Mittwoch, 26. September 2012

Der Idiot als Privatmann

Wir waren heute in die Amerika-Gedenk-Bibliothek (AGB) zu einem kleinen Sprachkurs in griechisch eingeladen. Sie nennen es "Sprachbad", warum eigentlich?

Weil ich so einen Druck gemacht hatte, um ja nicht zu spät da zu sein, waren wir fast eine halbe Stunde zu früh da. 

Standen etwas dumm rum, da sagte jemand: "Kommt. Lasst uns joggen!" Und schon joggten wir alle rund um den Blücherplatz, ich eher langsam, manche schneller, andere nutzten die Zeit, um sich noch die Fakten für den Erdkunde-Nachholtest nachher einzuprägen. Und - schwupps! war die Zeit herum und wir wurden in die ABG hineingelassen. 

Vorher war da noch ein Herr, der stellte sich als  von irgendeinem europäischen Verein vor, ich habe vergessen, was das war und eine Journalistin, die für die Europäische Union berichtet und, ob sie über uns berichten dürfe. 

"Im Moment hab ich's nicht so mit der Europäischen Union," sagte ich, "Sie verstehen, ESM und so, da läuft grade alles schief, das versteht keiner mehr...Na ja, trotzdem, warum nicht. Ohne Fotos natürlich, auf denen Personen erkennbar wären."

Warum wir hier seien. Wir waren eingeladen worden. Viele Wörter der deutschen Sprache kommen aus dem Griechischen, das kann nur interessant sein, mehr darüber zu erfahren.

Schon waren wir "drin". Wir übten die Buchstaben mit diesen schönen Bildern.


Wir übten das griechische Alphabet - schon der Name bezeichnet die ersten beiden Buchstaben - und erfuhren einiges über die Ursprünge der griechischen Sprache, z.B., dass sie Ähnlichkeiten mit den semitischen Sprachen habe und früher von rechts nach links geschrieben wurde...

 

Die Kinder schrieben eifrig mit und hörten noch eifriger zu. Einige Mädchen hatten dank Matti schon erste Kenntnisse und konnten etwas damit prunken. 

Alle Kinder waren auf eine intensive Weise mit dabei - fast alle, bis auf M, der demonstrative Zorn- und Schwächeanfälle bekam, deren Ursache im Dunkeln blieb. Dies aber fiel bei den anderen nicht weiter ins Gewicht, da sie viel zu konzentriert waren, um es zu bemerken.

 Was das hier heißt, könnte ich jetzt auch nicht mehr sagen....paidi...sind Kinder, früher: Knaben, ich glaube, die Lehrerin hat uns auf griechisch gelobt.



Wir schrieben unsere Namen und hörten, dass "Apotheke" auf griechisch "Abstellkammer" heißt, die Griechen sagen etwas Ähnliches wie "Pharmazie".




Im Martin-Gropius-Bau gibt es eine Ausstellung zu Olympia, man könnte sie auch besuchen.
 


Zum Schluss erhielt jeder eine Urkunde mit seinem griechischen Namen und ein Europa-Puzzle-Spiel, dann gingen wir nach Hause, das heißt, in die Schule.
 


 Nach einer Pause war unser Nachhol-Erdkunde-Test "dran": SENSATION: Bastian: 1, Luigi: 1, Messi: 1, 
Peter: 1, Fereba hatte sicher eine "3" geschrieben, Ali hatte seine "4", wie er es Matti versprochen hatte. Lucy hat eine 1, nur bei Emmely haute es nicht so ganz hin. Das konnte ich auf den ersten Blick nicht so ganz sicher einschätzen.
Morgen werden wir darüber sprechen, WIE diese sensationellen Verbesserungen erzeugt wurden - ich hatte immerhin die Blätter geändert! Marie hat es auch viel besser als beim ersten Mal hingekriegt. Mesut ebenfalls. WUNDERBAR! Es gab etwas Gequengel, weil sie  sich ihre Einsen jetzt nicht mehr entreißen lassen wollten, dauernd versuchte jemand, gegen meine Durchschnittsstrategie anzudiskutieren. 

"Wenn Du beim ersten Mal eine 6 hattest und beim zweiten mal eine 1, dann bilden wir den Durchschnitt, das ist 3 bis 4, denn eine 1 beim ersten Mal zu erzielen ist trotzdem noch VIEL besser." So. Schluss.

Der Rest war nicht Schweigen wie bei Hamlet, sondern die Planung des Freitagsfrühstücks, Aufräumen und - der Schultag war beendet.

Die AGB-Frauen und der Herr hatten uns bis über den grünen Klee gelobt, und zu Recht! Nach über einer Zeitstunde saßen die Kinder immer noch hoch aufmerksam und antwortend da, wie Studenten eigentlich, es war ungewöhnlich. Wirklich toll. Wie sie es angenommen und mitgemacht haben. Im Raum wurde die Luft immer dicker, es war recht abstrakt und da waren diese Kinder, ruhig, immer noch konzentriert bei der Sache. 
Das war sehr beeindruckend. Wie erwachsen sie plötzlich wirkten, wie ernsthaft.

Als M später erfuhr, dass auch er eine 1 geschrieben hatte, wich aller Druck von ihm und er war entspannt wie sonst.

Nur eine Sache war etwas peinlich: Keiner hatte auf Anhieb Griechenland auf einer Europa-Karte gefunden. Wir eiern ja noch bei Deutschland rum. Aber das muss sich ändern.

Morgen werden die Tierfreundinnen von Frau Dr. Pollack abgeholt und verbringen mit ihr den Tag im Tierheim Berlin. 

Leider hat die Essensfirma versagt und stellt keine Lunchpakete bereit. Wir werden improvisieren müssen...Aber es sollte doch möglich sein, von Montag auf Donnerstag Lunchpakete bereitzustellen. 

Man sollte das Geld für das Mittagessen zurückverlangen. Normal bin ich gar nicht so, aber wenn die uns so hängen lassen...

Idioten! 

Idiotos mit Betonung auf dem zweiten "i" ist im Griechischen der Privatmann. Das ist der, der nicht kapiert hat, dass alles Leben sich in sozialen Verhältnissen abspielt und sich daraus abzukoppeln sucht. Daraus ist dann unser Schimpfwort "Idiot!" geworden.

Denn der Grieche sieht den Menschen als das Zoon Politikon, das ist das "gesellschaftliche Tier".

Er kann nur Mensch im emphatischen Sinne sein als jemand, dem gesellschaftliche und gemeinschaftliche Bezüge wesentlich sind. Nur hierdurch, nicht für sich allein oder gegen die Gemeinschaft,  kann er sich als Mensch realisieren. Das ist der Kern, aus dem sich die Polis entwickelte und die Idee (Eidos = Bild) der Demokratie. 

Und: Hallo, Cherry, ich weiß, dass Du das liest: Lass' Dich nicht entmutigen durch die Sache mit den Fotos, Du machst das richtig und ich freue mich, wenn Du den Spaß am Blogschreiben nicht verlierst!

Hier geht's zu Cherries Blog: Nur Klicken bitte! 



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