Dienstag, 28. Januar 2014

Haben wir auch Knochen in uns drin?

Mittwoch, 22. Januar 2014


Heute stromerten wir im Naturkundemuseum herum. Man muss nicht immer eine Führung haben. So etwas kostet Geld, und man kann sie zu bestimmten Fragestellungen auch gezielt einsetzen.
Übt so ein Museum aus sich heraus von der Sammlung her einen Reiz aus oder nicht?
Zunächst beeindruckten die lebensgroßen Dinosaurier, deren Knochen man in Afrika gefunden, ergänzt und zusammengebaut hatte. Ein Brachiosaurus war da, ein Stegosaurus, auch einen Fleischfresser gab es.
 



Der große Saal des Naturkundemuseums ist schon beeindruckend.




Hier steht das Skelett eines Stegosaurus, einer Stachelschwanzechse.




Interessant waren die Tafeln mit den animierten Bildern der Saurier: So wuchsen ihnen Fleisch und Haut und dann liefen sie durch ihre Landschaft und man konnte sie dabei beobachten.
 







 Im nächsten Saal gab es ein Urpferd zu sehen.




Hier liegen übergroße versteinerte Schneckenhäuser.



  
Es gab auch Lungenfische in Gläsern, aber der, der jahrzehntelang im Zoo-Aquarium zu sehen war, der war wirklich imposant.
Wir wanderten an Tieren vorbei, deren eine Hälfte ihre Knochen zeigte und die andere den Anblick, den wir von ihnen gewohnt sind.
Das brachte Aynur zu der Frage, wo hier doch so viel um Knochen ging: "Haben wir auch Knochen in uns drinne?"

Die Frage müssen wir uns zum Nachbereitungsgespräch aufheben.






Eine ungeheuere Vielfalt von Tierarten und -formen konnten wir bewundern.
 



Hier sehen wir Jakob und den Jaguar...
 




"Warum hat das Zebra Streifen?", war eine interessante Frage, die an Ort und Stelle mit einer Tafel auch gleich beantwortet wurde: In der flirrendheißen Luft Afrikas verschwimmen die Konturen der Streifen und so werden die Zebras WENIGER von ihren Fressfeinden wahrgenommen als ohne....



 Oben der kreisrunde Monitor, der die Erdentwicklung zeigte -hier ist die Erde noch glühendheiß....




und unten wir auf einer Art rundem Sofa, auf dem liegend man ganz bequem das alles anschauen konnte. Es war "natürlich" in dieser steifen substantivierten Erwachsenensprache, mit der Kinder eigentlich nichts anfangen können, aber trotzdem war es gut.

 Vor kurzem sprachen wir über das Wiesel. "Hier- ein Wiesel!", sagt Jakob und zeigt auf das Hermelin. Toll. Was alles so hängenbleibt. Eines hakt sich beim Anderen ein.
"Wer viel weiß, sieht viel", sagte Goethe und als Lehrer weiß man auch, wie sehr er damit Recht hatte. Je mehr ich weiß, desto mehr nehme ich wahr. Obwohl das Umgekehrte auch gilt und es ergänzt: Je mehr ich sehe, umso mehr weiß ich.



"Ich hab so einen Hunger!", ist plötzlich von allen Seiten zu hören. Im Museum gibt es einen Pausenraum.



 Den haben wir genutzt und dem Inhalt unserer Rucksäcke zugesprochen.



Dann war es Zeit, zurückzugehen. Der Weg mit der U6 von der Station "Naturkundemuseum" zur U-Bahn Mehringdamm ist ein "Kinderspiel".
  



 Im U-Bahnhof finden wir uns plötzlich vor einem Bild aus dem Evolutionsraum wieder...





Zum Mittagessen sind wir rechtzeitig wieder in der Schule, anschließend entspannen wir uns bei der unvermeidlichen Schneeballschlacht und beim Eisrutschen.
 

Man kann tatsächlich einfach so in ein Museum gehen und da so herumgucken. Es muss nicht immer hoch pädagogisch durchgeplant sein.
Manche der Tiere, die wir letzte Woche lebendig im Aquarium gesehen hatten, hingen jetzt tot und präpariert in der Evolutionsvitrine.... 

Morgen wird unser Stuhlkreisgespräch sicher sehr interessant werden.

Samstag, 25. Januar 2014

Die Teilzeitfalle


Es ist Wochenende und Samstag. Seit einigen Stunden schon sitze ich am großen Wohnzimmertisch, die Arbeitsmappen der Kinder liegen aufgestapelt oder ausgebreitet um mich herum sowie Materialien, Listen und was man sonst zur Korrektur noch so alles braucht.

Es ist der individualisierende, differenzierende Unterricht, der mich im Moment so verzweifeln lässt, nein, nicht er, es sind die unglaublich vielen Vor- und Nacharbeiten, die keiner sieht, wenn sie getan werden und die niemandem auffallen, außer dem, der sie alle tun muss und trotzdem das Gefühl hat, immer zu wenig zu tun....





So darf ein Wohnzimmertisch am Wochenende nicht aussehen!

Jede Mappe schaue ich nach, dann vermerke ich im Arbeitsplan des Kindes, was getan ist, was verbessert werden muss und überlege mir, ob das Kind es allein tun kann oder ob es Hilfe braucht, und wenn ja, in welcher Förder- oder Unterrichtsstunde unter welchen Bedingungen wer ihm diese Hilfe geben kann.

Das muss ich alles in Listen für mich auch nochmal dokumentieren, damit ich weiß, wo jedes Kind steht.
Jede Mappennachsicht dauert etwa 30 Minuten. Bei 25 Kindern sind das rund 13 Stunden am Wochenende. 

In der Woche bin ich stets so absorbiert, dass ich das nicht schaffe. Auch habe ich nach 7 bis 8 Stunden ohne wirkliche Pause oft so ein Leistungstief, dass ich erst einmal nach Hause gehen muss, um mich zu erholen. Schließlich bin ich schon 60 Jahre alt. 

Ein Schulhaus ist ein grausamer Ort. Schreiattacken, herumflitzende Kinder, die sich an Regeln nicht halten, kein wirklicher Arbeitsplatz - in der Klasse am Nachmittag muss ich mir beim Korrigieren Arbeitsruhe so krass erzwingen, dass ich mich auch schon nicht mehr wohl fühle. 

Andauernd kommen Kinder herein oder gehen hinaus, sie knallen die Tür zu, bis ich sie abschließe - es gibt ja noch die Tür im Freizeitraum und beide Räume sind durch eine Öffnung verbunden.

So kann ich manchmal korrigieren, ein paar Kinder, die auch die Ruhe schätzen, sitzen dann im Raum und malen oder spielen etwas Ruhiges. Draußen tobt die Meute.

In solchen Momenten habe ich schon vier Stunden unterrichtet gehabt und den Rest der Zeit vorbereitet.

Besonders die Stunden im Werkraum sind extrem vor- und nachbereitungsintensiv. Das glaubt man nicht, wenn man es nicht selbst gemacht hat.

Also muss ich doch die Arbeitsmappen mitnehmen?? Sonst bekomme ich doch gar nicht mit, wo die einzelnen Kinder sind, womit sie Schwierigkeiten haben und kann sie nicht angemessen begleiten.

Meine Co-Lehrerin ist aus nachvollziehbaren Gründen gehindert, die Hälfte der Korrekturen zu übernehmen, so wie wir das früher gemacht haben.

Jede nahm eine Hälfte der Mappen mit, am nächsten Wochenende die andere. Das waren dann immerhin nur 12 oder 13. Jetzt sind es 25 für mich.

Differenzierung und Individualisierung des Unterrichts ist ein gutes Ziel. Aber es müsste auch Zeit sein, es zu verwirklichen.

Oft fühle ich mich gehetzt und kann mich auf die einzelne Arbeit nicht so einlassen, wie ich möchte.

In dieser Woche war noch eine Konferenz. Zusätzlich. Wegen der Quantifizierung des Qualitativen, wegen der Schulinspektion. Am Nachmittag ab 16.30 Uhr.

Ich hatte das Gefühl, das packe ich nicht mehr zusätzlich. Es geht mir jetzt an die Substanz meiner Arbeitsfähigkeit.  

Ich wünsche mir, dass die Alltags- und Kernarbeit einer Lehrerin respektiert und gewürdigt wird.

Als ich das auf einer Konferenz einmal sagte mit der Begründung, dass ich deshalb nicht ohne Weiteres jedem eventisierten Schulfest zustimmen will, flogen mir die Fetzen um die Ohren und ich wurde hinter dem Rücken als arbeitsscheu diffamiert.

Daraufhin beschloss ich, auf solchen Konferenzen nichts mehr zu sagen und auch nicht mehr mit abzustimmen, ins innere Exil zu gehen.

Wenn es niemanden mehr interessiert, wie ich als Lehrerin gesund bleiben kann, mich interessiert es schon!

Ich habe aus Gründen inhaltlicher Ansprüche und aus Gründen der Gesundheit eine 70%-Stelle. Damit verzichte ich auf ein paar Hunderter im Monat, um in Ruhe und mit meinen Schwerpunkten die Arbeit zu tun, für die ich bezahlt werde.

Feste, Konferenzen, Teamstunden, Gespräche müssen aber alle zu 100% zeitlich bewältigt werden.
Fange ich jetzt an zu rechnen, geht die Zeit von den Kernaufgaben ab.

Man glaubt nicht, mit wem ein Lehrer heute alles reden soll. Jeder Logopäde, jeder Therapeut will mal telefonieren, Integrationshelfer von Familien, die selbst dann nicht zum Gesprächstermin erscheinen, möchten gerne mit einem sprechen....Für jeden Ausflug muss ich genau Listen ausfüllen, wer eine Berlin-Card hat und deshalb keinen Eintritt bezahlt, muss es vorlegen und bekomme das Geld dann von der Schulleitung zurück. Das ist etwa eine halbe Stunde Zeit, die ich dem Ministerium für Arbeit schenken muss, das gar nicht mein Arbeitgeber ist und die wiederum von meiner Arbeitszeit für meine drängenden Aufgaben abgeht....und alles so nebenbei...und das Andere, das Pädagogische, das soll irgendwie auch noch hergezaubert werden. Mit Betonung auf "irgendwie".

Ich habe jetzt nicht die Gespräche mit den Schülereltern genannt, die mir sehr wichtig sind oder ebenfalls wichtige Gespräche mit einzelnen Schülern. Hier möchte ich keine Abstriche machen.

2013 hatte ich 400 Stunden mehr gearbeitet als wofür ich bezahlt werde. Mit dem Ferienausgleich.

2014 fing es schon so an: 





Es nützt ja auch nichts, alles nur aufzuschreiben, wenn man nicht bereit ist, Abstriche zu machen, aber WO soll ich sie machen???


Die Rechnung geht so:
Ein Beamter in Berlin arbeitet mit 100%
40 Stunden in der Woche.
Als normaler Arbeitnehmer muss er
im Jahr 46 Wochen arbeiten.
Eine Lehrerin arbeitet 40 Wochen.

Als Ferienausgleich, und um
so viel zu arbeiten wie jeder andere auch,
müsste sie also 40 Wochen lang 
46 Wochenstunden arbeiten.

Dann hat sie immer noch den schönen Vorteil
der 12 Wochen Ferienzeit, aber nicht auf Kosten 
der Jahresarbeitszeit.

Wenn ich jetzt 70% einer Lehrerstelle innehabe,
dann müsste ich, damit das nicht auf meine Kosten
im doppelten Sinne geht, nur 70% auch arbeiten.

70% von 46 sind 32,2 Stunden.
Ich darf also, wenn ich mir dabei nicht selbst
ins Knie schießen will,
wöchentlich nur 33 Zeitstunden
arbeiten.

Eigentlich hatte ich einmal nach 25 Jahren
Fachlehrerin sein wollen.
Da geht so etwas leichter.
"So etwas" heißt, sich abgrenzen können.

Aber dann durfte ich das nicht.
An unserer Schule haben wir mehrere jüngere Männer,
die sind kein Klassenlehrer.

Das heißt, ich MUSSTE eine Klasse
übernehmen.

Ich habe mir gesagt, in Ordnung.
In einer Firma kannst Du auch nicht Nein sagen,
wenn Dein Chef sagt,
das musst Du aus bestimmten Gründen machen..

Aber ich möchte auch merken, dass
ich weniger arbeite, und zwar
nicht nur auf dem Bankkonto.



Was fang ich jetzt an, wenn seit Januar meine Arbeitsstundenzahl so aussieht - Essenspausen sind schon abgezogen, Blogschreibestunden, obwohl sie für die offizielle Schulseite waren, nicht eingerechnet...


In der ersten Woche waren es fünf Stunden mehr. In der zweiten Woche zwölf, jetzt sind es bis Freitagabend schon elf mehr (auf- und abgerundet).
Am Freitagabend habe ich noch 3 Mappen nachgesehen, heute waren es 4.

Da ich 18 mitgenommen habe; nicht jedes Kind gab tatsächlich ab, bleiben noch 11 übrig.

Im Moment bin ich nur ratlos. 

In dieser Woche habe ich meiner Schulleiterin gesagt, dass ich zur Konferenz nicht kommen kann, denn mein Gesundheitszustand lässt es nicht zu, dass ich komme danach und ohne Abstriche weiter arbeiten kann. Ich habe diese Teilzeitstelle, damit die Balance von Arbeit und Erholung stimmt.

Dafür nehme ich finanzielle Einbußen in Kauf und ich werde weiterhin auf die Erhaltung meiner Arbeitsfähigkeit achten, auch, wenn ich dabei die einzige bin.

Ich bin da nicht hingegangen. Immerhin wurde ich anschließend noch gegrüßt...  ;)


Warum ich das aufschreibe? Ich glaube, es steckt System dahinter. Es ist ein gesellschaftliches Phänomen.


Ich habe als Lehrerin Zeitverfügungsprivilegien, die andere Berufsausübende nicht haben. Doch unsere Arbeitsmenge steigt unaufhörlich, grenzenlos, auf Kosten der Kernarbeiten des Unterrichtens und Erziehens, schleichend, lautlos, heimlich.

Dagegen möchte ich Einspruch erheben.

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Kalamitäten und schöne Geburtstags-Momente

Geschrieben am Dienstag, 21. Januar 2014

Ja, an das Schreiben muss man sich erst mal wieder gewöhnen. Wenn man länger pausiert hat, dann holpert sich das so zusammen und fließt nicht richtig.

Aber das wird schon werden...

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Der Dezember war geprägt von einer Auseinandersetzung mit der Behörde über den angemessenen Umgang mit unseren asbestverbauten Teilen im Gebäude. Das heißt, ich habe da einen Konflikt gesehen, das Bauamt aber, unsereins als überhaupt nicht auseinandersetzungsrelevant angesehen, hat einfach sein Ding an uns, den Betroffenen vorbei, durchgezogen.

Wir, die Eltern und ich, haben dann eine private Probe machen lassen, sie war zum Glück negativ. Dann haben viele Eltern und  mancher Kollege auch dafür etwas gezahlt, das war ein schönes Zeichen von Solidarität, für das ich sehr dankbar bin.

Ich nehme an, dass die "da oben" an ihren grünen Schreibtischen mit ihren Ärmelschonern wilhelminische Pickelhauben-Parties machen, denn so viel Kommunikationsverweigerung ist schon ein Grund zum Nachdenklich-Werden und Kopf schütteln: In welcher Zeit leben sie eigentlich? Jedenfalls eher nicht in der heutigen Zeit. Da würde man sich doch für eine Kommunikation öffnen, wenn Menschen, die von den Folgen der eigenen Entscheidungen betroffen sind, etwas klären möchten.

Oder wie kann man sich erklären, dass von dort übermittelt wurde -man redet ja auch nur mit der Schulleitung, klar - Hierarchie ist Gott! - WIR seien nicht betroffen... HAHA!! Wir müssen nur unsere Lunge hinhalten, nicht wahr, betroffen sind wir natürlich nicht. Also, im Ernst, ja??

Wenn ich MEINEN Beruf so an den lebensweltlichen Fakten vorbei auffassen würde, dann sollte ich mir mal in einer stillen Stunde ein paar Fragen stellen...

Das war einfach gruselig anstrengend, und die halben Weihnachtsferien waren erst einmal Krankheit und Genesung.

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Darüber wollte ich aber gar nicht berichten. Wahrscheinlich kommt es mir nur wieder hoch, weil jetzt im Februar der nächste Korken kommt: Die zweite Schulinspektion.

Das ist ein peinliches Stück, das da gegeben wird. Da kommen ein paar Leute von der Quantifizierungsfront, die haben ein Schema im Kopf, wie das alles abzulaufen hat, darin ist enthalten, dass niemandes Wort, das nicht vorher schon von ihnen in der Struktur vorgesehen ist, irgendwo zum Tragen kommen könnte, es wird ein Spiel gegeben, wo wir erzwungene Mitspieler sind, aber es hat uns keiner gefragt, ob wir nicht auch eigene Gedanken beizutragen hätten. Alles Top-bottom. Sehr demokratisch, sehr angemessen. Eine Zumutung für jeden wachen Menschen.

Daraufhin hab ich damals einen Text verfasst, der mir disziplinarische Kalamitäten einbrachte und mich um 250 Euro für den Verwaltungsrechtler ärmer machte. Das Geld war gut angelegt, ich hab es nicht bedauert.

Also droht nun schon wieder ein Anlass für einen erhöhten Cortisolausstoß....

Dabei...., und jetzt bin ich beim Thema, möchte man doch nur in Ruhe, Gelassenheit und mit genügend Zeit den unterrichtlichen und pädagogischen Notwendigkeiten nachkommen... - und gerade dies wird immer immer schwerer.

Ja, das ist mein Thema.


Aber wie komme ich doch noch zum Geburtstag?
Am Wochenende hatten zwei Jungen unserer Klasse Geburtstag. Sie wurden sieben Jahre alt.

"Hoch soll er leben, hoch soll er leben, dreimaaaal Hoch!Hoch! Hoch!"



 "Hoch soll er leben, hoch soll er leben, dreimaaaal Hoch!Hoch! Hoch!"



 

Da hatte Jakob mit seiner Familie zu Hause wahre Kunstwerke geschaffen, und die schauen wir uns jetzt einmal genauer an...






Das ist das Auto!!!Es hat sogar eine Ladefläche für Süßgummis. Ein Pick-up sozusagen.




Dieses ist ein Dampfschiff auf einem Meer von bunten Dragees, flankiert von Marshmallows und Mandarinen. Hammer!

Nach der großen Pause kommt der zweite hammermäßigste Kuchen angefahren:






Wir sind alle sprachlos und haben den Rest des Tages damit zu tun, diesen exorbitanten Köstlichkeiten zu Leibe zu rücken. Was natürlich in einem Tag gar nicht zu schaffen ist.






Furkan und Jakob packen ihr Geburtstagsbuch aus
und Hediye ist ausgiebig damit beschäftigt,
Süßes nach Wunsch zuzuteilen...

Ich bekam von ihr ein Stück vom Auto und die linke Ecke des Spongebob-Kuchens.






Als ich nach Hause ging, dachte ich: "Du wirst drei Wochen lang nichts Süßes mehr essen können...."

(Eigentlich esse ich normal ohne Eier, Milch und Sahne, aber das konnte ich ausnahmsweise nun doch nicht ausschlagen, als Jakob mich so nett fragte, ob ich auch mal was von seinem Kuchen probieren würde.)

Hediye hatte mit den Kindern nachmittags noch einmal alle Geburtstagslieder gesungen, und jedes zwei Mal, einmal für Furkan, einmal für Jakob und alle Kinder fanden, dass das ein wunderschöner Geburtstagsnachmittag gewesen war!

Vielleicht darf man allen, die dazu beigetragen haben, zum Abschluss noch einmal herzlich "Dankeschön!" sagen?

Donnerstag, 9. Januar 2014

Gespannt und erwartungsvoll / Post vom 5.1.14 auf LenauerWir

Gespannt und erwartungsvoll

In diesen digitalen Zeiten hat man immer viel zu viele Fotos. Aber wenn man beginnt zu löschen, trifft man immer wieder auf so viel Schönes, dass man seinem Vorhaben ganz schlecht nachkommen kann.
Nun gut, ich habe einige gelöscht...Diese aber bleiben:
 
Hier etwas noch vom Glanz des vergangenen Jahres...
 


Schöne Situation in der letzten Dezember-Schulwoche: Frau S. liest Kindern der Klasse am Nachmittag vor.






Huch, wie kommt denn Alma hier hinein?
Sie wurde am 3. Januar des Jahres 14 Jahre alt
und ist eines der Schafe, das die LenauSchule und ihre Kinder vermisst....
So ein Leben in der Schäferei ist ihr viel zu langweilig.
Aber im März besuchen wir Dich, Alma, versprochen!




 Grüß Dich Şahinde,
ehemalige Kollegin an der LenauSchule,
schön, wenn Du in diesem Jahr auch wieder
als Lesepatin
bei uns in der Klasse bist!




 Zwei, die es begriffen haben: Zusammen geht alles leichter,
und es macht auch mehr Freude!




 "Wann sägen wir wieder?..."
Oft gestellt Frage.
Ehrlich, viel zu selten werken wir.
Hier zeigt mit Recht sich Stolz am eigenen Werk.





Zwei, die sich mögen: 
Aimée und Şahinde



Mit einer "Träne im Knopfloch" 
verabschieden wir das alte Jahr 
und sind gespannt und erwartungsvoll,
was das neue uns bringen mag.
Bis morgen in der Schule! Eure Minna

Arbeit, Spiel, Gespräch und Feier / Post vom 4.1.14 auf LenauerWir



Arbeit, Spiel, Gespräch und Feier


Unser Dezember war ganz schön aufregend. Nun sind aber vierzehn Tage vergangen und man konnte sich gut erholen, um ins Neue Jahr durchzustarten.


Auch die Weihnachtsfeier wollte gut überdacht sein.



In den vorigen Jahren hatte ich in meinen Klassen von ca. 20-23 Kindern höchstens 2 christlichen Glaubens.



Da ließ sich nicht ernsthaft Weihnachten feiern.



In dieser Klasse ist es so, dass wir eine "Mischung" haben, die den tatsächlichen Kreuzberger Wohnverhältnissen entspricht, die Hälfte der Kinder in Familien mit christlichen Wurzeln aufgewachsen, die Hälfte der Kinder in Familien mit muslimischen Wurzeln. Wobei nie so ganz klar ist, ob sich nun jeder metaphysisch so stark gebunden fühlt. Auch dieses gehört dazu.



Hier ließ sich Weihnachten also nicht einfach ignorieren...



Es gibt schon auch Leute, die, wie ich sagen würde, an ihrer eigenen Kultur nicht sehr interessiert sind oder aus irgendwelchen Gründen schamhaft  sind, die nennen das Ganze dann "Jahresendfeier" oder so. Ich habe dafür wenig Sympathie. Feste sollten von ihrem Grundgedanken her erkennbar sein.



Erstens mögen auch viele Menschen anderer Herkunftskulturen vieles rund um das Weihnachtsfest, den Baum, die Geschenke, und zweitens muss man sich mit seiner Kultur doch nicht verstecken! Das tun andere doch auch nicht.



Also:was tun? Und wie?

Dass Weihnachten ein christliches Fest ist mit einer bestimmten Botschaft, sollte in eine Weihnachtsfeier schon hinein. Es ist auch eine kulturelle Aussage, die man unabhängig vom eigenen Glauben oder Nicht-Glauben kennen sollte.



Aber kann man ein Krippenspiel mit der ganzen Klasse aufführen? Als ich als Lehrerin anfing, konnte man das. Heute haben wir nicht mehr diese kulturelle Homogenität, wir haben an der Schule drei verschiedene Religions- oder Ethikunterrichte, da kann man nicht so gut die ganze Klasse zu einem religiösen Bündel schnüren....



....und so kam es wie ein Geschenk auf uns zu, dass die christliche Religionslehrerin, Frau Paulsen, anbot, die Weihnachtsgeschichte mit ihrer Gruppe für uns szenisch darzustellen!!



Es ist ja in Ordnung, wenn man die Geschichte und die Botschaft KENNT, man muss ja nicht denselben Glauben haben oder überhaupt metaphysisch gebunden sein. Doch wenn man in Deutschland  seinen Lebensmittelpunkt hat, finde ich es schon in Ordnung, wenn man Grundkenntnisse der christlichen Kultur hat, und wenn man in Kreuzberg lebt, sollte man auch Kenntnisse des Islam haben, die Grundgedanken und die Feste kennen und im besten Falle miteinander teilen.
Vielleicht kommen uns in den nächsten Monaten auch noch gute Gedanken zum gemeinsamen Feiern des muslimischen Zuckerfestes, das wäre auch schön!



Also hatten wir schon mal das Krippenspiel und ich möchte mich im Namen der Klasse bei Frau Paulsen und ihrer Gruppe - es waren netterweise auch Kinder anderer Klassen dabei!!! - herzlich bedanken!




Julia hatte mehrere neue Tierlieder mit den Kindern eingeübt, auch diese sollten nicht fehlen. Jakob, der beim Lesefest beim individuellen Kurzvortrag noch ganz schüchtern gewesen war, lief zu großer Form auf und zeigte seinen ganzen Witz und Charme, so dass seine Mutter später sagte: "Ich wusste gar nicht, dass er so eine Rampensau ist..." Aber genau das war der Eindruck gewesen: er hatte sich "freigeschwommen" und zeigte sich mit Freude auf der Bühne! 



Auch ein wunderschönes Nikolauslied hatte Julia mit den Kindern eingeübt, und alle haben zu Recht viel Applaus bekommen.



Zwei Mädchen unserer Klasse, Laura und Aimée,  spielen Geige, und sie WOLLTEN (!), das stelle man sich einmal vor, ein Lied vorspielen! Ihre Geigenlehrerin war auch dabei und führte sie durch den Vortrag! Herzlichen Dank den beiden Kindern und ihrer Lehrerin! Das war so mutig und so schön!



Nun kam es so, dass Lilly auch etwas vorbereitet hatte:



Sie wird immer selbstbewusster, sie hatte eine schöne Geschichte von einem Tannenbaum geschrieben und ein schönes Buch dazu gestaltet.

 




Sie wollte die Geschichte vorlesen, kann auch schon mehr und mehr frei vortragen.



Und sie hatte konkrete Vorstellungen, die sie uns mitteilte:



Alle sollten zuerst "O Tannenbaum" singen. Was alle Anwesenden mit großer Freude taten. Lillies Vater begleitete sie an einer elektrischen Orgel.



Vielen herzlichen Dank für diese schöne Darbietung, Lilly!



So kam eines zum anderen: Herr Barlach, der Musiklehrer, sang einige Weihnachtslieder mit den Kindern zur Gitarre, zum Teil sangen die Zuschauer mit. Das war schön! Wenn alle zusammen singen. Bei einem Lied wie der "Weihnachtsbäckerei" oder "Schneeflöckchen, Weißröckchen" ist dagegen ja auch nichts einzuwenden.



Herzlich Dank an Herrn Barlach!



Dann widmeten wir uns unserem Büffet, das unsere Eltern sehr reichhaltig und fleißig zusammengestellt hatten.



Und dann --- kam noch der Nikolaus, begleitet von einem Engel!!!





Er verteilte mit launigen Sprüchen die Julklapgeschenke, von denen jedes Kind eines für ein anderes Kind vorbereitet hatte...



"Ich hab's gesehen, es war.....ich hab ihn an der Stimme und den Schuhen erkannt...." Nun gut! :)



Viielen Dank also auch an die Himmlische Verstärkung!!!!

Danach klang unsere Feier so langsam aus.



Was schön daran war: Weihnachten war thematisch zu erkennen gewesen. Niemandem war etwas übergestülpt worden. (Bilde ich mir zumindest ein...) Ein Potpourri, eine kunterbunte Mischung von Dingen, die im Unterricht entstanden waren und frei gewählten Beiträgen ergab im Ganzen eine schöne, runde Feier, mit der wir mit gutem Gefühl unser erstes wichtiges gemeinsames Halbjahr abschließen konnten...



So konnten wir zufrieden in die Ferien gehen.



Nach den Grundsätzen des Jena-Plan des Peter Petersen gibt es in der Schule vier Formen des Lernens:



Arbeit, Spiel, Gespräch und Feier.


Auch das Feiern ist wichtig und will geübt sein, denn es verbindet Menschen miteinander.



Am Tag danach, dem letzten Schultag,  war von den Leckereien des Büffets noch so viel übrig, dass wir eine schnelle After-Feier-Party organisierten und am Ende war alles getrunken und gegessen....