Mittwoch, 19. September 2012

Dialektik des Fortschritts

In der ersten Stunde, die wir miteinander hatten, sprachen wir über den Elternabend, die Sekundarstufe, die Grundschulempfehlung und alles Mögliche innerhalb dieses Themas und - schwupps, war die Stunde vergangen....

Dann lasen wir in der Steinzeit-Lektüre gemeinsam, wie Dilgo, der "Waldmensch", die Jungsteinzeitler beobachtet und er kann es nicht fassen, dass da eine Art Wolf zwischen den Kühen herumläuft, dass diese auch kleiner und gar nicht so wild sind wie die Auerochsen, die er kennt, dass er sich anschleichen kann und niemand bemerkt ihn und viele andere Dinge. 

Wir vergleichen die Lebensweisen und stellen fest, dass die der Jungsteinzeit eher unserer enspricht, dass die Lebensweise der Jäger und Sammler näher an der Natur war, sie bekamen viel mehr davon mit, fühlten sich eingebettet in sie, wussten mehr über die Tiere und die Pflanzen, aber ihr Leben war auch riskanter und weniger planbar. 

Die Viehzüchter und Bauern mussten ständig schuften, hatten aber ihr Fleisch, wenn sie meinten, es zu brauchen, hatten Besitztümer und waren "reicher".

Gabriele Beyerleins Erzählung  ist von den Fakten her gut recherchiert, und was mich besonders fasziniert, ist, dass man spürt, dass mit dem Fortschritt immer etwas gewonnen wird, aber auch etwas verloren geht. Die Pluspunkte stehen niemals ganz auf der einen Seite.

Die Jäger und Sammler waren insgesamt ökologischer in ihrer Einstellung und mit dem Fortschritt ging davon auch etwas verloren. Man wurde nicht in jeder Hinsicht  klüger, sondern verlor auch gute Eigenschaften. 

Was schön ist, ist die differenzierte Darstellung der jeweiligen Lebensweise in den Augen derer, die sie teilen und in den Augen der jeweils anderen Gruppe: Die Viehzüchter und Bauern fühlen sich den Jägern und Sammlern haushoch überlegen, aber Dilgo muss nachher mit seinen Kenntnissen ihr Überleben über den Winter sichern, weil räuberische Banden ihre Vorräte gestohlen haben und sie nicht mehr über die Techniken verfügen, sich auch ohne ihre Vorräte, Tiere und Besitztümer über Wasser zu halten...

Insgesamt ist es schön, dass die Jäger und Sammler nicht als primitiv dargestellt werden, sondern als hoch entwickelt in ihren Kulturtechniken.

Ein rundum schönes Buch mit vielen wertvollen Aspekten, und archäologisch und wissenschaftlich von den Fakten her gut abgesichert.



Auch heute müssen wir uns zum Strukturwandel stellen, auch heute gibt es Gewinn und Verlust nach beiden Seiten, zur Vergangenheit hin und zur Zukunft hin.

Ich finde, das sind wertvolle Erkenntnisse jenseits des Faktenwissens, das man über die Steinzeitmenschen haben sollte. Man muss sich nur sehr intensiv auf die ganze Szenerie einlassen, und so vermute ich, dass ich daher bei der Steinzeit etwas sehr lange verweile, fast schon zu lange, denn ich muss auch noch andere geschichtliche Zeiten bis zum Ende des 6. Schuljahres "behandeln".

Dann ist Pause, es war eine sehr intensive Stunde mit viel Gedankenarbeit so wie die vorige eigentlich auch. Beachtlich, das Durchhaltevermögen der Schüler!

Scherii fragte noch:"Wenn man ein Kind ist und hat die Zukunft noch vor sich und muss viel lernen, damit man es in der Zukunft gut hat, und wenn die Zukunft dann da ist, hat man es dann besser und kann dann chillen?" Tolle Frage, damit hielten wir uns auch eine ganze Zeit lang auf.

Nach der Pause werden die "Deutschländer" mit Namensschildchen komplettiert, damit man üben kann. Es geht um die Flüsse und Mittelgebirge. Manches findet sich nicht am richtigen Ort wieder, aber das ist nicht so schlimm, das kann man verbessern.



 Ich schaue genau auf die Weise der Zusammenarbeit und die Weise des Arbeitens überhaupt. Mario dreht nur Knete in der Hand herum, lässt sich weder zu einer gemeinsamen Abstimmung mit Fereba und Peter bringen noch greift er bei den Aufgabenstellungen zu - Zeit vergeht und er findet nicht hinein. Sieht Hindernisse, wo keine sind, nimmt mit den anderen nicht Verbindung auf und auch nicht zu den sachlichen Fragestellungen. Dabei läge es im Rahmen seiner intellektuellen Möglichkeiten. Ist er --bequem??? Ungeschickt? Was hindert ihn?

 
Ihr habt meinen schönen  Hunsrück vergessen! : /  Der Odenwald fehlt, das Fichtelgebirge sitzt am falschen Platz und in Bayern fehlt noch so manches Gebirge.
In einer anderen Gruppe arbeiten Scherii und Mesut Hand in Hand und schmeißen da den ganzen Laden, während Tobi wenig und Pablo gar nicht mit der Aufgabe  oder in der Gruppe Verbindung aufnehmen. 

 
Hier zeigt die Donau einen etwas merkwürdigen Verlauf...

Zwei Gruppen stimmen sich in vorbildlicher Weise ab, beide haben nicht immer so ganz genau alles im Atlas überprüft, aber ihr Werk kann sich durchaus sehen lassen und eignet sich, um die Namen der Gebirge und Flüsse und ihre Lage zu üben und zu festigen. Prima! Hier wurde Hand in Hand gearbeitet.
Einige Schüler üben noch rechtschreiben, dann ist - sehr schnell- die 6. Stunde schon vorbei und wir räumen auf.

Schön, das waren vier kurzweilige Stunden! Was will man mehr. Gelernt haben wir auch etwas dabei.

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Unten im Wollraum kommen um 14 Uhr tatsächlich drei Mädchen aus dem Wahlpflichtkurs gestern. Sie wollten unbedingt Wolle mit der Kardiermaschine und den Handkarden kämmen. Ich musste ihnen gewaschene Wolle von zu Hause mitbringen, denn die Fettwolle finden sie eklig, die fassen sie nicht an.

Zwei Mädchen kämmen fleißig, eine näht ihren Jonglierballbeutel fertig. Ein Junge aus dieser Klasse kommt noch dazu und wir filzen einen Ball für seine kleine Schwester. Es macht mir auch Freude, wie gelassen und ruhig wir fünf da so die Zeit verbringen und uns dies und das erzählen.

Kurz vor 15 Uhr sollen sie wieder in ihrer Gruppe sein. Luxus! Einfach aus Spaß so etwas zusammen machen, ohne Programm, ohne Planung, das haben wir uns erlaubt. Schön! Ein guter Abschluss des Tages.

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