Sonntag, 10. März 2013

Teppichschöpfungen

Möchte sie nur noch zeigen, bevor sie morgen ihren "Schöpfern" zurückgegeben werden: die Wollfilzteppiche:


 "Irgendwas mit Graffity..." 
(hoffentlich nix Schlimmes... +_+)

 Ohne Titel. Vergessen zu fragen...

 Grrr, da lag eine Plastiktüte von....

 Frühling am Spielplatz

 "Lütfije...So heißt meine Mama!"

 Hier sind Mama und Papa mit drauf.

Herziges Katzengesicht.

Die weiße Wolle ist übrigens von Pauline. Das ist die Zarte, die hier vorne ins Bild schaut. Am 1. März wurde sie 10 Jahre alt. Da hat sie doch Glück gehabt bis jetzt, oder?? 


Neben ihr steht ihr Bruder Paul. Er ist am gleichen Tag geboren. Pauline und Paul sind sozusagen hochsensibel. Sie sind wunderbare Tiere und könnten beide noch einen zahlenden Schafspaten gebrauchen.... ; ))
(30 Euro im Monat und ein Paar Socken im Jahr gratis. Aus der Wolle vom frohen Schaf. Und die Freude, etwas Gutes zu tun.) 

Hier sind die beiden im Sommer 2003, ihrem Geburtsjahr, auf dem damaligen Schafehof im Gehege der LenauSchule zu sehen:


 Paul hinten, Pauline vorn, 
auf beiden Bildern.


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Freitag, 8. März 2013

Heureka! und: Kinder als Philosophen.


Uns ist gestern etwas gelungen. Wir haben in Naturwissenschaft die Dichte von Stoffen bestimmt. Es war große Freude und Begeisterung dabei. Diese Worte sind in den Bereich der eigenen Erfahrung hinübergegangen und haben sich da verankert. Materiell gesehen mit wenigen Mitteln. Diesen:


  
Das größere Thema sind "Stoffe und ihre Eigenschaften". Stoffe kann man nach ihrem Aussehen, Geruch, Geschmack (Vorsicht!!!), nach der Frage, ob sie vom Magneten angezogen werden und nach vielem Anderen unterscheiden. So kamen wir zur Masse (Gewicht) und zum Volumen. Die Masse messen wir in kg und g, das Volumen (Ausdehnung) in Kubikzentimetern.

Um in den Begriff der "Dichte" hineinzukommen, half diese Geschichte:

Archimedes bewies Hebel- und Schwerpunktgesetze, entdeckte Formeln zur Volumen- und Oberflächenberechnung gekrümmter Körper, erfand fast die Integralrechnung, entdeckte beinahe den Logarithmus und beschrieb das Gesetz des hydrostatischen Auftriebs von Körpern in Flüssigkeiten. Damit konnte er erklären, warum Körper schwammen.
Eine berühmte (aber wahrscheinlich erfundene) Anekdote beschreibt, wie Archimedes dieses Prinzip anwandte, um zu beweisen, ob die Krone König Hierons aus purem Gold bestand oder nicht. Archimedes erhielt den Auftrag dies herauszufinden, ohne die Krone zu zerstören. Angeblich kam Archimedes die Lösung, als er in der Badewanne lag und bemerkte, wie sein eingetauchter Körper Wasser verdrängte, das aus der Wanne floss. Wie die Legende sagt, soll Archimedes vom Geistesblitz getroffen vor Freude aus der Wanne gesprungen und nackt nach Hause gerannt sein, laut "Heureka, heureka" schreiend, was bekanntlich bedeutet "Ich hab´s gefunden!"
Archimedes erkannte, dass er anhand der Menge des verdrängten Wassers die Dichte eines Körpers indirekt bestimmen konnte. Er maß das Wasservolumen, das die Krone des Königs verdrängt und verglich es mit dem Wasservolumen, das ein Stück reinen Goldes mit dem gleichen Gewicht der Krone verdrängte.
Als er so herausfand, dass das Goldstück weniger Wasser verdrängte als die Krone, war der Beweis erbracht, dass die Krone nicht aus purem Gold gemacht sein konnte.  


http://www.lerntippsammlung.de/Archimedes.html 


Wir wiederholten und bestimmten die Begriffe "Masse" und "Volumen". Die Dichte errechnet man aus dem Quotienten: Masse geteilt durch Volumen.

Ist der Quotient <1, schwimmt der Gegenstand, ist er >1, sinkt er. Wasser hat per Definition die Dichte 1. Ein Liter (1000 Kubikzentimeter Wasser mit einer Temperatur von + 4 ° C wiegen 1000 g = 1 kg - nach dieser Vorgabe wurde das Urkilogramm in Paris geschaffen, von dem alle anderen Masse/Gewichtsangaben abgeleitet sind.)

Im Buch hatten wir das alles schon gelesen, aber es war abstrakt geblieben. 

Wir nahmen uns ein Wassergefäß mit Ausflusstülle, ein Messgefäß in Kubikcm, das aber leider erst bei 10 begann... eine Waage, und als Gegenstände einen Kerzenstummel, einen Keramikmörser, ein Stück Knetgummi, einen Korken.

Die Kerze und der Korken mussten mit zwei Nadeln unter Wasser gehalten werden. Das Gewicht der Körper hielten wir fest und die Menge des herausfließenden Wassers.

Dann rechneten wir: Schön, dass wir die schriftliche Division noch ganz gut beherrschen! Nur, was ist, wenn in einer der beiden Zahlen ein Komma ist??
Auch dafür gibt es eine Lösung und so bekam die Physikstunde  eine mathematische Phase.

Wir bemerkten, wenn die Zahl im Zähler größer ist als im Nenner, dann ist das...JA! ein unechter Bruch, der Wert ist dann immer >1. Zum Beispiel hier:  

Die Dichte des Keramikteils stellte sich als 2,4 heraus. 
 


  
Die Dichte der Kerze war 0,8:

  
Die Dichte der Knete war 1,8 (ohne das Runden), die des Korkens ergab 0,24 (gerundet). Wir schauen im Buch nach und finden für den Korken den Wert 0,2. HEUREKA!


Es hatte mich so gefreut, dass unser Korkenversuch seinen "Lackmustest" im Vergleich mit dem Wert für Kork im Buch bestanden hatte.
Insgesamt hatte ich viel Begeisterung bemerkt. Die Materialien, die noch länger auf dem Tisch standen, wurden danach aber eher zum Spielen benutzt, wobei nachher ein Glas zu Bruch gegangen war.
Interessant war aber noch dieses: Das Knetestück, zur Kugel geformt, sank, als Schale geformt schwamm es.

Die Zeit reichte nicht mehr, um das gedanklich zu vertiefen, aber das holen wir nach. Mit den Begriffen, die wir haben, können wir jetzt das Verständnis dieses Phänomens gegenüber den Erkenntnissen der 3. Klasse, wo wir das Thema "Schwimmen oder Sinken" schon einmal bearbeitet hatten, erheblich erweitern.

Die ersten Vermutungen der Schüler gingen noch nicht sehr zielstrebig in die richtige Richtung. Ein genaueres Verständnis dieser Zusammenhänge erlaubt auch ein besseres Verstehen, warum ein Schiff schwimmen und ein Flugzeug fliegen kann, wo sie doch beide recht schwer sind.

Ich empfand das als eine gelungene naturwissenschaftliche Beschäftigung mit dem Thema, ergänzt durch mathematische Fertigkeiten -

Ali: "Nein, nicht den Rechner nehmen. Wir wollen es selbst ausrechnen! - - Es klappt nicht. Wie geht es?"

- begleitet von Gefühlen der Stärke und des Erfolgs bei den Schülern und bei mir, dem Thema gedanklich wirklich begegnet zu sein, so dass sich etwas für uns aufschließen konnte.

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In der Schule habe ich diesen schönen Raum, die Wollwerkstatt. Dort findet der Wahlpflichtunterricht statt. Der ist aber nur für die 5. und 6. Klasse. Oft bleiben jüngere Kinder stehen und fragen: "Kann ich auch mal was mit der Wolle machen?" und dann sage ich ungern immer nein. Doch ich bekomme keinen zeitlichen Ausgleich dafür, das ist nicht vorgesehen.

Freitags habe ich vier Stunden Unterricht und die Aussicht aufs Wochenende. Damit kann ich der Schule etwas von dem, was sie an Unterstützung für die Schafe und die Wolle  gibt, zurückgeben.

Wir filzten Teppiche, und, wie immer beim handwerklichen Arbeiten, entsteht so eine Erzählstimmung, S. fragte mich zum Beispiel, ob ich es mag, Lehrerin zu sein.

Die Wolle riecht angenehm, man kann sie nur in großer Ruhe bearbeiten, man muss sich Zeit nehmen. In dieser Zeit kann sich etwas entwickeln, das man so nicht planen kann. Ein Gespräch zum Beispiel. Das ist auch das Schöne an der Wolle.





Kinder wollen eigentlich immer gerne etwas tun. Gerne würde ich mit ihnen auch werken, mit Holz arbeiten, aber nun ist da schon die Wolle. Sie ist die Verbindung zu den Schafen, und das schafft Zusammenhänge.

Was uns allen in unserer Gesellschaft fehlt, ist der Blick und der Sinn für die Zusammenhänge; sie bestehen, aber sie werden nicht gesehen.

Dadurch bleiben wir alle beschränkter als wir es nicht sein müssten.

Aber ohne diese Worte macht es auch einfach Freude, etwas zu schaffen, zum Beispiel diese Teppiche hier. Ganz fleißig arbeiten die Kinder daran, die Wollfasern zu verfilzen. "Du musst auf der Noppenfolie mit den Händen hin- und hergehen und die Wolle gut massieren."........ K. (hinten) plötzlich: "Ich massiere die Wolle, und die Wolle massiert mich."

Ich bin platt. Das ist hoch philosophisch. Zeige meine Begeisterung. Da meint sie: "Aber ich spür es doch, hier, an der Hand, wie mich die Wolle massiert.." Ich massiere die Wolle, und die Wolle massiert mich.

Diese Empfindung, das, was von der anderen Seite kommt, überhaupt zu spüren - und dem dann Worte geben zu können, nehme ich als ein Geschenk in mein Wochenende mit!




Also ehrlich: Welcher Erwachsene erlebt in seinem Berufsalltag solche schönen Momente, wo plötzlich ein Lichtstrahl durch den Raum geistert...Das gab's doch sicher nur im Hain Akademos damals, oder? Erlebt Ihr auch solche schönen Augenblicke, wo etwas aufblitzt? Wo plötzlich irgendetwas anwesend ist, was eine Art Hintergrund, Panorama, schafft, eine neue Dimension eröffnet, so dass man die Dinge voller erfassen kann? Diese Dimension war sicher vorher auch schon da, aber ziemlich gut verborgen.
Ja, im Lehrerzimmer, da hab ich das, glaube ich, noch nie erlebt, man möge mir verzeihen....Sorry, aber es ist so. Leider!

Mit der Gestaltung hatte noch nie jemand Probleme. Du stellst die farbige Wolle hin, wenn der Teppich angefilzt ist, und - flugs - bildet sich etwas Farbiges darauf. Schön, zu sehen, wie es entsteht. 




F. legte ein Herz, aus dem wurde dann ein Katzengesicht.



Jetzt ist der Teppich fertig. Schön ist er geworden!




Die Antwort auf S.s Frage war: Ja!

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Donnerstag, 7. März 2013

Tageswende

Liebe Leserin, lieber Leser,

ob Du diese Art Tage auch kennst, weiß ich nicht.  Man ist morgens ganz guter Dinge, hat ausgeschlafen, ist am Abend vorher früh schlafen gegangen, draußen scheint es auch vom Wetter her ein guter Tag zu werden.



Dann entwickelt sich das so: Die erste Kollegin, hinter der Du gehst, lässt vor Dir eine Tür, durch die Du auch möchtest, ins Schloss fallen. Gestern habt Ihr Euch aber noch freundlich unterhalten... Der Kollege, der mit dem Rücken zu einem steht und den man im Vorbeigehen grüßt, antwortet mit "Morn", ohne aufzusehen.

Ein paar Schülereltern, die man vom Sehen her kennt, beantworten den Gruß gar nicht erst. Das kann ja heiter werden.

Dann sieht man, dass man Mehrarbeit, Vertretung, hat. Der Grund ist eine Förderkonferenz, wo alle zusammenkommen, die "am Kind" dran sind und fragt sich, warum so etwas nicht vielleicht um 13 Uhr stattfindet?

Wenn jemand krank ist, vertritt man ihn, das ist doch klar, aber wieso man diese Art von Terminen vertreten muss, hmmm. Wichtiger Termin, falscher Platz im Tag.

Morgen fehlen meine drei Fußballjungs zum dritten Mal den ganzen Schultag, um zum Fußballturnier "Drumbo-Cup" zu gehen! Man trifft sich um 8.45!! Habe schon mehrfach ausgeführt, dass Fußballtermine für 6. Klassen vor 14 Uhr für mich nicht akzeptabel sind. Wollen wir nicht Unterrichtsausfall vermeiden?  Nein, wollen wir anscheinend nicht. Ich kann da innerlich nicht mehr mit.

Dann im Fach eine Einladung, die zweite in 14 Tagen für eine Gesamtkonferenz am Nachmittag für nächste Woche! Jetzt reicht's, ich will wieder nach Hause, ins Kissen beißen und mich ausheulen. So etwas ist wichtig: Sich in die kommende Schulinspektion einfühlen! Naaaiin!

Nicht dem Gefühl nachgeben. Ich schalte um auf Zorn. Las gestern, die Mehrzahl der älteren Arbeitnehmer habe schon in den Gleichgültigkeitsmodus umgeschaltet. Nicht ich! Ich kann mich noch aufregen, hier geht es nicht mehr um ein metaphorisch halbvolles oder -leeres Glas Wein, hier geht es um die Selbstbehauptung in einer inhaltlich zunehmend auf allen Ebenen gleichgültig machenden Schulsituation. Nicht mit mir!

Der Kollege, der den Unterricht in der 3. Stunde macht, wo ich Förderstunde habe, möchte aber heute mit allen...Schade. Ich hatte eigentlich zwei für mich und wie ich meine, für die Kinder wichtige Gespräche zu führen. Dialog im Schulalltag. Auch wichtig. Aber, Minna, jetzt stell' Dich nicht so an. Förderstunden während anderer Unterrichtsstunden. Auch so ein Thema. 

Vorher soll ich unterschreiben, dass ich die neuen Vorschriften über Geschenkeannahmen gelesen hätte. Hab ich nicht. Werd ich auch nicht. Ich weiß, was sich gehört, verdammt. Ich nehme sowieso keine Geschenke, und das schreibe ich da hin. Weiß aber von manchen Leuten auf der Ebene, die solche Verordnungen machen, was da mancher sich so "gönnt" auf Kosten des "Kollektivs", wie unsere Ostkollegen sagen würden. Das würde mir keiner glauben. "Ehrlich währt am längsten" - das gilt nur für die Kleinen. Das Wort hat ja auch einen schaurigen Doppelsinn.
 



Hui, der Klassenraum ist aber schön sauber! :)) Da haben sich die voll gestressten Reinigungsleute aber große Mühe gegeben! Nicht selbstverständlich bei deren engen Zeitvorgaben beim Arbeiten, ich bedanke mich ganz heimlich und nehme mir vor, es ihnen zu sagen, wenn ich sie mal sehe.

Die ersten beiden Stunden mit dieser wunderbaren Klasse sind gar kein Problem! Die neuen Erdkundehefte mit den Suchaufgaben über Europa -  ein Selbstläufer. Wir machen noch ein bisschen "Ägypten" vorher, dann - endlich!!! Die Kinder fangen in der Pause schon an. Das Material zieht sie richtig mit. Gemeinsam lösen sie mit dem Atlas die Aufgaben. Ich geh nur herum und helfe.

Ägypten, Begriffe, die nicht klar waren: das Heer, die Flotte, warum der Pharao "Großes Haus" genannt wurde, nämlich Pharao. Das hat mit der Vermeidung des Gottesnamens, der direkten Ansprache zu tun, wie es auch bei der jüdischen Religion so ist. Man spricht  ihn nicht direkt an.  Der ägyptische Gottkönig  wohnt in einem Palast, er ist der, der in einem großen Haus wohnt, er ist "Großes Haus", er ist "Pharao"! 

Wir machen noch weiter: die Armee, die Marine, der Matrose, der Papyros, das Schilf; weil, das ist alles NICHT bekannt. Es ist so vieles nicht bekannt. Wir wiederholen noch einmal vom Museum, was eine Karawane ist.

Nach der Erdkunde ist Pause. Ich geh gucken, was ich mit der 3. Klasse in der 4. Stunde mache. Bittebitte, nicht schon wieder Papier!!! Die Erfindung des Computers war die Erfindung der Papierflut in der Schule. Überall Bögen mit bisschen was zum Ausfüllen. Ich kann das nicht mehr sehen und ich will auch nichts kopieren.

Wie sind wir vor 30 Jahren ohne Fotokopierer ausgekommen???
 
Ich suche in meinen Sachen herum an diesem bescheuerten Tag. Ich will was machen, was den Kindern etwas bringt UND was mir auch Spaß macht! Will mich auch nicht an irgendeinen Wochenplan halten, wo Lücken auf Papier schreibend gefüllt oder Striche gezogen werden...Gähn.

Das Faltkästchen? Das kennen einige aus der Klasse schon. Zum Sticken ist leider nicht mehr genug Aida-Stoff da, auch fehlen eine Handvoll Sticknadeln. Vallah! Die Häkelnadeln! Irgendwer schenkte der Wollwerkstatt eine stattliche Anzahl von Häkelnadeln, Größe 4. Wolle ist noch genug da. Ich hab's! Yeah!!




Da war noch eine Lesepatin, die Kinder waren für ihr Alter recht geduldig. Wer es konnte, wurde Lehrer, so schafften es alle bis zum Stundenende.

Niemand glaubt mir, wie schwer  es für manches Kind ist, den Mittelfinger und den Daumen zusammenzupressen und damit einen Faden festzuhalten....

Es hat einen irren Spaß gemacht. Am Ende der Stunde haben alle Kinder Luftmaschen gehäkelt, sie dürfen die Nadeln und die Wolle für eine Woche behalten. Mal sehen, was sie draus machen. Es ist alles freiwillig.

Erfolg

Ich bin geschwitzt, aber so, wie nach einem Lauf durch den Park. Alles durchgepustet, wieder einig mit der Welt. Alles ist gut, jedenfalls innen drin. 

Habe es geschafft, diesem bescheuerten Tag doch noch eine schöne Mütze aufzusetzen! 

Bin hingegangen, habe gesagt, nee, die Teamstunde, das möchte ich heute nicht. Ich habe noch so viel Vorbereitung, Korrektur, habe eine Stunde Vertretung gemacht, nächste Woche noch diese ...Konferenz, mir reicht es! Und weg. Das tat gut!

Nachher noch eine Stunde korrigieren. Das ist dann das Äquivalent für die Zeit der Teamstunde.

Ich hoffe, lieber Leser, liebe Leserin, Du hast heute auch einen wirklich schönen Tag!

Minna 

Mittwoch, 6. März 2013

Nach dem Museumsbesuch

Hier sind ein paar Texte von Kindern der Klasse über unseren Ausflug ins Islamische Museum. Ich finde es schön, einige mit der Handschrift zu sehen, denn so hat es mehr eine persönliche Note. Auch Rechtschreib- und Satzbaufehler gehören - wie alle anderen möglichen Fehler auch - zum Leben dazu.




Hans' Text:






Das ist der Mirhab, die Gebetsnische. Der Imam betet zur Wand hin, die Nische ist so konstruiert, dass seine Worte hinter ihm von den anderen Betenden zu hören sind.

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Pablo, der Autor dieses langen nachdenklichen Textes. Man merkt, dass Pablo in menschlichen Dingen ein sehr genauer Hingucker und Beobachter ist.



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"Wir, die Klasse 6 a, waren im Islamischen Museum. Es war sehr schön. Wir hatten eine Führerin, die hieß Frau Katja. Sie war sehr freundlich. Zuerst haben wir unsere Taschen und Jacken bei der Garderobe abgelegt. Ich hatte eine Kamera dabei und habe vieles fotografiert. Als erstes waren wir am Altar.* Danach sind wir weitergegangen.
Dann haben wir ein Blaues Tor gesehen, es kommt aus Babylon. Babylon ist die Hauptstadt vom Irak.** Auf dem blauen Tor waren Tiere raufgezeichnet. Es waren nicht normale Tiere, sie waren Mischlinge. 


Das Blaue Tor war aus Tonziegel. Unsere Führung hieß "Eine Reise in den Orient". Das Blaue Tor wurde von Nebukadnezar gebaut. Die Tiere hatten seltsame Schuppen. Die Schuppen hießen "Huschkuscha". Der Orient ist im Osten. Dann sind wir in ein Haus reingegangen. Das Haus gehörte Isa Ben Butrus. Das Haus besteht aus Holz. Auf den Wänden stand Bismillah. Bismillah ist arabisch. Auf deutsch heißt es "Im Namen Gottes". Isa Ben Butrus war ein Christ, aber er hatte viele muslimische Freunde. Deswegen stand Bismillah auf seiner Wand. Das Haus ist zirka 400 Jahre alt. Reiche Menschen haben Turbane getragen. Die Adligen haben Schmuck getragen. Sie haben die Ohrläppchen gekühlt und mit einer Nadel reingestochen. Heutzutage macht man es anders. Die Ohrringe waren aus Resten von Muscheln."

Dieser inhaltsreiche und schöne Text ist von Lucy. Isa Ben Butrus heißt übersetzt: Jesus, Sohn des Petrus.

*Lucy meint den Pergamon-Altar.

**Ist sie nicht, aber wir lassen das mal so stehen...Babylon lag in der Nähe der heutigen Hauptstadt Bagdad. 

 

Marios Text:



Mesuts Text:





Rimas' Text:



Rimas kam vor eineinhalb Jahren aus Litauen nach Berlin. Er sprach damals noch kein deutsch....

Alle die Kinder, die diese Texte schrieben, haben Deutsch als zweite Sprache gelernt. Insofern ist das, was es von ihnen zu lesen gibt, sehr anerkennenswert. 

Hier noch ein Textauszug von Ali:

"Wir sind dann in das Aleppo-Zimmer, es ist 400 Jahre alt. das war ganz schön, das Zimmer. Es gehörte Isa ben Butrus. Er war Christ, aber er hat jede Kultur gemocht. Auf jeder Tür steht was drauf von jeder Kultur.


Dann sind wir in den Flur, da hat sie uns Turbane gegeben. Es war lustig. Dann sind wir zu einer Vitrine. Alle dachten, das war ein Mädchen, aber es war ein Junge. er war ein Prinz. Er hatte lange Haare und zwei Muttermale. Er sah o.k. aus für mich."

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Es war ein schöner Museumsbesuch für uns alle gewesen, das konnte man verspüren. Ich glaube, es war sehr wohltuend für unsere Kinder, die Schätze der Kulturen des Orients bewundern zu können, den kunstvollen Koranständer, die Gebetsnische, die vielen wunderschönen Dinge, den Zauber der Ornamentkunst, und so viel Schönes da zu finden, das sie mit ihren kulturellen Wurzeln verbindet.

"Frau Katja" hatte die Führung so liebevoll und sachkundig vorbereitet, dass wir alle wie aus einem Traum erwachten und ihr sagten, dass dies eine zauberhafte "Reise in den Orient" für uns gewesen war!



Dienstag, 5. März 2013

Ist der Himmel göttlich blau!

Boaah, bin ich heute müde. Denke ich bin schon oben, dabei bin ich erst im zweiten Stock! ---


Das erste Treffen mit der Wahlpflichtgruppe heute früh. Alle sind sehr interessiert und so freundlich, dass es wirklich eine Freude ist, mit ihnen die ersten beiden Stunden zu verbringen. 



Wir beginnen mal mit den Bällchen wieder, zum Jonglieren. Innen sitzt das Gelbe eines Kinderüberraschungseies, gefüllt mit Vogelsand. Damit der Ball eine gewisse Schwere hat. Drumherum ist gefilzte Wolle.




Einer hat sich abgesetzt. Er will unbedingt weben! Es ist Burak, der Junge, der sich nach dem Fisch erkundigt hatte. Er kann schon weben, sagt er. Wir finden zum Glück einen schon bespannten Rahmen, gleich legt er los. Den Rest der beiden Stunden hörst und siehst Du nix mehr von ihm, voll konzentriert webt er mit äußerster Geschwindigkeit. "Möchtest Du es mit nach Hause nehmen und dort weiter weben?" Nein, möchte er nicht. 
Aber jetzt, wo wir mit den Bällchen schon fast fertig sind, da könnte es auch ein Bällchen sein. "Nee, das ist jetzt zu spät. Magst Du noch ein wenig Wolle kämmen?" Ein Glück, er mag und kämmt gleich eine schöne Perücke, ganz selbständig. Sogar die Schraubzwinge weiß er zu handhaben! Das kommt selten vor.

Die Kinder der Klasse sind früher aus ihren Wahlpflichtveranstaltungen gekommen. Sie machen eine kleine Pause, dann geht es los. Heute gehen wir ins Islamische Museum. Kerstin ist dabei! Gabriele ist dabei! Matti wartet vor dem Museum auf uns! Supertag. Mit den beiden jungen Leuten, mit unserer Erzieherin zusammen und meiner Wenigkeit ist das ja schon fast eine familiäre Veranstaltung. Das macht Laune. Und der Himmel? Göttlich blau!

U-Bahn und durch die Stadt quetschen ist kein Problem für uns. Wir leben in der coolsten Großstadt in Deutschland und gehen souverän damit um.

Die Jungs sind so begeistert von Matti, das könnte den Rest des Tages für sie füllen. Sie unterhalten sich alle sehr sachkundig über Fußball. Die Jungs haben einfach zu viel von den Frauen an der Schule und zu wenig Männer. So ist das eben. Sie blühen richtig auf, wenn Matti da ist, wenn frau ihre Gesichter sieht, könnte frau richtig neidisch werden...

Zuerst gibt's noch einen Garderobenkampf zu bestehen. Wir werden an der Garderobe nicht bedient, sollen uns Schließfächer nehmen. Das hab ich noch nicht erlebt. Im Ägyptischen Museum gab es ein Schließfach für alle, ein riesiges. Für 2 Euro, die später wieder herauskamen. Hier sollen sich immer zwei Kinder ein Schließfach teilen. Ich soll zehn mal einen Euro in der Tasche haben!? - Ehrlich gesagt: ich habe sogar fünfzehn Mal einen Euro in der Tasche vom Einsammeln vorher, aber hier geht es um Grundsätzliches:"Für Kleinere machen wir es, Ihre Klasse ist zu groß!" (Schon zu alt, meint er.) "Werde mich beschweren!" "Tun Sie das!"
Ich schwenke zur Gegenseite. Dort ist ein älterer Herr, der gerade einer Klasse die Sachen abnimmt, alles sonst ist frei. Zweite Runde:
Warten. Fragen. Nein, nicht für uns. Wir sind zu groß, zu alt. Ich schaue die Kinder neben uns an. "Was seid Ihr denn für eine Klassenstufe, Fünfte?" "Wir sind Sechste", sagt ein Mädchen. Ich schau den älteren Herrn an. "Hallo, sie sind Sechste, wir auch. Sie können uns das nicht ablehnen." Er meint, er kann. Ich sage, das ist nicht gerecht. Was ist schon gerecht, sagt er. "Wo ist bin, ist gerecht, sage ich, und Sie nehmen uns jetzt diese Sachen ab!"

Das war überhaupt nicht mehr nachvollziehbar. Einen Moment lang hatte ich das Gefühl, ich muss jetzt "Rassismus!!" schreien.

Okay, irgendwann haben wir das auch geregelt, ich hab den Fight gewonnen. 1:0 für Minna. Man zieht sich halt auch an kleinen Sachen hoch. Wenn ich sehe, dass andere Leute bedient werden, was man uns verweigert, da lasse ich mich nicht abspeisen. Schon vor den Kindern nicht!

Na gut, kann mich also abregen. Es kommt eine unglaublich nette und kompetente Führerin, die uns in die Schätze der Islamischen Kunst einführt.



Faszinierend, der Pergamon-Altar! Unsere Kinder denken, sie "kennen" ihn schon, wissen aber noch gar nichts von ihm, das kommt noch!! Wir waren bei einer Ausstellung über Saudi-Arabische Kunst einmal daran vorbeigelaufen. Das nennt Ihr "kennen".

 Dann kommen wir zum:


...und stehen vor dem Ishtar-Tor zu Babylon...






Ishtar-Tor: Informationen

Blaue Tonkeramik, 2600 Jahre alt!
 
Die Führung war wirklich superklasse! Sie dauerte eineinhalb Stunden und Ali meinte: "Was? Ich dachte, es wäre eine halbe Stunde!" So passioniert, aber auch konzentriert war das, es war wirklich eine "Reise in den Orient", wie uns angekündigt worden war, aber zum Schluss waren wir alle ganz verzaubert, so intensiv war es gewesen. Hier sind ein paar Stationen:




 Das Aleppo-Zimmer



 Was hat sie denn jetzt hier?



Den Rest der Führung verbringen wir unter einem Turban.



Gebetsnische, blaue Keramik

 

Détail



Die Geschichte vom guten Jäger, der seiner Liebsten 
imponieren konnte. Selbst das Kamel
hat gute Laune. 




Goldbestäubte Tonkeramik




Andächtiges Zuhören




Alle auf dem Teppich: Die Geschichte von der Gastfreundschaft,
der Dialog auf dem Teppichbasar

Wieder draußen - Ist der Himmel göttlich blau!!