Mittwoch, 14. November 2012

Schon die ersten Zeichen des Abschieds?

Das war ein Schultag! Zugegeben, er dauerte nur fünf Stunden, und ich machte mich um 13 Uhr nach Hause. Dieses Wetter! Im Dunkeln sogar in der Stadt ein wunderschöner Sternenhimmel, Orion stand direkt vor dem Fenster. Heute früh schon ein magisch blauer Himmel. Und erst später! Wie ist die Stadt schön bei diesem Licht!

 

Südsternfeeling um 7 Uhr

 

Sonniges B aus dem Fenster heraus geschaut



 Sonniges B an der Spree aus der S-Bahn betrachtet
 

Doch bleiben wir erst einmal da, wo es auch anfing. Gestern hatte ich mir im Netz alle wichtigen Informationen für den Weg zum Carl-Zeiss-Planetarium herausgesucht. Das Planetarium liegt im "Wilden Osten", also da, wo man als eingefleischter Kreuzberger fast nie hinkommt.

Prenzlauer Allee! Du lieber Himmel! Und ich bin auch noch allein! Nein eigentlich...Doch es gibt kein Zurück mehr. Da muss ich durch. Wer nichts wagt, der nicht gewinnt.

Heute komme ich mit einer Kopie des Stadtplans an und erkläre hochgenau den Weg und die Stationen und wie wir das machen, damit wir alle gut zurückkommen. Was wir auch gemacht haben. 

Als ich in die Klasse komme, ist da ein großes Gelächter: "Kommma, guck mal, ey, nee, was hat sie hier geschrieben und: Mesut, schau mal, wie er Luser schreibt und gegleert...Und hier: "Selena get imer in mein Freiraumm du must mal mit ir reden.." Ein Gekicher und Gelache. Alte Zeiten standen auf. Sind die Kinder schon ein bisschen unter der Abendsonne des Abschiednehmens? Wo haben sie das Ding ausgegraben? Das Beschwerdebuch:


Es funktionierte etwa ein Jahr lang, dann schrieb keiner mehr hinein. Schade. Es ist ein wunderbarer Schulroman, wenn man später darin liest, sehr unterhaltsam. Das erkannten einige heute und gaben lautstark Kostproben zum Besten.




Dann frühstückten wir, zogen uns an und machten uns auf dem Weg in die Prenzlauer Allee.




Auf dem Weg: Nein, das ist kein Schnee. Es ist gefrorener Tau. Wie heißt das dann? Keine Ahnung (Schon fünfmal erklärt.) Es heißt REIF.
Es war heute Nacht also unter Null Grad Celsius.

( Meine armen Schäfchen!!! : (
Müssen auf der Wiese schlafen, denn die beiden klapprigen Seniorinnen okkupieren das Fünfsternehotel Stall. Sie dürfen nicht mehr zusammen sein, die Jüngeren würden die Alten in ihrer Gier über den Haufen rennen. Aber sie schaffen das schon. )


Das hier muss man nicht mehr erklären...


In der U-Bahn sagt Kasia:"Gib mir bitte auch den Zettel für Leibniz, ich möchte da auch hin." "Klar bekommst Du den Zettel. Hab ich mir auch schon gedacht, bloß: Ich bin mir nicht sicher, ob Du das schaffst. Der Vorsatz ist noch nicht die Tat." Sie könnte, wenn sie wollte. Zieht sie dann mit oder fliegt sie auf die Nase, das ist hier die Frage. Sie ist ein Schmink- und Modelmädchen und sieht alle diese Sendungen. Das ist ihr Leben. Doch sie hat unglaublich viel Intelligenz, auf der anderen Seite. Mit dem Fleiß hapert es sehr. 
Doch sie kann es mit ihren Eltern selbst entscheiden. Das ist das Schöne an Berlin. Ich kann sagen: So sehe ich das, und wenn Ihr es anders machen wollt, dann macht Ihr das, aber dann auf Eure Verantwortung. Dann bin ich raus.
  
Wenn jemand scheitern sollte, den ich fürs Gymnasium empfohlen habe, das würde ich mir sehr übelnehmen. Das ist in vielleicht sechs oder sieben Klassen mit  Übergangsssituationen noch nicht passiert. Dass Schüler scheiterten, die sich überschätzt hatten, schon. Auch, dass einzelne erfolgreich waren, die ich für nicht so stark gehalten hatte und die es trotzdem probiert hatten. Das war besonders schön!
Man will es  niemandem vermiesen. Es geht nicht nur darum, da hinzukommen. Man muss auch da bleiben können.


 Vorbildliche Gruppe in der U-Bahn.


Coole Berliner Kids vor dem Planetarium. Hier stehen einige zusammen, deren Lebenswelten sich bald für immer sehr unterscheiden werden. Warum kann man nicht bis zur zehnten Klasse zusammen lernen? Das wäre doch auch wichtig für die Gesellschaft, für den Zusammenhalt der Menschen, die in dieser Gesellschaft gemeinsam Verantwortung für das Ganze übernehmen sollen und die nicht so früh, in der Regel für immer, getrennt werden sollten.

 Im Planetarium:


Vor uns eine Gruppe mit kleineren Kindern, die Mädchen sind sehr laut beim Vortrag, als es dunkel ist, schlagen sich, lachen. Es ist schwer, dem Vortrag zu folgen. Fünf Plätze weiter die Lehrerinnen, sitzen beisammen(!!) und quatschen selbst, dass die Bude wackelt. Unsere Kinder empören sich im Nachhinein. Na prima, denke ich, das Geld kommt ja auch so aufs Konto, nicht wahr, auch wenn man richtig krass danebenhaut...

Der Vortrag war 50 Minuten lang, sehr interessant und anschaulich und hieß "Sterne, Nebel, Feuerräder". Er war eigentlich für Kinder von 8 bis 12 Jahren, aber auch ich erfuhr Neues. Morgen werden wir das nachbereiten. Schade, es gab nichts Schriftliches dazu, das auch anschaulich gewesen wäre.



Im Dezember werden wir noch einmal da sein. Auf der Rückfahrt standen wir am S-Bahnsteig, da kommt Rimas mit seiner leisen Art und Stimme zu mir her und sagt: "Minna, es ist die falsche Richtung. Wir müssen da lang fahren." Oha! mein Orientierungssinn! Nicht der beste. "Woher weißt Du das?" "Ich fahr immer hier lang, hier wohnt der Freund meiner Mutter!"

Frage noch einmal beim Schaffner zurück, da sitzen TATSÄCHLICH noch zwei Leutchen in einem Häuschen mit Gardinen an der Tür. Hach, der Osten! Nach dem dritten Klopfen erhebt sich ein Herr in Uniform, ein leibhaftiger Mensch und kommt zur Tür: Ja, bestätigt er und zeigt: Wir müssen auf dem andern Gleis zurück.

Er sagt: "Ihr seid also diese tolle  Klasse?" "Hä?" "Ja, vorhin war eine Frau da, sie sagte, da war eine Klasse in der Bahn, die war so ruhig, das sei so prima gewesen..." "Ja," beeilten wir uns zu sagen, "das waren wir. Klar." Geht ja gar nicht anders. 

Danke Rimas! Oh ja, wir wären auch angekommen, aber wir wären dreiviertel um Berlin herumgefahren....Über Gesundbrunnen nach Westen. Danke! 

Um Mittag sind wir wieder da und entspannen erst einmal auf dem Hof bei Tischtennis und Fußball. Hans hat den Ball abgenommen bekommen, weil er im Haus schon Fußball spielte! Unser braver Hans?! Sie brauchen aber jetzt den Ball. Hans muss zugucken.

Vorher zeigten Bastian  und Messi noch ihr Talent, die ganze Gruppe zum Lachen zu bringen. Sie improvisierten einen Tanz, der immer stärker zum Gangnam-Style mutierte. Und alle gingen mit und tanzten ausgelassen. Lucy hatte ein Musikdings  dabei, da war die Musik drauf, aber viel zu leise, das tat der guten Stimmung keinen Abbruch. Es war richtig Party. Einfach so. Und ich durfte dabei sein.

So entstand die Idee, die Klasse tanzt Gangnam Style ( Gesichter vielleicht mit Masken unkenntlich?) und wir machen ein Video davon.

So viel haben wir selten an einem Tag gelacht. Ich freu mich auf die nächste Klassenfahrt. Schön, dass wir noch eine haben! Unsere Abschiedsfahrt Ende Mai. 
Immer, wenn ich irgendwo Bad Reichenhaller Salz sehe, denke ich daran, wie wir hunderte Meter auf Holzrutschen in das Salzbergwerk hineinrutschen werden. Und dann wird man wieder diese süßen Mini-Salzspender kaufen können und alle werden einen von mir bekommen! Hoffentlich wird schönes Wetter in Berchtesgaden sein, oh, der Jenner! Oh, der Königssee mit seinem grünblauen klaren  Wasser und dem Echo, und Oh, das Bergbachtal unter der Watzmann-Ostwand, wo Wasser fließt, das man trinken und in die Flasche füllen kann....

So, jetzt schau ich mir das Gangnam-Video nochmal an.

http://www.youtube.com/watch?v=pHdK8sFNv9M 

Gerade bekomme ich einen Anruf aus der Schule, ich hatte doch noch einen Gesprächstermin. Siedendheiß fällt es mir ein. Cherries Mutter. Heute früh war es mir noch klar gewesen, dann hatte mich dieser Tag so mitgenommen, so im Guten mitgenommen, dass ich, als die Erzieherin mir anbot, früher zu gehen, frohestens angenommen hatte und die Schule, was die praktischen Dinge angeht, hinter mir gelassen hatte. 

In der letzten Zeit passiert mir so etwas schon hin und wieder. Ich werde mich sehr entschuldigen müssen. Hatte wegen des Ausflugs um 8 Uhr schon mit der Arbeit begonnen statt zu 10 Uhr und war so der Meinung, dass ich deshalb gehen könnte, wenn ich es angeboten bekomme. Dumm ist auch, dass mir seit zwei Tagen mein Kalender abhanden gekommen ist. Wo ist er bloß? Ich hätte sicher noch einmal hineingeschaut...Alte Lehrerin! Irgendetwas mache ich immer falsch!

Frage mich: Ist es beginnende Amnesie, vulgo "Alzheimer" oder beginnender Altershedonismus?

Habe Cherries Mutter angerufen, mich entschuldigt und ihr einen Wunschtermin angeboten. Der ist nun am Freitag, 16 Uhr. Tja. Ich werde da sein.


1 Kommentar:

  1. Cool,dann kann ich dies ja gleich übernehmen,dann muss ich nicht so viel schreiben,viel Bilder hab ich auch nicht,Dankee!xD

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