Sonntag, 17. Februar 2013

Wie schön, es zu beherrschen!

Am Freitag, letzter Tag der ersten Schulwoche nach den Winterferien. Wir sind in Mathe und beim Papierherstellen vorangekommen, haben uns in Geschichte ein paar Aspekte des ägyptischen Staates verdeutlicht, in Deutsch an der Vorgangsbeschreibung weitergearbeitet....Es kommt mir so wenig vor....

Ein Tag fehlte. Am Dienstag war Fasching und wir waren anlässlich dessen gesprächsweise recht tief in die Frankenstein-Problematik eingetaucht.

Das Kürzen, Erweitern und in Dezimalbrüche Umrechnen geht schon recht flüssig. Bin froh darüber!!! Ich helfe den Kindern, die Schwierigkeiten haben, die anderen helfen sich gegenseitig beim Rechnen. Aber auch da musste man immer hinschauen. Das ging gut, weil Gabriele, unsere Erzieherin,  oft da war und einer Gruppe Unterstützung gab, z.B. den "Bäumchen" (Förderkinder), während die "Monde" (starke Rechner) im gleichen Raum rechneten und auch mal was fragen konnten; ich rechnete drüben mit den "Sonnen" (mittleres Niveau), wo sich viele Fragen stellten und viel erklärt werden musste.

Selena hatte ein paar Erfolge und traut sich jetzt mehr. Mario war fleißig und packte mehr an als vorher. Ein paar Fragestellungen, die mehrere Kinder betreffen, klären wir zwischenzeitlich mit allen an der Tafel. Wie schön die "Monde" zusammenarbeiten! Wie begeistert sie dabei sind! Wie schön das Gefühl ist, "es" zu beherrschen! Das teilt sich an diesem Tag wie am Tag davor sehr gut mit!
 


 Auf diesen beiden Bildern sieht man die "Monde" gemeinsam mathematische Nüsse knacken.




 Hab ich dieses besonders schöne Blatt selbst  hergestelltes Recycling-Papier schon gezeigt? Ein Wortschnipsel zeigt sich noch unvermixt im wieder getrockneten Papierbrei.


 Unser schöner Schulkiosk ist in Gefahr! Sofort setzten sich einige Mädchen hin und verfassten Hilfetexte und sammelten Unterschriften.


 Hoffentlich hilft es etwas.


Viele Kinder freuen sich über das liebevoll zubereitete und bereitgestellte Angebot, das ihnen Frau El-S. täglich bietet: 
 



In der Klasse sprachen wir über Arbeitsteilung, Berufe und den ägyptischen Staat und zogen Vergleiche zu den Vergesellschaftsformen der Vorgeschichte, z.B. der Steinzeit und zu heute.

Es ist nicht so leicht, den Begriff "Steuern" griffig zu erklären, wir sprechen über Brutto- und Nettoeinkommen, Steuern und wozu sie da sind, über "Staat" "Verwaltung", "Priester" "Krieger" etc., also den Staatsaufbau.

Grundsätzlich scheint es mir so zu sein, dass man viel mehr Wirtschaft als Unterrichtsgegenstand haben sollte, weil Wirtschaftsfakten ein Grundwissen darstellen, das für jeden wichtig ist. Kürzlich las ich, dass viele der jungen Zwanzig- bis Dreißigjährigen im Schnitt sehr hoch verschuldet sind. Sie ziehen in die eigene Wohnung und nicht selten verschulden sie sich sehr schnell bis hin zur Insolvenz.

Vielleicht legt die Oberschule ja hier ein Grundwissen...??

Unser Tafelbild am Ende des Gesprächs.



Es kamen auch Begriffe vor wie: Ernte, Ähren, Sichel, Sense, dreschen, worfeln, die Streu, die Spreu, die Spreu vom Weizen trennen usw. Viele Wörter kennen die Kinder nicht und wie sollen sie dann frühere Gesellschaften verstehen? Ich möchte eigentlich noch ein paar Monate mehr haben, bevor sie gehen....Es gibt noch so viel zu klären.



Mesut, das haste aber sehr schön sauber geschrieben!!!


Zum Abschluss der Woche noch einen Stuhlkreis: Hatte während der Woche das Mädchengespräch vergessen, muss es noch sein? Ja. Die Jungen wollen auch eins. Na ja, das nehmen wir in die nächste Woche mit! Nicht vergessen!

Was ich noch in die nächste Woche mitnehme, ist der Ärger über den "Drumbo-Cup", diese Fußballausscheidung, die am Montag um 10 Uhr (!!!) angesetzt ist. (Klingt nach Sparkasse oder Commerzbank irgendwie..) Da werden im Ägyptischen Museum am Montag die Fußballjungen fehlen. 

Der Drumbo-Cup mit seinen Gewinnchancen scheint wichtiger zu sein als das normale Bildungsprogramm, auch, wenn der Termin mit 10 Uhr morgens völlig deplatziert angesetzt ist. Ich fühle mich hierdurch in meinen täglichen unspektakulären Bemühungen um Bildungsfortschritte der Schüler nicht hinreichend unterstützt und empfinde das als eine Art von Nicht-Anerkennung dessen, was wir Lehrer in unserem Kernbereich so leisten....   : / Das scheint dann, wenn solche "Events" auftauchen, zur Nebensache zu werden und DAS ÄRGERT MICH SO!




Mit der veganen Marzipantorte im "Freckles", dem Sojamilchkaffee und einigen Seiten im "Mann ohne Eigenschaften" habe ich mich dafür entschädigt. Bin dann zu Fuß nach Hause in mein Wochenende gelaufen und habe den Weg über den Dreifaltigkeitsfriedhof an der Bergmannstraße genommen.

Wen man dort alles treffen kann!
Der arme Friedrich Hölderlin quälte sich als Hauslehrer mit ihrem Sohn ab, sie stand in Verbindung mit Friedrich Schiller und Jean Paul.


Oder Ludwig Tieck .


Er war mit Schlegel Herausgeber der Shakespeare-Übertragungen und Autor von Werken wie "Der blonde Eckbert". Romantik in nuce!!!

Das ist Berlin!  Wo Du hintrittst, ist Geschichte!

Mit diesen schönen Gedanken begann ich mein Wochenende und habe mich mit dem kleinen Résumé der letzten Woche dem Montag wieder etwas nähergebracht. Möge es für alle eine gute Woche werden, für die Schüler und für die Leser dieses Textes!

  

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