Mittwoch, 19. Dezember 2012

Nürnberger Elisenlebkuchen

Paar Tage nichts geschrieben. Gestern kam ich so spät nach Hause, da ging nichts mehr. Vor einiger Zeit hatten zwei kleine Mädchen gefragt, ob wir mal filzen könnten und ich hatte ja gesagt. Hatte mich auch drauf gefreut. Gestern sollten sie kommen, aber dann kam ihre Erzieherin und sagte, die eine sei krank und die andere...weiß ich nicht mehr und ob ich mit zwei anderen...Die beiden hatte sie gleich mitgebracht. Mhhm ja.

Die beiden entpuppten sich dann als sehr willensstarke Geschöpfe, gefilzt hatten sie noch nicht, aber ein Bällchen, das nein, das sei blöd, sie wollten ein Herz filzen etc.

Ich ließ mich darauf ein, einen Teppich zu machen, den sie dann verzierten. Dauerte alles länger als geplant, zum Schluss bestellten sie ihre Werke, die ich noch fertig bearbeiten muss, sich strikt noch für vor Weihnachten. He, die Bällchen hättet Ihr gleich mitnehmen können...Bällchen wollen wir aber nicht. Bällchen sind doof, meinten sie.

Ich war ein bisschen geschafft anschließend. Sie beherrschten die gesamte Situation! Da will man wem, mit dem man ein wenig angenehm geplaudert hat, eine Freude machen und dann rauschen da zwei andere, zwei Alleindarsteller hinein...Vielleicht hätte sie mich mal vorher ohne die Kinder fragen können, bevor sie mich anders verplant, he?

Also die reine Freude war das nicht. Ich muss mal überprüfen, ob ich nicht besser öfter mal Nein sage...Ist schließlich meine Freizeit und ich möchte bestimmen können, mit wem ich sie verbringe.

Heute war ein ganz süßer, supertoller Tag: Weihnachtsbäckerei! Im dritten Jahr die Nürnberger Elisenlebkuchen!! Die sind deshalb so toll, weil sie ohne Mehl oder Fett sind, nur aus Eiern, Nüssen, Gewürzen, Zucker. Richtige Kraftpakete, die sehr gut schmecken.

Meine Mutter backte sie stets zu Weihnachten und dann lagerten sie in großen Dosen und man versuchte zu naschen, ohne, dass sie es merkten....
Hier ist das Rezept aus Mutters altem Dr. Oetker-Kochbuch, das sie 1952 zur Hochzeit bekommen hatte:


O.K., wer mich gut kennt, weiß, dass ich zur Zeit ohne tierische Produkte lebe. Aber man muss die Kirche im Dorf lassen. Weihnachtsbäckerei vegan? Prima. Mit Schülern?? Nein. Ist mir zu sehr PC-mäßig. Da bleibt die Freude auf der Strecke. Hier muss ich einmal eine Ausnahme machen!

Das schöne reiche Vorher!


Zuerst lesen wir gemeinsam den Text, also das Rezept. Versuchen zu verstehen, jeden Satz auf der Zunge zergehen zu lassen. Zu verstehen, was jeder Schritt, jeder Satz praktisch in der Umsetzung bedeutet. Dann ist das geleistet.

Ich stelle die Gruppen zusammen. Wir sind 19 Kinder, es sollen fünf Gruppen sein. Jede Gruppe hat dann vier Kinder, eine drei. So kann man sich gut absprechen. Zu fünft, das könnte dazu führen, dass mancher abspringt und nicht mehr mitmacht.

Ich habe Zettelchen mit Symbolen vorbereitet, in der Zahl der Gruppen und Mitglieder. Die Kinder ziehen, wir schreiben die Gruppen an und ich gebe zwei Kriterien für später an: 1. Das Produkt  2. Die Kommunikation untereinander.
Dann geht es los!



Die Eier müssen mit dem Schneebesen schaumig geschlagen werden. Die schwarze Nerdbrille mit dem Fensterglas gehört unbedingt dazu. Eine Handvoll Kinder trägt sie ständig, ich finde, sie sehen SEHR schlau damit aus. Es kommen Zucker und Gewürze hinzu, dann muss man noch etwa zehn Minuten alles schlagen, nicht rühren (!), bis man keine Zuckerkristalle mehr schmeckt und alles schön kremig ist.



Manche Kinder möchten die Nüsse und Mandeln noch selbst mahlen, andere gehen gleich mit gemahlenen Nüssen zu Werke.



Wenn alles zusammengerührt wurde, streift man kleine Löffelvoll auf einer Oblate ab. Naschen erlaubt...


Wir haben etwa 150 Stück davon hergestellt.





 Och nee, hat Euch noch keiner gesagt, dass man Essen nicht wegschmeißt?
Von dem, was da noch drin klebte, konnte man noch eine Oblate füllen.




Die Frauen in unserer Schulküche waren  so nett, uns die Plätzchen zu backen.
Danach haben wir sie erst einmal probiert und sie schmeckten wunderbar!


Jetzt müssen sie noch mit Glasur bestrichen werden, dann sehen sie auch wie richtige Elisenlebkuchen aus.


 

Das Bestreichen ist eine wichtige Arbeit, die muss man mit großer Hingabe tun.

Ganz zum Schluss hoben wir für nach dem Essen für jedes Kind einen Keks auf und  füllten für jeden eine Serviette mit fünf Elisenlebkuchen. Sie waren zum Mitnehmen für nach Hause bestimmt.

Das schöne reiche Nachher!



Alle Gruppen hatten wunderbare Ergebnisse erzielt und fast ohne Ausnahme optimal zusammengearbeitet. Nur Pablo rannte ohne Verbindung zu seiner Gruppe im Raum umher und machte, was er wollte, zum Beispiel ohne Ende Nüsse mahlen, die keiner brauchte....Man ließ ihn machen.
Die Stimmung war wunderbar gewesen. Ich hatte viel zuviel eingekauft. Wollen wir das morgen nochmal....???
JAAAAAAAAAAAAAA!!!!
O.K.

2 Kommentare:

  1. Wow, danke! Schülerinnenlob für einen selbstgeschriebenen Text! Macht mich sehr stolz. Danke für's regelmäßige Lesen, Cherry! Hab heute bei Dir auch gestöbert. Hast wieder zwei Deiner humorigen Texte gebastelt, war schön! Bis morgen! Minna

    AntwortenLöschen