfalle noch einmal nach den Osterferien reden....
JETZT REICHT'S! Wir hatten damals beschlossen, ihn erst hier in der Schule zu fördern und erst, wenn das nichts hilft, zusätzliche Nachhilfe zu beantragen. Ich fühle mich veräppelt. Strenge mich hier übermäßig mit ihm an, dass seine Rechtschreibung besser wird und Sozialarbeiterin und Mutter fahren auf doppeltem Ticket. ((( FUCK!!!)))

 Alis Deklination
 Pablos Deklination

Morgen wieder sechs Stunden, und ganz allein. Die Förderkollegen fehlen alle. Keiner kann unterstützen, sie müssen in anderen Klassen die Sache am Laufen halten. Meine Klassenkollegin fehlt auch, so dass ich meine Förderstunden ebenfalls nicht halten kann und dann die ganze Klasse belernen muss. Die ganzen Vertretungen werden mit den Förderstunden bestritten, die eigentlich für die Sprachförderung oder die Integration der Kinder, die auf Sonderschulniveau lernen, gedacht sind. Dass diese ständig ausfallen, darüber  wird in den senatstreuen Medien nicht berichtet.
Unser Senat bramarbassiert daher von wie toll das alles ist mit der Personalausstattung, besonders an den sog. Brennpunktschulen. Die sollte man mal zu uns hinschicken, aber so lange, bis sie begriffen haben, wie das alles hier in echt aussieht. Sind alles Potemkinsche Dörfer. Der Tagesspiegel kolportiert die Verlautbarungen 1:1 und die Menschen halten es für die Realität. Dabei ist es ein sehr reales Fake.
So macht es keine Freude. Nein, wirklich nicht.

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