Mittwoch, 12. Dezember 2012

Der project workflow

Zwei Tage zu Hause. Wieder Kräfte gesammelt, die waren alle weg. Einfach weg. Woher man plötzlich eine Erkältung bekommt und warum manchmal nicht? 
Ich hatte noch so viele Korrekturen und kam einfach nicht mehr hinterher. Das hat mich sehr stark belastet. Mein Arbeitszeitmodell zeigte seine Stacheln. Wenn ich meine Wochenstunden mit Ferienausgleich längst geleistet habe, wachsen die Korrekturberge immer noch an.
Das macht nicht wirklich froh.

Nun kann man sagen, vielleicht hapert es etwas mit der Berufsmotivation? Wollen wir etwa schon in Rente gehen??? Uns aufsparen? Nicht alles geben? He?

Da kann ich nur sagen: Ich will nicht so eine sein, die nicht abschalten kann, die immer und ohne Ende die Welt verbessern und anderen behilflich sein will. Darin sehe ich nicht meinen Lebenssinn.

Wenn ich die Probleme aus der Schule ganz "abhängen" kann, wenn ich ganz in Anderes eintauchen und mich dort vergessen kann, dann bauen sich auch wieder die Kräfte auf, dass ich auf das, was von den Kindern kommt, angemessen eingehen kann.

O.K., ich war zwei Tage krank. Trotzdem habe ich Stunden um Stunden diese 2. Mathe-Klassenarbeit nachgeschaut. Die war so lernzielmäßig und binnendifferenziert aufgebaut, dass ich vor der Komplexität meiner eigenen Kreation schließlich so viel Muffensausen bekam, dass ich mich an die Korrektur nicht herantraute und die Aufschieberitis mir mehr und mehr Druck machte. Da liegt auch noch eine Deutscharbeit....

Als ich dann dransaß, merkte ich, wie wunderbar sie aufgebaut war: Die Aufgaben nach Lernzielen konstruiert (Heute würden sie sagen: Kompetenzen), und dann jede nochmal in einer leichteren Version und einer, wo wirklich Rechenfertigkeiten gefragt sind. So konnte man genau merken, wo der/die einzelnen aufgegeben hatten und was sie bewältigen konnten. Fazit: Ich weiß nun, wo jeder Schüler steht UND, wo seine/ihre Schwächen sind, was also noch zu tun ist, um mit weiteren Übungen Verständnis hervorzubringen.
Insofern war das eine prima Arbeit. 

Ich las heute das Wort "project workflow" und mir wurde ganz melancholisch ums Herz. Project Workflow, wie gerne würde ich von so etwas berichten. Wie gerne würde ich so etwas erleben..Etwas, das man so nennen könnte.

Irgendetwas läuft total falsch in der Schule. Sie ist  oberflächenmodernisiert, so äußerlich, vom Anschein her. Aber innendrin ist sie im Grunde wie, ja wie "früher". Jeder preppelt so vor sich hin. Eine Stunde "Team" in der Woche?
Morgen ist zu der Zeit Klassenkonferenz, weil es eine Übeltat gab, die nach Sanktion verlangte.

Ich hab derzeit niemanden, der mit mir und den Kindern Schlittenfahren geht. Wo doch so schöner Schnee liegt...

Würde mich gerne besprechen und immer wieder im Gespräch gemeinsam zurückkoppeln, um so voranzuschreiten...Das stelle ich mir unter "workflow" vor.

Ich weiß nicht, wie ich mal mit den Kindern Schlittschuhfahren gehen könnte. Das wäre soo schön! Wir haben sechs Kinder, die fahren können und dreizehn, die es nicht können. Umgekehrt würde es gehen.... Aus Gründen der Sicherheit brauche ich mehrere Begleiter. Hallo, Lesepaten und Freunde unserer Klasse --- wäre das einmal etwas für uns??? 
Seit drei Jahren möchten unsere Kinder zum Schlittschuhfahren. Mit den anderen Klassen bin ich immer ins Eisstadion nach Wilmersdorf gegangen. Sie haben dieses  lange Oval, auf dem man so schön zur Musik dahingleiten kann....

Immerhin haben die beiden Mädchen heute gefischt (Jäger und Sammler). Sie haben  Guppies und  Black Mollies in je einen Eimer bekommen! Chapeau! Dann habe ich sie, also die Fische,  zu Aquarien-Meyer gefahren. Dort bekam ich sie abgenommen und man hat mir sogar noch eine Dose Fischfutter geschenkt! Die haben mich echt verwöhnt da. Einer wollte mir Wasserpflanzen schenken, die auf der Oberfläche schwimmen, sehr schöne Pflanzen, aber unser Aquarium hat einen Deckel oben, da ging das nicht.  Das beste Aquariengeschäft Berlins, aber in echt! Die Leute dort beraten sehr gut und nehmen sich Zeit, wenn man Fragen hat. Sie wissen unglaublich viel. Leider war ich nicht mit Selena und Cherry da, hätte eine Erlaubnis der Eltern für das Autofahren gebraucht. So ein Fachgeschäft ist schon etwas ganz Anderes als eine Abteilung im Warenhaus...


So. Das hätten wir nun auch! Unser kleines Aquarium mit den beiden Goldfischen wird als sehr schön empfunden. Mehrfach haben Kinder es bemerkt. Das große ist jetzt nicht mehr überbesetzt. Immerhin sind bald Ferien. Es ist manchmal sehr schwer, in den Ferien Zutritt zur Schule, also zum Arbeitsplatz, zu erhalten. Aber nötig, wenn man Tiere hält.

Vor den Ferien warten noch zwei schöne Vorhaben auf uns:

Erstens: Nürnberger Elisenlebkuchen backen, nun zum dritten Mal.
Zweitens: Kerzen mit Wachs verzieren.

Meine Schülerinnen und Schüler schreiben derzeit Romane. Eine Reizwortgeschichte. Die Wörter " Oh nein!  Schnee  neidisch  singen  dunkel " sollen vorkommen. Fereba hat schon sieben Din-A-4-Seiten mit einer neuen Halbschwester vollgeschrieben, Mesut eine Seite mit BMW und Freundin, Cherry und Selena haben gleich ein ganzes Heftchen angelegt, es ist die reine Freude!! Mario hat eine tolle Geschichte in einer Theaterszenerie aufgebaut. Es kommen sogar Loschen, äh, "Logen" drin vor. Bastian erzählt von einer reichen Magd im mittleren Mittelalter. Pablo muss ein bisschen zu viel Horror eingebaut haben, Gabriele war etwas entsetzt, als sie mit ihm wieder in den Klassenraum zurückkam. Marie hat schon vier Din-A-4-Seiten vollgeschrieben, Ali heute eine Seite, ich glaube, da gibt es viele Tote.

Übrigens hat Ali, unser Ali! die beste Mathearbeit geschrieben, drei Punkte vor der "Eins". Diese Arbeit war so mörderschwer gewesen und er hat alles mit Abstand am besten gerechnet!!!

Jetzt weiß ich's: Ich hatte bloß den falschen Blickwinkel: Der project workflow, den gibt es in der Schule mit den Kindern zusammen, he, WIR haben den! Wir HABEN den! 

Wie konnte ich das nur nicht bemerken!

2 Kommentare:

  1. Schöner Text,keine Bilder aber egal xDD
    Wunderbar haste am Anfang in Vergangenheit geschrieben.;-)

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