Freitag, 13. September 2013

Die Mühen der Ebene und die kleinen Schritte nach vorn.

In der fünften Woche hat es, so will es mir scheinen, einen Ruck gegeben. Im Stuhlkreis haben wir einige sehr "vernünftige" Gespräche über Vorfälle geführt und über richtiges Verhalten und solches, das für alle Nachteile bringt.

Wenn im Musikunterricht, den alle Kinder sehr lieben, zwei Mädchen laut sind und Faxen machen, dann vergeht den anderen die Freude daran. Das ist jetzt schon mehr klar geworden.

Auch, was man da im Stuhlkreis alles erzählen kann. Zum Beispiel, mit wem man am liebsten zusammen sitzen möchte oder was man sich wünscht oder was man erlebt hat oder worauf man sich freut...oder eben, was im Unterricht gestört hat.

Das Singen haben wir aber auch nicht vergessen. Dafür sorgt schon Julia mit ihren wunderschönen Liedern, die man auch spielen kann.

Nach dem Stuhlkreis frühstücken wir. Auch der Toilettengang ist wichtig und darf nicht Nebensache werden. Aber einige Kinder wollen immer gehen und bleiben ganz lang weg und zwar dann, wenn grade die Arbeit beginnen soll...

Es sollen ja immer zwei Kinder zusammen gehen. Aber die Lehrerin wählt jetzt sehr bestimmt aus, wer mit wem geht und fragt dann das zweite Kind. So ist gesichert, dass die Kinder schnell wiederkommen. Auch, weil immer nur zwei auf einer Toilette unterwegs sind. Alles braucht Regeln. 




Gestern nach dem Stuhlkreis hatten wir einen kleinen Schock zu verkraften. Wir waren vorgestern im Viktoriapark unterwegs gewesen und hatten Eicheln gesammelt. Nun waren in vielen Eicheln so Löcher drin und - - - auf dem Boden und überall in der Klasse krabbelten gelbe Maden herum, "Iiiihhh!!! Würmer!!!!"



Wir haben sie im Schulgarten ausgesetzt zusammen mit den Eicheln...schade um die schönen Eicheln.




In unserer Schule wird in den Klassenräumen nur montags und freitags gefegt und mittwochs gewischt.
Zwischen den Tischen liegt immer ganz viel Schmutz und Sand. Damit die Putzleute richtig fegen können, fühle ich mich verpflichtet, am Nachmittag die Tische auseinanderzurücken.



Am nächsten Morgen müssen dann alle 25 Tische wieder richtig hingestellt werden. Dienstags und donnerstags werden die Flure gereinigt. Wenn man also am Tag drauf in die Klasse kommt, liegt der ganze Schmutz vom Vortag noch da, und ich kann so nicht anfangen.
Muss also zum Besen greifen und erstmal die ganze Klasse halbwegs fegen, sonst kann ich nicht beginnen, so in Dreck und Speck.

Hatten wir es früher doch gut, denke ich manchmal. Niemand erwartete von mir Reinigungsarbeiten im Klassenraum. Es gab Putzfrauen, mit denen konnte man reden und es wurde jeden Tag gesäubert. Übrigens auch die Tische. Die Tische säubert heute niemand mehr, wenn wir es nicht tun...

Also habe ich, bevor ich nur irgendwie zu meinen Kernarbeiten komme, entweder schon Tische gerückt oder selbst gefegt. So blöd ist das. Muss ich mal ehrlich sagen.

Jemand von außen, der weiß gar nicht, wo es überall bröckelt und knirscht. Was früher selbstverständlich war, dass ein Lehrer sich um seine Kernaufgaben kümmert, ist es heute nicht mehr. Das ärgert mich sehr. Alle zucken mit den Achseln....Ist eben so heute. Schön. Vier Milliarden BER in den Sand gesetzt und niemand muß dafür seinen Hut nehmen. Große Töne werden allethalben gespuckt, "Ganztagsschule" etc., aber hinter die Kulissen schauen ja nur die Insider, von außen sieht es noch halbwegs aus als würden Form und Inhalt sich entsprechen. Aber. Deshalb erzähle ich das.


Spielplatzbild




Noch ein Spielplatzbild




Wir haben uns in dieser Woche sehr intensiv mit dem /o/ als Laut beschäftigt, und nur mit der langen Lautvariante. Im Lernmaterial sind diese Übungen quasi nur angetippt und die Versuchung ist groß, zu schnell voranzuschreiten und die Kinder dann später mit Schwierigkeitshäufungen allein zu lassen.

Schon das lange /o/ als Laut zu identifizieren, will gelernt sein! Für viele Kinder muss sich eine Haltung auch erst entwickeln, Sprache zu betrachten und nicht gleich mit dem Inhalt sich zu beschäftigen. So ist die Tomate ein O-Wort und es ist im Moment nicht so wichtig, was die Tomate für mich bedeutet. Nicht jedes Kind ist schon so weit.

Hier ist es für viele Fünfjährige nicht leicht, die Übungen als Sprachübungen zu erfassen, also die Ebene, auf der gehandelt wird, richtig zu klassifizieren und sich auf ihr zu bewegen...

Ich glaube, hier hat Berlin auch wieder große Fehler gemacht, die Vorschule abzuschaffen und ersatzlos Fünfjährige dem "normalen" Schulunterricht auszusetzen. Die Lehrer werden es schon richten, nicht wahr... Grrrrr. Ihr seid "Fachleute"!!



Das ist der "O-Sack".

Die aufgeklebten Bilder im und um den O-Sack sind das Ergebnis einer langen Arbeit, zuerst an der inhaltlichen Klärung - denn, wenn ich dem Bild den Inhalt nicht zuordnen kann, kann ich auch die Lautentscheidung nicht richtig treffen. Wortschatzarbeit.

Dann das Abhorchen, das Einschleifen der Technik des akustischen Identifizierens und Diskriminierens von anderen Lauten. Dann die Zuordnung des Graphems.
Die Ergebnisse sind sehr unterschiedlich. Wir Erwachsene glauben nicht, wie schwierig das für nicht wenige Kinder ist....Aber ohne das geht es nicht. Auch nicht ohne Extramaterial, denn die Lehrwerke orientieren sich nicht an Schülern, die große Förderung benötigen, sondern mehr so an denen, für die das halbwegs easy ist.

Auch fehlen Materialien für die, die schon viele Buchstaben und Laute kennen, die das Zusammenschleifen schon beherrschen, also die so genannte Synthese und die sich beim Buchstabensack nicht lange aufhalten und sich dann  langweilen.... Für sie hatten wir diese Lösung gefunden:



Solche wunderbaren Lese- und Schreibleistungen gibt es auch in der Klasse. Das ist beim Rechnen nicht anders.

Darum haben wir heute bei einigen Kindern Mini-LÜK-Hefte mit schon schwierigeren Rechenaufgaben mit Selbstkontrolle eingeführt.

Wir müssen sozusagen mehrgleisig fahren. Im Moment ist so eine Phase, wo sich Eindrücke sammeln, wo ein Kind vielleicht steht und man versucht, mit angemessenem Material eine Entsprechung zu finden und guckt, wie das Kind darauf reagiert. Damit die Freude erhalten bleibt.Denn noch ist sie da.

Das reicht für den Freitagabend. Schönes Wochenende, liebe Leserin, lieber Leser!
 

Mittwoch, 11. September 2013

Ich habe eine Blaumeise gesehen!

Dieses Bild vom letzten Post zeigte mir den desolaten Zustand der Fächer der Schüler auf.



So eine peinliche Unordnung! Da musste gehandelt werden...Es sieht jetzt etwas besser aus. Ich schwöre...

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Heute waren wir zu Fuß im Viktoriapark und auf dem Kreuzberg. 

Auf dem Hinweg zum Xberg: "Meine Mama wird heute 35, aber die wächst nicht mehr." Herzlichen Glückwunsch der Mama!
 
Wir hatten auch einen Geburtstag in der Klasse. Alina bekam ein Buch und wurde hochleben gelassen. Wir sangen und schmausten dann ein wenig.

Ein Eichenblatt

Jakob kommt zwischendurch und zupft mich am Ärmel: "Ich habe eine Blaumeise gesehen, sie hatte einen gelben Bauch!"

Johannes hatte auch eine Blaumeise gesehen, er kennt diesen Vogel ebenfalls. Das war wichtig. Und überhaupt so schön, dass jemand etwas sieht, ganz von allein.

 Kletterkünste

Teamwork der Mädchen bei dem Flugdings.



Immer noch Kletterkünste


Weiterhin Kletterkünste 



Willensstark. Sie will da hoch und kämpft sich durch. 


Wir am Kreuzberg-Monument. Ganz oben.  

Auf dem Rückweg durch die Bergmannstraße - wir kommen an den vielen Cafés vorbei, die sich dort aneinanderreihen - fragt Johannes (es ist so etwa 11 Uhr15) :"Wieso sitzen die alle im Café, die sind doch auf Arbeit oder wie?"

Echt, Johannes, denke ich mir, das hab ich mich auch schon manchmal gefragt. Die chillen da alle im Restaurant mitten am Tag und werktags. Wie geht das denn eigentlich?


Zurück in der Schule, Laura weint, sie hat ihr Springseil vergessen!! Muss in der Mittagspause die Lehrerin nochmal mit Fahrrad zum Spielplatz zurück. Ehrensache. Und da liegt es dann noch. Na, sie wird sich freuen!!! (Hat sie auch.)

Später basteln die Kinder und bauen mit Lego, einige besuchen den Lebenskunde- oder den Unterricht für Islamische Religion.

Danach ist das Obstschneiden angesagt:



Anschließend sitzen alle zusammen und essen noch von ihren Broten und dem reichhaltigen und schön zurechtgeschnittenen Obst, das die Eltern jeden Tag mitgeben. Eine schöne ruhige, gemeinsame Situation. Toll, wie Hediye das jeden Tag organisiert und begleitet!!

Ach ja, nach dem Essen haben sich alle Kinder mit zwei Erwachsenen zusammen die Zähne geputzt! 1 cool eben!




Einige von uns haben vorher in der Klasse noch das Sticken eines Lesezeichens auf Aida-Stoff geübt. Eine fing an, andere kamen dazu und so schlug es Wellen, bis es sechs bis acht Mädchen waren, die daran saßen. Eine zerschnitt mir das schöne teure Perlgarn, was mich sehr aufbrachte. Wir mussten uns darüber unterhalten, an welche Sachen man randarf (die eigenen) und bei welchen man vorher fragen sollte. Das gemeinsame Obstessen beendete dann das Sticken und die anderen Aktivitäten wie Legobauen, basteln und malen.

Nach dem Essen waren viele Kinder sehr aufgedreht gewesen, nach und nach legte sich das und es wurde immer ruhiger und besinnlicher.

Wir hatten auch heute zwei gute Gespräche gehabt. Das eine heute früh im Kreis. Gestern war Musikunterricht gewesen. Zwei Mädchen hatten nur laute Faxen gemacht und hatten den anderen die Situation verdorben. Dies wurde ihnen im Gespräch erst klar.

Außerdem beschlossen wir, dass alle versuchen, nicht zu lachen, wenn einem oder einer etwas Unangenehmes passiert. Große gemeinsame Regel!! Hugh!! 

Beim zweiten Gespräch am Nachmittag ging es um die Lautstärke. Es ist einigen Kindern und uns Erwachsenen wirklich sehr unangenehm, wenn einige Kinder so "aufdrehen". Auch das allgemeine Sprechen untereinander müsste à la longue von etwas mehr Impulskontrolle begleitet werden. ;)

Wir werden lernen zu flüstern, wenn es nötig ist. Die dabei entstehende Ruhe nützt allen.

Es war eine sehr verständige Gesprächssituation. Ich hatte einen kleinen "Flash" in die Zukunft, ein Bild von unserer Klasse so als vierte etwa, wie sie verständig und vernünftig Dinge miteinander klären. So, wie ich es von den Größeren kenne und schätze.

Ja, so ein Eindruck entstand dabei, wir redeten wirklich MITeinander und es war bei allen der große sachliche Ernst zu spüren.

Mannmann, das wird doch!!! <333

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Nee, noch was! Emmely aus meiner früheren Klasse kam noch zu Besuch am Nachmittag, aus Friedrichshain!! Hab mich sehr gefreut. He, Emmely, Du hast doch bei allem immer so ein Gesicht gezogen...was war das für eine aufgeschlossene fröhliche junge Dame, die da plötzlich neben mir saß? Danke fürs Kommen und Erzählen - und ALLES GUTE weiterhin!!!

Montag, 9. September 2013

Ein schöner Tag in der 1 cool.

Heute begann unsere fünfte gemeinsame Woche. Früh in der Klasse bestaunten wir die neue Tür, die in die Wand zwischen Unterrichts- und Freizeitraum am Wochenende eingelassen worden war.

So haben beide Räume jetzt eine Verbindung.




Sofort machte es sich positiv bemerkbar, zum Beispiel in der Regenpause:




Die beiden Räume werden jetzt sowohl im Unterricht als auch in der Freizeit mehr genutzt, es ist für alle mehr Raum da. Hier ein ausgelassenes kleines freundschaftliches Freizeitgerangel:




Heute morgen hatten wir einen sehr schönen Stuhlkreis zusammen. Jedes Kind erzählte ein wenig von seinem Wochenende, mindestens ein Satz sollte es sein. Es wurde natürlich mehr, und das bringt uns ja auch alle mehr zusammen, wenn wir etwas voneinander wissen.

Ein Junge hatte mit seinem Vater Fußball gespielt. Ein anderer war im Gartenhäuschen gewesen und hatte schöne Gemüsesachen von dort beim Frühstück dabei. 

Ein Mädchen hat übermorgen Geburtstag und freut sich schon sehr darauf. 

Alle lachten, als wir hörten, dass der Vogel eines Mädchens genau den gleichen Namen hat wie der Motorroller eines Jungen: Tweetie! Ja, das war interessant!

Danach war unser Frühstück und dann --- stellt Euch vor: Dann haben wir richtig feste und lang gearbeitet. Sogar mit ganz großer Arbeitsruhe. Sehr selbständig bearbeiteten die Kinder ihre Aufgaben über das Oo, wir beiden Lehrerinnen halfen.

Es war soooo schööön!!! Niemand fand es zu laut und alle waren zufrieden.

Die Pause verbrachten wir leider drinnen, wegen des Regens. Dann war Sport. Sport ist überaus beliebt.


Besonders das Freiturnen! Nach dem Sport war Pause, wieder regnete es. Dann gab es Essen. Es hat allen Kindern, die ich fragte, gut geschmeckt. 

In der 6. Stunde fragte ich drei Mädchen, die schon lesen können, ob wir gemeinsam ein Bilder-Namen-Memory von unserer Klasse herstellen. Sie haben eine Anlauttabelle und wir horchten auch alle Namen genau ab. Dann schrieben oder stempelten die drei die Namen der Kinder.

Es hat großen Spaß gemacht. So entsteht ein Spiel, das alle nutzen können und die Kinder, die schon etwas weiter sind, werden auf ihrem Lernstand auch gefordert. Nebenbei entstehen Materialien für die Freiarbeit.

Hier sind noch ein paar Bilder von Dingen, die wir sonst noch gemacht haben, in der letzten Woche:



Wir besuchten die Marheinickehalle...,




 ... kauften uns dort Obstsorten, die wir noch nicht so gut kannten und probierten davon im Unterricht. Dann ordneten wir die Namen zu und sprachen darüber, warum es gesund ist, Obst zu essen.




Die Eltern geben jeden Tag Obst mit, das schneidet Hediye, die Erzieherin, zusammen mit einigen Kindern, dann ist gemeinsames Essen. Dabei wird erzählt oder vorgelesen.



 

 So klingt der Tag in der Schule langsam aus.



In der Halle war es ganz schön spannend gewesen.


  Ja, was sonst noch so?




Julia singt mit uns wunderschöne Lieder vom Häschen, das Hunger hat und ein reh trifft, das es zum Abendbrot einlädt. Und von den zwei kleinen Wölfen, die es nachts gern ein wenig heller hätten, damit sie sich nicht immer ihre Pfötchen an den Wurzeln anstoßen...

Übrigens klären wir immer ganz viele Wörter. "Abendbrot" war längst nicht jedem klar, und als wir das O lernten - mit dem Merkwort "Ofen", da wusste längst nicht jedes Kind, was ein Ofen ist! Kein Wunder, wenn man zu Hause eine Heizung hat! So ist immer Anlass für viele Gespräche und Klärungen.



Unser erstes Zahlendomino.




Eine nette Regenfledermaus...



 "Socke" (die Krähe) und ihre Freunde - ja, die Kuscheltiere, die wollen auch dabei sein!



 Spielen im Sand bei schönem Wetter...



 Lämmli, Noemis Gefährte, spielt ein ruhiges Spiel mit seiner Freundin auf dem Gang...



Ein schönes Bilderbuch mit viel Humor gehört auch dazu...
Vorgelesenvon Edith am Freitag  in unserer wunderschönen Bibliothek.

Heute war ein schöner Tag. Es wird. Wir Erwachsene haben das Gefühl, "unsere" Kinder sind angekommen und haben sich in ihre neue Schulsituation schon gut eingelebt. Das ist schön! :)))

Ich freu mich schon auf morgen in der 1c, der 1 cool!

Herzliche Grüße
Eure Minna


Sonntag, 8. September 2013

Heute ist ein schöner Tag!

Liebe Lenauer/innen, liebe Leser/innen!

Wir blicken in der 1 c nun auf vier Wochen gemeinsamer Arbeit und Freizeit zurück.

Unser erster Ausflug ging in die Marheinickehalle, wo wir die verschiedenen Geschäfte anschauten und beim Obststand einige Obstsorten einkauften.

Die Eltern der Kinder der 1 c bringen täglich Obst oder Gemüse mit. Das wird geschnippelt und am Nachmittag gemeinsam verzehrt.

Wir hatten nun neben den Äpfeln, Birnen und Bananen noch Blaubeeren, Erdbeeren, Himbeeren und Brombeeren!

Nach dem Mittagessen versuchen wir alle fleißig, unsere Zähne zu putzen. Meist gelingt es auch.

Das Anstellen und In-der-Reihe-gehen klappt schon besser, aber bei weitem noch nicht gut genug.

Auch an der Aufmerksamkeit im Unterricht muss noch gearbeitet werden. Wir Erwachsene loben ausführlich, wenn sich Kinder unterrichtsbezogen verhalten und ziehen so die anderen mit "ins Boot".

In den Pausen spielen jetzt schon viele Kinder miteinander.Doch müssen wir einfache Spiele wie "Verstecken" und "Fangen" noch erklären. Es scheint, als ob die Kinder diese Spiele nicht kennen. Was uns wundert, aber vielleicht wirkt es auch nur so.

Mühsam ist unser weiterweiter Weg von der Klasse und Freizeitraum zum Kleinen Hof der Schule in den Pausen. Zumal das mit dem Anstellen einfach noch nicht gelingt. Stehen vorne die Kinder richtig, toben weiter hinten andere herum, ohne zu merken, dass sie sich vielleicht anstellen sollten....

Geduld ist nötig bei Lehrerinnen und Erzieherin. Viel, viel Geduld. Immer wieder das gleiche sagen.

Es gibt viele Kinder, die sind soo aufmerksam und einige, die hören gar nicht richtig zu und agieren sehr oft laut. Die ersten Kinder sitzen oder stehen sehr lange und warten, bis es dann "losgehen" kann.

Die anderen haben die schulischen Regeln noch nicht "drinne". 

Wir müssen das Flüstern üben. Zu oft sprechen Kinder und zu oft sehr laut. "Wenn Du es Deinem Nachbarn sagen willst, flüstere, sag es leise, wir müssen es nicht zwei Tische weiter hören."

Ich habe zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder Heiserkeit und Stimmbandprobleme...

Ein Mädchen traf ich vor der Schule morgens auf dem Hof. Sie hatte etwas in der Hand und öffnete sie langsam. Ich sah vier Ohrstöpsel. "Warum?" Das war klar: "Es ist mir zu laut." Ich fragte sie, wann es ihr zu laut ist.

Das müssen wir abstellen. Wir haben sehr sensible und empfindsame Kinder. Sie sind den ganzen Tag den Aktionen und Schreien anderer Kinder ausgesetzt und können sich nicht dagegen wehren.

Ein Mädchen tritt und schlägt andere und hält sehr oft einfache Regeln nicht ein.

Drei Mädchen können einfache Wörter lesen. Sie werden am Leselehrgang weiterhin teilnehmen, benötigen aber Extramaterial, um sich auf ihrem Niveau weiter zu schulen.

Etliche Kinder sind nicht sehr geschickt mit den Händen und haben große feinmotorische Schwierigkeiten, manche halten die Stifte auf abenteuerliche Weise.

Wir müssen Dinge lernen, aber wir müssen derzeit auch noch lernen, wie wir sie gemeinsam lernen.

Wir singen viel und spielen rhythmische Spiele, lernen als große Gruppe gemeinsam zu handeln.

Der Stuhlkreis am Morgen ist nicht beliebt. Er ist aber ein wichtiges Forum für alles Mögliche. 

Wie ordnen wir unsere Sachen, damit wir alles beizeiten wiederfinden?

In dieser Woche hatten wir ein schönes kleines Zahlendomino gebastelt. Als ich es zwei Tage später - teilweise musste ich es ergänzen, weil beim Ausschneiden Fehler gemacht worden waren und das Domino unbrauchbar geworden war - als ich zwei Tage später mit den Kindern das Spiel einführen wollte, hatten mindestens sechs Kinder es schon mit nach Hause genommen UND DORT GELASSEN!!!

Grrr! *_*

Wo kommen die Schuhe und Hausschuhe nun immer genau hin?  Wie schaffen wir es, die Schuhe zu wechseln, ohne dass ein Kind geschubst wird und anschließend weint und heim zu Mama will?

Welche Lautstärke ist beim Frühstücken angemessen?

Manchmal weint jemand noch und will sich morgens nicht trennen.

Mal ehrlich: In der Kita fing es um 9 Uhr an. Man konnte um 15 Uhr abholen. Hier fängt es um Punkt 8 Uhr an. Man DARF erst um 16 Uhr abholen. Wer's braucht, prima! Aber darf der Staat Eltern VERWEIGERN, ihre Kinder eine Stunde früher abzuholen? Auch, wenn die Geschichte "Ganztagsschule" heißt? Für so kleine Kinder ist es auch von 9 bis 15 Uhr ein "ganzer" Tag!

Habe es nicht geschafft, einen flexiblen Anfang hinzubekommen, so etwa: Man kommt zwischen 7 Uhr 50 und 8 Uhr 20. Wenigstens im ersten halben Jahr wäre das sehr mildernd gewesen.

Doch: Die quantitativ verbrachte Zeit ist entscheidend, nicht die Qualität des auf die flexible Anfangszeit folgenden Unterrichts... So ist unsere Welt.

Ich als Lehrerin finde das nicht richtig.

Wie schaffen wir es, dass die Eltern einmal in der Woche alle wichtigen und bearbeiteten Materialien sehen können und mit ihrem Kind sich darüber verständigen können?

Wie, dass wir uns bald als zusammengehörig fühlen? Dass bei Misserfolgen nicht mehr so grausam und schallend gelacht wird wie das derzeit noch der fall ist?

Wie, dass wir uns ausreichend gegenseitig loben und Anerkennung geben?

Eine von uns übernachtet am Wochenende bei einer Freundin, sagt sie, die hat ein Hochbett mit Leiter, Rutsche und Haus. Traum!

Als ich am Freitag früh mit meinem Fahrrad auf den Schulhof kam, saß da ein Mädchen auf einer Schaukel, allein. Sie schaukelte und rief mir zu: "Heute ist ein schöner Tag!"

Mir wurde ganz anders und froh. "Wie recht sie hat", dachte ich und antwortete ihr auch so: "Heute ist ein schöner Tag!"

Verdammt, die Sonne schien, es war mildes und freundliches Wetter und es ist wichtig, dass man das bemerkt!!!

Unser Anfang ist gemacht, nun kommt es darauf an, dass es gut weitergeht. Zweimal hatte ich schon Anfänge einer Erkältung, habe Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um nicht fehlen zu müssen.
Das fehlte gerade noch!

In der Pause mitgehen und dasitzen, nix essen und trinken, weil man auf alles Andere so doll achten muss, dass man sein Brot und Trinken vergessen hat, dann Unterricht, dann wieder in der Pause mitgehen, weil man das Gefühl hat, die Kinder brauchen das noch, denn die Klasse liegt sehr fern dem Kleinen Hof, wo die kleineren Kinder spielen - ich kann Euch sagen: Das schlaucht gewaltig.

Dann wollen wir mal schauen, was die neue Woche so bringt..... 

Viele Grüße
Eure Minna