Donnerstag, 25. April 2013

Hilfe, Projektwoche, und was nun?

Es war eine Projektwoche angesagt - oh, was tun? Die Klassenfahrt drückt, die Griechen müssen noch "durchgenommen" werden, die ganze Grammatik wiederholt - ehhh! Klassenarbeiten!

Und jetzt diese Woche??? Doch es entwickelte sich ganz gut. Zwei Säcke der neuen Wolle 2013 genommen, die von Pony und Alma, in den Klassenraum gestellt, die Kardiermaschine dazu und etliche der Utensilien, die man zum Filzen braucht.

Projektwoche, o.k., wir machen mal Gleitzeit: Um halb 9 muss jeder da sein, kann aber auch zu 8 Uhr kommen. Wichtige Stimmen sagen ohnehin, die Schule sollte erst um 9 beginnen. Durch die Sommerzeit ist's um 8 ja auch erst 7.
Hier wird niemand gefragt. Ich genehmige uns das. Bin selbst natürlich zu 8 Uhr da.
Aber es geht dann gemächlicher los, und gemächlich, das ist voll meine Geschwindigkeit....

Wir filzen Handytaschen und Bälle für die Katzen im Berliner Tierheim. Dann gehen wir da hin und schenken die den Katzen. Frau Pollack wird uns sicher führen. Sie ist die Tierschutzpädagogin dort und meinte einmal, die Katzen würden sich sicher über gefilzte Spielbällchen freuen...Endlich setzen wir diese  fulminant gute Idee einmal um.



So sah es heute früh aus. Viele Handytaschen-Rohlinge lagen da. Einige waren noch nicht fertig.



Mesut fängt noch eine zweite Handyhülle an. "Darf ich nochmal?", fragt er: "Ich kann es schon."



  
Andere filzen Bällchen. "Ich habe heute sechs Stück gemacht", sagt Selena. Für eines braucht man, wenn man versiert ist und fleißig, etwa 20 Minuten.




Uiuiui, Peter, das Apple-Symbol hast Du ja sehr kunstvoll da raufgestichelt! Warum hat Apple eigentlich diesen angebissenen Apfel als Logo genommen??? Könnte man versuchen, sich zu beantworten, die Frage. Das Symbol hat ja auch einen ganz schönen Schub in sich. Wenn aber die Produkte nicht so toll wären, würde das auch nichts bringen. Beides muss zusammenkommen.







Die Tasche ist dünn und fest gefilzt. Peter, Du bist eben der Könner, was die handwerklichen und künstlerischen Sachen angeht!




Jetzt kommt oben das Gummi rein, das es ein wenig zuhält, aber, wenn es klingelt, will man das Handy trotzdem blitzschnell in der Hand haben...





Fleißiges "Bulettendrehen.."




Rimas ist extrem sorgfältig und es entwickelt sich etwas sehr Schönes!




Immer wieder, immer, immer wieder Wolle kämmen! Man verbraucht Unmengen davon. Ein Glück, dass wir so viel davon haben! Mehr, als wir je verbrauchen können. Fettwolle, sie riecht, aber wenn sie durch das Seifenlaugenbad hindurch ist, ist sie ganz sauber. Und sie ist von frohen Tieren. Jeder normale Wollpulli ist das nicht und deshalb möchten die meisten Leute das alles gar nicht so genau wissen...
Selbst Ali, der die ganzen Tage gewaschene Wolle zum Verarbeiten haben musste, weil er sich so ekelte, sagt: "Jetzt kann ich mit der Wolle auch."





Mesut spritzt Seifenlauge mit dem Wäschesprenger auf sein Werkstück. Er macht das ganz gut. Das ist nämlich ein langwieriger Vorgang mit vielen kleinen Schritten. 

Am Ende ist dan die Handytasche fertig. Diese hier ist Selenas. Das Handy ist aus Papier, auf dem Fotokopierer gemacht.


 


Immer wieder schön, am Ende sich als Urheber neu entstandener Produkte zu sehen, die vorher nicht in der Welt gewesen waren....


 

  : ))

Und, he! Bastian ist nach drei Monaten wieder da! "Ich hab den Klinikrekord gebrochen", sagt er. "Der Rekord stand auf 17,3 Kilo. Ich hab aber 19,8 abgenommen!"


Dienstag, 23. April 2013

Scheriis Besuch in der Gemäldegalerie (18.4.13)

In der Gemäldegalerie waren wir zuerst bei einem Bild, das wir schon am Computer im Kunstunterricht angesehen haben. Dieses Bild wurde von Hans Holbein gemalt, ich weiß nicht, wie das Bild heißt, aber ich weiß, dass der Mann, der auf dem Foto ist, Georg Gisze (gesprochen Gieschee) heißt.



Er war sehr erfolgreich. Ihr kennt ja die Frisur "Bob", früher hieß sie anders, ich weiß aber nicht mehr, wie sie hieß.
Also, wie gesagt, Georg Gisze sah auf dem Bild sehr traurig aus. Er hatte sogar eine Bob-Frisur.

So, jetzt hab ich eine Menge über Georg Gisze geschrieben. Also, wir sind weiter gegangen und haben uns noch ein paar Gemälde angesehen.

Ich hab sogar gehört, dass früher ein weißes Gesicht schön war, und wenn man so nachdenkt: In dieser Zeit tun wir alles, um braun zu sein.
Es ist echt erstaunlich, was so von früher bis jetzt sich geändert hat.

Text: Scherii 

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Montag, 22. April 2013

Ali in der Gemäldegalerie

Könnte mir vorstellen, dass jemand Alis Text zum Besuch der Gemäldegalerie mag.
Hier ist er:

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Wir waren in der Kunstgalerie. Wir hatten eine Führung. Sie heißt Sabine. Sie war nett. Sie hat uns gefragt: "Wo wollen wir hingehn, zu den Italienern oder zu den Deutschen?"

Wir haben gesagt: "Die Italiener!" Dann hat Sabine gesagt, wir gehen zu den Deutschen.

Dann sind wir zu einem Bild gegangen.



Er sah erschöpft aus.
Er war zuerst in Polen, und dann ist er nach London mit der Postkutsche gefahren. Da wollte er lernen, wie er ein guter Händler wird. Er war drei Jahre da.

Auf dem Bild war eine Waage. Da war ein türkischer Teppich, der war sehr teuer. Er hatte einen Brief von seinem Bruder. Er hat den aufgemacht. Er hatte noch einen Dolch, mit dem er sich verteidigt hat. Er hat einen Mantel an ohne Ärmel, er konnte den ganz schnell ausziehen. Er hatte einen Hut, der Hut heißt jetzt Kunsthut. Das ist ein Portrait. Da war eine Vase. Eine schöne Vase. Da war eine Nelke drin. Daran wusste man, dass er verlobt war.

Vielleicht wollte er seiner Freundin, dass sie wieder an ihn denkt. Aber bis das Bild da ist, sind schon Wochen vergangen.
Er hat rote Haare. Das war früher modern, aber jetzt nicht mehr.


Dann sind wir zu einem anderen Bild gegangen. Sie sah gut aus. Sie hat blonde Haare.



Sie war blass. Sie hat ihre Haare in die Sonne gelegt und ein Tuch über ihren Kopf gelegt, damit sie nicht braun wird. Damals war es hässlich, wenn man braun war. Sie hat vielen Männern den Kopf verdreht. Sie hatte rote Wangen. Sie ist früh gestorben, mit sechzehn gestorben. Sie hatte eine Krankheit, die weiß ich nicht mehr. Sie hat in ihr Gesicht Puder gelegt, damit sie so heller wird.

Jetzt kommen wir zu dem dritten Gemälde. Da war ein richtig reicher Mann. Er wird getötet.




Sein Bruder hat einen Maler geholt, damit er ihn malt. Aber er war schon tot. Er hat seine  Augen zugemacht. Eigentlich macht man die Augen auf. Er hatte lange Haare. Er hatte was Blaues an. Der Maler musste drei Mal das Bild malen, aber es ist schwer. Er hat ein Glas genommen und hat es auf das Bild gelegt und hat es dann  abgemalt.

Und wir sind dann zu dem letzten Bild gegangen.

Da waren drauf zwei Mädchen und ein Mann. Der Mann war ein Maler, seine Tochter auch. Immer, wenn der Mann malt, hat er seine Tochter gefragt. Auf dem Bild war auch eine Leinwand, wo man malt. Der Mann hatte auch eine Perücke auf, die war lockig. Er hat viele Pinsel. Er hat auch einen langen Stock und er hat noch eine Brille. Die zwei Töchter hatten graue Haare. Die waren nicht alt, sie hatten ihre Haare gefärbt. Das war früher modern. Das ist es heute nicht mehr. Die standen wie ein Dreieck. Da war ein Hund auf dem Bild.







Dann sind wir in einen großen Raum gegangen, da war so was Fünfeck, Siebeneck, Neuneck da.


 

Da drin war Wasser. Wir haben uns alle hingesetzt. Dann haben wir geklatscht.

Für mich war das Museum langweilig.
Dann sind wir in die Schule gefahren.

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Donnerstag, 18. April 2013

Was guckst du? Besuch der Gemäldegalerie

Am Wochenende musste ich einen Erste-Hilfe-Kurs absolvieren, zwei Mal acht Stunden. Das war sehr langwierig, anstrengend, aber lohnend gewesen.
Dafür hatte ich am Montag frei. Am Dienstag bummelte ich Überstunden ab und fuhr zu den Schafen.
Sie waren geschoren worden und die Frühlingsernte lagerte in der Schäferei in 17 Säcken.
Ich hatte den Ehrgeiz, alle in mein Auto hineinzustopfen, und es gelang!
   


Alles drin. Nun kann ich nur noch mit den Seitenspiegeln fahren. Der Blick nach hinten ist verstellt.


Aber es gelang. Ich kam heil an. Am nächsten Tag holten wir die Säcke raus und brachten sie in den Wollraum.



Dort wurden sie gewogen. Manche Schafe hatten fünf Kilo Wolle am Leib gehabt!
 


Das ist unsre Federwaage für Kilogewichte. Wir messen damit öfter mal das Gewicht der Schultaschen und - sie wiegen meist zu viel.



Die Kinder wogen die Säcke mit der Wolle und - es waren in der Summe 63 Kilo! Wir waren alle erstaunt. Über die Schäfchen - die besuchte ich natürlich auch am Dienstag - schreibe ich ein anderes Mal.

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Ja, und heute war Frau Schenke da mit Koko: Zum allerletzten Mal in sechs Grundschuljahren gab es die Zahnprophylaxe....


Zuerst putzten wir, wie immer, die Zähne, und Koko zeigte uns, wie es geht: Im KAI-Verfahren: Kauflächen, Außenflächen, Innenflächen.

 Dann gab es ein Quiz mit dem Gelernten der letzten Jahre.

Und zum Schluss spritzte Koko wieder aus dem Mund herum. Früher hat er jedem Kind einen nassen, spritzenden Wasserkuss zum Abschied gegeben. Aber heute waren wir wohl schon zu groß dafür.



So spritzte er nur in der Gegend herum...und kam dann...in die Tasche...schnief!
Da saß er nun und es war das letzte Mal. Abschiedsstimmung.

Anschließend besuchten wir die Gemäldegalerie. Hier ein paar Fotoeindrücke, Texte dazu  gibt es dann dieser Tage! Es ist ja auch viel interessanter, wenn die Schüler etwas dazu schreiben.


 Im Sony-Center


 Angekommen.


 Unter der großen Kuppel im Eingangsbereich.


 



Nun zu den einzelnen Bildern, die Frau G., die uns  führte, ausgesucht hatte:

 
 

 Erstes Bild:Der Kaufmann in London
von Hans Holbein d.J.

 

Lange unterhalten wir uns über dieses Bild.

 Botticelli: Die schöne Simonetta.



Der wunderschöne, meditative Innenbereich.



 Antoine Pesne, er liegt bei uns an der Schule auf dem Friedhof begraben.


 Détail: Kleines, geliebtes Wesen.



 Was guckst Du??



Na denn, bis morgen!

Mittwoch, 10. April 2013

Ali meint.

Wenn alles so gut geht wie derzeit, lässt sich wenig darüber reden. Die Schüler und Schülerinnen gehen sehr humorvoll, empfindsam und achtsam miteinander um. Die Unterrichtsphasen sind höchstens deshalb anstrengend, weil man ständig auf mehreren Ebenen Reize empfängt und Reaktionen gibt, aber man sehr aufgeschlossen reagieren kann, weil die Atmosphäre herrlich unvergiftet und entspannt ist.

Um 8 Uhr bis fast um zehn habe ich Organisatorisches gemacht. Die Wollwerkstatt aufgeräumt, alles wieder an seinen  Platz zurückgelegt. Ein paar Kopien, eine Überweisung zur Schafhaltung, ein kleines Gespräch mit einer Kollegin. Das Prinzip "Offene Tür" ist sehr lohnend. Jemand bleibt stehen, kommt herein, man vertieft sich in ein Gespräch und - jetzt aber schnell, denn oben wartet ja die "eigentliche" Arbeit!

Anhand eines Textes beschäftigen wir uns in Naturwissenschaft mit Stoffen und ihren Eigenschaften. Die Materialien der Steinzeit, Knochen, Leder, Holz, Stein und Ton. Dann kommen die Metalle hinzu, Glas, nun die Kunststoffe.

Gold. Gold ist sehr biegsam. Aus 10 g Gold kann man einen Draht ziehen, der 25 000 m lang ist! Steht so da. Wie lang sind 25 000 m? 25 km. Von hier bis...? Vom Mehringdamm bis "Hauptbahnhof?" fragt Mario. "Bis zum Hauptbahnhof, das sind vielleicht 5 oder 6 km." Phhh. Also, von hier bis zur Stadtgrenze nach Norden, Frohnau, Henningsdorf so etwa. Großes Staunen. So weit??? Fünfmal um den Schlachtensee. Wir sind einmal da drumherumgelaufen.-

Deshalb dauern unsere Gespräche lang, d.h. wir sind eher  gründlich, es werden nicht so viele Fakten geklärt, aber einiges wird schon klarer durch die Veranschaulichungen. Und wird dadurch vielleicht auch behalten.

Viele Begriffe können wir klären, fossile Stoffe, beim Holz das Furnier, die Spanplatte, Baumarten und die Eigenschaften ihres Holzes. 

Peter sagt immer "Tanne", auch wenn man ihm ein Stück Birkenrinde hinhält. Er sagt stets "Tanne", wenn man nach irgendeiner Baumart fragt. O Tannenbaum, Peter!

Die Problematiken der Kunststoffabfälle sprechen wir an, die Herkunft des Kunststoffs, z.B. dass Kaugummi auch aus Erdöl hergestellt ist, versetzt mit Weichmachern und künstlichen Aromen, worauf Ali meint: "Ich kau nie mehr Kaugummi." Sehr viele Kinder sprechen aktiv mit. 

Einmal hat Hans nicht so aufgepasst und gibt eine Antwort auf eine nicht gestellte Frage. Zwei lachen und ich werde streng. Aus vielen Gründen kann man eine andere Antwort geben und - niemals! ist das ein Grund zum Lachen. Es ist einfach so. Man geht darüber hinweg. Es ist in Ordnung so. Es gehört dazu.

Wir sprechen eine halbe Stunde, sehr konzentriert mit sehr breiter Beteiligung und machen danach fast 15 Min Pause. Dabei haben wir mehrfach gelacht, aber niemals über jemanden.

Ich weiß nicht, wie das kommt, aber mit den Jahren gelingt es mir immer besser, öfter die Klasse zum Lachen zu bringen. Das tut gut und macht die Aufnahme und Auseinandersetzung mit den Inhalten leichter. Ich leg es oft extra drauf an, dass wir lachen oder schmunzeln und es gibt ja auch im so genannten Leben viele Verrücktheiten, über die man schmunzeln kann. Miteinander lachen ist schön. Doch nie auf Kosten einer Person.

Übrigens: Lachen. Ich vermisse ihn, seinen Humor und sein Lachen. Wenn er da ist, lachen wir noch viel mehr. Als ich es anspreche, kommen viele Reaktionen. Er fehlt, wenn er nicht da ist. Seine Kur dauert bis Ende April. Dann haben wir Bastian wieder! Dann war er fast drei Monate weg!

Die großen Kinder haben nicht mehr das Bewegungsbedürfnis der Kleinen. Sie stehen oder sitzen zusammen und unterhalten sich. Danach machen wir in den schönen erdkundlichen Heften weiter, die jeden zwingen, hundertmal im Atlas zu schauen und die richtige Seite zu finden. Wo liegt Ibiza? Ich hab's noch nie gewusst. Schau im Register nach! 

Man hilft sich gegenseitig. Eine Gruppe geht in den Freizeitraum. Sie sind später wirklich noch am Arbeiten! 

 
Es ist "Erntezeit". In drei Monaten sind wir auseinander. So große Personen sind wir geworden! "Kinder" kann man kaum mehr sagen. Und so viel Vernunft ist schon im Spiel.

Kinder müssen, wenn sie älter werden, an Vernunft und an Einsicht zunehmen. Sonst hat die Schule etwas falsch gemacht.

Bei der letzten Klasse wurde mir das erst richtig bewusst: Wie mit zunehmendem Alter alles besser wurde. Das ist gut so. Wenn meine Kinder jetzt im letzten halben Jahr nur Blödsinn machen würden, müsste ich mich fragen, was da, auch durch mich, verkehrt gelaufen ist.

Diese Klasse damals war ein absoluter Horrorhaufen. Man verzeihe mir, aber es war so. Dann kam heraus, dass ein Schüler zusammen mit zwei anderen die ganze Klasse erpresste, schlug, unterdrückte.

Die Schulleitung war sehr konsequent. Der Schüler verließ die Schule. Von da an ging ein Aufatmen durch die Klasse. Die Kinder wurden anders, lernten plötzlich besser, auch die beiden anderen veränderten sich. Einstmals stets völlig starre Mienen wurden beweglich, es gab Rückfragen, Verhandlungen um kleine Dinge, es entstanden Gespräche. Tauwetter.

Zum Schluss sagten alle an der Schule: Was ist denn mit ihnen los? Sie sind ja so brav. Den Schülern, und das wurde mir an dieser Klasse zum ersten Mal klar, war irgendetwas von ihrer Seele genommen, so, als sei etwas durchgepustet worden, sie wurden heiterer, sie gaben zu, dass es ihnen Freude machte, Dinge "richtig" zu machen, wo sie vorher sich wie kleine Gangster verhalten hatten.

In dieser Klasse habe ich so viel gelernt wie niemals zuvor. Auch Ali meint, er möchte es lieber streng haben. Er traut sich das nicht selbst zu, die Kontrolle zu übernehmen und empfindet es, wenn es mit Empathie und Aufmerksamkeit passiert, als eine Art Fürsorge, wenn er auf Grenzen stößt. Grenzen, die er  anerkennen kann. Das ist eine wichtige Erkenntnis. Kinder mögen vernünftige Grenzen. Sie wollen sie verstehen und mittragen. Sie geben ihnen Sicherheit. Sie sind ein Ausdruck freundschaftlicher Anteilnahme der Erwachsenen für sie. Die Atmosphäre muss aber auch stimmen. Kinder wollen spüren, dass sie wahrgenommen und wertgeschätzt werden. 

Dann sind Kinder sehr gerecht zueinander und verzichten auch gern einmal auf einen unmittelbaren Vorteil.
Das macht sie so sympathisch und so anders als viele Erwachsene. ;) Das macht den Umgang mit Kindern so schön.

Übrigens hatte dieser Junge, den wir aus der Klasse ausschließen mussten, auch nach einem Klassengespräch im 4. Schuljahr mit vielen Beispielen über die Frage: Was ist Gewissen? Als ich einmal ein gutes/schlechtes Gewissen hatte....nichts schreiben können. Er hatte geschrieben: Ich mag meine Familie.- Er hatte es nicht verstanden. Die seelische Instanz "Gewissen" fehlte ihm völlig. Sie war einfach nicht vorhanden. Das hatte auch seine Gründe. Der Vater war schwach und als Erzieher nicht vorhanden. Die Mutter ließ ihm alles durchgehen. Er bekam niemals ein "Nein". Alles was er tat, war gut, egal, ob jemand zu Schaden kam. 

Der Junge "flog" später aus der therapeutischen Gruppe hinaus, in der er dann zur Schule ging, mit extra geschulten Betreuern und einer Klassenstärke von 8 Kindern. Aus Gründen manifester Gewalt, die er ausübte.

Das war damals mehr so durch Zufall entstanden, aber seitdem führe ich in jeder meiner Klassen so im 5. Schuljahr ein Gespräch über den Begriff des Gewissens  und lasse schreiben, merke ziemlich genau, ob das Kind verstanden hat, was gemeint ist. Dann ist es auf dieser Ebene ansprechbar. Das ist wichtig für die Gespräche im Fall von Konflikten. Man weiß dann besser, ob das Kind in dieser Hinsicht ansprechbar ist oder nicht und kann das auch bei den Eltern ansprechen und, wenn es sein müsste, beim Jugendamt. Von 12 bis 16 kann noch viel passieren an regulierender Erziehung, danach ist es damit vorbei...

Eben rief eine Familienhelferin an, wir unterhielten uns. Es ist alles, schulisch gesehen, im Lot. Könnte nicht besser sein. Ihre Arbeit bringt Ruhe in die betreffende Familie. Das wirkt sich positiv auf das Kind aus.

Auch, wenn die Dinge gut laufen, das merke ich jetzt schon, lässt sich eine Menge erzählen. Es gibt ja auch Gründe, warum.
 
So, und jetzt häng ich die Schule mal wirklich ab!  




Das stellte sich heute heraus: Hierüber müsste noch Klarheit geschaffen werden: Landschaftsformen. Ach, im Botanischen Garten und im Tropenhaus waren wir auch noch nicht! 


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Über dem Eingang des Botanischen Gartens steht ein Spruch:


Habe Ehrfurcht 
vor der Pflanze!
Alles lebt durch sie.

Diesen Gedanken mag ich sehr.

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Dienstag, 9. April 2013

Mustafas Gemüsekebap

Sehr früh heut dagewesen, kurz nach sieben Uhr, eigentlich war es (MEZ) ja kurz nach sechs. Wollte unbedingt vorbereiten: Alle Näh-, Stick-, Web- und andere Dinge auf den Tisch legen und Schildchen dazu mit den Wörtern, bis zum Fingerhut, der Stecknadel, Nähnadel, der Sicherheitsnadel usw. Den Kindern Anhalt geben, nähen, sticken, stricken, weben, häkeln, filzen zu unterscheiden, auch die Werkzeuge dazu erkennen und zuordnen und z.B. wissen, in welchen Situationen der Gebrauch von Baumwolle sinnvoll ist und wann der von Wolle und warum auch.


Wir begannen heute mit dem Nähen der Säckchen für die Jonglierbälle aus Wolle. Dazu schnitten wir die Stoffe zu, markierten die Nählinien, steckten fest, fädelten ein, Doppelfaden, Knoten unten - schwer!!! und dann ein Stich, dessen Namen ich nicht kenne, der aber fantastisch hält.

Das ist Geduldssache. Von den acht Kindern waren fünf für zwei Schulstunden vollkommen bei der Sache und hatten die beiden Seitennähte am Ende fest - mit Vernähen sogar. 



Einer kam zu spät, wirkte todmüde, drehte Marathon am Spinnrad, hing im Sessel, fing nichts an, ließ jeden Vorschlag ins Leere laufen. Was sollte ich machen? Ich hatte das Gefühl, er war selbst sehr unglücklich darüber, so ließ ich ihn einfach die ganze Zeit im Sessel lagern.

Zwei Mädchen taten ihr Möglichstes, meine handgetischlerte Kardiermaschine endgültig zu crashen, tobten, rasten herum, während die anderen Fünf geduldig ihre Stiche machten.

Mert packte zum Schluss sein schönes kuscheliges Webstück aus. Das hatte er zu Hause angefertigt. Er nahm auch seine Näharbeit wieder nach Hause mit. 


Lisa konnte sogar den Handarbeitsknoten, alte Schule!- schlingen. Das hatte sie von der Mama.

Es war schön und entspannt gewesen. Man steckt nicht in jedem drin. Warum Burak heute nichts hatte mit sich anfangen können...dazu müsste man ein Kind besser kennen. Ich weiß, dass er gerne kommt. Gestern auf dem Hof hatte er noch gefragt:"Sehen wir uns morgen?" Vielleicht war er enttäuscht gewesen, dass da noch kein Aquarium für ihn stand....

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Dann, in der Klasse,  rechneten wir in verschiedenen Schwierigkeitsgraden. Wir waren drei Erwachsene, zwei Lehrerinnen, eine Erzieherin, unterstützt von unseren wunderbaren Lesepaten Matti und Sevda, die mit einzelnen Kindern in die Bibliothek gingen und dort lasen oder andere Themen bearbeiteten.


Wir sprachen uns ab, für wen der Schüler es nicht schlimm war, jetzt nicht beim Rechnen dabei zu sein. Es gibt gute Rechner, die können auch einmal eine Session im Vorlesen gebrauchen, weil sie zu wenig selbst sprechen, Vokale nicht klar artikulieren und so hielten wir es dann auch. Man kann kann ja auch die leistungsstärkeren Schüler fördern.

Als ich letztens beim Verlag war, gab es nur Fördermaterial für die Schwächeren....Das gefiel mir nicht so. Man könnte doch auch selbstlernendes Material zur Vertiefung von Sachgebieten entwickeln.

Also, wir suchten Hauptnenner und erweiterten und kürzten, dass es knirschte. Es hat Spaß gemacht! 

Am Wochenende muss ich einen Erste-Hilfe-Kurs absolvieren. Meiner ist schon zu lange her. Ich werde fragen, ob sie in die Schule kommen. Das wäre doch auch einmal ein Thema! 

Zum Abschluss unseres gemeinsamen Schultages überlegten wir gemeinsam, was wir übers Nomen wissen und hielten es schriftlich im Grammatikheft fest. Es soll spiegeln, was wir gelernt haben, wenn die Kinder die Grundschule verlassen.

Es ging um das Deklinieren, um die vier Fälle und insbesondere auch um den Genitiv bei Eigennamen, die Vermeidung des so genannten Deppenapostrophs:



So soll es dann nicht aussehen, sondern eher so:


Einer muss mal gucken gehen, wie Mustafa es bei seinem berühmten Gemüsekebap am Mehringdamm geschrieben hat. Würde mich jetzt wirklich interessieren. Es sind nur ein paar Schritte bis dahin.

Es ist auch nur ein paar Klicks bis zu Mustafas interessantester Webseite:

www.mustafas.de

Und dann ist es klar....Auch, dass Mustafa das nicht wissen muss. Er kann andere Sachen überragend gut, sonst würden die Leute nicht ewig lange Schlangen vor seinem Stand bilden. Er muss das nicht wissen. Aber wir. ; )

Ali hat mit Matti zusammen schon vorher dekliniert, Zufall, wir nehmen seine Sätze. Er hat einen Zettel dabei, da stehen die Fälle mit Beispiel drauf. Ich sage: "Du kannst den Zettel ins Heft kleben, musst nicht schreiben." Er: "Nee, ich schreibe." Wahnsinn. 

So sieht das nachher aus: (Wer mal gesehen hat, wie Ali früher schrieb - das konnte damals keiner lesen...)

  
Ist doch doof. Jetzt kann man gerade so richtig supertoll arbeiten, und dann gehen alle weg!
Aber die Kinder müssen vielleicht nach vier Jahren auch mal neue Lehrer haben. Vielleicht ist das ja ganz richtig so. Man darf nicht zu egoistisch sein....