Freitag, 23. November 2012

Juchu, jetzt hat er's!

Ein schöner Freitag war das! Ein wenig Nebel am Morgen, aber die Luft riecht gut. Später wird der Nebel dicker, um sich schließlich ganz zu verziehen und einem wunderbaren klaren Licht Platz zu machen, das alle wenigen dürftigen gelben Blätter an den Bäumen noch einmal erstrahlen lässt...und schon bin ich um 13 Uhr draußen!

Ich freue mich immer, wenn es mir gelingt, mich über meine eigene unbedeutende Schulsituation zu freuen. So ohne Krampf, einfach, wenn die Freude kommt. Wenn ich aus einem fiktiven Pensionärsdasein auf mein jetziges Dasein rückblicke und mir sage: Es war doch schön! Erinnerst Du Dich noch hieran? Daran? Und so. So war das heute. Und ich darf noch dabei sein!

Wenn man so vielen Menschen begegnet und so viele sind freundlich. Wenn man dann so gern auch freundlich ist. Das ist wie elektrische Energie, die fließt. Dass man sich darüber freut, wenn sie fließt. Ja.

Gestern hatte ich den Unpünktlichkeitszettel von der Tür abgenommen. Wir sind jetzt alle pünktlich, wir brauchen das nicht mehr. Wenn mal einer zu spät kommt, ist das ja kein Ding, dann kommt er ab jetzt einfach wieder rein.
Als Mesut heute kurz nach Unterrichtsbeginn mal kurz rauswollte, kam er zurück und sagte: "Messi sitzt draußen und wartet..." Messi war lange nicht mehr zu spät gekommen, hatte das Schild im Kopf. Na ja, dann ist ja alles gut. Einstweilen oder für länger.

"Na, und - wie war's im Kino?" "Cool, aber die blöde Werbung vorher!" "Es war so schön." Vier Mädchen und vier Jungs. Emmely hatte das "Twilight"-Buch, das die Vorlage zum Film abgab, vorher in rasender Eile noch zu Ende gelesen. Sie meldet sich: "Ich war enttäuscht!" "Wieso?" "In dem Buch waren so viele Sachen drin, die fehlten alle in dem Film..." Da hat sie aber eine grundsätzliche Erfahrung mit Literaturverfilmungen gemacht, denke ich mir. Dass sie es bemerkte, dass ihr etwas fehlte....Wo Filme sicher mit Effekten nicht sparen. Und dennoch entbehrte sie etwas, das sie am Buch gemocht hatte. 
Wir sprechen ein wenig darüber. Ein Film ist eben ein anderes Medium. Er kann andere Sachen gut. Das kann ein Buch gut, alle Charaktere ganz fein zeichnen, ganz viele Nuancen aufscheinen lassen....Alle waren trotzdem hoch zufrieden. "Und Ihr Jungs seid in den "Mädchenfilm" mit hineingegangen?" "Jaaaa!" "Dann geht Ihr Mädchen sicher auch in den nächsten "Men in Black"-Film mit, oder?" "Klar!" -- Das muss richtig schön gewesen sein, die acht Persönchen da miteinander. Kinder kann man eigentlich nicht mehr sagen, Jugendliche noch nicht so fest. Aber schon eher, Jugendliche. Sie sind so an der Grenze.

Als erstes bilden wir Nomen aus Verben, Adjektiven und anderen Wörtern durch das Anhängen von -heit, -keit, -nis, -schaft, -sam, -ung. Aus "werben" wird "die Werbung", das ist noch nachvollziehbar. Doch, was wird aus "erringen", "brauchen", etc? Die Errungenschaft, das Brauchtum, die Grafschaft, die Finsternis, das Ereignis, sind Worte, die nicht unbedingt zum aktiven Wortschatz der Schüler gehören und auch eher nicht zum passiven.

Wir absolvieren das brav miteinander, kontrollieren, erklären und machen dann eine Pause.

"Können wir heute an den Referaten weitermachen?" Ja, können wir. Seit zwei Tagen fehlt ein wichtiges Bild für ein Plakat, das Peter malte. "Es ist geklaut!", steht für Mesut fest. "Wer sollte das Bild klauen? Peters Eule damals ist auch wieder aufgetaucht. Sie war hinter die Heizung gefallen. Wir müssen suchen: Unter den Tischen in Eurer Umgebung, in Euren Fächern und dort auch alles durchblättern, in den Mappen...." Zehn Minuten später..."Ich hab's! Ich hab's!" Es lag in einem Buch und war auch noch mit der unbemalten Seite nach oben zusammengefaltet! Hier ist das Prachtstück:



Es ist Teil eines Plakats zum Thema Hunger in der Welt und auch wieder so über-, über- sorgfältig hergestellt, so liebevoll! Ein kleiner Zweifel kommt mir dann doch --- ob Peter hier nicht unseren Bastian ein wenig mit dargestellt hat? Ist er der Kleine hinten mit der braunen Haut? Er sieht ihm auch ein bisschen ähnlich.
Bastian hatte jahrelang zu leiden. Hier ist noch ein Eintrag von ihm im damaligen Beschwerdebuch:



Bastian sagt, es sei besser geworden, doch er selbst hat die Angriffe ins Lachhafte gewendet, indem er jetzt immer alle mit seinem komischen Talent, das er hat, zum Brüllen vor Lachen bringt. Trotzdem kommt immer wieder etwas vor. Er hat es nicht leicht. Vor zwei Tagen wurde er auch wieder geärgert. Er fehlt heute.

Da wir schon mal gerade beim Aufräumen sind, finden wir Hans' Steinzeitzeichnung. Sie ist nicht ganz fertig, aber das Dach ist wirklich supertoll gestaltet! Wie genau muss man hinschauen, um den Verlauf der Balken so zu zeichnen!


Die Perspektive ist nicht richtig, von jedem Balken sieht man zwei Schnittstellen. Doch es sieht wunderbar aus.

Hier haben wir das Hungerplakat. Muss mal Bastian leise und heimlich fragen, ob er sich durch Peters Bild gemeint fühlt oder nicht..............



Selena und Cherry experimentieren mit ihrem Gewächshaus weiter. Heute muss es sein. Die Kressesamen müssen gesät werden. Es ist ungünstig. In zwei Tagen ist alles vertrocknet, bis Montag. Nein, es muss heute sein. Es muss eine Art Gewächshaus sein, das die Feuchtigkeit speichert. Zuerst aber: Haben wir Watte, um die Kressesamen hineinzulegen? Haben wir nicht. Aber wir haben einen Baumwollzweig, er wird jetzt gerupft. Dabei fallen ein paar Samen an, man könnte versuchen.... Doch heute brauchen wir nur die Baumwollfasern. Die beiden Mädchen legen ein schönes Bett für die Kressesamen an, wässern sie; ein kleines Terrarium, in dem nur alte Sachen liegen, wird ausgeräumt und umgewidmet. Fertig ist die Gewächshauslaube! So wird es bis Montag gehen. Dann haben sie sicher auch Plastikfolie dabei für ihr selbstgebasteltes Gewächshaus. 

 


Mario zeigt mir die feine Zeigerwaage, die hat die vielen Experimente nicht verkraftet und verweigert weitere Dienste. Aber die grobe Federwaage wird schon tagelang vehement zum Kräftemessen eingesetzt. Sie wird es überleben. Alle Geräte, die Kinder länger in der Hand haben, sind binnen kurzem oder längerem kaputt....

Nach der Pause schreiben einige die Tafel mit langen Rechnungen voll, unaufgefordert. Schöner Einstieg. Gemeinsam prüfen wir die Rechnungen nach und sind dadurch schon mitten drin! Danke für die Vorlage, Jungs!



Frau Herrfurth kommt und rechnet im Nebenraum "Bäumchen"-Rechnungen. Emmely will unbedingt mit und hat später ganz glückliche Augen, es hat ihr so gut getan!

Wir anderen haben "freie Fahrt". Die "Sonnen" machen Brüche gleichnamig, was das Zeug hält. Mesut an der Tafel: "Jep! Beim Machen hab ich's jetzt verstanden!" Und hier ist auch Mario -- Juchu! Jetzt hat er's! Welche Freude! Selena fühlt sich  auch schon sicherer. Messi traut seinen Fähigkeiten noch nicht so ganz, kann es aber schon. Fereba, die heute Geburtstag hat und Luigi brauchen starke Unterstützung, eigentlich mal ohne die anderen. Die "Monde" rechnen schon lange gemeinsam hinten am Tisch Aufgaben mit drei Brüchen und sind mit großem Eifer dabei. Habe das Gefühl, ein Tor hat sich geöffnet, wir kommen voran. Und: Lucy kann vielleicht gut rechnen! Mann! Sie wird immer besser!



Wie schnell die Zeit wieder einmal um ist! In der großen Pause reinigen Selena und Cherry mit mir zusammen unser Aquarium. Das hat es aber nötig. Eigentlich möchten sie am liebsten Guppies fangen, aber ich lasse sie nicht....Emmely hat sich dazugesellt und so bringen wir vier das alles in Ordnung. Emmely gießt unsere vielen Pflanzen für übers Wochenende. Dann haben die Kinder noch eine Englischstunde und ich darf flüchten; nichts wie raus und weg!


In der Nähe ist "Schrotti", in der Zossener, ein sehr guter Berliner Imbiss. Ich bestelle mir eine Portion Pommes und einen Club-Mate und lese die Sprüche, die Schrotti hier so stehen hat....





 


Blauer Himmel, zarte Sonne, klare Luft trotz Autoverkehrs, die schönen, zart gebogenen Zweige der unbelaubten Kastanienbäume gegenüber auf dem Jerusalem-Friedhof, wo Kurt Mühlenhaupt, Mendelssohn-Bartholdy, Chamisso und Rahel Varnhagen liegen....Und:Schon hat das Wochenende begonnen!  : ))

Donnerstag, 22. November 2012

So groß

Frettchen sind Fleischfresser. Pablo fand es gestern noch heraus. Am Morgen ist das neue Aquarium immer noch in Ordnung, kein Wasser ist ausgetreten. Ich hatte es vorher immerhin etwa zwei Jahre im Gerümpel stehen... Alles ist prima. Endlich ist es geschafft! : ) Die Black Mollies haben eine angemessene "Heimat".



Als erstes unterhalten wir uns im Stuhlkreis, da geht die Tür auf und André, unser Computerraummann, kommt herein und kündigt an, er wolle sich einmal die Höhle von Lenaux ansehen und schauen, ob man von der Höhlenführung im Dunklen einen Film machen kann...Wie schön, wenn das ginge!

Nach der Pause geht er mit einigen Kindern hinunter. Bastian sagt:"Ich geh da nicht mehr rein. Es ist so stickig da."
Später kommt André und sagt, es klappt. Nach der Pause soll es losgehen.
Wir losen aus, welches Team jetzt mit ihm hinuntergehen darf. Später geht Bastian widerspruchslos mit, er ist ja der Höhlenmann und wird gebraucht.

Im Kreis hatte ich angekündigt, eigentlich mit Mathe weitermachen zu wollen. Doch heute sind wir ohne Helfer und die Kinder sind mit dem Lernstoff so weit auseinander....Da sagt Hans: "Du kannst doch mit einer Gruppe Mathe machen, wir setzen uns alle nach vorne. Hinten machen die anderen Referate oder Deutsch. Nachher wechseln wir." "Nee, Hans, Du könntest Lehrer werden, Du hast ja ein didaktisches Händchen!", sage ich doch Kasia belehrt mich: "Er will Arzt werden." Wir machen es so und beginnen mit der stärkeren Gruppe, mit den "Sonnen" und den "Monden". Das Thema ist die Addition und Subtraktion ungleichnamiger Brüche. 



Man muss ein paar Schritte vorausdenken, das macht einige sehr unsicher. Zuerst rechnen alle gemeinsam, hinten wird an Anderem gearbeitet. Dann rechnen alle für sich oder gemeinsam mit einem Partner, dann noch einmal an der Tafel zur Kontrolle. Scheint gut zu klappen. Beim Wechsel möchten einige Jungen noch weiter Mathe machen, sie erhalten einige Aufgaben, gehen in den Freizeitraum und rechnen dort an der Tafel zusammen.

Ich kann nun mit den "Bäumchen", den Förderkindern die einfacheren Aufgaben entwickeln. Umrechnen von unechten Brüchen in gemischte Zahlen und umgekehrt.

 

Mal gucken, was im Freizeitraum so passiert....


Allerhand. Bei der Aufgabe mit den drei Summanden, das war eine Premiere, haben sie sich die Sache zweckmäßig kleingearbeitet, zuerst von den beiden ersten Brüchen den Hauptnenner gesucht und vom Ergebnis dann wieder mit dem dritten Bruch den Hauptnenner gesucht. Stark! Ein Mathematiker hat natürlich an dieser Rechnung etwas auszusetzen, weil sie den dritten Bruch in der Rechnung nicht immer korrekt mitgeführt haben, aber sie haben das Problem gelöst! Anschließend sagt Ali: "Mathe hat heute richtig Spaß gemacht!"


Heute ist so viel gewesen! Die schöne Rechnerei, dann die Aufnahme der Höhlenführung, ich war so froh, ich hätte André umarmen können! JETZT können wir die Höhle abbauen. Jetzt erst. Wir haben ein Filmchen davon. Ich freute mich so, dass es André schon peinlich wurde, na ja.

Ach ja, die Druckerei wartete noch auf Tobi und Luigi, und - im Stuhlkreis hatten wir den einen Text gelesen. Klang er nicht ein bisschen unzusammenhängend? Vorgestern auf der Vorlage klang er so rund und schön....Hallo Kerstin, ich glaube, die beiden haben die Rahmen irgendwie zusammengestoppelt. So eher mechanisch. Vielleicht fehlt auch etwas? Das Puzzle bekomme ich nicht ganz zusammen.



Nun haben sie alles schon wieder zurückgeordnet....


Der zweite Drucktext:



Zeit, um an den Referaten weiter zu feilen:



Zu sehr guter Letzt halten Bastian und Messi ein perfektes kleines Referat übers Recycling, dabei hat jeder eine Menge dazugelernt, ich auch. 

"Wieviel Prozent des Altpapiers werden recycelt?  Neun Prozent." "NUR?"

Dann noch ein Gespräch. Wir werden eine Klassenkonferenz abhalten müssen. X muss eine Ordnungsstrafe erhalten. Er hat mehrere Male körperliche Gewalt angewendet, wieder angefangen, einen Mitschüler verbal zu demütigen wie in den Jahren davor. Eine Zeit lang hatte es aufgehört, nun hatte es wieder angefangen. Er hatte in Streit Anderer eingegriffen und zur weiteren Eskalation aktiv beigetragen....Dieser Schüler zieht im Unterricht derzeit so mit, dass wir es alle nicht für möglich gehalten hätten. Und doch. Muss man die anderen vor ihm schützen. Interessant. Zwei Andere hielten an ihrer Kritik ihm gegenüber fest, als er im Raum erschien. Es herrscht ja allgemein die Regel unter Schülern, es sei "Petzen" und unmoralisch, wenn man sich Hilfe holt, wenn Andere einen beleidigen... Diese beiden zeigten, ja: Zivilcourage.
Und dann hat mich diese Schule nur noch von hinten gesehen. Dieser Tag war so klar und hatte ein überirdisch schönes Licht. Es war nicht kalt, die Farben strahlten. So nutzte ich das Privileg, das meine Schüler nicht haben. Ich verließ um 13 Uhr das unwirtliche Gebäude.
Das Haus ist ein Alptraum, aber drinnen, da drinnen, da spielt manchmal die Musik...Diese Kinder werden jetzt schon so groß und verständig, dass man nur staunen kann! Und: Oho! Acht von ihnen, vier Jungen und vier Mädchen, haben sich für nach 16 Uhr zum Kinogehen verabredet!! 

Gerade gelesen, dass Cherry gestern eine Beziehungskrise mit ihrem Computer hatte und ziemlich auf der Palme ist deswegen...

http://www.cherrystagebuch.blogspot.de/2012/11/liebes-tagebuch_6342.html 

Dies und das

Mittwoch, 21.11.12

Morgens, im Lehrerzimmer, liegt da ein Aktenordner "Kunst" auf dem Tisch. Das erste Blatt handelt vom Marmorieren. Vielleicht lässt sich noch was lernen?
Doch es ist eine Enttäuschung: Käufliche Marmorierfarben soll man gebrauchen. Dabei lässt sich bei dem Thema so schön die Unverträglichkeit von Öl und Wasser zeigen: Ölfarben mit Terpentinöl verdünnt, in Wasser oder Kleistermasse träufeln lassen.

Gut, es hat einen starken Geruch, aber es ist dann nicht so ein Geheimnis mehr, wie Marmorieren funktioniert.


In der Klasse angekommen, als sie noch leer ist: Schön sehen die zum Trocknen aufgehängten Druckblätter aus....

Den Aquarienkies habe ich endlich besorgt. Das kleine Miniaquarium ohne Licht mit den Black Mollies stinkt schon vor sich hin...

Als Allererstes schreiben wir eine kleine Lernkontrolle über Pronomen. Vier Arten kennen wir schon, zwei lernen wir danach noch kennen: Die Indefinit- und die Interrogativpronomen. Dann sind wir damit "durch".


Alle wollen an ihren Referaten weiter arbeiten und ich lasse sie. Alle haben eine Idee, was sie tun wollen  und - nach zwei Tagen, in denen wir uns nur beharkt haben, ist Mario vertieftestens mit seinem Tortendiagramm beschäftigt. Aber nicht in Fingerhutgröße wie gestern, sondern groß und anschaulich. Er hat sich jetzt mit einer Fragestellung anfreunden können und strahlt. Es geht ihm gut, er bleibt dabei. So schön nach den Kämpfen der letzten beiden Tage!

 

Die Mädchen links bauen an ihrem Gewächshaus. Langsam und sehr durchdacht entsteht da etwas. Skolé - Muße - Nur nicht hetzen... Die Jungen rechts arbeiten an ihrem "Refarat" über  Energieformen.


Peter, der Künstler, hat die Solaranlage gemalt.

 


 



 

 Hans hat sich selbst mit dieser tabellarischen Zeichnung über Energieformen übertroffen.



 


Wie  sie in ihren Themen drin stecken! Nur nicht hetzen, denke ich mir, es entstehen so schöne Produkte, an denen die Schöpfer selbst ihre Freude haben. Welch ein Glück, dass wir nur Blockstunden haben und dann auch mehrere hintereinander. Das heißt, man kann heute die Zeit von 10 Uhr bis 13.30 Uhr frei gestalten. Das nutzen wir.


Das ist der Junge, der beim Recycling alles richtig macht. Man kann ihn richtig mögen.




Messi und Bastian möchten am Donnerstag ihr Referat halten. Sie legen noch letzte Hand an.




Langsam und Schritt für Schritt entsteht das Gewächshaus. Auch die Kressesamen haben Selena und Scherii beorgt. Auf der Packung steht "40 Gramm". Nun probieren sie aus, ob wirklich drin ist, was draufsteht.



 Ja, es ist drin, was draufsteht. Mit der Packung etwas mehr als 40 Gramm. Es war ihre Idee gewesen, das Gewicht zu überprüfen.


Irgendjemand hat heute das falsche Mittagessen ausgesucht. Alle essen Rindergulasch. Ich nicht. Von den beiden Essen wird nur eines ausgegeben. Am Donnerstag genauso. Es ist schwer für mich, in der Schule mitzuessen. Es gibt dort bei der auswählenden Stelle einen Hang zum Fleisch.


Heute drucken Luigi und Tobi weiter. Gestern hatten sie mit Kerstin begonnen.

 

 Gut gereinigte Lettern in Rahmen.


Das Zurücklegen der Lettern ist sehr zeitraubend. Man muss sich sehr konzentrieren, die Rille kommt immer nach unten, damit man "u" und "n" unterscheiden kann. Luigi übt sich in Geduld.



Zusammen schaffen sie ganz schön was weg.

 

Vorher wurden die Lettern mit einer Zahnbürste, Seife und Wasser gesäubert.

Ronaldo, Tobi und Mesut sind vorbereitet und tragen ihre Witze vor. Dann ist der Schultag zu Ende. Die Kinder haben Freizeit.




Ich will jetzt endlich die Sache mit dem stinkigen Aquarium stemmen. Normalerweise muss man ein Aquarium, wenn man es neu einrichtet, "einlaufen" lassen, das dauert etwa eine Woche. Diese Zeit haben wir nicht. Zuerst Kies waschen, dann den Kies ins Glasgefäß geben. Nun gebe ich Wasser aus dem kleinen Aquarium in das größere und mische es mit frischem Wasser. Das geht auch. Pflanze hinein, die Fische umsetzen, Filterpumpe und Heizstab installieren und Deckel drauf, Licht an! Alles funktioniert.
Hoffentlich ist das Aquarium noch dicht... : /


Muss also noch warten und später nachschauen. Die Fische sind ganz fröhlich. Es scheint ihnen gut zu gehen. 
Unten im Haus hat eine Kollegin eine wunderschöne Wand mit den Ergebnissen eines Kunstprojekts gestaltet. Sie nimmt sich viel Zeit dafür und es sieht toll aus! Die Idee mit der Einbettung der Fotos in eine Art Filmrahmen ist sehr attraktiv. Wir unterhalten uns, machen uns einen Tee. Wunderbar!



Habe eine Färbeflotte aus Rainfarn angesetzt. Dauernd gehen Kinder im Gang vorbei und sagen: "Iiih, das stinkt!" Nun gut, über Gerüche kann man nicht streiten. Nehme meine Lavendelölflasche heraus, behandle ein paar Wollkästen und schon "stinkt" es nach Lavendel. Das ist eher akzeptiert.

Dann ist es Zeit, hochzugehen und nachzusehen, ob - hoffentlich - das Aquarium funktioniert. Ja, es ist kein Wasser ausgetreten. Glück gehabt!

Zwei Jungen sitzen im Klassenraum, Pablo und Rimas. Draußen tobt das so genannte Leben, Krach, Schreien bis zum Anschlag, hier ist Ruhe. So ergibt sich ein kleines Gespräch und beim Fischebeobachten bemerke ich, dass die Black Mollies zwei verschiedene Schwanzformen haben. So könnte man Männlein und Weiblein getrennt setzen und weiteren Nachwuchs verhindern. Pablo möchte zu Weihnachten gerne Frettchen haben. Ob er es nicht einmal besser mit zwei Farb- oder Rennmäusen oder zwei Degus probieren sollte? Sie sind bestimmt für einen Anfänger leichter zu halten und man wird ihnen besser gerecht. Rimas sitzt geduldig die Zeit bis 16 Uhr ab....Später sitzen beide gemeinsam am Computer und schauen nach, was Frettchen so fressen.

Für mich ist Schluss für heute!

Dienstag, 20. November 2012

Ladebalken


Am frühen Morgen: 

Der Herbst schenkt uns seine Schätze. Im Herbst denke ich immer: Der Herbst, der ist mein Lieblingsmonat.





Keine Stimme. Als ob ich nichts gesagt hätte! Wieder ein Ball auf dem Boden. Doch: Heute ist keine Zeit zum Grummeln, heute früh sind drei Elterngespräche von Förderkindern zu absolvieren, leider auf Kosten des Wollekurses. Wir beraten mit den Eltern zusammen, auf welche Schulen man sich bewerben könnte.


Zur 3. Stunde kommt Besuch, eine Kollegin  möchte einen Schüler beobachten. Er hat einfach so seinen Förderstatus verloren, weil, das sei befristet gewesen und wir hätten es nicht weiter beantragt. Nicht mal nachgefragt, einfach aberkannt. 

Gleichzeitig kommen Sevda und Matti; Thekla und Kerstin etwas später, und Lars steht plötzlich im Zimmer (Wie groß er ist! Er stößt fast oben am Türrahmen an.) und wird noch drei Höhlenführungen unternehmen.

Er arbeitet jetzt sozusagen die Liste vom Fest ab. Kinder aus verschiedenen Klassen, einige Erwachsene, z.B. Emmelies Mutter und Gerda, eine Dame aus der Schülerbücherei, sogar "ein Amerikaner" soll dabei gewesen sein, erzählten die Kinder später.

Lars ist beeindruckt vom Ernst der Vorleser und Akteure, er lobt Ali insbesondere, er hat sich allerhand abverlangt. Prima! Lars schaut auf den Tisch und sieht Peters zeichnerische Arbeiten. "Den Jungen muss man doch fördern", sagt er und wir unterhalten uns darüber, wie man das wohl am besten schaffen könnte. Denn Peter hat ein weit überdurchschnittliches Mal- und Zeichentalent.

Kerstin setzt und druckt  mit Luigi und Tobi zusammen je einen Text. Früher waren beide stets zusammen, jetzt sieht man sie oft in jeweils anderen Zusammenhängen. Nun arbeiten sie wieder einmal miteinander. Luigi hatte sich ein besonders schönes Gedicht ausgesucht.



Hans und Messi halten ihr Referat über die Krebse und Krabben (endlich....), sie haben die Fortpflanzungsfragen sehr gut überarbeitet. Doch wissen sie nicht, wie alt diese Tiere werden und ob und wie, falls ja, sie ihren Panzer wechseln. Ihre Freunde wollen ihnen ein "Sehr Gut" verpassen, aber sie erhalten dann eine "Zwei".

Ja, und dann sind unsere Stunden schon vorbei. Wir, Kerstin, Thekla und ich, unterhalten uns noch ein Weilchen und dann - nichts wie weg! Weg aus dem Schulhaus. Wenn so viele Leute in der Klasse sind, jeder mit unterschiedlichen Bedürfnissen, dann brauche ich den Nachmittag für mich selbst. 

Immer noch keinen Aquarienkies besorgt. : /

Hatte heute mein Lieblings-T-shirt mit dem Ladebalken an: Ein bisschen Blödsinn muss sein.



Lehrerträume


Montag, 19.11.12

Lehrerträume. In der Nacht. Mit Schülern unterwegs. In einer Szenerie, die vorgegeben und mir unangenehm ist. Doch: Pflicht ist Pflicht. Irgendwas läuft schief. Ich will eingreifen und rufe, keiner hört auf mich. Als ob ich nicht da sei. Nun bemerke ich, dass ich stumm bin. Wenn ich schreie, hört mich niemand. Keine Stimme. Keine Reaktion, keine Kontrolle, alles entglitten. Aufwachen.

So ein Traum klebt an einem dran bis in die Mitte des Tages. Er färbt den Morgen ein. So oder so. Heute war es so.

Im Klassenraum: Der Tafellappen klebt zusammengeknüllt in der Ablage. Hundertmal habe ich gesagt, dass das unhygienisch ist. Eine Bakterienzüchtung.
Keine Stimme. Niemand hört auf mich.



Das kleine Aquarium hat kein Licht, das große schon. Obwohl sie beide durch die gleiche Zeitschaltuhr betrieben werden. Mist: In drei Tagen ist das eine Kloake. Jetzt muss aber mal etwas geschehen: KIES KAUFEN. Aber wer hat schon Lust, wenn er nachmittags kaum die eigenen Einkäufe zustande bekommt, noch mit 10 kg Aquarienkies durch die Gegend zu rennen? Ich nicht.

 

 Trotzdem: Ich werde nicht daran vorbeikommen. Jeden Nachmittag nehme ich es mir vor, und dann bin ich so groggy und denke: Bloß weg und auf dem kürzesten Weg nach Hause!


Grrrr! Der Ball! Hundertmal gesagt: Da, in den Eimer, dort in die Schüssel legt ihn ab, so rollt er nicht ständig durch die Klasse....Keiner hört auf mich. Keine Stimme.




Dann kommen die Kinder und wir machen Deutsch, Grammatik, Wortarten, die Pronomen. Fürwörter. Personalpronomen, Possessivpronomen, Demonstrativpronomen und Relativpronomen. Das geht ziemlich straight bis zur Pause. Bis zu Relativsätzen, deren einer charmant von Bastian so gebildet wird: "Die Übungen über die Pronomen, die wir heute gemacht haben, haben Spaß gemacht." Oha. Nett.

Dann sind zwei Stunden Englisch und ich habe Zeit, mich über die letzte Klassenarbeit in Deutsch herzumachen. Nein, wie gut Emmely schreibt! Sie hat sich stark in Rechtschreiben verbessert. Darauf später angesprochen, sagt sie, sie läse gerade sehr viel, die "Twylight"-Bücher, und dadurch käme alles wie von selbst......

Irgendwann haben wir uns durch Tempelhof geschraubt und sitzen bei Pablos Mutter im "Gatto Nero", einer ganz wunderbaren Pizzeria, werden von Pablos Mutter ganz wunderbar beköstigt mit noch viel wunderbareren Pizzen: Der Teig dünn und knusprig, der Belag riecht soo gut (für mich) und es schmeckt allen so gut, dass von 20 Pizzen NICHTS übrig bleibt! Ich bin seit drei Tagen rein pflanzlich und habe einen Salat gegessen. Die bei weitem beliebteste Pizza ist die Thunfisch-Pizza mit Zwiebeln.


 

 Seltsamerweise oder auch nicht fügt sich die Sitzordnung quasi von allein in eine nach Geschlechtern getrennte....


 


 Was die Tischmanieren angeht...man muss es ja nicht übertreiben.

Wir werden von anderen Gästen angesprochen, als diese von ihrem Tisch aufstanden. Sie sagten: Was ist das für eine Klasse? Die Kinder sind ja so "zivilisiert", ja so sagen sie. (Mit dem Wort konnten die Kinder heute nichts anfangen. Es klang für sie fremd. Aber sie waren über einen langen Zeitraum ganz entspannt recht ruhig gewesen und die anderen Gäste hatten das bemerkt.)


 

Gestärkt treten wir den Rückweg an. Das war schön!!! Eine Lehrerin, eine Klasse, keine Konflikte, Harmonie bis zum Abwinken. Der Grund für unsere kleine Feier? Wir haben uns für unser Engagement beim Höhlenprojekt belohnt. Auch das muss einmal sein...