Dienstag, 20. November 2012

Lehrerträume


Montag, 19.11.12

Lehrerträume. In der Nacht. Mit Schülern unterwegs. In einer Szenerie, die vorgegeben und mir unangenehm ist. Doch: Pflicht ist Pflicht. Irgendwas läuft schief. Ich will eingreifen und rufe, keiner hört auf mich. Als ob ich nicht da sei. Nun bemerke ich, dass ich stumm bin. Wenn ich schreie, hört mich niemand. Keine Stimme. Keine Reaktion, keine Kontrolle, alles entglitten. Aufwachen.

So ein Traum klebt an einem dran bis in die Mitte des Tages. Er färbt den Morgen ein. So oder so. Heute war es so.

Im Klassenraum: Der Tafellappen klebt zusammengeknüllt in der Ablage. Hundertmal habe ich gesagt, dass das unhygienisch ist. Eine Bakterienzüchtung.
Keine Stimme. Niemand hört auf mich.



Das kleine Aquarium hat kein Licht, das große schon. Obwohl sie beide durch die gleiche Zeitschaltuhr betrieben werden. Mist: In drei Tagen ist das eine Kloake. Jetzt muss aber mal etwas geschehen: KIES KAUFEN. Aber wer hat schon Lust, wenn er nachmittags kaum die eigenen Einkäufe zustande bekommt, noch mit 10 kg Aquarienkies durch die Gegend zu rennen? Ich nicht.

 

 Trotzdem: Ich werde nicht daran vorbeikommen. Jeden Nachmittag nehme ich es mir vor, und dann bin ich so groggy und denke: Bloß weg und auf dem kürzesten Weg nach Hause!


Grrrr! Der Ball! Hundertmal gesagt: Da, in den Eimer, dort in die Schüssel legt ihn ab, so rollt er nicht ständig durch die Klasse....Keiner hört auf mich. Keine Stimme.




Dann kommen die Kinder und wir machen Deutsch, Grammatik, Wortarten, die Pronomen. Fürwörter. Personalpronomen, Possessivpronomen, Demonstrativpronomen und Relativpronomen. Das geht ziemlich straight bis zur Pause. Bis zu Relativsätzen, deren einer charmant von Bastian so gebildet wird: "Die Übungen über die Pronomen, die wir heute gemacht haben, haben Spaß gemacht." Oha. Nett.

Dann sind zwei Stunden Englisch und ich habe Zeit, mich über die letzte Klassenarbeit in Deutsch herzumachen. Nein, wie gut Emmely schreibt! Sie hat sich stark in Rechtschreiben verbessert. Darauf später angesprochen, sagt sie, sie läse gerade sehr viel, die "Twylight"-Bücher, und dadurch käme alles wie von selbst......

Irgendwann haben wir uns durch Tempelhof geschraubt und sitzen bei Pablos Mutter im "Gatto Nero", einer ganz wunderbaren Pizzeria, werden von Pablos Mutter ganz wunderbar beköstigt mit noch viel wunderbareren Pizzen: Der Teig dünn und knusprig, der Belag riecht soo gut (für mich) und es schmeckt allen so gut, dass von 20 Pizzen NICHTS übrig bleibt! Ich bin seit drei Tagen rein pflanzlich und habe einen Salat gegessen. Die bei weitem beliebteste Pizza ist die Thunfisch-Pizza mit Zwiebeln.


 

 Seltsamerweise oder auch nicht fügt sich die Sitzordnung quasi von allein in eine nach Geschlechtern getrennte....


 


 Was die Tischmanieren angeht...man muss es ja nicht übertreiben.

Wir werden von anderen Gästen angesprochen, als diese von ihrem Tisch aufstanden. Sie sagten: Was ist das für eine Klasse? Die Kinder sind ja so "zivilisiert", ja so sagen sie. (Mit dem Wort konnten die Kinder heute nichts anfangen. Es klang für sie fremd. Aber sie waren über einen langen Zeitraum ganz entspannt recht ruhig gewesen und die anderen Gäste hatten das bemerkt.)


 

Gestärkt treten wir den Rückweg an. Das war schön!!! Eine Lehrerin, eine Klasse, keine Konflikte, Harmonie bis zum Abwinken. Der Grund für unsere kleine Feier? Wir haben uns für unser Engagement beim Höhlenprojekt belohnt. Auch das muss einmal sein...


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