Dienstag, 25. September 2012

Bei Matti lernt man griechisch

Es ist 16 Uhr. Gerade habe ich mir die Fotos von heute angesehen. So kann ich mich erinnern, dass heute mein Lieblingstag war, weil...



heute Kerstin- und Mattitag war. Hier wird er gerade von seinem Fanclub begrüßt. Kerstin und ich schauen uns an - Männer haben es gut! Sie sind in der Schule dermaßen Mangelwesen, dass sie soo angehimmelt werden, dass man fast....Aber nein.




Kerstin bespricht mit Selena  die Arbeit von heute.

Sieht das ordentlich im Setzkasten aus! 

Dann wurden Fereba und Marie zum Setzen und Drucken gebraucht....und kein Mathe mit Fereba war heute möglich. Das muss man aushalten können. Sagte ich zu mir. Kerstin meinte, die Kinder seien jetzt schon so fit, dass sie das Setzen und Drucken auch schon allein beherrschten. Vielleicht kann man das nach den Ferien dann einmal so probieren. Sie hat mit ihrer Magisterarbeit dann wirklich genug zu tun.

Dieses wurde heute gedruckt. Na, wer kann Spiegelschrift lesen?? Ich lese "Himmeldunkel" "Sternenfunken" - das klingt vielversprechend.
 

Raaabenschwarz fing es heute mit mir an. Der Blick auf den Vertretungsplan -- und schon ist die Stimmung auf dem Tiefpunkt. Von drei Förderstunden alle weg. 

VER-DAMMT!!!

Echt, das macht kein' Spaß mehr. Wir hatten heute Tag der Offenen Tür. Künftige Erstklassenschüler-Eltern schauen sich die Schule an und da müssen Opfer gebracht werden. Wieso bin ich so ein Spielverderber? Unsere Schule braucht Eltern, die herkommen wollen. Aber ich brauch mal wieder Förderstunden. Also echt: Ich werde keine Förderpläne mehr erstellen, wenn die Quote der erteilten gegenüber den auf dem Papier stehenden Förderstunden unter 50 % liegt....Das zähl ich Euch durch! Das wird so langsam zur Farce, die offiziellen Zahlen und was dann tatsächlich davon noch im normalen Unterricht landet und nicht als Vertretungsreserve hinausgefeuert wird.

Das muss mich so durchgeschüttelt und verwirrt haben, dass ich danach ständig keinen Überblick über die Sachen hatte, die ich eigentlich zur Hand hätte haben wollen. 

In den ersten beiden Stunden waren wir in der Wollwerkstatt. Hülya kam zum dritten Mal zu spät. "Sie kommt immer zu spät", flötete ihre Nachbarin. Aha. Gut zu wissen. Ich drohte ihr einen Brief nach Hause an, von dem ich wusste, dass ich ihn nie schreiben würde, sie wahrscheinlich auch, denn es beeindruckte sie nicht die Bohne. Es war aber ein schönes Nähen und Filzen, wir vergaßen fast die Zeit, plötzlich waren die beiden Stunden um.

Mathe. Matti. Kerstin. Neu orientieren. Erst einmal die Erdkundearbeit zurückgeben. "Können wir nochmal schreiben?" kommt die Frage. "Hmm, ja." "Wann?" "Morgen." Aufheulen: VIEL zu früh. Donnerstag? "Nein, morgen oder gar nicht."

Im Kreis besprechen wir, wie man es gut lernen und behalten kann. Selena hatte sich selbst eine Deutschlandkarte abgepaust und alle Gebirgs- und Flüssenamen eingeschrieben, so war sie sicherer geworden. 



Tobi erzählte von seiner Technik. Luigi sagte, er habe gedacht, man müsse die Namen alle alphabetisch aufschreiben.... 

Später kommt Ali mit Peter und fragt:" Ist das Blatt morgen das gleiche (Sie kennen bereits den Unterschied zwischen "das Selbe" und "das Gleiche" )
wie gestern?" Was soll diese Frage, denke ich. "Ja?" "Ah, gut!" "Wieso?" "Dann können wir es so auswendig lernen, wie es hier steht!" Verflixt. Sie sollen wissen, wo der Schwarzwald auf der D-Karte zu finden ist und nicht alle Begriffe hintereinander weg auswendig lernen. Muss ich jetzt auch noch eine neue Version der Nachprüfung herstellen?

Peter:" Wenn ich jetzt eine 1 schreibe, habe ich dann im Ganzen eine 1?" Mann, sind sie berechnend! Ich hatte mir darüber noch keine Gedanken gemacht. "Hans hatte alles beim ersten Mal richtig. Das ist die bessere Leistung, oder?" "Ja, stimmt schon." "Eben, und deshalb werde ich dann aus der alten und der neuen Note den Durchschnitt bilden." "Ooocchhh." Sein Gesicht wirkt nun sehr enttäuscht, die Stimmung ist unten. "Du musst wissen, ob es Dir wichtig ist, und dann machst Du, was Du für richtig hältst! Ihr könnt auch wunderbar am Nachmittag hier üben. Wir sind eine Ganztagsschule, da kann man auch die Zeit gemeinsam zum Lernen nutzen.
JEDER ERFOLG BESTEHT ZU 90 % AUS.....FLEIß!"

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Ja, ich bin auch nicht immer fleißig. Hätte mich besser auf Mathe vorbereiten können....Aber ich habe gestern - ohne die Schulgärtnerei - schon neun Stunden gearbeitet.

Brüche erweitern, zeichnerisch und rechnerisch. Ein Glück, dass Gabriele da war!! Sie war mit den Förderkindern drüben, so hatten sie eine Ansprechpartnerin. Danke! : )

Dabei niemals schematisch werden, sondern immer fragen: Was heißt das in wirklich? Denn Rechnen ist hoch symbolischer Umgang mit Wirklichkeit. Das muss im Unterricht spürbar bleiben. Immer gegenchecken, was "es" bedeutet, eine Gleichung, ein mathematischer Sachverhalt. Es ist eine Art Sprache. Sprache behandelt Sachen. was sind die Sachen und wie werden sie behandelt. Das gemeinsam herauszufinden, kann Mathe für Momente spannend machen. Aber man muss auch auswendig lernen, um darauf zurückgreifen zu können:
Gemeinsam sprechen: MAN  ERWEITERT EINEN BRUCH, INDEM MAN ZÄHLER UND NENNER MIT DER GLEICHEN ZAHL MULTIPLIZIERT. DER WERT ÄNDERT SICH NICHT.
Dann erkennen anhand der Zeichnungen, dass der Wert sich nicht ändert. Aber auch daran, was wir in den letzten Tagen "heruntergebetet" haben:
 

Du hast einen Bruch. (WAS IST EIN BRUCH?) Je größer die Zahl auf dem Zähler, umso GRÖßER der Wert des Bruchs. Je größer die Zahl im Nenner, Umso KLEINER! der Wert des Bruchs.
Jetzt nimm Zähler UND Nenner mit der GLEICHEN Zahl mal! Oben größer, unten kleiner, also: Der Wert bleibt gleich!
Kann sein, dass das mathematisch nicht korrekt ist, aber es hat, glaube ich, genutzt, um zu verstehen.

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Nach der 2. Hofpause fehlten ALLE Jungen, sie kamen mehr als zehn Minuten zu spät und erzählten lauwarme Sachen, warum wieso weshalb Entschuldigung. Ich wollte zu ihnen durchkommen, indem ich sie schocke, und schon hatte ich mir wieder blöderweise eine Stunde Mehrarbeit aufgehalst: Dafür sitzt Ihr am Freitag in der 6. Stunde eine Stunde nach! Es saß. Jetzt muss ich nur noch die Strafe mit absitzen.

Mittendrin kam Mesut fast weinend und total erschöpft, stand im Gang, wollte nicht in die Klasse, "Meine Schwester",  stammelte er vor Atemlosigkeit, "wir haben gestern Abend gefeiert, sie ist ein Jahr alt geworden." "Mesut, was ist mit ihr? Ist ihr was passiert?" "Nein, ich konnte nicht schlafen..." "Ist alles in Ordnung, alle gesund?" "Ja, ich konnte nur nicht schlafen und..dann bin ich heute erst um 10 Uhr aufgewacht und..." Er weinte fast. Sonst ist er ein ziemlich tougher Junge. Er saß noch draußen, bis er sich beruhigt hatte und kam dann herein. Wie dünn er ist, dachte ich mir, wie zart eigentlich. 

Vielleicht hatte er aber auch nur so einen Schiss, weil am Donnerstag wegen seines Verhaltens Klassenkonferenz ist? Es wirkte nicht so. Es wirkte echt. Ich hätte nicht gedacht, dass er sich wegen eines Zuspätkommens so unglaublich  aufregt. Später sah ich, dass seine Mutter auch deswegen angerufen hatte.

So, jetzt muss ich leider den Test noch umbauen, um die Kerle morgen ein bisschen schocken zu können. Sie sollten nicht immer so viel Energie aufwenden, um zu schummeln und zu bescheißen, sondern sie benutzen, um Sachen für sich wirklich auf die Reihe zu kriegen....Mistkram. Aber gut, dass Ali noch fragte, sonst wäre ich in meiner Arglosigkeit auch noch darauf reingefallen...

Eine Stunde geschrieben. Nun ist's genug.



Eine nette Situation noch: Gestern. Das steht an der Tafel, einer sagt: "Wird wie viele nicht auseinander geschrieben?" "Hmm, tolle Frage, auf sowas zu achten. Klasse. Müsste man mal nachsehen. Mein Sprachgefühl sagt mir, es wird zusammen geschrieben, aber was will das schon heißen?" Als alle abschreiben, gucke ich unter "viele" nach und finde  - nichts.

Kurz darauf hat Selena es gefunden: "Schau hier, bei "wie", da steht es, es wird zusammen geschrieben."
Wahnsinn. Soo toll kann Zusammenarbeit sein.

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Ach so, bei Matti lernt man griechisch, griechische Wendungen und das griechische Alphabet. Passt gut. Morgen werden wir in der AGB (Amerika-Gedenkbibliothek) einen kleinen Griechisch-Sprachkurs bekommen. Wenn einem jemand so etwas anbietet, da kann man doch nicht nein sagen...




 (Eineinhalb Stunden im Schulgarten verbracht.)

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