Freitag, 1. Februar 2013

...three, two, one, zero.....FE-RI-EN!!!

Diese harte Phase ist überstanden. Nichts habe ich mehr richtig hinbekommen. In der großen Pause merkte ich, dass ich keine Kopien hatte. Wenn ich das Zeug jetzt ausgebe, ist nichts mehr für die Schülerbogen da....Meine Achillesferse. Die ganze Bürokratie ekelt mich dermaßen an, dass es mir unglaublich schwer fällt, alle diese musts zu erfüllen, spüre, für andere ist es oft DAS, was für sie zuförderst sein soll.

Mir sind die Gespräche wichtig. Mit den Schülern, mit den Eltern, und ich nehme mir eine vormoderne Portion Zeit dazu. So kann sich etwas bewegen. Miteinander, etwas, das dann auch Bestand hat. Das ist sinnvoll eingesetzte Zeit.

"Hast Du auch so viel Ärger mit Eltern?", wurde ich letztens gefragt. "Nee", und ich fragte mich selbst, warum. Gebe mir  die Antwort: Weil...ich mir Zeit nehme für sie. Weil ich versuche, ihnen zuzuhören. Weil ich versuche zu erfassen, was sie meinen. Das braucht eben Zeit. Dann können wir gemeinsam überlegen, wie es weitergeht. Und das macht wirklich Spaß. Eltern wollen immer, dass es ihrem Kind gut geht, wir doch auch. Hier können wir gut gemeinsam anknüpfen.

Ich mache deshalb niemals Elternsprechtage. Zehn Eltern an einem Tag? Ein Ding der Unmöglichkeit. Zwanzig Minuten für ein Gespräch? Da sind wir gerade erst warm gelaufen. Also 45 müssen es schon sein, und oft ist es eine ganze Stunde. Dann merkt man: Alles ist gesagt, jetzt kann man aufhören. Dann sind alle zufrieden. So kann man sich trennen. Das hält.

Es kann immer Ärger geben, das kann man nicht ausschließen. Aber muss nicht.

Mit den Kindern ist es genauso. Gestern ein Zettel: "Können wir ein Mädchengespräch machen?" Heute auch einer: "Wir brauchen ein Jungsgespräch."

Gut. Aber erst nach den Ferien, oder? Geht das? Nicken. Gut. Nicht vergessen, aufschreiben. Dran denken. Falls es dann noch nötig ist...Mir machen die Gespräche mit den Kindern eine große Freude. Man erfährt so vieles, das man vorher nicht wusste, kann vieles nachher besser einschätzen. Ich freue mich schon drauf, falls es für sie dann noch wichtig ist.

Gespräche sind durch nichts zu ersetzen. Durch gar nichts.

"Am Dienstag nach den Ferien ist Fasching. Was wollt Ihr, dass wir machen?" Lasse die Gruppe allein. "Ruft mich, wenn Ihr beschlossen habt, was Ihr machen wollt!" --- "Du kannst kooommen!" Einstimmig außer einer Stimme: "GRUSELKABINET" steht an der Tafel, "alle, außer 1". Sie wollen nicht feiern. Auch gut. Die erste Klasse, die es nicht will. Alle anderen wollten immer im Haus bleiben, sich verkleiden, Musik, Buffet, Spiele.

"Ich geh nicht ins Gruselkabinett. Macht das mit Euren Eltern. War einmal mit einer Gruppe da, da kommen welche aus einer Wandnische und streichen im Dunkeln an einem vorbei. Einer hat mich sogar angefasst. Das mache ich nicht nochmal. Mir ist das Herz fast stehen geblieben." Es ist akzeptiert. Bowling? Keine Mehrheit. Kino? Jaaa, - aber welcher Film? Es gibt einen mit Borat, "Der Diktator", den finden die Jungen lustig, einige Mädchen ziehen eine Schnute. Sexistisch? Die Witze finden Jungs eher gut? Scheint so zu sein. 

Ted? Ist erst ab 16. Mesut meint, das sei pervers da: "Der schmiert sich Seife auf den Bauch und reibt so drauf herum, als ob das Sperma ist, das geht gar nicht!" Irgendein Bollywoodfilm wird noch erwähnt und "Das Geheimnis von Pi". "Da geh aber ich nicht mit", sage ich und will authentisch bleiben, "da geht es ums Fressen und Gefressenwerden, das ist schon im echten Leben so, das brauche ich mir nicht im Film auch noch zu geben." Hobbit? Oooh. Langweilig. "Da wird geschlachtet, geil," sagt einer und fährt sich mit dem Finger quer über die Kehle. Dafür muss er erstmal draußen sitzen. 

Film auswählen, wird eine größere Nummer. Vorschlag von mir, kurz vor der Pause: "Ich suche den Film aus, wenns Euch nicht gefällt, könnt Ihr auf mich schimpfen." OK. Ich werde Popcorn spendieren, dann bleibt das Geschimpfe aus, egal, wie der Film ist.

Berlinale. Dann ist die Berlinale. Klar, ich finde die Filme auch gut, war mehrfach da. Aber ein koreanischer Minimalhandlungsfilm mit Untertiteln und dann stundenlang mit Hunderten von Kindern im schlechtbelüfteten Saal während der Grippezeit? Nein, danke. Es sollte schon mehr was Kommerzielles sein.

Werde mir ein Zitty oder Tip kaufen und sehen, was es so gibt. Auch Frühstück und DVD wurde nicht so hochgeschätzt, es sollte ein Besuch im Kino sein. Mario fragt: "Wenn wir dann im Kino sind, darf dann jeder eine mittlere oder große Portion Popcorn haben?" --- ??? "Wir haben doch noch gar keinen Film."

Zur Pause bringen einige noch eine Portion Fresschen für die Vögel in der Hecke an.



Die Spatzen bekommen es gleich mit und veranstalten einen Heiden(??)lärm. Wir müssen auf die berühmten Berliner Tretminen achten, alles geht gut. Niemand hat etwas Ekliges am Schuh.

Cherry gab mir  eine Urkunde des Tierheims Berlin. Die Sammlung zu Weihnachten auf der Bergmannstraße mit Frau Dr. Pollack hatte fast 60 Euro eingebracht. Wir werden die Urkunde im Klassenraum aufhängen.


Nach der Pause machen wir das Ratespiel. Frau Herrfurth und ich bekommen jede die Hälfte der Zeugnisse und wir Lehrerinnen müssen etwas über das Kind erzählen. Die Kinder raten den Namen. Sie wollen es immer wieder so haben. Ein guter Sinn für Rituale. Uns gefällt das und den Kindern auch. Jede(r) bekommt sein Zeugnis mit Handschlag und dann Applaus von allen.



Wir verteilen noch die Geburtstags- und die Lese-Ermunterungsbücher, die wir gestern in der Förderstunde im Buchladen Anagramm kauften.
Die Damen dort kennen ihre Bücher! Sie beraten hervorragend.


Der Comic-Roman mit dem Titel "Von Idioten umzingelt" war gleich dreimal gewählt worden. Der Titel hat ja auch was.

Dann ist die dritte Stunde zu Ende. Der Ferien-Countdown beginnt: ...Ten, nine, eight, seven, six, five, four,.........FERIEN!!!! 

 

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