Mittwoch, 30. Januar 2013

Papier schöpfen

Ach ja, heut war es einfach nur schön im Unterricht. Es war das Prinzip der positiven Infektion, so möchte ich das einmal nennen, eines ergibt das Andere, und es ist keinesfalls alles durchgeplant. Es ist viel Raum für Eigenes, wie sich das gruppiert, aneinanderreiht und wie es ohne jegliche Mühe zu einem Ergebnis führt, das einen zufrieden ausatmen lässt.

Ja, so geht es auch. In Freiheit geübte Kinder können sich wunderbar selbst organisieren, wenn ihnen die Situation entgegenkommt. So entsteht scheinbar mühelos mit großer Intensität etwas, in dem viel Energie und Einsatz steckt. So muss Schule eigentlich sein. Man SPÜRT, dass es richtig so ist!

Der Tag fing an mit dem Besuch in einer Oberschule. Die Schulleiterin hatte uns, Marie und mir, einen Termin gegeben, damit ich ihr Marie ein wenig ans Herz legen konnte, wie man so schön sagt...und dann sagt mir Marie gestern: "Ich will nicht auf diese Schule."

Beim Besuchstermin hatten Kinder der Oberschule "unseren" gesagt: "Geht nicht auf diese Schule, sie ist schlecht, und die Kinder sind frech."  Da meinte Marie, sie will da nicht mehr hin. Diese Schule hat ein besonderes praktisches und künstlerisches Profil, für Marie, so glaubte ich, sehr gut, sie ist in lebensweltlichen Zusammenhängen sehr stark, ansonsten sehr schwach, weil sie ja erst seit einem Jahr liest und schreibt, überhaupt...

So ging ich dann allein hin und erzählte, warum. Die Schulleiterin war sehr interessiert und ließ sich auch die Berichte zeigen, die unsere Kinder geschrieben hatten. Ich wollte noch herausfinden, in welchen Gruppen diese Äußerungen gefallen waren.

So kam ich dann in die Schule zurück und setzte gleich die Arbeit mit diesen Fördergutachten fort. Doch das Windowssystem führte mich wieder um die Fichte, ich musste es immer wieder austricksen, neu anfangen, mühsam. Wir kämpften verbissen miteinander.

Dann hatte ich vier Stunden Unterricht. Neben der Satzteilbestimmung war dieses unser Thema:



Wir hatten die Rahmen gebaut und gestern das Papier in Streifen gerissen, in kleine Stücke geschnitten und eingeweicht. Heute wurde es dann püriert:


 Und sah dann so aus: Schleimig! Wie sich das anfasst, iihh!


 Doch der Reihe nach: Der Rahmen bekommt Stoff um sich herum.

 

Dann schöpft man vom Papierbrei darauf.



Wasser abtupfen, bis es nur noch feucht ist, nicht mehr nass.


Den Stoff vom Rahmen lösen.



Zwischen Zeitungen legen und mit Nudelholz oder Flasche rollen. 
So geht mehr Feuchtigkeit in das Papier über.



Stoff abheben - fertig!


Das fertige Stück Papier trocknen lassen....

 

 Aufschreiben, was man so gemacht hat, ist auch nicht so schlecht.





Interessant, wie viele Tätigkeiten man nebeneinander ausüben kann, ohne sich gestört zu fühlen.


Es klingt so doof, aber es war ein schönes Miteinander.


Die Club-Mate-Flaschen fungieren als Nudelholz. 

Nur Haus- und Küchenmaterialien, alles leicht zu beschaffen. So kann jeder, der möchte, zu Hause weitermachen.
Wir haben in der Schule einen Kasten mit Materialien aus einem Verlag, alles Plastik, alles perfekt, aber das hier, mit den Materialien, die man in jedem Haushalt findet,das ist viel, viel besser!!!

Aufräumen ist auch wichtig.
 
 


Irgendwann zwischendurch sprachen wir noch über die Oberschulsache. Es kristallisierte sich heraus: Diese Jugendlichen hatten das nicht aus Boshaftigkeit gesagt, sondern, weil sie es nicht gut fanden, dass es bei ihnen Schüler gibt, die schon den fünften Tadel bekommen haben, und fast nicht bestraft werden. In den Augen der Kinder passierte zu wenig, daher kamen die Äußerungen. Nun nahmen sie schon eine andere Färbung an.

Immer wieder der Wunsch, Fehlverhalten möge strenger bestraft werden als dies anscheinend der Fall ist. Das kann man durchaus verstehen. So werde ich es der Schulleiterin mitteilen. Ich freue mich immer, wenn sich herausstellt, dass etwas auf seine Weise verstehbar ist, was vorher einfach nur zerstörerisch wirkte...

Um 14 Uhr noch das letzte Elterngespräch, dann lange Sitzung im Computerraum mit den Fördergutachten. Als eine Horde Kinder schreiend den Raum entert, sich hinter die Computer wirft und anfängt zu spielen und sich laut über den jeweiligen Stand zu informieren, reiße ich mein letztes Tempotuch in Streifen, schmiere dick Niveacreme drauf und modelliere mir 1A-Ohrenpfropfen. Damit geht es gut. Irgendwann sitze ich noch ganz allein da oben und habe den letzten Ausdruck gemacht. Geschafft!!!!

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