Mittwoch, 26. November 2014

Stimmt es, dass Honig aus Bienenspucke ist?

Zuerst sprechen wir ein wenig über den Ausflug gestern ins Museum der Dinge. Er hatte uns allen gut gefallen. Heute war Tahia, die erst seit kurzer Zeit in der Klasse ist, wieder gefasst.
Sie hatte gestern ihre Mütze verloren und hatte bitterlich geweint.

Sie meinte heute, sie geht mit ihrer Mama eine neue Mütze kaufen. Puh! Sonst wären wir losgegangen und hätten eine neue Mütze organisiert.

Sie kann sich noch nicht gut auf deutsch verständigen, deshalb ist es noch nicht so leicht für Tahia. Doch lernt sie jeden Tag dazu, meldet sich und 
beteiligt sich in Mathe schon mündlich!!




Ach ja....Das alte Problem.
Der Schulhof streunt vor sich hin
und missachtet  die Kinder....

Heute war wieder der Tag der freundlichen HelferInnen. Ich mag diesen Tag. Obwohl die einzige offizielle Förderstunde wegen ausgedehnter Vertretungsnotwendigkeiten flöten ging. Aber es waren ja Antonia zwei Stunden, Edith zwei Stunden und Matti zwei Stunden da!!!

Antonia, meine liebe Ex-Kollegin, nahm sich Amina vor. Sie begleitete sie ein wenig ganz persönlich durch ihre Aufgaben, sprach mit ihr und widmete sich ihr ganz.

Die andere Stunde verbrachte sie mit den leistungsstärkerern RechnerInnen im Nebenraum, sie rechneten Aufgaben der Zehnerüberschreitung bei der Addition und Subtraktion systematisch in Schritten, so dass der Vorgang eingeschliffen wird und den Kindern zur Verfügung steht.

Die mittleren und stärkeren Rechner sind die "Sonnen" und "Monde", die anderen die "Bäumchen".
Die Bäumchen waren bei mir. Es war ein richtig schönes Arbeiten, jede(r) kam ein Stückchen voran.

So langsam entsteht ein Gefühl dafür, wie man Rechenaufgaben im Buch angemessen bearbeitet.
Ich habe extra ein traditionell aufgebautes Mathebuch vorgesehen mit sehr viel Schreibarbeit im Rechenheft.

Ich kann es nämlich nicht leiden, etwa in eine fünfte Klasse zu geraten, wo die Kinder vor einem leeren Blatt hilflos sind und unwissend, wie man es angemessen mit Buchstaben oder Zahlen füllt und zwar so, dass der Leser nicht augenkrank wird.

Das ist gar nicht so leicht und muss stetig geübt werden. 
Es stellt eine Leistung dar, die jemand, der ewig in Arbeitsblättern nur Lücken füllt, nicht erbringen kann.

Ich weiß, dass Sekundarschullehrer es sehr schätzen, wenn sie auch einmal ein gut gestaltetes Blatt erhalten....Warum also sollte man das nicht trainieren?

Rechenpäckchen in Kästchen schreiben und dann ausrechnen, mit oder ohne Hilfen.

Datum schreiben, die Stelle im Buch angeben, Überschriften unterstreichen, insgesamt auf Lesbarkeit achten, den Rand nicht beschreiben,
alles nicht so leicht.

Das üben wir gerade und es wird schon besser.
Zur Pause klingelt es und - Nein!! Wir wollen noch nicht aufhören!!! In echt, so war es.

Wenn ich alles selbst aufgeschrieben habe, ist es vielleicht auch mehr "meine" Seite.
Jede Seite im Heft sieht sehr individuell und verschieden von allen anderen aus.

Daher hängen wir nach der Pause noch eine halbstündige Rechenzeit an. Es wird!

Dann kommt Matti und der Jungs-Fanclub gerät in Bewegung.






Zwischendurch lernen wir noch das Schreibschrift -n-, so zwischen dem Rechnen und dem Popcornmachen.

Jasper legt wieder ganz versunken eines seiner schönen Blätter an.





Morgen schreiben wir: Nein! - in Schreibschrift.
Eines der wichtigsten Wörter überhaupt.



Ein ganzes Pfund Mais haben wir verbraten.




Dann war Jaspers Blatt auch fertig.

Einer, der es immer irgendwie mit dem Ekelproblem hat, fragt : Stimmt es, dass Honig aus Bienenspucke ist??

Ja. Welche Schlüsse er daraus zog, weiß ich nicht.
Er denkt viel nach, stellt viele solcher Fragen.

Als ich in der Zeitung lese, dass in den Schulen das ewig warmgehaltene Essen oft nicht warm genug, also über 65 ° Celsius, gehalten wird - da denke ich mir:

Welch ein Trauerspiel: Unsere Schule hat eine Super-Großküche mit allem Drum und Dran, hier wurde früher in echt gekocht, jeden Tag ganz frisch, von den Küchenleuten. 

Heute kommt es in Warmhaltebehältern, ist werweißwielange schon unterwegs und wird dann in unserer Küche nur ausgepackt und serviert, und all das, weil man das Geld nicht mehr ausgeben will für ein ordentliches, frisch zubereitetes Essen für die Kinder.

Die materiale Ausstattung  hierfür ist vorhanden. Nur das Personal würde mehr kosten.
Ist doch zum Heulen.

Mir kam das schon immer nicht gesund vor.
Warum wird das alles immer nur so Larifari gehandhabt und nicht verantwortlich?

Es gibt ein Buch von Ulrich Beck mit dem schönen Titel:

Die Organisierte Unverantwortlichkeit.

Könnte auch auf uns passen, der Titel, leider.

Dienstag, 25. November 2014

Das MUSST Du Dir ansehen! - Im Museum der Dinge.


Lilly hat eine Szene mit Igeln und einem Hund gezeichnet. In der Tierschutz-AG, die Frau Pollack, die Tierpädagogin des Tierheims Berlin mit zwölf Kindern der Klasse durchführt, ist gerade die Rede von Igeln überhaupt und von Igeln im Winter.

Das hat Lilly inspiriert, sie hat auch ein passendes Buch mitgebracht.










*******
Lillys Mutter hat uns die Idee mit dem besonderen Adventskalender nahegebracht.
Seit einem Jahrzehnt packt sie zusammen mit anderen Menschen Adventskalender aus mitgebrachten Dingen.

Sie stellte die Idee in der Klasse vor und wir begannen, Dinge zu sammeln.

Diese Dinge brachten wir gestern ins Museum mit, wo wir erwartet wurden und eine schöne Führung bekamen.




Dort, in einem großen Raum, erwartete uns Lillys Mama. Sie erklärte uns, wie sie das mit den Adventskalendern machen. Derzeit haben etwa 60 Personen jede(r) 24 Dinge gebracht. Diese bekommen eine Nummer.




Nehmen wir an, dies sei die Nummer 34. Nun bekommt der Mensch, der die Dinge von Nummer 34 gepackt hat, von überall etwas zusammengepackt, nur nichts von seinen eigenen Sachen.

Vorher wurde man gefragt, was man so mag under überhaupt nicht möchte.
Dann werden die Dinge ausgesucht und zusammengepackt.

24 mal 60 ergeben etwa 1500 Päckchen!!!





Das Museum der Dinge in der Oranienstraße in Kreuzberg stellt aus, was es Interessantes an industriell gefertigten Produkten gibt.

Es zeigt eine faszinierende Sammlung von ca. 35.000 Dingen aus etwa hundert Jahren.

"Sammelt Ihr?", wurden die Kinder gefragt.
"Ja", war die Antwort. "Was sammelt Ihr denn?"
"Kuscheltiere", "Steine", "Muscheln", "Roboters", "Kastanien", "Blätter".....

Ab drei Dingen beginnt es, eine Sammlung zu werden, hörten wir.
Wenn es aber mehr Dinge werden, muss man eine Ordnung für sie finden.

Betrachtet Euer Zimmer als eine Sammlung!

"Was glaubt Ihr, wieviele Dinge gibt es ungefähr in einem normalen Haushalt, wenn man jeden Löffel und jedes kleine Ding mitzählt?"

Wir wussten es nicht.

"Es sind etwa 10.000 Dinge." Großes Staunen.
Hundert mal die Hundert.








"Das MUSST Du sehen!", schreit Pavel seinen Freunden zu und stürmt zu einer Vitrine mit Star-Wars-Figuren hin.





Das große Röhrenradio in der Musiktruhe hat die Lehrerin noch bis in die Jugendzeit im elterlichen Wohnzimmer selbst erlebt.
Frau von A., die uns führt, kennt es nicht mehr aus eigener Erfahrung.





Eine Schlange bilden wir und bewegen uns so in einem Slalomspaziergang langsam durch die Vitrinengänge des Museums.




Es gibt auch "Ost"-Vitrinen und "West-Vitrinen".
Sie zeigen Spielzeuge aus der ehemaligen DDR und der BRD.



Ost


West


"OOhhh, schau mal, wie schön die Gläser sind...."





"Und die Teekanne ist aus Gold!!!".... :)




Wir versuchten, die vier Museumsregeln zu beachten:

1. Nichts anfassen.
2. Langsam gehen.
3. Leise sein.
4. Der Person, die uns etwas erzählt, aufmerksam
    zuhören.

Wir haben das wohl ganz gut hinbekommen.

Frau von A., die uns führte, hatte sich gut vorbereitet; sie bat uns zu einer großen Fläche, wo sie große Bildkarten ausbreitete.









Das kenne ich nicht. - Doch, meine Mama, die
benutzt das, wenn sie näht. Sie steckt es
auf den Finger.

Das ist ein Fingerhut!



Was ist denn das?
Das ist eine alte Kamera.
Ein sehr alter Fotoapparat. -
Ja, mein Opa hat auch so etwas!




Findet eine Ordnung für die vielen Dinge,
wie könnte man sie ordnen?

Manche sind Spielzeuge.




Diese hier sind alle schwarz.



Hier ist einer, der ist schwarz
und ist ein Spielzeug.

Der Lurchi von Salamander ist es,
den kennt auch nur die Lehrerin noch.



Auch im Museum wird zum Teil so geordnet.
In dieser Vitrine sind nur gelbe und schwarze Sachen.


Es war schön, einmal aufmerksam auf Dinge zu werden, die uns umgeben, alte oder vertraute,
und schnell war die Zeit vorbei.

Die Kinder erhielten noch die Anregung, sich einmal für die eigenen Dinge im Zimmer etwas auszudenken, wie man sie ordnen könnte.

Nun erhalten wir demnächst auch unseren Adventskalender für unsere Klasse.
Wir sind gespannt und werden darüber berichten.

Herzlichen Dank an Lillys Mutter und an unsere freundliche Führerin durch das Museum der Dinge.

Ein Gang dorthin lohnt sich. 

Eure Minna


Johannes beim Rückweg: "Hier sind die Leute viel ärmer als bei uns." (Wir kommen aus Kreuzberg 61, die Oranienstraße liegt in Kreuzberg 36.)
Es wirkte wirklich anders als auf unserem eignen Schulweg, Johannes hatte dafür ein gutes Gespür. 

Samstag, 22. November 2014

Von Blättern, Luftballons und Menschen

Jetzt ist alles wieder fein durchgepustet und es kann hier wieder weitergehen.




Mittwochs ist Minna eigentlich vier Stunden allein. 
Aber nein! Antonia und Edith sind da!!
Edith liest mit Kindern Texte, Antonia greift auch bei Mathe zu!



Die gepressten Blätter werden aus der Presse befreit...



....und auf den herbstlich gefärbten Untergrund geklebt.



 Anna kommt mittwochs als erste
und unterstützt zu deren großer Freude 
regelmäßig Joyce.



Antonia knackt mit manchen Kindern 
harte Mathenüsse.
Matti war auch am Mittwoch da.
Es ist schön, so viele interessierte Menschen
bei uns zu haben!!
Niemand von ihnen muss kommen,
jede(r) ist freiwillig da!




Irgendwann kurz vor unserem 
Elternnachmittag hängen die Bilder dann
an der Wand.


...und sehen schön aus...



.....




.....



.....


Manche Jungs müssen immer mal ein bisschen
freundschaftlich raufen.



Schnell noch am Freitag den
Luftballontext geschrieben
und an die Luftballons gehängt.




Alle haben sich auf dem Schulhof versammelt.




"Karla! Karli!!",

schreien die Kinder, als sie sie entdecken.
Karla war bis zum Sommer die Schulleiterin,
sie hat immer den Countdown der Luftballons gesprochen.
Die Pensionszeit bekommt ihr gut, das ist
unschwer zu erkennen.




Später finden wir uns zum Eltern-, Kindernachmittag ein,
unter dem Motto "So schön ist der Herbst!"

Zuerst singen wir zwei Herbstlieder, die Julia mit den Kindern eingeübt hat. 

Beide sind von Reinhard Lakomy:

Der Herbst hat bunte Blätter

und

Sieben kunterbunte Drachen .

Dann zeigen die Kinder mit unserer Erzieherin Kerstin zusammen eine schöne und intensive Chi Gong- Übung, die in eine Geschichte eingebettet ist:

Die Geschichte von den Marionettenpuppen, die zuerst ohne ihren Puppenspieler sind, dann aber kommt der Puppenspieler...

und die Geschichte vom Bär und vom Schmetterling, die sich einmal trafen.

Auch die Eltern, Freunde und Geschwister machen mit. 

Anschließend lesen Kinder Gedichte vor.

Vier Kinder, die sich vorher noch nie "auf die Bühne" getraut haben, haben es gewagt, auf unterschiedliche Weise. Die einen haben sich ein Gedicht geteilt, die anderen lesen tatsächlich zweistimmig, andere allein und Lilly hat sich zwei Gedichte von Heinz Erhard, den sie sehr liebt, selbst ausgesucht und gut vorgetragen. 




 Im Herbst bei kaltem Wetter 
fallen vom Baum die Blätter - 
Donnerwetter, 
Im Frühjahr dann 
Sind sie wieder dran. 
Sieh mal an.


***

Wenn die Blätter von den Bäumen stürzen,
die Tage täglich sich verkürzen,
wenn Amsel, Drossel, Fink und Meisen
die Koffer packen und verreisen,
wenn all die Maden, Motten, Mücken,
die wir versäumten zu zerdrücken,
von selber sterben - so glaubt mir:
Es steht der Winter vor der Tür!
Ich lass ihn stehen!
Ich spiel ihm einen Possen!
Ich hab die Tür verriegelt 
und gut abgeschlossen!
Er kann nicht rein! Ich hab ihn angeschmiert!
Nun steht der Winter vor der Tür ---
und friert!


***


Septembermorgen

Im Nebel ruhet noch die Welt,
Noch träumen Wald und Wiesen:
Bald siehst du, wenn der Schleier fällt,
Den blauen Himmel unverstellt,
Herbstkräftig die gedämpfte Welt
In warmem Golde fließen.

Eduard Mörike

****

Der Herbst steht auf der Leiter 

Der Herbst steht auf der Leiter
und malt die Blätter an,
ein lustiger Waldarbeiter,
ein froher Malersmann.

Er kleckst und pinselt fleißig
auf jedes Blattgewächs,
und kommt ein frecher Zeisig,
schwupp, kriegt der auch 'nen Klecks.

Die Tanne spricht zum Herbste:
Das ist ja fürchterlich,
die andern Bäume färbste,
was färbste nicht mal mich?

Die Blätter flattern munter
und finden sich so schön.
Sie werden immer bunter.
Am Ende falln sie runter.

Peter Hacks

***

Herbst

Nun laß den Sommer gehen, 

Laß Sturm und Winde wehen. 

Bleibt diese Rose mein, 

Wie könnt ich traurig sein? 

Joseph von Eichendorff



Bei den "Maden, Motten, Mücken, die wir vergaßen zu..." hat die sonst auf Empathiefähigkeit bedachte Lehrerin mal eben kurz weggehört.
Ist eben Heinz Ehrhardt und sein ihm eigener Humor.

Claude schüttelte sich, weil ihm Maden, Motten und Mücken in einem "feierlichen" Gedicht so ekelig vorkamen, als hätten sie da nichts zu suchen.
Doch kleine Tabubrüche gehören anscheinend zum "Geschäft" des Humoristen,
für dessen Wort- und Assoziationseskapaden Lilly viel Sympathie hat...
Seit Monaten beschäftigt sie sich schon mit ihm, und man kann vermuten, dass sie mittlerweile bestimmt alle Gedichte von Heinz Ehrhardt kennt.





Am Donnerstag war Besuch bei den Schäfchen.
Oh Pauline, wie schön ist Deine Wolle wieder!!
Eine Decke, ein Pullover?
Mal sehen, was sich daraus machen lässt, 
wenn Pauline ihre schöne 
Wolle nicht mehr braucht.




Ja, und Nello??
Hallo, sagt er, der die Kinder immer sehr gemocht hat.

Er war noch als Schulschaf auf dem
damaligen Schafehof, bis 2007.
Dieses Jahr im Dezember feiern wir in der Schäferei,
dass die Schäfchen sieben Jahre da sind.
Immerhin. Sie leben noch.

Sie fühlen sich alle wohl und Nello, geboren 2002,
mit seinen lahmen Haxen ist immer noch
auf wundersame Weise:

Still alive and well!




Hier ist auch noch ein Bild des Herbstes,
gesehen auf dem Hundespaziergang mit Bruno,
dem Hofhund der Schäferei.

Bruno ist ein Hunderiese.
Wenn er unser Auto hört, 
schlägt sein aggressives Bellen in ein
flehentliches Heulen um,
bis er die Leine am Hals hat und weiß: 
Jetzt geht es los: 
Spaziergang gesichert!

Das hat er sich erkämpft, 
undenkbar, nicht zuerst
mit Bruno einen langen Gang zu machen....


Allen LeserInnen einen wunderschönen Sonntag!
In der nächsten Woche besuchen wir das 

Museum der Dinge .

Mein Ding ist die altertümliche Schafschere:
Passt schon...

http://www.museumderdinge.de/pflegschaften


Das wird sicher sehr schön! Ist ein tolles Museum.
Eure Minna

P.S.



P.P.S. Was macht eigentlich Ai Wei Wei?

Das Reden und das Schweigen. - Ein Beitrag in eigener Sache.

Lange nichts geschrieben. Warum...?,  fragte ich mich auch manchmal.

Jetzt ist die "Schonzeit" des ersten Schuljahres vorbei. Jetzt werde ich darauf angesprochen, warum wohl das eigene Kind nicht die erwarteten Erfolge, Fähigkeiten und Kenntnisse aufweist und damit muss sich die Lehrerin dann auseinandersetzen.

In der überwiegenden Mehrzahl zeigen die Eltern die Geduld, die vielleicht nötig ist, Kinder nicht zu sehr unter Druck zu setzen.

Ich bin dankbar dafür. Es spricht eine solche Haltung ja auch ein Vertrauen aus, das einem entgegengebracht wird und dem man aber auch gerecht werden muss.

Also konsequenter mal wieder die Arbeiten korrigieren. Das gibt stets wertvolle Aufschlüsse über den Stand der Dinge und die nächsten wichtigen Schritte. Besonders, wenn Lernprozesse nicht alle zeitlich gleich ablaufend gesteuert sind, erhöht sich für mich der Druck, bei jedem einzelnen Kind nach Möglichkeit den Überblick zu behalten, um nichts zu versäumen.

Heißt: Fleißig sein müssen, aus der Sache heraus. Wenn in der Schule nach dem Unterricht nichts mehr geht, dann eben später zu Hause.

Korrigiert zu haben, gibt mir immer ein sehr gutes und sicheres Gefühl für  den Lernstand und die nächsten wichtigen Schritte, obwohl das Korrigieren selbst nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen gehört.

Dann kam noch die Sache mit dem Schulrat dazu. Im September wurde Minna zum Schulrat einbestellt.

Grund und Anlass waren Äußerungen auf diesem Blog über das Verhalten der Schulbehörde angesichts einer von ihr negierten gleichwohl aber  möglichen vorhandenen Asbestproblematik in unserem Klassenraum und die für mich unannehmbaren Nicht-Kommunikationsstrukturen in Bezug auf uns als Betroffene....
und die standen im Januar auf der schuleigenen Seite, weil das Blog der Klasse in die Schulseite eingebaut war.

Als ich die Aufforderung bekam, musste ich gleich zum Rechtsanwalt für Verwaltungsrecht, damit ich die Situation richtig einschätzen konnte und die Ängste eingehegt werden konnten.

Das Gespräch ging vorbei. Der Schulrat zeigte nicht viel Bestrafungsenthusiasmus, das war wohl auch nicht mehr möglich, denn er hatte dazu die Frist versäumt.

Aber inhaltlich kamen wir ebenfalls nicht "zueinander". 
Zu unterschiedlich die Denkhaltungen. 

Wer sich in der Verwaltung halten will, muss formal denken und sich inhaltlicher Leidenschaft enthalten. 

Die Zahlen müssen stimmen. Nach außen muss alles in unserer verrechtlichten Zeit unangreifbar sein.

Wer sich da wohl noch auf Inhaltliches einlassen wollte, wäre ein internes Sandkorn im Getriebe und würde wohl eher sich selbst zerreiben als da etwas ändern können. Wer aufsteigt, wird dahingehend sozialisiert, vermutlich.

Deshalb kamen wir da nicht inhaltlich zusammen, denn die "Häuptlinge", wie sie sich nennen, - das wird heute nicht anders sein als zu der Zeit, als ich noch als Personalrätin arbeitete - verweigern sich einer inhaltlichen Sicht, jedenfalls uns, den "Indianern" gegenüber, aber auch wahrscheinlich untereinander. 

Die Sicht auf Inhalte bleibt den so genannten "Indianern" vorbehalten, wie sie von den Oberen der Hierarchie genannt werden, die dürfen das, die sollen das auch ein bisschen, aber auch nicht zu sehr, so eher als ein beiläufiger Luxus.

Über das Wortspiel "Häuptlinge"/"Indianer" muss man sich nicht groß unterhalten. Ich hätte Lust, es ein wenig  auf Nietzsche hin zu untersuchen... Aber
jede(r) weiß auch so, welche Wertungen damit verbunden sind.

Man kommt inhaltlich nicht von "unten" nicht an sie ran, man soll als LehrerIn nur funktionieren und die Erwartungen erfüllen. (Nicht anders als die Schulkinder im übrigen.) Ich habe den Eindruck, Menschsein und Ernstgenommenwerden beginnt für die Verwaltungsleute so ungefähr auf der SchulleiterInnenebene.

Ich erinnere mich, dass in der Firma, in der ich als Studentin  einmal arbeitete, ab einem gewissen Stockwerk 
(Je höher in der Hierarchie, desto höher das Stockwerk),
dass da die Türen nur noch einen Knauf hatten und keine Klinke mehr.... 

Außerdem sind wir ja alle durch die Postmoderne hindurchgegangen und dadurch von der Standpunktseite her weichgespült im Hinblick auf "Anything goes" oder "Alles ist relativ" (Oft gehört, leider.)

Für mich ist nicht alles relativ.

Zum Beispiel, dass solche Teile wie auf dem Foto unten auf einem Schulhof nichts, aber auch gar nichts  zu suchen haben - und schon überhaupt nicht während einer laufenden Pause mit kleinen Kindern!

Ich merke, ich rede mich schon in den nächsten Schulratsbesuch hinein und in den nächsten Verlust von ein paar hundert Euro für den Rechtsbeistand...

Wahrscheinlich auch ein Grund, warum mein Schreibfluss gehemmt war. Das muss man sich auch leisten können.

Aber schaut doch selbst:




In solchen Momenten möchte ich einfach aus dem Tor rausgehen und nicht mehr dort sein.

Es versteht sich nicht von selbst, dass DAS nicht geht?

Ich rede jetzt nicht von den vielen Transporterchen, die ständig auf dem Schulhof parken, die ja auch irgendjemand reingelassen hat und wo ich nur Achselzucken bekomme, wenn ich es anspreche und mir sagen muss, dass meine Ansichten dazu doch wohl reichlich schrullig sind.

Ich vermisse ein allgemeines pädagogisches Ethos innerhalb der öffentlichen Schule. Ein Bewusstsein dafür, wofür Schule da ist, primär: Nicht für die LehrerInnen, die Verwaltung, nicht für ErzieherInnen oder Klempner oder Essencaterer, nein: Für die Kinder!

Es gibt kein Gehör, "Die müssen auch ihre Termine einhalten", höre ich da.

Und wer spricht für die Kinder? Für ihre Ungestörtheit? Ihre körperliche Sicherheit?

Mir selbst fangen an, die Worte zu fehlen. Diese Welt steht auf dem Kopf und ich habe keine Verbündeten, damit sie wieder auf die Füße kommt...

Was soll man schreiben, wenn einem andauernd solche Sachen passieren.

Das beginnt mit der Reinigung der Räume, die ständig nicht gemacht ist - gestern beim Fest:

Morgens um sieben: Hui!

Das Foyer spiegelte wie noch nie, gewienert und gewichst, aber der Klassenraum, die Gänge, zwei Etagen höher und weit weg vom Mittelaufgang, waren, Verzeihung - rotzdreckig, wie fast immer.

Und hört nicht auf mit solch beweglichen Kolossen, die während der Pause auf dem Hof rangierten.

Der Skandal dabei ist für mich noch nicht einmal, DASS so etwas passiert, sondern, dass von den Angesprochenen niemand für mich erkennbar dabei etwas findet. Das ist der veritable Skandal, der mich schweigend und zornig zurücklässt.

In Zeiten wie diesen haben Aufregung und Zorn anscheinend keinen Platz mehr. Man bleibe ruhig, egal, was passiert. Zornig werden wird ausschließlich nach der individuellen Seite hin gesehen und als irgendwie minder und unsauber empfunden, so, als hätte man vergessen, sein Deo zu benutzen.

Weil politisches Denken keinen Platz mehr hat, wirkt Protest als individuelle Nervenschwäche.

Pro testari - nach Klaus Heinrich in seinem wunderbaren Buch von der "Schwierigkeit, Nein zu sagen" heißt aber: Für etwas zeugen und ist etwas Positives.

Allein das alles verhält schon zum Schweigen.

Aber gestern, beim Fest, da habe ich gehört, dass dieses Blog auch schon mal gelesen wird und vielleicht daher nicht gänzlich überflüssig ist.

Da musste ich mich heut früh gleich mal wieder ransetzen. Wie schön! :)))

Egal, was es wieder kostet.