Freitag, 23. November 2012

Juchu, jetzt hat er's!

Ein schöner Freitag war das! Ein wenig Nebel am Morgen, aber die Luft riecht gut. Später wird der Nebel dicker, um sich schließlich ganz zu verziehen und einem wunderbaren klaren Licht Platz zu machen, das alle wenigen dürftigen gelben Blätter an den Bäumen noch einmal erstrahlen lässt...und schon bin ich um 13 Uhr draußen!

Ich freue mich immer, wenn es mir gelingt, mich über meine eigene unbedeutende Schulsituation zu freuen. So ohne Krampf, einfach, wenn die Freude kommt. Wenn ich aus einem fiktiven Pensionärsdasein auf mein jetziges Dasein rückblicke und mir sage: Es war doch schön! Erinnerst Du Dich noch hieran? Daran? Und so. So war das heute. Und ich darf noch dabei sein!

Wenn man so vielen Menschen begegnet und so viele sind freundlich. Wenn man dann so gern auch freundlich ist. Das ist wie elektrische Energie, die fließt. Dass man sich darüber freut, wenn sie fließt. Ja.

Gestern hatte ich den Unpünktlichkeitszettel von der Tür abgenommen. Wir sind jetzt alle pünktlich, wir brauchen das nicht mehr. Wenn mal einer zu spät kommt, ist das ja kein Ding, dann kommt er ab jetzt einfach wieder rein.
Als Mesut heute kurz nach Unterrichtsbeginn mal kurz rauswollte, kam er zurück und sagte: "Messi sitzt draußen und wartet..." Messi war lange nicht mehr zu spät gekommen, hatte das Schild im Kopf. Na ja, dann ist ja alles gut. Einstweilen oder für länger.

"Na, und - wie war's im Kino?" "Cool, aber die blöde Werbung vorher!" "Es war so schön." Vier Mädchen und vier Jungs. Emmely hatte das "Twilight"-Buch, das die Vorlage zum Film abgab, vorher in rasender Eile noch zu Ende gelesen. Sie meldet sich: "Ich war enttäuscht!" "Wieso?" "In dem Buch waren so viele Sachen drin, die fehlten alle in dem Film..." Da hat sie aber eine grundsätzliche Erfahrung mit Literaturverfilmungen gemacht, denke ich mir. Dass sie es bemerkte, dass ihr etwas fehlte....Wo Filme sicher mit Effekten nicht sparen. Und dennoch entbehrte sie etwas, das sie am Buch gemocht hatte. 
Wir sprechen ein wenig darüber. Ein Film ist eben ein anderes Medium. Er kann andere Sachen gut. Das kann ein Buch gut, alle Charaktere ganz fein zeichnen, ganz viele Nuancen aufscheinen lassen....Alle waren trotzdem hoch zufrieden. "Und Ihr Jungs seid in den "Mädchenfilm" mit hineingegangen?" "Jaaaa!" "Dann geht Ihr Mädchen sicher auch in den nächsten "Men in Black"-Film mit, oder?" "Klar!" -- Das muss richtig schön gewesen sein, die acht Persönchen da miteinander. Kinder kann man eigentlich nicht mehr sagen, Jugendliche noch nicht so fest. Aber schon eher, Jugendliche. Sie sind so an der Grenze.

Als erstes bilden wir Nomen aus Verben, Adjektiven und anderen Wörtern durch das Anhängen von -heit, -keit, -nis, -schaft, -sam, -ung. Aus "werben" wird "die Werbung", das ist noch nachvollziehbar. Doch, was wird aus "erringen", "brauchen", etc? Die Errungenschaft, das Brauchtum, die Grafschaft, die Finsternis, das Ereignis, sind Worte, die nicht unbedingt zum aktiven Wortschatz der Schüler gehören und auch eher nicht zum passiven.

Wir absolvieren das brav miteinander, kontrollieren, erklären und machen dann eine Pause.

"Können wir heute an den Referaten weitermachen?" Ja, können wir. Seit zwei Tagen fehlt ein wichtiges Bild für ein Plakat, das Peter malte. "Es ist geklaut!", steht für Mesut fest. "Wer sollte das Bild klauen? Peters Eule damals ist auch wieder aufgetaucht. Sie war hinter die Heizung gefallen. Wir müssen suchen: Unter den Tischen in Eurer Umgebung, in Euren Fächern und dort auch alles durchblättern, in den Mappen...." Zehn Minuten später..."Ich hab's! Ich hab's!" Es lag in einem Buch und war auch noch mit der unbemalten Seite nach oben zusammengefaltet! Hier ist das Prachtstück:



Es ist Teil eines Plakats zum Thema Hunger in der Welt und auch wieder so über-, über- sorgfältig hergestellt, so liebevoll! Ein kleiner Zweifel kommt mir dann doch --- ob Peter hier nicht unseren Bastian ein wenig mit dargestellt hat? Ist er der Kleine hinten mit der braunen Haut? Er sieht ihm auch ein bisschen ähnlich.
Bastian hatte jahrelang zu leiden. Hier ist noch ein Eintrag von ihm im damaligen Beschwerdebuch:



Bastian sagt, es sei besser geworden, doch er selbst hat die Angriffe ins Lachhafte gewendet, indem er jetzt immer alle mit seinem komischen Talent, das er hat, zum Brüllen vor Lachen bringt. Trotzdem kommt immer wieder etwas vor. Er hat es nicht leicht. Vor zwei Tagen wurde er auch wieder geärgert. Er fehlt heute.

Da wir schon mal gerade beim Aufräumen sind, finden wir Hans' Steinzeitzeichnung. Sie ist nicht ganz fertig, aber das Dach ist wirklich supertoll gestaltet! Wie genau muss man hinschauen, um den Verlauf der Balken so zu zeichnen!


Die Perspektive ist nicht richtig, von jedem Balken sieht man zwei Schnittstellen. Doch es sieht wunderbar aus.

Hier haben wir das Hungerplakat. Muss mal Bastian leise und heimlich fragen, ob er sich durch Peters Bild gemeint fühlt oder nicht..............



Selena und Cherry experimentieren mit ihrem Gewächshaus weiter. Heute muss es sein. Die Kressesamen müssen gesät werden. Es ist ungünstig. In zwei Tagen ist alles vertrocknet, bis Montag. Nein, es muss heute sein. Es muss eine Art Gewächshaus sein, das die Feuchtigkeit speichert. Zuerst aber: Haben wir Watte, um die Kressesamen hineinzulegen? Haben wir nicht. Aber wir haben einen Baumwollzweig, er wird jetzt gerupft. Dabei fallen ein paar Samen an, man könnte versuchen.... Doch heute brauchen wir nur die Baumwollfasern. Die beiden Mädchen legen ein schönes Bett für die Kressesamen an, wässern sie; ein kleines Terrarium, in dem nur alte Sachen liegen, wird ausgeräumt und umgewidmet. Fertig ist die Gewächshauslaube! So wird es bis Montag gehen. Dann haben sie sicher auch Plastikfolie dabei für ihr selbstgebasteltes Gewächshaus. 

 


Mario zeigt mir die feine Zeigerwaage, die hat die vielen Experimente nicht verkraftet und verweigert weitere Dienste. Aber die grobe Federwaage wird schon tagelang vehement zum Kräftemessen eingesetzt. Sie wird es überleben. Alle Geräte, die Kinder länger in der Hand haben, sind binnen kurzem oder längerem kaputt....

Nach der Pause schreiben einige die Tafel mit langen Rechnungen voll, unaufgefordert. Schöner Einstieg. Gemeinsam prüfen wir die Rechnungen nach und sind dadurch schon mitten drin! Danke für die Vorlage, Jungs!



Frau Herrfurth kommt und rechnet im Nebenraum "Bäumchen"-Rechnungen. Emmely will unbedingt mit und hat später ganz glückliche Augen, es hat ihr so gut getan!

Wir anderen haben "freie Fahrt". Die "Sonnen" machen Brüche gleichnamig, was das Zeug hält. Mesut an der Tafel: "Jep! Beim Machen hab ich's jetzt verstanden!" Und hier ist auch Mario -- Juchu! Jetzt hat er's! Welche Freude! Selena fühlt sich  auch schon sicherer. Messi traut seinen Fähigkeiten noch nicht so ganz, kann es aber schon. Fereba, die heute Geburtstag hat und Luigi brauchen starke Unterstützung, eigentlich mal ohne die anderen. Die "Monde" rechnen schon lange gemeinsam hinten am Tisch Aufgaben mit drei Brüchen und sind mit großem Eifer dabei. Habe das Gefühl, ein Tor hat sich geöffnet, wir kommen voran. Und: Lucy kann vielleicht gut rechnen! Mann! Sie wird immer besser!



Wie schnell die Zeit wieder einmal um ist! In der großen Pause reinigen Selena und Cherry mit mir zusammen unser Aquarium. Das hat es aber nötig. Eigentlich möchten sie am liebsten Guppies fangen, aber ich lasse sie nicht....Emmely hat sich dazugesellt und so bringen wir vier das alles in Ordnung. Emmely gießt unsere vielen Pflanzen für übers Wochenende. Dann haben die Kinder noch eine Englischstunde und ich darf flüchten; nichts wie raus und weg!


In der Nähe ist "Schrotti", in der Zossener, ein sehr guter Berliner Imbiss. Ich bestelle mir eine Portion Pommes und einen Club-Mate und lese die Sprüche, die Schrotti hier so stehen hat....





 


Blauer Himmel, zarte Sonne, klare Luft trotz Autoverkehrs, die schönen, zart gebogenen Zweige der unbelaubten Kastanienbäume gegenüber auf dem Jerusalem-Friedhof, wo Kurt Mühlenhaupt, Mendelssohn-Bartholdy, Chamisso und Rahel Varnhagen liegen....Und:Schon hat das Wochenende begonnen!  : ))

1 Kommentar: