Unser Besuch im Naturkundemuseum heute war ein voller Erfolg. Zwei Stunden hatten wir drinnen verbracht und niemand hatte gefragt:"Wann gehen wir?"
Doch darauf deutete früh am Morgen nichts hin. Wir hatten uns versammelt, gefrühstückt. Ich war noch eine Erste-Hilfe-Tasche holen. Als ich wiederkam, stürzte Selena weinend aus dem Raum. Murat hatte ihr eines der Reissäckchen an den Kopf geworfen. Er beteuerte, es sei nicht mit Absicht gewesen, aber wenn es ihm Leid getan hätte, hätte man ihn doch tröstend an Selenas Seite gefunden, nein? Die Säckchen eingesammelt.
Die Heftchen ausgeteilt, die ich gestern geschrieben und heute kopiert hatte. Es stehen Fragen zu den Exponaten und zu den Texten im Museum drin.
Ich hatte mit meinem neuen i-phone am Sonntag Fossilien und Texte fotografiert und konnte so am Computer etliche Fragen zusammenstellen, die ich handschriftlich in einem Heftchen zusammenfasste.
Einige Schülerinnen hatten Klemmbretter dabei. Wir lasen die Fragen und ich bat die Kinder,sie wie ein Puzzle zu betrachten. Wenn ihnen etwas auffiel, sollten sie sich erinnern und es aufschreiben.

Es sollten aber Gruppen zusammen unterwegs sein. Alle sollten sich unterstützen. Auch wenn jeder aufschreibt, zählt die Arbeit der Gruppe. In jeder Gruppe waren leistungsstarke und -schwächere Schüler. Außerdem Kinder, die sich untereinander nicht selbst gewählt hätten. So lernt man sich manchmal beim Arbeiten von einer anderen Seite kennen. Die von mir so genannten "Infernalischen Fünf" hatte ich gut auf alle Gruppen verteilt.
So kamen wir am Museum an. Es ist ja nicht weit. Alle waren begeistert von dem, was sie sahen, aber sie mussten sehr genau lesen, um mit den Fragen weiter zu kommen.
Jede Lehrerin hatte zwei Gruppen so in ihrer Nähe, aber irgendwann liefen alle Kinder überall herum, und das war auch gut so.

Selena kam aufgeregt angerannt: "Komm sofort mit, da hinten sind Lungenfische, lebendige! Die werden da gefüttert." Ich ganz schnell hin und tatsächlich! Ein Herr stand daneben, vor ihm eine Oberstufenklasse und hielt einen Vortrag über die Lungenfische. So ein Glück! Wo sie doch meine Lieblingsfossilien sind. Ich erinnerte mich dessen, was mein Sohn einmal gesagt hatte: "Wenn Du ein i-phone hast, dann brauchst Du keinen Fotoapparat und keine Videokamera mehr." So nahm ich fünf Minuten Lungenfisch mit akustischer Vortragsuntermalung auf und denke, das werden wir uns im Computerraum noch einmal ansehen.
Es gab noch eine tolle Installation, abgesehen von den Saurieranimationen: Ein Bild der Kontinente der Erde und unten einen Knopf, den man entlang einer Leiste der einzelnen Erdzeiten schieben konnte.
Schob man den Knopf voran, bewegten sich die Kontinente bis zu dem Bild, das wir heute kennen.
Klasse! Mario schob langsam den Knopf, sprach die Namen der Zeitalter dazu und ich nahm es als Video auf.
Ich hatte auch mal eine DVD "Genesis" gekauft. Es war ein effekthascherischer Schrott gewesen, den man keinem Schüler zumuten kann, daher hatte ich die DVD in unserem Mietshaus im Treppenaufgang ausgesetzt.
Mit den Fotos und den Filmchen können wir noch einmal ein prima Gespräch führen.
Die Hefte und ihren Inhalt werden wir morgen besprechen.
Mario sagte, als wir wieder alle zum Ausgang zurückgingen:" Weißt Du, was schade ist?" "Nein.Was denn?" "Ich konnte, weil ich alles ins Heft geschrieben habe, nicht die Sachen bewundern!"
Mario, Du Ausbund von Weisheit! Wie sehr das stimmt, was Du sagst!
Hätte ich nichts vorgegeben, hätte Mario die Ausstellungsstücke mit Muße anschauen können. Vier oder fünf andere Kinder hätten das auch getan. Aber fünfzehn wären durch die Räume getigert, hätten aus Langeweile gestört, wären beim Museumspersonal angeeckt und nach einer halben Stunde angekommen: "Mir ist so langweilig. Wann gehen wir?"
Das war heute nicht zu hören.
Als wir wieder in der Schule waren,zitierte ich Mario und bot an, noch einmal mit ein paar Kindern hinzugehen, denen es womöglich genauso gegangen war.
Wer wollte vielleicht mit? Es hoben sich alle Finger....Aber jetzt war ja auch eine andere Situation als vor dem Ausflug.
Wir waren schließlich noch schnell durch die Ausstellung mit den Tieren in der Stadt und die Vogelfederausstellung "federflug" gestromert.


Ali meinte so gegen Ende, warum er nach den Pflanzen der Karbonzeit suchen müsse. "Die pusten wir jeden Tag durch den Auspuff -"Na und?", meinte er - und heizen mit ihnen unsere Wohnungen. Da ist es nicht falsch, wenn man ein paar Namen von ihnen kennt."