Freut sich, DASS die Schule brennt.

Wenn man erst einmal aus dem Tritt ist mit dem Bloggen....Frage mich selbst, warum ich diese lange Pause eingelegt habe....Im Grunde war ich sehr, und wirklich sehr zufrieden mit der letzten Woche. Es ist ja doch eher  langweilig, die Dinge zu schildern, wenn sie gelingen. Es bekommt leicht den Haut-Goût des Eigenlobs. 

Dann sah ich Filme nach der Schule, um mich zu entspannen und, wenn ich nachmittags einen gesehen hatte, dann war anschließend die Schule so weit weg, dass ich sie nicht mehr herholen mochte. Auch das ist in Ordnung.

X hat "seine" Klassenkonferenz gehabt und einen Tag Schulverbot bekommen. Er hat einfach nicht aufgehört, andere Kinder zu ärgern und seelisch und körperlich zu verletzen. Schulisch gesehen, arbeitete er mit wie noch nie und gab in rührender Weise den Erklärer und den Lehrer für andere Kinder in Mathematik, als wir die Klassenarbeit vorbereiteten.

Man soll nicht denken, er würde sich darüber freuen. Ein Schulverbot ist sehr peinlich. Es steht auch in der Schülerakte. Die Mutter und der große Bruder haben unsere Vorgehensweise akzeptiert und X wirkte während des Gesprächs zeitweise so, dass man ihn wieder aufbauen musste. Hoffentlich nützt es etwas. Wir mussten jetzt dieses Zeichen setzen.

Es kommt kaum mehr jemand zu spät. Am Freitag, wir hatten schon zehn Minuten Unterricht gemacht, sagte ich: "Ach ja, Lucy, sie fehlt wohl heute." Unsere Klassenraumtür stand offen, einige Kinder meinten: "Nein, sie sitzt draußen." Sie war also zu spät gekommen und hatte sich bei offener Tür draußen hingesetzt, um nicht zu stören und um zu warten, bis sie hereingeholt wird...Unser Schild hängt schon ein paar Tage nicht mehr an der Tür.

Was soll man dazu sagen? Es ist so rührend. Warum es derzeit so gut "klappt", ich weiß es nicht. 

Lucy kam vor ein paar Tagen und sagte leise: "Ich wollte Dir was erzählen: mein Onkel hat Fische, und er wollte sie nicht mehr haben, da wollte er sie - na Du weißt schon - (Also ins Klo kippen) und da habe ich gesagt: Ich nehme sie und jetzt habe ich die Fische." Hat sie alles, was sie für die Fische braucht? Was sind das für Fische? Sie bekommt erst einmal eine Heizung für ihr 100-l-Aquarium mit. Es stellt sich nach Tagen heraus: Es sind vier Warmwasserfische und zwei Goldfische. Wir beraten weiter. Sie bringt Fotos von den Fischen auf ihrem Handy und wir schauen sie uns an. Sie wird sie trennen müssen...

Vielleicht sollten wir die Black Mollies ins Zoogeschäft bringen (Hab nachgefragt, sie würden sie nehmen...) und das kleine Aquarium dann für die Goldfische klarmachen? Ich biete es ihr an. Sie könnte sie dann in der Klasse weiterpflegen. Wenn Kinder so empfindsam für die Situation von Tieren werden, dann müssen wir Erwachsenen sie dabei unterstützen!

Im Wahlpflichtunterricht läuft alles sehr rund. Wir lachen viel zusammen und sind schon viel besser eingespielt. 

Talia reibt Seife zu Flocken, als ihre Handytasche fertig ist und zum Trocknen auf der Heizung liegt.

 Es macht ihr einen Riesenspaß.

 

Später hat sie alle Seife kleingerieben und die Schüssel fast gefüllt.

Die anderen Mädchen hatten große Freude daran, Wolle zu kämmen. Gekämmte Wolle braucht man zum Filzen. Hülya meinte, jetzt findet sie den Geruch der Wolle nicht mehr so schlimmm. Die Wolle ist gewaschen, hat aber trotzdem einen Eigengeruch.

So viel haben wir schon gekämmt!

Die Jungen tun es den Mädchen nach. 

Auch hier entsteht so eine Art Perücke.

 Was Bastian dann unter allgemeinem Gelächter dazu bringt, einen gekonnten Putzfrauen-Blues zu intonieren und aufzuführen.

 Nachdem die Handytaschen trockneten, haben wir mehr oder weniger die Zeit mit Vorbereitungen für spätere Vorhaben mit der Wolle verbracht.

 Dann waren die beiden Stunden vorbei.

 War schön gewesen.

Am Dienstag druckten Hans und Messi. Nicht vergessen, morgen: Einer muss noch fertigdrucken und dann alle Lettern wegräumen.

 Zum Schluss hängt alles auf der Leine.

Am Donnerstag schrieben wir die Mathearbeit. Davor hatten manche kräftig geübt, andere nicht. Die bekamen große Augen, als sie die Aufgaben sahen. Da waren doch tatsächlich einige dabei, die fragten: "Wie geht nochmal Erweitern? Wie geht nochmal Kürzen? Ich weiß nicht, wie man unechte Brüche in Gemischte Zahlen umrechnet." "Ich hab es Euch zehnmal erklärt und gesprochen wie zu kranken Pferden, wochenlang. DAS KANN NICHT SEIN!"

Als die Zeit um war, waren viele noch nicht fertig. Sie wollten gern weiterarbeiten. Da beschlossen wir, es am folgenden Tag zu tun. Ist es schlimm, wenn sich einige JETZT erst dafür interessieren? Muss ich ihnen eins "reinwürgen"? Nein. Ich sagte ihnen, ICH würde es jetzt nicht mehr erklären. Da setzten sich etliche zusammen und erklärten es sich gegenseitig. Sternstunde...

Bastian erklärt Emmely die Sache mit dem Hauptnenner....

 

Zwischendurch: Hoppe, hoppe, Reiter, wenn er fällt, dann schreit er...

Kleines Déjà-entendu aus der eigenen Kinderzeit.

 

Referate üben, letzter Schliff.

Huch, was wir alles schon können jetzt: Wir üben den Gebrauch des "das" und "dass" und können - nicht alle! - unterscheiden, dass das eine ein Relativ- oder Demonstrativpronomen, das andere eine Konjunktion ist! Das ist so toll!!!

Ich persönlich mag Grammatik sehr, und es freut mich, wenn die analytischen Fähigkeiten der Kinder mit fortgesetzter Beschäftigung steigen. Ich finde immer, es MUSS möglich sein zu vermitteln, wie viel Freude es bereiten kann, die sprachlichen Strukturen und die Leistungen der einzelnen Sprachglieder durchschauen zu können! Es ist auch eine Schule in Logik, das alles zu durchdenken.

Beispielsätze kommen, unter anderen dieser: "Ich bin foh, dass die Schule brennt.." Alter Schülertraum.

Am Freitag haben wir zum ersten Mal alle zehn Wortarten "durch". Ich bin stolz auf unsere Kinder. 

Mehrere  Referate hören wir:  Bastian hat noch eines in Rekordzeit fertiggestellt, das Thema ist "Giftmüll". Er hat viele Informationen gesammelt und kann sie überzeugend vortragen. Ein tolles Referat. Hans und Peter stellen  ihre Arbeit über Energieformen vor. Sie müssen an ihrer Vortragsweise noch etwas feilen, aber es ist auch ein sehr gutes Referat.

Kasia und Lucy tragen über die Zunahme der Weltbevölkerung vor. Sie haben das gut gemacht, man hat einiges dazugelernt.

Selena und Cherry ernten ihre Kresse und tragen ihr Thema "Gewächshaus" vor. Es ist theoretisch nicht so ganz ausgefeilt, aber es hat praktische, sinnliche und didaktische  Qualitäten. Sie haben Brot und Margarine mitgebracht, ernten die Kresse und jeder, der eine Frage aus ihrem Vortrag richtig beantworten kann, erhält eine Schnitte. Zum Schluss hat jeder probiert. Super!

Die anderen Kinder sind in ihrer Kritik sehr positiv und gerecht.

Habe Matti und Begleiterin am Dienstag und fortan alle Förderlehrer gebeten, zwei sehr verschnarchten Referatsgruppen mit Fragen und Impulsen auf den Zahn zu fühlen, weil mich das überforderte. In Zukunft werde ich die Zusammensetzung der Gruppen aktiv steuern, immer einen Peacemaker mit einem Pacemaker zusammentun. Sonst arbeiten manche zwei Wochen an einem Tortendiagramm...Das geht nicht??? Das schaffen die. Grausam.

Ja, eigentlich ist das nicht so spannend, wenn alles oder fast alles gut geht. Es ist aber sehr schön. Wir sind im Moment in einer sehr guten Phase.

Ach ja, die Höhle von Lenaux haben wir auch abgebaut. Als wir das kleine Stückchen Kellergang sahen, das einmal unsere verschlungene und verwinkelte abenteuerliche Höhle gewesen war, wir wollten es nicht glauben....