Dienstag, 14. August 2012

Nun hängen wir da wieder voll drin.


 Wir befinden uns schon wieder in der zweiten Schulwoche, siebter Arbeitstag. Noch nichts im Blog geschrieben. Aber viel nachgedacht. Ich lege es ein wenig impressionistisch und wenig systematisch an, denn eigentlich befinde ich mich schon im Freizeitmodus. Es ist 16 Uhr.


Der Schultag war so in Ordnung. Es waren viele Leute noch in der Klasse und heute morgen fragte ich mich, ob ich das alles unter einen Hut bekomme, ohne mich zu blamieren und ohne, dass die Betreffenden etwa enttäuscht wären, weil sie nicht sachgerecht oder hilfreich sich betätigen konnten....Wenn man Lesepaten und Helfer hat, muss man diesen Aspekt auch beachten. Wer kommt schon freiwillig in ein Schulhaus, wenn es ihm dann nicht gefällt?


Thekla sagte einmal: "Ich möchte jemandem dienlich sein..." Ja, mit diesem Gefühl möchten die betreffenden Menschen das Haus verlassen.
Da kommt für die Lehrerin noch eine Ebene dazu, die sie beachten muss. Aber das macht sie doch gern. : ) Dafür trifft man in der Schule auch auf nette Menschen - außer den Kollegen natürlich! 



Ich habe mir eine neue Struktur gegeben. Das heißt, ich habe mir überhaupt eine Struktur gegeben. Das heißt nicht, dass vorher alles chaotisch gewesen wäre. Das heißt es überhaupt nicht. Aber.



Der Grund für meine neue Arbeitszeitstruktur ist, dass ich einen Rahmen suchte, der mir dienlich ist. Einen Rahmen, der mich den Überblick behalten lässt, der mich nicht ins Hintertreffen kommen lässt, der mir spiegelt, was ich schon geleistet habe und der einen Riegel vorschiebt, wenn sich im Hinterstübchen diese Gedanken melden:"...Du kannst jetzt nicht lesen, spazierengehen, Musik hören....... Du müsstest noch dasunddastun!" Es gibt immer ein Dasunddas, das man noch tun sollte. Schule ist nie vorbei und die schriftlichen Nachbereitungen, die Planungsarbeiten und die konflikthaften Dinge verfolgen einen regelrecht.


Dagegen habe ich einen Deich gebaut. Ich mag schon gerne meinen Teil des Vertrags erfüllen. Aber ich möchte auch feststellen, dass ich es getan habe, wenn ich es getan habe und dann möchte ich mich anderen Dingen zuwenden dürfen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben.
Deiche bauen gegen die Flut der Ansprüche, der eigenen und der fremden. Und das ging so:



Zu Beginn meiner Lehrertätigkeit, Ende der Siebziger Jahre,  hatten wir an der damaligen Schule eine recht aktive gewerkschaftliche Gruppe. Wir hatten immer das Gefühl, viel zu arbeiten, aber niemals, genug getan zu haben. Wir konnten das auch nicht nach außen vermitteln.


Wenn ich mich recht erinnere, habe ich mit einer Wochenstundenzahl von 23 angefangen und nun sind wir bei 28 Wochenstunden. Einfach peu à peu vom Senat heraufgesetzt. Obwohl die Anforderungen sich min-de-stens verdreifacht haben... (Ich trenne privat übrigens nie st, denn es tut ihm wirklich weh und mir auch...)

Jedenfalls damals hatten wir noch mehr Power. Wir machten vier Wochen "Gläserne Schule" und dokumentierten das.
Wir rechneten unsere Arbeitnehmerochenstunden von damals 40 Stunden/Woche mal 46, das ist die normale Arbeitswochenzahl im Jahr, wenn man sechs Wochen  Urlaub hat. Es ergibt sich eine Jahresarbeitsstundenzahl, die, durch 40 geteilt, weil Lehrer zwölf Wochen im Jahr Ferien haben, den Zeitwert ergibt, der in einer Woche mit Ferienausgleich zu arbeiten ist.

Wir blieben diese Zeit in der Schule, hatten Zeit für Eltern- und Schülergespräche, für Planungsgespräche, für Materialvorbereitung, und --es blieben unglaublich viele bürokratische Arbeiten und Korrekturen liegen.

Dieses dokumentierten wir.

Wir hatten uns niemals vorher so zufrieden gefühlt. Wir schafften es, die Dinge, die liegen blieben, liegen zu lassen. Später zu bearbeiten.
Daran erinnerte ich mich. Schon lange schreibe ich meine Arbeitsstunden auf. 

Aber jetzt wollte ich Nägel mit Köpfen machen:
Ich arbeite auf Teilzeit, in diesem Schuljahr sind es 21 Unterrichtsstunden von 28, das ist eine 3/4-Lehrerstelle. Das reicht mir völlig aus. Mehr brauche ich nicht. Ich könnte einen freien Tag haben. Dann aber sammeln sich die Unterrichsstunden an den anderen vier Wochentagen.
Ich mag es so lieber: Vier Unterrichtsstunden am Tag kann ich körperlich und seelisch gut "wuppen", danach bin ich erschöpft und verausgabt. Diese vier Stunden kann ich auch vor- und nachbereiten in einer Weise, die für mich in Ordnung ist.

Ich rechne so: Ein Beamter arbeitet in Berlin in der Woche 42,5 Stunden (oder nur 40??) Ich ging jetzt mal von 42,5 Stunden aus.

Meine Jahresarbeitsstunden:  42,5 x 46 = 1.955

Ferienausgleich: Teilen durch die tatsächlichen Arbeitswochen:

1.955: 40 = 48,9  Jetzt die Dreiviertelstelle:

48,9 x 3 = 146,7       146,7 : 4 = 36,7    Das ist die Wochenarbeitsszeit.

Pro Tag ergeben sich:   36,7  : 5 = 7,3

Ich muss also pro Tag 7 Stunden und 20 Minuten arbeiten.

DANACH HABE ICH FREI!!!!

AM WOCHENENDE HABE ICH FREI!!!

Das habe ich jetzt eine Woche lang ausprobiert und es ist mir wunderbar bekommen. Ich war schon lange nicht mehr so privat und ausgeruht. Immer wieder kamen die Gedanken, ich sagte mir: Hallo, Du HAST Deinen Teil des Vertrages erfüllt.
DU GEHÖRST DIR JETZT SELBST! Also, was willst Du jetzt tun oder nicht tun?
Mit Schule darf es nichts zu tun haben - VERBOTEN! ........WAR DAS SCHÖN!!!

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