Donnerstag, 20. September 2012

Kokos nasse Küsse und Blick vom Jenner

Der Vertretungsplan heute sah aber gar nicht gut aus. Was ist mit diesen jungen Leuten aus der Baby-Boomer-Generation bloß los? Na, ich will mich nicht unbeliebt machen..Förderstunde war heute auch nicht, nichts mit Breitengraden, nein, zwei Stunden Vertretung, wenigstens aber in der eigenen Klasse.
In der zweiten Stunde kam die Dame von der Zahnprophylaxe. War etwas stolz, als sie nach dem Wort fragte und, aus welcher Sprache das wohl sei..."Griechisch", rief es ihr entgegen. Innerlich den Daumen hochgenommen - toll! Sogar mit dem Wort "Individual-"(prophylaxe) konnte Selena etwas anfangen, "einzeln", sagte sie, "einer allein."

Wir putzten uns zum Schluss nochmal alle schön die Zähne, jeder mit einer Zahnbürste, die er oder sie geschenkt bekam. Das lass ich mir nie entgehen. Diese Zahnbürsten sind nicht so Formel-1-mäßig aufgemotzt wie die, die man zu kaufen bekommt und ich bekam eine schöne türkisgrüne Zahnbürste, und putzte gleich kräftig mit. Es war schön, so vor der Hofpause, sich mit der Zungenspitze über die glatten Zähne zu fahren.

 Die Kinder lieben ihn: Koko. Er musste auch in der 6. Klasse aus  seinem Versteck und zu ihnen kommen. Hier schaut er erstmal zu. Dann zeigt er, wie das Zähneputzen richtig geht und gibt zum Abschied SEHR NASSE KÜSSE, sie sind besonders beliebt: Er hat eine kleine Spritze im Mund, und immer, wenn er zum Abschied jemanden auf die Wange küsst, spritzt es aus seinem Mund heraus und alle sind hellauf begeistert.
Tschüss, Koko, bis zum Frühling - einmal noch sehen wir Dich wieder!


In der ersten Stunde kümmerten wir uns um die Brüche, nämlich, was es bedeutet zu erweitern. Das einzuführen, war zwar der Stoff der 5. Klasse gewesen und stand somit auch im Lehrbuch für diese Klassenstufe, aber wir kannten das noch nicht. So etwa acht Kinder hatten verstehende Gesichter, die anderen legten die Stirn in Falten und schauten etwas verquer. Mathe ist angewandter Umgang mit Realität in einer spezifischen, verkürzten Sprache. Also schnitten wir gemalte Pizzen oder Schokoladentafeln auf, damit man verstehen kann, dass 4/8 eben nur ein paar Schnitte mehr sind als 1/2 und dass das von der Menge her genau das gleiche ist. Rechnerisch multipliziert man Zähler UND Nenner, der Wert bleibt gleich. Doch das bleiben so genannte Böhmische Dörfer, wenn man nicht verstanden hat, WAS durch diese knappe Sprache in Wirklichkeit ausgedrückt wird. Damit schlugen wir uns also herum. Es war vermutlich so ein ganz guter Anfang, es kam mir jedenfalls so vor.

Teiler und Vielfache, das war bereits bekannt, schön, das übten wir in der 3. Stunde und kontrollierten es gemeinsam, in einer sehr intensiven partnerschaftlichen Arbeitsphase. Es saßen immer zwei Schüler zusammen und berieten sich.

In der vierten Stunde konnte man wählen, ein jungsteinzeitliches Dorf, wie in der Lektüre beschrieben und im Geschichtsbuch illustriert, mit allen typischen Merkmalen zu malen oder im Diktatübungsheft weiter zu üben. Die Sportstunde der 5. Stunde war Vertretung in der Klasse, eine Kollegin war eingeteilt. Aber die Aufgaben waren so, wie in der vorigen Stunde weiterzuführen mit Blick auf partnerschaftlicher und gegenseitiger Hilfe. Erst eine Mitschülerin oder einen Mitschüler fragen, das ist Gesetz, dann erst den Lehrer.

Peter saß sehr konzentriert vor dem Deutschlandrelief seiner Gruppe und schrieb Namen ab, er prägte sich etwas ein.

Gabriele war mit Cherii im Buchladen "Anagramm" ein Geburtstagsbuch aussuchen. Hier der Link:


Sie waren nach einer Stunde wieder da. Das Schöne an diesem Buchladen ist, dass die Buchhändlerinnen  ihre Bücher gelesen haben und die Kinder beraten können, das macht richtig Freude, dort hinzugehen!

Danach half Gabriele einigen Schülern, indem sie ihnen Prüfungsdiktate diktierte. Ich diktierte Messi auch noch eines zu Ende. Morgen werden sie alles noch einmal mit dem Wörterbuch kontrollieren. Dann geht der Rotstift rüber.... 

Es war ein gutes, einvernehmliches  Arbeiten heute. Bloß hätte ich eigentlich sehr gerne mit Mario an den Breiten- und Längengraden weitergemacht. Ich glaube - wir sind jetzt in der 7. Woche nach den Sommerferien - , ich habe von 7 erst 2 Förderstunden halten können. Alles andere war Vertretung. Was soll man dazu sagen!

Niemand hat "gemeckert", dass statt der Kunststunden Mathematik und Deutsch/Geschichte war. Das war schon sehr schön. Während Frau Zenker vorne über Zahnprophylaxe sprach, rechnete ich mir die Aufgaben aus, die wir später lösen würden und trug sie in mein Lösungsheft ein.

Nach dem Unterricht gab es noch ein Elterngespräch. Es hat mit einem Schüler zu tun, der seit Monaten keine Fortschritte hat. Er kaspert herum, aber hinter seinen Witzen und Scherzen, so kommt es mir vor, steckt eine große Portion Traurigkeit. Wir wollten der Mutter nahelegen, ihm mehr ungeteilte Aufmerksamkeit zu widmen. Dabei hat sie es schon so schwer. Sie ist allein mit zwei Kindern und arbeitet sehr hart. Aber vielleicht gibt es hier und da kleine Situationen, die man anders gestaltet, ohne dass es ganz viele Kräfte raubt und die dem Kind zeigen, dass es wahrgenommen wird und dass es als Person für die Mutter eine Wichtigkeit hat. Es ging ihr sehr nahe. Manchmal sind solche Gespräche für keinen, der sie führt, sehr angenehm.

Zum Schluss leistete ich mir noch eine Stunde Filzen. Das musste sein. Es war ein schöner Schultag gewesen. Die Wolle duftete in Verbindung mit der Seife unwiderstehlich gut. Wie immer.

Als ich zu Hause angekommen war und beim Essen saß, klapperte der Briefkasten und ein Berchtesgaden-Panorama, vom Hausberg Jenner aus gesehen, fiel uns vor die Füße. Mit guten Wünschen zum Aufhängen am Schreibtisch, damit man immer einen Blick auf etwas Schönes hat, dessen Besuch noch vor einem liegt!! Oh, VIELEN DANK!! Das werde ich jetzt sofort aufhängen.  : ))) Genauso haben wir es in echt gesehen, als wir im Jahr 2006 alle auf dem Jenner standen! Danke Dir!

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