Sonntag, 14. Oktober 2012

Die erste Mathearbeit

Ja, das ist sicher ein total spannendes Thema, zu lesen, wie eine(r) eine Mathearbeit entwirft und auswertet.
Doch man glaubt gar nicht, wieviel Teufel auch hier im Detail steckt.
Zunächst einmal habe ich sie nach den Lernzielen und Übungen, die wir im Unterricht gemacht hatten, geplant
Zum Beispiel zeigt man bei der Aufgabe 1, dass man in der Lage ist, einen Bruchteil eines Ganzen zu erkennen und zu benennen. 
Die Aufgabe 2 löst man, indem man zeigt, dass man über die Begriffe "Zähler", "Nenner", "Bruchstrich" verfügt und sie zuordnen kann.
Die Aufgabe 3 ist anspruchsvoll, man muss wesentliche Erkenntnisse über Brüche verbalisieren.  
etc. etc. Hinter jeder Aufgabe steckt ein Lernziel, etwas, das im Unterricht behandelt, geklärt und geübt wurde....bis hin zum Zweiersystem in der letzten Aufgabe, das wir uns "gegönnt" haben, einfach, weil es Spaß macht, jedenfalls mir und auch manchen Kindern. Von den 18 Kindern, die die Arbeit geschrieben haben, haben 9 Kinder gezeigt, dass sie das Binärsystem verstanden haben. Das finde ich SOOO toll! Es war eine Extraaufgabe, niemand musste das machen. Aber man konnte damit "punkten" und sich noch verbessern...
Es gab drei Schwierigkeitsstufen plus die Extrasache mit dem Binärsystem.
Das musste alles in die Arbeit rein.
Jeder kann aber auch mehr machen, wenn er/sie mehr verstanden hat. Die Art der Auswertung ist immer ähnlich und ist den Schülern bekannt, sie sieht bei dieser Arbeit so aus:


"Bäumchen" ist die geringste Schwierigkeitsstufe.Sie betrifft die Kinder mit Förderstatus. Wir haben vier Kinder mit dem Förderstatus "Lernen". Sie bekommen einfachere Aufgaben. Sie dürfen aber auch "aufstocken", wenn sie mehr oder Schwierigeres können.
Die "Sonne" ist die durchschnittliche Schwierigkeitsstufe. Sie ist vom Umfang her geringer  und der Komplexität her einfacher  als die "Mond"-Aufgaben, die den leistungsstärkeren Schülern es ermöglichen sollen, mehr "Gas" zu geben und sich ausgelastet zu fühlen.
Grund hierfür ist das Prinzip der optimalen Passung. Es besagt, dass man am liebsten Aufgaben einer mittleren Schwierigkeit löst und sich am meisten von ihnen angezogen fühlt. Sie dürfen nicht zu leicht sein, sonst ist es keine Herausforderung. Sie dürfen nicht zu schwer sein, sonst hat man keine Hoffnung, es zu schaffen. Man geht gerne an Dinge heran, von denen man die Einschätzung hat, sie könnten erreichbar sein, aber man muss sich schon ein bisschen anstrengen. Also, dass es optimal zu mir passt...Das heißt, das ist im Grunde für jeden verschieden.
Deshalb die drei Stufen mit den Aufstockungsmöglichkeiten.
Jetzt will man bei der Bewertung und Notengebung auch gerecht sein und die Punkte und Noten nachvollziehbar und vergleichbar geben - man muss also formalisieren.
Das ist immer so ne Sache. Ich stelle diese Dinge mal hier ins Netz, damit man sehen kann, wieviel Vor- und Gedankenarbeit in so einer popeligen Mathe-Klassenarbeit steckt.
Man kann dann auch ermessen, auf welchem Niveau die Kinder ihre Aufgaben lösen und ob man das angemessen findet. Jedenfalls spiegelt die Arbeit das wider, was wir in den letzten Wochen im Matheunterricht neu gelernt hatten. Ich finde, dass das Niveau nicht zu gering war, dass sich alle im Unterricht und hier bei der "Probe" sehr angestrengt haben und gute Ergebnisse zeigten.
Ich freue mich immer, wenn wir keine Fünfen und Sechsen haben. Die Grenze zwischen "4" und "5" setze ich bei der Hälfte der Punktzahl an.
Ich finde, dass das Ergebnis einen guten Lernfortschritt bei allen außer vier Kindern widerspiegelt. Auch Mario sollte Förderunterricht bekommen. Wie so oft, hat er im Unterricht nicht gut hingehört "Ich kann das ja doch nicht..", hat die Flinte ins Korn geschmissen, bevor es überhaupt richtig losging. Ein fünftes Kind, das auch nahe der "5" geblieben ist, kann gern am Förderunterricht teilnehmen, muss es aber nicht. Es ist Marie. Es würde sie entmutigen, sie hat es so gut gemacht, schon so viel gezeigt!!! Sie braucht Extra-Klärung bei den anderen Aufgabenstellungen in einer ihr gemäßen Situation, wahrscheinlich am besten allein mit einer erwachsenen Person.
Vor kurzem übten wir freiwillig zusammen nach dem Unterricht, und sie war anschließend sehr stolz, es verstanden zu haben.
Das Tolle an Marie ist, dass sie ihre Schwächen nicht mehr versteckt. Darin war sie früher sehr, sehr gut...
Also ist ihre Leistung, obwohl "nur" 4 minus, ein wunderbarer Fortschritt!!! Die doofen Noten mit ihrer blöden Zwangvergleichbarkeit des Unvergleichbaren spiegeln reale Lernfortschritte gar nicht wider, wenn sie sich ganz am unteren Rand abzeichnen...
Also vier Kinder müssen intensiv Förderunterricht erhalten, um zu verstehen, was sie noch nicht verstanden haben. Ich bin gespannt, ob wir das hinkriegen mit den bekannten Problemen - Förderstunden werden zum großen Teil für Vertretungen erkrankter Lehrer "verbraten"...usw.

Hier ist Bastians Arbeit:
Also, er hat hier richtig gezeigt, was er kann. 





Die Auswertung aller Arbeiten ohne die Dokumentation hier hat sechs Zeitstunden gedauert. 

Na, das war ja wohl nicht soo spannend, aber ich möchte auch einmal zeigen, wieviel Problematik hinter so einer scheinbar einfachen Sache wie einer Mathearbeit steckt und wie Versuche aussehen könnten, damit umzugehen.
Wirklich lösen kann man das sicher nicht, dafür ist es zu komplex. Es sind nur Annäherungen. 
Wenn ich an morgen denke, höre ich schon die Begeisterungsschreie, dass es keine Fünfen und Sechsen gibt...Oder Cherrii hat heute hier schon reingeschaut, hallohallo, und hat es morgen den anderen alles schon erzählt, nur die eigene Note, die weiß sie leider jetzt noch nicht. Cherrii, so bleibt es spannend bis morgen. Aber ich geh mal schnell noch auf Deinen Blog gucken.....

http://www.cherrystagebuch.blogspot.de/ 

Aha, Du hast also gechillt bis zum Abwinken....  : )

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