Freitag, 7. Dezember 2012

Die Schulzahnarzt-Comedy

Der ganze bekloppte Tag heute bestand aus Schulzahnarzt. Jedes Jahr oder Halbjahr, wann immer das wieder ansteht, bekomme ich die Krätze vor Zorn und Widerwillen über dieses Prozedere.

Es ist nicht so, dass ich gegen den Schulzahnarzt etwas hätte. Nein. Er soll seine Arbeit tun. Ist auch wichtig. Doch. Ich erinnere mich noch an Zeiten, da kam er mit seinem Team und ein paar Koffern in die Schule, bekam einen Raum und einen oder zwei Tage lang schaute er jedem Kind ins...Mäulchen.

Heute ist das anders. Er sitzt in einem blitzeblankenhochmodernen ultraausgestattetensupertollen Teiltrakt mit mehreren Räumen im Gesundheitsbereich da an der Urbanstraße und residiert. Die Untertanen kommen alle zu ihm. Klassenweise. 

Man geht 35 bis 40 Minuten hin und 35 bis 40 Minuten zurück. Die Untersuchung/Zähneputzen/Lehrgespräch, das alles dauert etwa eine Stunde. So kommen wir pro Klasse auf einen Unterrichtsausfall von sage und schreibe drei bis dreieinhalb Stunden! Das könnte man mal auf die einzelne Schule und den ganzen Bezirk hochrechnen!!!

Doch das interessiert wirklich kein Schwein. Dass es auch anders ginge. Sicher, es wird behauptet, das ginge nicht anders. Man will es nicht anders. Auf Kosten der Schüler und des Unterrichts.

Niemand erregt sich darüber, die Fähigkeit, Blödsinniges kommentarlos hinzunehmen und mitzuspielen, muss in den letzten Jahrzehnten ungeheuer zugenommen haben.

Bitter. 

Also zockeln wir los. Beim Gespräch ziehen einige Schüler mit Logik und guter Beteiligung mit, sie werden gelobt, und zu Recht. Dann geht es zum Zähneputzen. Jeweils halbe Gruppe, würden die Kinder sagen.

In der ersten Gruppe - ich geh da mal reingucken, ist die Dame, die das Zähneputzen durchführt, reichlich gestresst - XXX, der gestern wegen seiner Ordnungsstrafe Schulverbot hatte, mischt gerade den Laden auf!

In der zweiten Gruppe sind es Messi, der den Zahnarzt ins Leere laufen lässt und seine Anweisungen ignoriert und Bastian, der sich darüber kringelig lacht.

Sie denken sich, das sind fremde Leute, jetzt lassen wir mal die Sau raus...

Irgendwann sind wir fertig damit und zockeln wieder nach Hause. Für einige Monate haben wir Ruhe. Ich bekomme noch ein paar Zettel mit Elterninformationen in die Hand: Hinweise an die Eltern über Zahnschäden, Kieferschäden etc., die an die Schüler auszuteilen sind.

Ich frage: "Bekommen wir auch eine Rückmeldung, ob die Eltern das haben reparieren lassen, wenn wir schon den ganzen Aufriss hier machen?" 

Früher war das so. Die Eltern gingen zum Arzt, gaben einen Abschnitt des Zettels mit der Behandlungsbestätigung beim Lehrer ab, der gab es an die Zahnarztstelle weiter.

"Nein", sagt er, "das ist uns heute nicht mehr erlaubt." "Eeeh? Wir versäumen drei Schulstunden, die Eltern bekommen einen gelben Zettel und werfen ihn in den Müll?" "Ja", sagt er, "da sind uns die Hände gebunden."

Also ehrlich, ich brauch mir keine Comedy mehr anschauen, wenn mein berufliches Leben zwangsweise schon aus lauter solchen Idiotien besteht... 

Das Dumme dabei: Heute hält für etwas, was schlecht ist, niemand mehr sein Gesicht hin. Es sind idiotische Verhältnisse, aber NIEMAND ist es gewesen. Das ist das allerschlimmste. Ich hätte gern jemanden, den ich für solchen Nonsens abwatschen kann.

Ach ja, Selena bemerkte, wie schön der Schnee glitzert, wenn die Sonne daraufscheint. Wenn ich nicht dieses Blog schreiben würde, hätte ich die beiden anderen schönen Dinge, auf die sie hingewiesen hatte, bestimmt nicht bemerkt. Nun fragte ich sie, ob sie in der Familie ihre schönen Beobachtungen mit jemandem teilen kann. "Meine Mutter", sagte Selena, "sie hebt auch immer schöne Blätter auf, wenn sie welche sieht und bringt sie dann mit nach Hause."

2 Kommentare:

  1. Wunderschöner Text,aber schlechter Tag heute für dich,oder...............

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  2. Hallo, ja ich musste mal ablästern...Geht Dir vielleicht auch manchmal so? Grüße und ein schönes Wochenende! Minna

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