Dienstag, 13. November 2012

Am Montag fängt die Woche an

 


Nehmen wir erstmal den Montag. An vieles erinnert man sich nach einem Tag nicht mehr. Das erste am Morgen: Fische füttern, auch die in dem viel zu kleinen Aquarium. Hier sitzen über 20 Black Mollies drin.


Der Moment, bevor die Schüler kommen, ist besonders schön und wertvoll. Alles ist noch so klar, kleine Arbeiten, Tafelanschrieb usw. machen sich quasi von selbst. Bald branden alle Wünsche und Aversionen an, da fällt es schwer, den Kopf klar zu halten. Nicht sich zu sehr involvieren lassen, nicht zu großen inneren Abstand gewinnen.
Gelungene Schultage sind die, wo diese innere Balance gelingt. Ganz sensibel etwas registrieren, dann auf der Palette der möglichen Optionen blitzschnell die auswählen, die einem am sinnvollsten vorkommt.

Peter, im Kreis am Morgen: "ich möchte nicht gerne als erster lesen." "Bist Du vorbereitet?" "Wie??" "Hast Du Witze ausgesucht, hast Du zu Hause laut geübt, sie zu lesen?" "Ja." "Dann bist Du vorbereitet. Du liest als erster." Freundschaftliches Lachen von allen. Ja, das Leben kann hart sein, und man muss sich darauf einstellen können. Peter liest und gut ist es.


Sagte ich schon, dass wir keine Zuspätkommer mehr haben? Es ist wirklich erstaunlich. Vor den Sommerferien kamen fast stets drei Kinder zu spät. Mit einer aufreizenden Regelmäßigkeit. Habe geredet, geseufzt, ermahnt, verpatzte Zukunftsmöglichkeiten aufgezeigt, war böse wegen der Missachtung des Tuns der Gruppe, es änderte sich nichts.

Während der Sommerferien machte ich mir Gedanken. Ich habe einen Arzt, der mit mir redet. Als ich bei ihm war, erzählte ich von den Beschwernissen meines Berufs, unter anderem auch das Leiden unter dem ewigen Zuspätkommen. Er sagte, er kenne einen Yogalehrer, der habe einen Kursteilnehmer hart rangenommen, als der zu spät erschien, als die Gruppe schon angefangen hatte. Er machte ihm klar, welches Maß an Missachtung hinter einem solchen Verhalten steckt und dass er es nicht duldet, so behandelt zu werden.

Klasse. So eine glasklare Haltung. Wie bekomme ich das hin? Von innen abschließen? Nein, ich bin kein Kerkermeister. 

Nach den Ferien brachte ich einen Zettel an der Tür an:

"Wer morgens zu spät kommt, 
der setze sich bitte auf diesen Stuhl und warte, 
bis er hereingeholt wird. Danke!"
(Es steht auch noch eine Bank da...)

Manchmal vergaßen wir die Zu spät Gekommenen. Dann passierte es, dass einer vierzig Minuten draußen saß. Ganz brav. Ein Mädchen war immer mit Papa im Gefolge zu spät erschienen. Er hielt ihr die Tür auf und ließ sie herein. Auch sie ist jetzt jeden Tag vorher da. Sie nimmt einen Bus früher, sagt sie.

Kleine Ursache, große Wirkung. Es ist so wunderbar! Drei Hardcore-Zuspätkommer kuriert, ohne Worte, nur mit einem Zettel!

Mit dem kleinen Aquarium bin ich noch nicht weiter gekommen. Es wird aber Zeit. Muss noch Kies besorgen. Müsste noch Erde kaufen für die Pflanzen, viele müssten umgetopft werden.

Dann fällt mir ein, dass die angemessene Einrichtung eines Aquarien-Biotops eine erstklassige Biologie-Praxissituation ist, die Balance der einzelnen Faktoren herzustellen und zu überwachen. Eingerichtet habe ich mit dieser Klasse noch kein Aquarium. Prima. Dann gehört das also zum Lehrstoff und ist Unterricht. So macht es gleich viel mehr Freude.

Ronaldo räumt heute selbständig seine Buchstaben weg. So ist die Druckerei bereit, um morgen ein neues Team beginnen zu lassen. So hatten wir es mit Kerstin letzte Woche im Kreis besprochen.



Das ist die Digiuhr. Eigentlich ist sie so eine Art Bastard zwischen Zweier- und Zehnersystem und funktioniert so, dass die ersten beiden Spalten links nach oben im Zweiersystem die Stunden anzeigen, aber in der Summe unten im Zehnersystem notiert werden müssen, Minuten dito. Auf dieser Uhr ist es also jetzt 7 Uhr 33. Vier Kinder haben Interesse an ihr. Wir werden sie verlosen. Ist besser als wegwerfen.

Cherry bringt einen Prospekt, heute sagt man wohl Flyer dazu ("Handout"??), den sie über das Tierheim entworfen hat. Der Besuch der Gruppe mit Frau Pollack und Hund Pollo zusammen vor einiger Zeit hat seine Spuren hinterlassen. Die Tierschutzgruppe will mit Frau Pollack in der Bergmannstraße Spenden für das Tierheim Berlin sammeln, mit offizieller Spendenbüchse, und Cherry konzipiert den Flyer!! Klar, dass sie keine Zeit für Ihren Blog hat, wenn sie eine solche Riesenarbeit allein gestemmt hat!!! Es ist beeindruckend. Auch die Texte sind bemerkenswert. 

Vor meinem inneren Auge sehe ich Cherry zukünftig als Journalistin oder Texterin und/oder Webdesignerin in einer großen, tollen Firma, oder Institution, die hilft, die Welt zu verbessern....Sie ist zwölf! Doch Cherry sagt, sie will Anwältin werden. Wird sie ihre vielen, übersprudelnden Ideen in das Korsett der Juristensprache pressen wollen? Doch: Es gibt eine ganze Menge Juristen, die sind auch Schriftsteller! Das ist Cherries zweiter Berufswunsch: Schriftstellerin. Also. passt das doch. Irgendwie.

Habe die Bilder hier recht groß eingestellt, damit man von den Texten auch etwas hat.... O.K.: "Sie" groß, als Anrede 2. Person Plural oder als 3. Person Plural Personalpronomen, klein, das wird auch noch geübt. Kommasetzung ist sowieso Gefühlssache, sagte meine Deutschlehrerin immer.  ; )

 

 Das ist das Deckblatt.
Unten sieht man den Innenteil zum Aufblättern.


Hier die Rückseite. Geschickt hat sie es aufeinandergeklebt und gefaltet.



So, dieser wunderbaren Arbeit, liebe Cherry,  wollte ich meine Bewunderung nicht versagen. Frau Pollack vom Tierheim wird begeistert sein, wenn Ihr Euch das nächste Mal trefft.....


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