Dienstag, 12. Februar 2013

Das Geben und das Nehmen

Dieser Film war, so fand ich, sehr gut. Als ich Matti, unserem Lesepaten, gestern telefonisch absagte: "Wir sind im Kino", meinte er, nachdem er den Film kannte, "Tim Burton, ist in Ordnung..."


Doch dieser Film ging nicht einher mit den Sehgewohnheiten unserer 12-Jährigen. Er war in Schwarz-Weiß.... Er handelte von einem Jungen und seinem Hund, obwohl er erst ab 12 Jahren freigegeben war. Also, um es mal so zu sagen: Das Echo war mehr als verhalten, als wir aus dem Kino hinausgingen.


Dabei hatte ich nichts unversucht gelassen, um die Jugend bei Laune zu halten: Popcorn und ein Getränk je zwei Kinder, 3-D-Brillen....


Nach dem Film gönnte ich mir wieder einen wunderbaren Kaffee mit einem Stück veganer Torte aus dem "Freckles" (Es gibt Kuchen, Baby...) .




Das "Frankenstein" Buch von Mary Shelley, vor Jahren mit Begeisterung und großem Mitgefühl für das arme verunglückte Geschöpf gelesen, hatte ich mir heute früh herausgesucht und las beim Kuchenessen darin. Da schreibt eine achtzehnjährige junge Dame aus gutem Hause eine solche Geschichte! Die beiden Jungs, mit denen sie in der Schweiz war, gingen skifahren und sie schrieb.

"Ich werde die Schüler morgen damit nerven....", dachte ich mir. "Ich werde ihnen zeigen, wie viel in dieser Geschichte steckt und was man da alles herausschälen kann. Nicht umsonst haben sich viele Bücher und Filme mit dieser Thematik befasst. Die Frankenstein-Problematik hat schon einiges zu bieten." Vielleicht muss ich die Kinder ein wenig mit der Nase auf bestimmte Sachen stoßen, Sachen, die ich jetzt hier nicht erwähne, sonst weiß Cherry schon alles vorher, nicht wahr, meine Liebe?? Dein Blogtext gestern war übrigens sehr schön.


Ja, ich habe noch ein cooles Kinofoto mit 3-D-Brillen:


Immer zwei Kinder eine Tüte Popcorn und ein Getränk war die Vorgabe. Schon auf dem Gang, noch in der Schule,  fragte X.: "Kann ich für mich alleine Popcorn und etwas zu trinken haben, wenn ich es selbst bezahle?" "Nein", meinte ich. "Du solltest es mit jemandem teilen." Doch das leuchtete ihm nicht ein. Diese Dinge kann man ihm nicht vermitteln. Es erreicht ihn nicht.

Das Teilen war nicht so schwer. Immer zwei, die sich mögen, sollten sich zusammentun, sie konnten zwei Strohhälme nehmen, einen konnte man abknicken, dann konnte man die unterscheiden...

Peter hatte sich mit einem anderen Jungen zusammen ein Getränk geholt und  es dann leider später voll stehen lassen... Wohlstandskinder..... Arm? Hier ist keiner arm. Wer wirklich arm ist, wirft  Essens- oder Trinksachen nicht weg. Mich ärgert das immer. Niemand will wissen, wie sehr wir sparen und portionieren mussten, als wir Kinder waren, wie sehr alles begrenzt war. 

Ich gönne es den Kindern heute, dass sie sich nicht so einschränken müssen. Aber ein bisschen Achtung vor den materiellen Werten wäre auch nicht schlecht.

Das Essen am Mittag kostet die Eltern im Monat 20 Euro! Zwanzig Euro! Drei unsrer Kinder sind seit Längerem vom Essen gesperrt. Die Eltern sind monatelang mit der Zahlung im Rückstand. Einen Monat haben die Kinder länger mitessen dürfen! Nun nicht mehr. Man kann aber im Leben nicht alles umsonst haben. Auch das muss man lernen: Menschliches Miteinander ist ein Geben und Nehmen. Beides muss von jedem kommen. Es darf nicht sein, dass man nur nimmt.

Beispiel 2: Y fehlte am letzten Schultag, ihr Bruder übrigens auch...Am ersten Schultag nach den Ferien ist sie da. "Ich möchte mein Zeugnis haben", sagt sie zu mir. "Was hattest Du denn am letzten Schultag?" "Magen und Darm", meint sie versiert. "Aha, und wo ist die Entschuldigung?" "Hab ich nicht dabei. Bringe ich morgen." "Fein", sage ich, "dann bekommst Du morgen auch Dein Zeugnis: This for that.Entschuldigung gegen Zeugnis."

Eigentlich bin ich überhaupt nicht so. Aber wenn sie nur wollenwollenwollen und niemals daran denken, auch etwas zu geben, was also ihre Pflichten sind, dann stell ich mich stur. Und spiele das so genannte "Leben". Je eher der Groschen fällt, um so besser. Man kann nicht immer in Watte packen. Aus Gründen der Klarheit.

Ist das nicht traurig? Soll ich erzählen, was diese Kinder, deren Eltern mir erzählen werden, dass sie kein Geld fürs Essen haben, während der Ferien alles eingekauft haben?? Ich will niemanden beschneiden, aber der Sinn fürs Gemeinsame, fürs Soziale, ist sehr unterentwickelt. Gemeinsames Mittagessen ist doch wichtig!

Wir hatten Lunchpakete aus der Küche dabei. Nichts Berühmtes, ein Käsebrötchen, einen Apfel und eine Packung mit Mineralwasser. Es war nicht so doll. Vor sechs Tagen hatte ich es bei der Küche angemeldet, während der Ferien.

Als wir auf dem Rückweg waren, fragte X.:"Kann ich hier beim Bäcker was kaufen? Ich habe nichts dabei und habe Hunger!" "Du hast noch das Lunchpaket? Wir haben auch noch eines übrig." "Das schmeckt mir aber nicht." "Dann hast Du auch keinen Hunger, sondern nur Appetit!" "DOCH, und WIE!" Es wurde unerquicklich. Er ging dann zu Gabriele und wollte sie überzeugen, dass er jetzt etwas kaufen müsse. Ich ging dazwischen, denn wir haben eine Regel: Wenn ich eine erwachsene Person gefragt habe, und die hat Nein gesagt, dann frage ich nicht weiter. Tat er aber doch. Er kaute auf dem Hinweg Kaugummi, obwohl ich das, auch während der Ausflüge, verboten habe. Das heißt, die Regel war ihm egal. Er fühlte sich durch sie nicht gebunden. Und moserte zum Schluss an der Mathehausaufgabe herum. Dabei braucht er die Übung so dringend! Er ist sich nicht im Geringsten im Klaren darüber, dass für die hohen Ziele, die er im Auge hat, er jeden Tag viel, viel mehr Einsatz bringen müsste.
Er schaffte es auch fast nicht, einen Kilometer hin und einen zurück zu Fuß zu laufen.
Ich erinnerte mich an das fünftägige Drama in Wyk und mir kamen schwere Zweifel, ob er in Berchtesgaden wird mithalten können....Er gibt immer sehr schnell auf.

Vielleicht muss man die Kinder ihre Erfahrungen machen lassen. Man kann sie wahrscheinlich  nicht davor bewahren. 

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