Mittwoch, 28. Mai 2014

Selbstwirksamkeit

Pädagogen nennen es Selbstwirksamkeit.
Den Schülern macht es einfach nur Freude.

Gestern im Wahlpflichtunterricht. Der schönste Moment des Schultages: Ein Schüler zeigt ein Bild seines Schlüsselbretts, wie es wirklich an der Wand hängt und als ein Schlüsselbrett genutzt wird....Das war toll!






Nachdem der Wahlpflichtunterricht der Klassen 5/6 zweimal ausgefallen war wg. "Lehrercasting" -- (Brrrrr! Ist denn die ganze Welt ein Bordell? Wie kann man nur für den Bereich der Bildung ein solches Vokabular benutzen - ich hörte diese Wortkombination in den letzten Tagen -zigfach, wie abscheulich!)

Nachdem er also wegen der  Vorstellung von Lehrern für das neue Schuljahr zweimal ausgefallen war, fand er gestern wieder statt. "Holz und Wolle", sozusagen Werkunterricht.

Es war schön, wie die einzelnen Schülerinnen und Schüler an ihren Dingen selbständig arbeiteten.




Eine Tischtenniskelle
muss gefeilt werden. 





 Hier wird die Form ausgesägt.





 Jonglierbälle filzen. Sie hat bei allem Anderen nur
eine Schnute gezogen und die Arbeit ruhen lassen.
Hier filzte sie selbsttätig ihren Ball, blieb "dran" und zeigte Ausdauer.
Die erste Arbeit in Monaten, die ihr gefiel....




 Zwei nähten sich einen Beutel
für die drei Jonglierbälle.
Sie hatten schon einmal genäht und es ging
ihnen leicht von der Hand, 
sie waren dabei sehr geschickt.





Abschließend fragten wir uns:
Was ist das eigentlich für ein Material - Wolle?
Wir haben dann ein wenig davon angekokelt und
geschnuppert- riecht wie
verbrannte Haare.
Haare, Wolle, Fingernägel sind aus...
Horn!


Heute begegnete mir einer der Schüler von gestern auf dem Gang: "Haben wir am Dienstag wieder WUV?" - "Sicher, wie normal wieder." Und er STRAHLTE mich an......
Der Unterricht im Werkraum mit mir völlig fremden Fünft- und Sechsklässlern, acht Jungen, zwei Mädchen, ist der absolute Selbstläufer, besonders bei den Jungen.
Keine Ermahnungen, keine Disziplinprobleme, gar nichts. Sie kommen, greifen sich die Sachen, lassen sich etwas erklären, fragen nach, und arbeiten mit Ausdauer.
Aufwändig ist die Vorbereitung. Alle Sachen müssen da sein. Wenn an verschiedenen Werkstücken gearbeitet wird, muss man den Überblick behalten, was an welcher Stelle gerade an Material notwendig ist und es vorher besorgen und vorbereiten.
Ich kann es nicht verstehen, warum in den 80ern in Berlin der verpflichtende Werkunterricht und der Naturwissenschaftlich-technische Unterricht ersatzlos abgeschafft worden ist.
Die schönen Räume sind noch da, aber keine Lehrer, die mal eine Laubsäge in die Hand nehmen....
Ausgesprochen schade. Viele Schüler haben ein ganz großes Bedürfnis, sich als Urheber der Entstehung von Produkten zu erfahren und mit den unterschiedlichsten Materialien sich intensiv zu beschäftigen.

Sie lernen dabei so leicht alle Begriffe, alle Werkzeuge und viele Zusammenhänge.

Dem Jungen, der an der Kelle feilen musste, wurde etwas langweilig.
"Wir machen uns ein bisschen Musik, dann geht es besser..." Schon hatten sie ihre Handys draußen und es gab ein einige Raps mit ein paar unanständigen Worten, über die ich hinweghörte und wieder einmal Pharrell Williams mit "Happy". 
Da ging es leichter. Und schon war mehr Gespräch da. Untereinander und auch mit mir.

Ich höre mir immer gerne an, was sie so hören. Die Schüler erzählen nicht ungern über ihre Musik. Ich höre  zu und frage sie was.

Für uns damals war Musik auch extrem wichtig.

"Wenn Ihr nachher hier aus der Tür rausgeht, bleiben anschließend die Handies in der Tasche wg. Handyverbot in unserer Schule." 

Der Satz musste sein.


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