Montag, 17. März 2014

Eile mit Weile und Steter Tropfen höhlt den Stein

Der letzte Mittwoch ist noch erwähnenswert: Es herrschte während der ganzen Woche ein traumhaftes Frühlingswetter mit warmen Temperaturen und vielviel Sonne.

Einfach zu schön, um immer drinnen im Haus zu bleiben. - Schon lange keinen Ausflug (schönes Wort übrigens..) mehr gemacht. 

Der Mittwoch eignet sich zum Ausfliegen, weil wir da vier Stunden an einem Stück zusammen in der Klasse haben.
Allerdings - wenn wir rausgehen, ist der schöne Zeitblock zum Arbeiten auch weg.

"Ich habe das Gefühl, mein Kind kommt nicht weiter...", sagte eine Mutter beim Gespräch in der letzten Woche.

Ich überlege: Das Gefühl habe ich auch.  Was haben wir eigentlich immer gemacht?

Ich bin nicht zufrieden. Wir fangen morgens nun so gegen 8 Uhr 15 an, dann haben wir den Stuhlkreis und Frühstück, dann ist es oft schon 9 Uhr, um halb 10 ist Pause, und die ersten beiden Stunden sind meist das Zusammenhängendste, was wir am Tag haben. Außer mittwochs.

Dazwischen ist Sport, Essen, Religionsunterrichte, auch einmal Freizeit....

Deshalb machten wir es am Mittwoch anders als sonst. Einmal etwas Neues ausprobieren.



Nahain, wir haben noch kein
Smartboard, und ich vermisse es
hier auch überhaupt gar nicht.

Ja, genau: Immer noch Kreidezeit. :))

Wir begannen mit der Arbeit an unseren Materialien, dann Frühstück, dann, erst um 9 Uhr, gingen wir los zum Spielplatz am Gleisdreieckpark. Ein Fußweg von 20 Minuten.

"Mein Lieblingsspielplatz", meinte Jonina. Die schriftliche Arbeit vorher war sehr intensiv gewesen. So hatten wir alle ein gutes Gewissen, dem schönen Wetter unseren Tribut zu zollen, aber auch das Arbeiten nicht ganz vergessen zu haben.

Vorher hatte ich den Kindern angekündigt, dass in der sechsten Stunde statt nur einiger Förderkinder nach dem Essen wieder alle "ranmüssten", sonst könnten wir uns den Spielplatzausflug nicht leisten. Alle waren einverstanden. So hatten wir an dem Tag immerhin zwei einverständige intensive Arbeitsstunden gehabt. Wenn alle einverstanden sind, hat das Arbeiten einen höheren Wert und ist viel effektiver, es gibt weniger Störungen. So kann man man das verantworten.



Sema klettert ganz hoch hinaus
in den strahlend blauen Himmel.


Der Gleisdreieckspielplatz in der Nähe des Technikmuseums und des "Spectrum"-Versuchsfeldes ist wirklich ein ausgesprochen großer und vielseitiger Spielplatz. Von halb zehn bis 11 Uhr hatten wir dort eine schöne Zeit!



Jasper, fröhlich wie immer,
freut sich auch über die
Möglichkeit, unbeschwert herumzuturnen.

Obwohl er in der letzten Zeit einen
Wahnsinnszahn an Fleiß und Energie bei der
Arbeit zugelegt hat.
Manchmal saß er noch am Nachmittag in seiner Freizeit
und löste Aufgaben, weil er unbedingt etwas zu Ende
bringen wollte!




 Überall wird herumgeturnt...
Hier sind Johannes und Claude
mit Jakob und Mert zusammen
auf den Seilen.
 
Wir, Carla und ich, saßen auf der Bank und bestückten unsere Webrahmen mit Kettfäden, denn fünf Kinder hatten noch keine Möglichkeit zum Weben erhalten.

Hier und da war ein Konflikt zu lösen oder man musste mal woanders hin jemanden hinter einen Busch begleiten, wenn ein dringendes Bedürfnis dies erforderlich machte.

Pavel hatte nicht auf ein Kind gehört, das "STOP!" gesagt hatte und mit etwas weitergemacht, was dieses Kind gestört hatte. Ein längeres Gespräch war nötig, bis er einsah, dass er auf das Kind hören muss.

"Ich habe ein bisschen nicht drauf gehört", meinte er und gelobte, es in Zukunft besser zu machen.



Munir zeigt ein Kunststück.



 


Später mussten wir die große Pause
auf dem großen Hof verbringen.
Einige Mädchen probierten aus, 
wie schwer sich ein Schwangerschaftsbauch anfühlt....

Dann war Essen und die sechste Stunde. In unserem Klassenzimmer in Südlage im zweiten Stock gegen 13 Uhr war es unglaublich warm. Immerhin konnten wir uns mit den schönen Vorhängen, die Lillies Mutter genäht hatte, ein wenig Schatten machen.

Einfach war es trotzdem nicht: Plenus venter non studet libenter. Ein voller Bauch studiert nicht gern.
Trotzdem. Wir waren darauf eingestimmt und wir haben das "durchgezogen", die kurze Lautvariante des Lautes /U/ genauestens abzuhorchen.

Insofern war der Mittwoch ein erfolgreicher und einvernehmlicher Tag gewesen.





In der siebten Stunde war noch Islamischer Religionsunterricht und Lebenskundeunterricht. Munir zeigte danach stolz seine Gebetskette, die er von der Religionslehrerin als Belohnung für gute Mitarbeit erhalten hatte. "Ich bete oft", sagte er.  Wir unterhielten uns ein wenig über das Beten miteinander.

Ich hatte noch ein paar Arbeitsmappen korrigiert und "durfte" dann nach Hause gehen, die Kinder blieben noch eine Stunde bis 16 Uhr bei Hediye, bastelten, aßen Obst und hörten ihr beim Vorlesen zu.

Ab diesem Tag baten wir die Eltern, doch ab nun pünktlich zu acht Uhr morgens da zu sein, damit die erste Stunde arbeitsintensiver wird. Nach einem halben Jahr ist das sicher möglich, für die Arbeit ergeben sich so 15 Minuten mehr. Die Zeit des Kreisgespräches haben wir auch etwas reduziert.

Wir haben in dieser Woche das /U/ gefestigt, das /P/ eingeführt, beim Rechnen Zahlen aufgeteilt, Zahlen ergänzt und die Additionstabelle versucht zu kapieren. 
Wir sprachen über uns und die Pflanzen und wie das alles zusammenhängt und beleuchteten die Aufgaben der einzelnen Pflanzenteile.

Wie sieht die Zwiebel innen aus? Vorbereitung des Vorratsgedankens der Frühblüher-Zwiebelwurzel.

Die Zwiebel hat viele Schichten übereinander. Aufschneiden, herumzeigen. Die Kartoffel nicht. Das wussten viele Kinder vorher nicht und manche erst nach zweimaligem Zeigen und fünfmaligem Wiederholen des Satzes.

Steter Tropfen höhlt den Stein. Eile mit Weile. Immer wieder, immer wieder, dann "sitzt" es irgendwann.

Wo schon etwas Wissen ist, knüpft und fügt sich leichter neues Wissen an.

Wo wenig oder gar kein Wissen ist, rutscht alles Neue unbeachtet ab. Deshalb ist alles, was neu verankert werden kann, ein Häkchen, an das sich wiederum Neues ranhängt.

So funktioniert Bildung. Dazu gehört auch stetiges Memorieren, Wiederholen und Sichern, bei Zahlen ebenso wichtig wie bei sachlichen Zusammenhängen.

Liebe Eltern, darauf bitte achten.

Eine Schülerin kann wunderbar rechnen. Sie hat den Zahlenraum bis 20 komplett im Kopf verfügbar. Warum?
"Wenn wir Fahrradfahren, dann stellt mir mein Papa immer Aufgaben oder immer, wenn mir langweilig ist..." Aha!! Daher also kann sie das so gut.

Stetes Memorieren schafft verfügbares Wissen.

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