Dienstag, 23. September 2014

Zoón polítikon oder idíotos


Puh, trotz meiner abgekackten Festplatte auf dem Laptop weiterbloggen....wenn ich mal den vom Mann haben darf...na ja, lange halt ich es ohne mein Ding wohl nicht mehr aus. Es ist etwas mühsam, aber mit etwas gutem Willen geht so manches doch noch.

Wir haben heute früh den Morgenkreis zusammen mit Julia, unserer zweiten Lehrerin und Luisa, unserer Erzieherin gehalten.
Luisa hatte gestern die Kinder Herzen ausmalen lassen, in sie hineinmalen und -schreiben lassen:
"Was brauche ich, damit es mir in der Schule gut geht?"

Hier sprechen wir gerade darüber:





So sehen einzelne Antworten aus:

















Er braucht Frieden.

Manche Kinder schrieben "Essen" und "Freunde", manche "Ruhe" und "Essen". Essen ist also wichtig.

Was mir schon lange nachhängt, gewinnt wieder eine Berechtigung, einmal da ranzugehen: Wie erwerbe ich mir Freunde und wie erhalte ich mir Freundschaft? Das Wort "Vertrauen" kam auch einmal vor.

An der Wand hängen nun die mit Ölkreiden mit Julia gefertigten Herbstbilder nach einem Motiv von Wassily Kandinsky. Sie bringen Herbstatmoshäre in den Raum.



Nach dem Kreis hielten wir Frühstück und legten dann mit der allgemeinen Einführung des Eu,eu wie Eule, los.

Viele Kinder kennen diesen Laut schon und auch andere, die wir noch nicht allgemein eingeführt hatten.
Gottseidank erfuhr ich am Fotokopierer heute, dass die eine Parallelklasse nicht soooo weit weiter ist als wir. Jeder Laut mit seinen Zeichen und der Schreibung wird bei uns einmal zentral eingeführt, aber viele kennen ihn auch schon vorher.
Nicht zu vergessen unsere Buchstabentabelle, auf der alle Buchstaben und Laute mit ihren Anlautbildern verzeichnet sind und die in der Wochenmappe immer zur Verfügung steht, wenn man etwas schreiben möchte.
Das Selbstschreiben und eigenständige Verfassen von Texten muss in der nächsten Zeit ein wenig mehr geübt werden, damit es leichter und flüssiger "von der Hand" geht.

Lange saßen wir an diesen Übungen. Dann kam Herr Scholz, der mit einem Teil der Klasse Bewegungsspiele machte, während ich mich mit denen, die es jetzt brauchen, weil sie schon so weit gerechnet haben, an die Einführung der Zehnerüberschreitung wagte.

Wir gingen in den angrenzenden Raum, unseren Freizeitraum. An einer Zehner-Eierkiste mit Kastanien, zu denen man eine Anzahl dazulegte, konnte man das Vorgehen zeigen:
Zuerst bis zu 10 auffüllen, dann 10 plus den Rest in insgesamt  zwei Schritten rechnen.

Wir machten uns ganz leer und gingen ganz langsam und ohne Hast und Ehrgeiz an die Sache heran.
Es war die vierte Stunde, drei Stunden lang waren die Kinder schon kräftig beim Arbeiten gewesen.
Aber sie waren noch vollauf konzentriert. Hier und da sah man, dass die beiden Schritte erfasst und verstanden worden waren.

Andere Kinder ließen sich durch mehrere Aufgaben leiten, immer nach dem gleichen Schema.
Morgen werden wir es weiter üben. 

Leider geht das Mathebuch viel zu schnell voran. Man braucht in der Regel etliche Aufgaben nach diesem Schema, bis es sitzt.




Dass gleich auf der nächsten Seite variiert wird und das Umstellen per Tauschaufgabe verlangt wird, ist gemein. Man soll sich an dem Erreichten doch auch erfreuen dürfen.

Dieser Verständnisschritt ist eminent wichtig. 
Er gilt für 8 + 6 genauso wie für 18 + 6 oder 
68 + 6 oder 248 + 6 und wenn man es nicht verinnerlicht hat, wird man beim Zählen bleiben, wie schade.
Dass man die Zahlen bis 10 ohne Mühe gleichzeitig aufteilen können muss, ist auch klar.

Ich wundere mich öfter im Café beispielsweise, wo eine junge Frau bei den einfachsten Additionsaufgaben beim Zusammenrechnen des Bestellten einen Rechner zur Hand nimmt und, ja, das war dann Ergebnis einer der häufigen Malaisen im Mathematikunterricht, die man sein ganzes Leben lang mitnimmt einschließlich der Angst vor Mathe und vor dem Rechnen. Schade.

Heute werde ich noch ein paar Bögen malen müssen, damit genügend Arbeitsaufgaben zur Verfügung stehen, wenn wir morgen weiterüben und zwar erstmal ohne Varianten und Pipapo.

Dann hatten wir noch den 1. Pausen-Fight. Seit Tagen fahren Autos auf den Schulhof und parken da, auch während der Pausenzeiten.
Heute hatte ich nun auch noch eine Aufsicht da. Es war wieder einmal klassisch:

Der Essensanlieferer (Früher wurde bei uns GEKOHOCHT...für Hunderte von Kindern, wir haben eine riiiesige, gut ausgestattete Küche aus früheren Zeiten, ach egal.) Heute wird Zeugx herangekarrt.
Klar stehen die Anlieferer unter Zeitdruck.

Aber die Sicherheitsnotwendigkeiten eines Ortes namens Schulhof sind verbal und vernünftig nicht mehr vermittelbar.

Ich vermisse eine die gesellschaftlichen Bezüge berücksichtigende Vernunft als Basis des Diskutierens.

Dass das ein Schulhof mit zum Teil fünfjährigen Kindern ist und dass wir für ihre Sicherheit verantwortlich sind, ist den Leuten komplett und völlig Banane.

Dann werde ich ungeduldig und auch schon mal lauter, was dann von der anderen Seite sofort moniert wird. Als ob man bei so viel Abwesenheit von Hirn ruhig bleiben könnte...

Ich hatte auch das Gefühl, dass ich als Frau nicht ernst genommen werde. Die Entgegnungsstereotype waren vom Niveau her so unterirdisch, un-er-träg-lich.

Zuerst der Verbal-PingPong, dann rief ich den Hausmeister, der und ein Kollege (!!) verklickerten dem Herrn, was ich ihm vorher auch schon gesagt hatte. Dass wir eine Verfahrensweise  haben, die da lautet: Man warte vor dem Tor, bis es abklingelt. Wenn die Kinder vom Hof sind, kann man hineinfahren und das Essen abladen.

Ich habe nicht mehr viel Vertrauen in diese Welt: So viel Ärger, so viel Spucke für eine Sache, die sich eigentlich von selbst verstehen müsste.

Für die alten Griechen war der Mensch das zoón polítikon. Das heißt, das Gemeinschaftstier. Derjenige, der diese naturgegebenen Verbindungen zur Gemeinschaft, in der er lebte,  nicht sehen konnte oder wollte, war für sie der idíotos, zu gut deutsch: der Idiot. 

So viele Kräfte eingesetzt, nur damit da einer NICHT während da 150 Kinder spielen, in einen Pausenhof einfährt.... Ist nicht mehr lustig.

Ich räche mich jetzt mit einem Bild von Banksy dafür:



Habt es schön!
Eure Minna

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