Samstag, 10. Oktober 2015

Zeit als Rohstoff für.....


Letzte Woche. Unser wunderschöner Ausflug in den Grunewald mit Herrn Lorenz. Allen Kindern hat es soooooo gut gefallen und das Wetter war herrlich, blauer Himmel, Sonne, es war warm auf der Lichtung in der Sandgrube am Teufelssee.

Um 8 Uhr fuhren wir los. Um 15 Uhr waren wir wieder da.
Auf dem Hinweg nahmen wir die U- und S-Bahn, auf dem Rückweg den Bus M19. Er fährt vom Mehringdamm, das ist fast Schulhaustür bis zum S-Bahnhof Grunewald! Dann noch schnell unter der Avus durchgeschlüpft und schon ist man im Grunewald!

Ein Tipp für Eltern, die kein Auto haben oder es ohne Auto einmal schön haben wollen: Das ist eine direkte Verbindung von Kreuzberg zum Grunewald und sehr empfehlenswert!!!




Lillys Frosch



"Wie das Feuer zu den Menschen kam..."



Tiere und ihre Bauten
hieß es eigentlich...



Buntspecht, Biene,
Samen und Vögel



Alleinerziehende Entenmutter
mit Kind


Annäherungen an Natur durch Bücher anschauen, Bilder kopieren, zeichnen, schreiben, gemeinsam besprechen, was man sieht - ohne eine konkrete Arbeitsanweisung. Eine Such- und Findephase.

Claude findet mit seiner Gruppe das Rohrkolbenschilf im Buch und zeichnet es ab. Durch das Feuermachen ohne Streichhölzer sind die Begriffe Rohrkolben und Birkenrinde ganz gebräuchlich geworden!!



Stichling


Ja, auch im Liepnitzsee dürfte es Stichlinge geben.



Treffen am S-Bahnhof Grunewald

Wir trafen Herrn Lorenz auf dem Parkplatz am S-Bahnhof Grunewald. Zunächst lasen wir Spuren und deuteten Dinge, die wir wahrnahmen.




Gallwespeneier



Hufspuren und Pferdedung


Kennt jemand die Geschichte "Zadiq" von Voltaire?

......Was das Pferd des Königs der Könige angeht, so wisset, daß ich beim Beschreiten der Wege jenes Wäldchens die Abdrücke von Pferdehufen sah, welche alle gleich weit voneinander entfernt waren. Ei, sprach ich zu mir selber, dieses Pferd läuft einen gar trefflichen Galopp. Auf einem schmalen, nur sieben Fuß breiten Wege war in einer Entfernung von drei und einem halben Fuß von der Mitte des Weges der Staub von den Bäumen zur Rechten und zur Linken ein wenig fortgewischt. Das Pferd, sprach ich zu mir, muß einen drei und einen halben Fuß langen Schweif gehabt haben, mit dem es nach rechts und nach links wedelnd den Staub von den Bäumen fortgefegt hat. Unter den Bäumen, welche einen Laubgang von fünf Fuß Höhe bildeten, sah ich frisch gefallene Blätter liegen und erkannte daran, daß das Pferd sie abgebrochen hatte, also fünf Fuß hoch gewesen sein mußte. Was sein Gebiß angeht, so muß es aus dreiundzwanzigkarätigem Golde sein, denn es hat sich damit gegen einen Stein gerieben, den ich für einen Prüfstein erkannte und mit dem ich die Probe machte. Aus den Schürfungen endlich, die seine Eisen auf Kieselsteinen anderer Art zurückgelassen, mußte ich schließen, daß sie aus elflötigem Silber geschmiedet waren.« Alle Richter bewunderten die tiefe und feine Unterscheidungsgabe Zadigs.....

Er kann Spuren lesen wie kein Zweiter und bringt 
sich damit in große Schwierigkeiten.

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Dung ist der Kot von Pflanzenfressern. Das lernten wir, als wir uns in der Klasse genauer mit dem Mistkäfer beschäftigten. Dung, Dünger..... Dung ist wertvoll. Er nährt Tiere und sie bauen ihn zur Düngererde um, ohne die die Pflanzen keine Nahrung hätten.

Als wir auf dem kleinen Hof noch die Schafe hatten, hatten wir beim Ausmisten viel Dung. Wir kompostierten ihn zusammen mit den Kindern und brachten den Kompost später auf dem Hof unter den Bäumen und Sträuchern aus. Das Laub selbst ließen wir liegen, es wurde von den Regenwürmen in die Erde gezogen, die Kinder zertraten es beim Spielen im Herbst und Winter.
So hatten wir durch unser Tun insgesamt ein anschauliches Beispiel für die Kreisläufe in der Natur.

Heute wird das Laub komplett weggeharkt. Der Boden ist vollkommen nackig, soo schön sauber! - Die Bäume bleiben vollkommen ohne Nahrung --- und niemand fragt sich, woher die Nährstoffe für die Tonne Blätter im nächsten Frühling wohl kommen sollen?
Arme Hofbäume, wenn die Menschen so wenig Einsicht haben!
Wir haben mit dem Schafsdung Kürbisse gezogen, die so groß waren, dass die Kinder sie kaum anheben konnten!

Wir mit den Schafen mussten uns anhören, die Schafe nähmen den Kindern den Platz weg. Das tat weh.

Wenn ich heute Schüler treffe, dann fragen sie oft als erstes nach den Schafen und beschreiben, wie wichtig diese Tiere an der Schule für sie waren.

Als ich einmal bei einem Rechtsanwalt in Steglitz (!) war, sagte er: Die L...Schule, ist das nicht die mit den Schafen? Diese Schule hatte also ein so genanntes  Alleinstellungsmerkmal, und die Erwachsenen haben das weder bemerkt noch geschätzt, nur die Kinder wussten, was sie an den Tieren und den Umgang mit ihnen hatten.

Die Tage des Stallausmistens waren immer richtig schöne gemeinsame Tage!
Solange die Schafe an der Schule allgemein geschätzt waren, waren sie auch geschützt. Die Übergriffe fingen erst an, als das Personal sich abwertend über sie äußerte.
Heute würde das alles aber selbst bei viel gutem Willen nicht mehr funktionieren. Das war über viele Jahre in Behutsamkeit entstanden und wurde durch Unverstand und Kälte aufs Spiel gesetzt. 

Außerdem ist die Welt seitdem viel gewalttätiger geworden. Das hätte man halten können, wenn alle mitgezogen hätten. Neu einführen lässt sich das nicht mehr. Die armen Tiere würden mir nur noch Leid tun.
Sie wären allem sinnlosen, gelangweilten und gewaltaffinen Treiben wehrlos ausgesetzt.
Damals überwanden zwei große Jungen den Zaun, hetzten die Tiere und versuchten, sie zu reiten. Mehrere Tiere waren verletzt, eines sehr schwer.
Das war für mich das Signal, dass die Zeit der Schafe an der Schule beendet war und dass sie etwas Besseres verdient hatten als nur in Angst zu leben.

Einige ältere Posts dieses  Blogs über die Schulschafe zeigen noch, wie das früher war und was wir alles gemacht haben.

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Hier im Wald ist es für
Kreuzberger Stadtpflanzen
besonders schön.



Kleine Stadt aus Pilzen


Herr Lorenz führte uns auf verschlungenen Pfaden durch den Wald. Überall entdeckten wir Wunder und blieben stehen, um zu schauen und darüber zu sprechen.



Unwillkürliche Landart,
muss nur von Menschenblicken
entdeckt werden.
Überall Moose und Pilze!



Schau mal hier, schau mal da!
So viel Schönes gibt es zu entdecken.




Der Maronenröhrling
bleibt, wo er ist....




Picknickpause bei tiefstehender
Herbstsonne




Sandgrube im Grunewald:
Unser Ziel.




Erstmal ein Sitzkreis


Duftdusche mit Kräutern




Beliebtes Spiel:
"Fledi Fledi, Motti Motti"


Dieses Spiel bildet auf amüsante und unterhaltsame Weise das Echoloten der Fledermäuse nach. Das Kind mit den verbundenen Augen sendet sein Signal aus: "Fledi Fledi!" Die Motten im Kreis müssen antworten "Motti, Motti!" Das Spiel ist vorbei, wenn die Fledermaus alle vier Motten gefressen/berührt/gefangen hat.



Nach der Hasenjagd:
Abschlusskreis
mit geschnitzten Wurfhölzern.



Danach schnitzten wir Wurfhölzer, mit denen eine Hasenjagd unternommen wurde. Die Kinder verausgabten sich ungeheuer und wollten gar nicht aufhören zu jagen...




Endlich ist einmal Zeit
für eine detaillierte Zeichnung!

"Zu Hause" in der Schule widmeten wir uns wieder unserem QiGong-Projekt und der Nachbereitung unserer Naturerfahrungen aus der Klassenfahrt.





Versunken beim
Plakatemalen



Ja, so sehen Mohnblumensamen 
in 100facher Vergrößerung aus.
Sema malt sie groß auf.

Die Mohnpflanze im Jahreslauf: Wir betrachteten die klitzekleinen Mohnsamen unter dem Binocular: Sie sahen unglaublich faszinierend und wie aus einer anderen Welt aus!



Die Mohnblume im Jahreslauf.
Plakat zur QiGong-Übung.



Jaspers Zeichnung wächst...



Auch Nala versteht sich wunderbar
aufs Zeichnen und kann nicht genug
davon bekommen.



Kurt führt Kinder in das Setzen und Drucken
mit beweglichen Lettern ein.



Währenddessen liest Barara
mit einzelnen Kindern ein Buch.
Sie führen sehr packende und interessante Gespräche
miteinander.



Lilly malt den ganzen Jahreskreis der Mohnpflanze.



Während der Regenpause
üben Kinder zweier Klassen gemeinsam 
das Seilspringen.

"Zeit ist ein Rohstoff für Humanität", sagte einmal Hartmut von Hentig, der Begründer der Bielefelder Laborschule und einer meiner langjährigen pädagogischen Säulenheiligen.

Leider muss man ihm unterstellen, dass er unheiliger Mitwisser der jahrzehntelangen pädagogischen Katastrophe an der Odenwaldschule war, ohne etwas gegen den fortgesetzen Kindesmissbrauch durch seinen Lebensgefährten dort zu unternehmen und daher verbietet es sich eigentlich, ihn weiter unbedarft zu zitieren.

Dieses Wort von ihm hat mich jedoch über Jahrzehnte in meinem Schulleben als Lehrerin begleitet und ich empfand es immer als sehr zutreffend und sehr .... heilsam. Ähnliches fand ich sonst noch nirgends.

So sei es einmal erwähnt.

Die letzten beiden Wochen waren geprägt von Zeitlargesse. Kürzlich traf ich zwei ehemalige Schülerinnen. Sie erzählten mir, was wir damals, von 1988 bis 1993 für tolle Sachen und Projekte gemacht hatten. Was haben wir uns damals aber auch Zeit zum Ent-Decken gelassen!!! Das war den beiden als Erfahrung noch ganz präsent. Obwohl sie jetzt schon 34-jährige erwachsene Frauen mit eigenen Kindern sind!

Wenn wir die Kinder hetzen oder zu sehr einengen, nehmen wir ihnen die Luft und die Inspiration, die Be-Geist-erung.

Ja, wir haben auch eine Art Diktat geschrieben. Wir haben in Mathe geübt und kleine Fortschritte gemacht.
Ja, das ist auch alles sehr, sehr wichtig.