Samstag, 22. November 2014

Das Reden und das Schweigen. - Ein Beitrag in eigener Sache.

Lange nichts geschrieben. Warum...?,  fragte ich mich auch manchmal.

Jetzt ist die "Schonzeit" des ersten Schuljahres vorbei. Jetzt werde ich darauf angesprochen, warum wohl das eigene Kind nicht die erwarteten Erfolge, Fähigkeiten und Kenntnisse aufweist und damit muss sich die Lehrerin dann auseinandersetzen.

In der überwiegenden Mehrzahl zeigen die Eltern die Geduld, die vielleicht nötig ist, Kinder nicht zu sehr unter Druck zu setzen.

Ich bin dankbar dafür. Es spricht eine solche Haltung ja auch ein Vertrauen aus, das einem entgegengebracht wird und dem man aber auch gerecht werden muss.

Also konsequenter mal wieder die Arbeiten korrigieren. Das gibt stets wertvolle Aufschlüsse über den Stand der Dinge und die nächsten wichtigen Schritte. Besonders, wenn Lernprozesse nicht alle zeitlich gleich ablaufend gesteuert sind, erhöht sich für mich der Druck, bei jedem einzelnen Kind nach Möglichkeit den Überblick zu behalten, um nichts zu versäumen.

Heißt: Fleißig sein müssen, aus der Sache heraus. Wenn in der Schule nach dem Unterricht nichts mehr geht, dann eben später zu Hause.

Korrigiert zu haben, gibt mir immer ein sehr gutes und sicheres Gefühl für  den Lernstand und die nächsten wichtigen Schritte, obwohl das Korrigieren selbst nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen gehört.

Dann kam noch die Sache mit dem Schulrat dazu. Im September wurde Minna zum Schulrat einbestellt.

Grund und Anlass waren Äußerungen auf diesem Blog über das Verhalten der Schulbehörde angesichts einer von ihr negierten gleichwohl aber  möglichen vorhandenen Asbestproblematik in unserem Klassenraum und die für mich unannehmbaren Nicht-Kommunikationsstrukturen in Bezug auf uns als Betroffene....
und die standen im Januar auf der schuleigenen Seite, weil das Blog der Klasse in die Schulseite eingebaut war.

Als ich die Aufforderung bekam, musste ich gleich zum Rechtsanwalt für Verwaltungsrecht, damit ich die Situation richtig einschätzen konnte und die Ängste eingehegt werden konnten.

Das Gespräch ging vorbei. Der Schulrat zeigte nicht viel Bestrafungsenthusiasmus, das war wohl auch nicht mehr möglich, denn er hatte dazu die Frist versäumt.

Aber inhaltlich kamen wir ebenfalls nicht "zueinander". 
Zu unterschiedlich die Denkhaltungen. 

Wer sich in der Verwaltung halten will, muss formal denken und sich inhaltlicher Leidenschaft enthalten. 

Die Zahlen müssen stimmen. Nach außen muss alles in unserer verrechtlichten Zeit unangreifbar sein.

Wer sich da wohl noch auf Inhaltliches einlassen wollte, wäre ein internes Sandkorn im Getriebe und würde wohl eher sich selbst zerreiben als da etwas ändern können. Wer aufsteigt, wird dahingehend sozialisiert, vermutlich.

Deshalb kamen wir da nicht inhaltlich zusammen, denn die "Häuptlinge", wie sie sich nennen, - das wird heute nicht anders sein als zu der Zeit, als ich noch als Personalrätin arbeitete - verweigern sich einer inhaltlichen Sicht, jedenfalls uns, den "Indianern" gegenüber, aber auch wahrscheinlich untereinander. 

Die Sicht auf Inhalte bleibt den so genannten "Indianern" vorbehalten, wie sie von den Oberen der Hierarchie genannt werden, die dürfen das, die sollen das auch ein bisschen, aber auch nicht zu sehr, so eher als ein beiläufiger Luxus.

Über das Wortspiel "Häuptlinge"/"Indianer" muss man sich nicht groß unterhalten. Ich hätte Lust, es ein wenig  auf Nietzsche hin zu untersuchen... Aber
jede(r) weiß auch so, welche Wertungen damit verbunden sind.

Man kommt inhaltlich nicht von "unten" nicht an sie ran, man soll als LehrerIn nur funktionieren und die Erwartungen erfüllen. (Nicht anders als die Schulkinder im übrigen.) Ich habe den Eindruck, Menschsein und Ernstgenommenwerden beginnt für die Verwaltungsleute so ungefähr auf der SchulleiterInnenebene.

Ich erinnere mich, dass in der Firma, in der ich als Studentin  einmal arbeitete, ab einem gewissen Stockwerk 
(Je höher in der Hierarchie, desto höher das Stockwerk),
dass da die Türen nur noch einen Knauf hatten und keine Klinke mehr.... 

Außerdem sind wir ja alle durch die Postmoderne hindurchgegangen und dadurch von der Standpunktseite her weichgespült im Hinblick auf "Anything goes" oder "Alles ist relativ" (Oft gehört, leider.)

Für mich ist nicht alles relativ.

Zum Beispiel, dass solche Teile wie auf dem Foto unten auf einem Schulhof nichts, aber auch gar nichts  zu suchen haben - und schon überhaupt nicht während einer laufenden Pause mit kleinen Kindern!

Ich merke, ich rede mich schon in den nächsten Schulratsbesuch hinein und in den nächsten Verlust von ein paar hundert Euro für den Rechtsbeistand...

Wahrscheinlich auch ein Grund, warum mein Schreibfluss gehemmt war. Das muss man sich auch leisten können.

Aber schaut doch selbst:




In solchen Momenten möchte ich einfach aus dem Tor rausgehen und nicht mehr dort sein.

Es versteht sich nicht von selbst, dass DAS nicht geht?

Ich rede jetzt nicht von den vielen Transporterchen, die ständig auf dem Schulhof parken, die ja auch irgendjemand reingelassen hat und wo ich nur Achselzucken bekomme, wenn ich es anspreche und mir sagen muss, dass meine Ansichten dazu doch wohl reichlich schrullig sind.

Ich vermisse ein allgemeines pädagogisches Ethos innerhalb der öffentlichen Schule. Ein Bewusstsein dafür, wofür Schule da ist, primär: Nicht für die LehrerInnen, die Verwaltung, nicht für ErzieherInnen oder Klempner oder Essencaterer, nein: Für die Kinder!

Es gibt kein Gehör, "Die müssen auch ihre Termine einhalten", höre ich da.

Und wer spricht für die Kinder? Für ihre Ungestörtheit? Ihre körperliche Sicherheit?

Mir selbst fangen an, die Worte zu fehlen. Diese Welt steht auf dem Kopf und ich habe keine Verbündeten, damit sie wieder auf die Füße kommt...

Was soll man schreiben, wenn einem andauernd solche Sachen passieren.

Das beginnt mit der Reinigung der Räume, die ständig nicht gemacht ist - gestern beim Fest:

Morgens um sieben: Hui!

Das Foyer spiegelte wie noch nie, gewienert und gewichst, aber der Klassenraum, die Gänge, zwei Etagen höher und weit weg vom Mittelaufgang, waren, Verzeihung - rotzdreckig, wie fast immer.

Und hört nicht auf mit solch beweglichen Kolossen, die während der Pause auf dem Hof rangierten.

Der Skandal dabei ist für mich noch nicht einmal, DASS so etwas passiert, sondern, dass von den Angesprochenen niemand für mich erkennbar dabei etwas findet. Das ist der veritable Skandal, der mich schweigend und zornig zurücklässt.

In Zeiten wie diesen haben Aufregung und Zorn anscheinend keinen Platz mehr. Man bleibe ruhig, egal, was passiert. Zornig werden wird ausschließlich nach der individuellen Seite hin gesehen und als irgendwie minder und unsauber empfunden, so, als hätte man vergessen, sein Deo zu benutzen.

Weil politisches Denken keinen Platz mehr hat, wirkt Protest als individuelle Nervenschwäche.

Pro testari - nach Klaus Heinrich in seinem wunderbaren Buch von der "Schwierigkeit, Nein zu sagen" heißt aber: Für etwas zeugen und ist etwas Positives.

Allein das alles verhält schon zum Schweigen.

Aber gestern, beim Fest, da habe ich gehört, dass dieses Blog auch schon mal gelesen wird und vielleicht daher nicht gänzlich überflüssig ist.

Da musste ich mich heut früh gleich mal wieder ransetzen. Wie schön! :)))

Egal, was es wieder kostet.






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