Samstag, 17. November 2012

Ten lightyears from home und der Pseudopenis.


 Schulhecke im Herbst am Morgen

Es wird zur Manie. Soo interessant ist das alles doch auch nicht. Es ruht aber nicht eher, bis es heraus ist. Dann ist es gut untergebracht und ich kann mich neuen Dingen zuwenden. Ist das ein problematischer buchhalterischer Zug?

Dieses Insistieren auf Begriffen und dem Gehörten, das wieder auszukramen, das Vergleichen, was jeder daraus gemacht hat, was jeder behalten hat, das hat, so finde ich, Ergebnisse gebracht. Es schärft auch eine Haltung, bei kleinen Dingen sich aufzuhalten, nachzufragen, auf den Grund gehen zu wollen, eben gründlich sein. Hierzu braucht man einen langen Atem, ein wenig Hartnäckigkeit. 

In der letzten Zeit hatten wir öfter bei aushäusigen Veranstaltungen zu hören bekommen, dass wir als Gruppe uns erstaunlich lange konzentriert hätten und sehr lange zuhören und mit jemandem arbeiten könnten, ohne dass einzelne Kinder in ein Störverhalten hineinkommen.

Es könnte damit zu tun haben, dass dieses Lineare, dieses Gründliche, schon ein wenig Fuß gefasst hat. Für geistiges Arbeiten ist es meiner Ansicht nach unbedingt nötig.
Dafür  machen wir auch immer schön Pausen anschließend. Es soll ja keine Qual sein.
Im Umgang mit den elektronischen Medien wird ja eher Assoziativität gefördert, die traditionellen Denkhaltungen und -wege werden sicher nur noch in der Schule trainiert, hier werden Bahnen gelegt für weitere Betätigung in dieser Hinsicht, so sehe ich das.

Beim Referat in Naturwissenschaft, Thema Smog halten mir zwei Kinder ein Buch vor die Nase: "Können wir in den Computerraum gehen und uns ein Bild über Smog ausdrucken?" Es ist ein schönes Bild im Buch. Zuerst will ich es für das Plakat fotokopieren, dann erst fällt mir auf, dass man das auch zeichnen könnte und mache den Vorschlag dazu. Beide willigen ein und schaffen zwei vorzeigbare Bilder. (kommen noch).

Grundsatz: Welches sind die am wenigsten aufwendigen Mittel, um ein Ergebnis zu erzielen? Dann: Alles, was ich einmal innerviert habe, abgeschrieben, gezeichnet, ist so viel mehr mein geistiges Eigentum.

Man weiß, dass diese Tätigkeiten auch Freude machen können. Von Kafka und Walter Benjamin ist bekannt, welch ausdauernde Abschreiber sie waren. Zu dem Thema gehört auch die Wahl des Schreibgerätes, des Papiers und die Freude an einer schönen Handschrift.

Man kann sich sicher vorstellen, wie ich zu den Bestrebungen stehe, die verbundene Handschrift zugunsten unverbundener Druckbuchstaben abzuschaffen: Es ist kulturelle Selbstauslöschung. Absolut abzulehnen.

In diesen Bereich gehören zum überwiegenden Teil die neue Rechtschreibreform  und die haarsträubenden und in manchen Medien nachgebeteten Ehrenerklärungen mancher Linguisten für eine simplifizierte Form der Jugendsprache ohne Präpositionen, Artikel oder Fälle. Einfach nur grausam.

Es ist, als würde man die kulturellen Höchstleistungen einebnen, die Differenzierungen, die Sprache schon leistet, verhöhnen, eine Form von lustvoller Selbstabschaffung, die kein Franzose auch nur im Ansatz verstehen würde. Aber wir machen das...Einfach nur grausam. Mit Adorno: Hinunter und immer weiter.

Am Freitag geht es mit dem Tafeltexten und Abschreiben weiter. Mancher Moderne wird mich dafür schelten: Schrecklich: Frontalunterricht, schrecklich, zurückgeblieben: Kreidetafel ("Kreidezeit") , schrecklich: Abschreiben!!! Dreimal Furchtbar. Unfähig, die Pädagogin, unfähig zu Neuem, na, wie wär's mit einer Fortbildung für's Smartboard?

Gemach, gemach. Auch wir haben unsere Phasen, die bei einem modernen Schuldidaktiker durch die Zensur gehen würden. Sie "klappen" verdammt gut und bestätigen, dass zur Ausübung von Freiheit auch eine bestimmte grundlegende Strukturiertheit als Bedingung dazugehört.


Auch das könnte man ausrechnen. Und links neben der Tafel
lockt die richtige Welt....

Mein Versuch, mit der Klasse die Entfernung auszurechnen, die der Begriff "Lichtjahr" ausdrückt, scheitert. Wir kommen nur bis zum Lichttag. Keine Geduld.


Der nächste Stern "hinter" der Sonne ist fünf Lichtjahre entfernt.....Ten lightyears from home...war das nicht mal eine Liedzeile?

"Unendliche Weiten", so beginnt  "Star Trek"...sage ich, und mir schallt ein vielstimmiges "STAR WARS!" entgegen. Nicht diese Lucas-Sch***e!, denke ich.  Musste mir einmal einen dieser Filme ansehen und war kuriert, es war mir selten so öde und langweilig.

Außerdem war der Begriff in den USA  in den Achtzigern von diesem halbdebilen Präsidentendarsteller okkupiert, wie hieß er noch? - Ich komme da nicht weiter mit dem etwas intellektuelleren Star Trek und lasse es bleiben.

Irgendwann ist die Luft verbraucht, in mehrfachem Sinne. Ich verspreche, den Rest der Fakten aufzuschreiben, so dass wir sie in dieser Form in unsere Hefte einkleben können. Große Zustimmung. Sollte ich aber auch einhalten ....


Umweltschutz-Referate, Themen hier: 
Umweltverschmutzung und Recycling.



Hier geht es  um Luftverschmutzung.


Hier um Windräder.
Die Farbwahl ist nicht ideal, aber Rimas und Ali haben sich
sehr gut mit der Sache befasst.


Kasia hat sich die Weltbevölkerung vorgenommen, findet aber ein bestimmtes Buch nicht. So geht es, wenn man die Bücher überall lagert, im eigenen Fach, im Freizeitraum, als seien es die eigenen und nicht, als wisse man, dass sie von allen gebraucht werden...Reibungsverluste. Grrr!

Sex sells. Hans und Messi quälen sich mit dem Fortpflanzungsverhalten der Strandkrabbe. Sie haben etwas gelesen, notiert und tragen es jetzt vor der tafel zur Übung vor. Aus der Erinnerung:

"Das Fortpflanzungsverhalten der Krabben zeigt diverse Varietäten auf. Zuweilen legt das Weibchen die Eier im Wasser ab und das Männchen entlässt seinen Samen darüber. In anderen Fällen erfolgt die Fortpflanzung intrakorporell vermittels Pseudopenis und  Vagina.... "

Hää? Diverse Varietäten? Pseudopenis? "Habt Ihr verstanden, was Ihr hier vortragt?" Kopfschütteln. Nur das Wort Pseudo... ruft Lachen hervor. Aber nicht soo viel, wir haben gut zusammen Sexualkundeunterricht  gemacht und nun kann man über alles reden.

Let's talk about. Generalfehler. Sie müssten versuchen, es zu verstehen. Dann erst aufschreiben. Nicht einfach abschreiben. Fehler sind gut. Stellt Fragen!!!
Sie kommen aber nicht weiter damit. Zeit vergeht. In der Partnergruppe fehlt einer, der furchtlos an alle Fakten rangeht und sie umdreht wie der Wurmsucher die Steine am Boden. Doch der Wurmsucher schlägt sich gerade mit Emmely und Lucy an der Tafel im anderen Raum. Es wird anstrengend. Da die Zeit ohnehin fast um ist, belassen wir es dabei. Nächste Woche ist auch noch Zeit dafür. Schönes Wochenende! (Nur ich muss um 16 Uhr noch zum Gespräch nachsitzen - selbst schuld!) Es war ein sehr schönes Gespräch und dauerte bis 17 Uhr 15.


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