Donnerstag, 10. Mai 2012

Wo man singt, da lass Dich, Ohrwurm, nieder..

So, jetzt muss noch einmal tapfer weitergebloggt werden...

Wir beginnen mit den Überlegungen zur Kofferliste
 
So froh bin ich und zufrieden mit der "Handwerk-Einheit". Bei etlichen Kindern setzt sich ein Werkstück ans nächste, sie sitzen beieinander und haben diese schöne Gesprächsstimmung, die man von Handarbeiten her kennt. So muss es in der Vormoderne oft gewesen sein. Es war sicher hart, sehr hart, aber man nahm sich sicher auch immer Zeit für ein Schwätzchen.


Zeitdruck ist, denke ich,  ein Merkmal der Moderne. Sicher gab es früher Zeiten, da musste man nur arbeiten, im Haus, im Garten, weil man sich von seiner Hände Arbeit auch ernährte, und fiel abends müde ins Bett, aber man verbrachte auch viele entspannte Stunden miteinander.



Etwas davon kommt zutage, wenn man so beisammen sitzt und miteinander arbeitet. Ganz vieles ergibt sich. Ali beginnt, sich ein Werk zuzutrauen, will bis morgen noch fertig werden. Das ist natürlich nicht zu schaffen. Er malt mit Marie zusammen ein Katzenbild, das ein Schlüsselbrett werden soll. Ganz langsam wächst da ein kleines Pflänzchen namens Selbstvertrauen und Zuversicht. Ein Wunsch zum Tun und Mittun.

Das Leben ist kein Ponyhof...   ; )


Peter arbeitet an seinem Puzzle weiter. Sein Pech, dass ich Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen verwechselt habe...Und meines, denn das muss ich nachher noch "ausputzen". Hans und Messie sind an ihrem Memory zugange. Selena stellt ihr wunderschönes Schlüsselbrett weiter her, Kasia und Cherry, ja, was haben die eigentlich gemacht?? Luigi hat sein zweites Schlüsselbrett begonnen und ist zügig dabei. Der Termin morgen sitzt ihm im Nacken.
Preise festlegen: Was kann man für sowas nehmen?

Pablo wie ein Schmetterling mal hier, mal dort und nirgendwo. Wir sitzen später zusammen, er hat ein Bundesländer-Puzzle in Arbeit oder auch nicht. Wir setzen es zusammen, Ronaldo hilft, es hätte fast nicht geklappt. Pablo hat Sachsen und Sachsen-Anhalt nicht auseinandergesägt. Der Atlas liegt daneben. Ich bitte ihn, mir die Namen zu nennen. Zeige auf das Brettchen und frage: "Und was ist das?" "Ein Eichhörnchen!" Ja, es hat die Form eines Eichhörnchens. Das Gespräch ergibt, dass Pablo nicht weiß, was er da macht. Ob Staat, Bundesland, Kontinent, das ist ihm alles Banane, weil er es nicht verstanden hat. Weil er auch nicht hingehört hat. Pablo lebt in seiner eigenen Welt. Lernen ist furchtbar. Jetzt sägt und schmirgelt er seit zehn Tagen an etwas, das er nicht im Ansatz verstanden hat. Was machen wir bloß mit ihm? Ideen sind gefragt.
Selena hat ein wunderschönes Schlüsselbrett in Arbeit. Dennis ebenfalls. (Bastian möchte jetzt Dennis heißen.) 

Na, welches Brett von den beiden ist das Mädchen-Schlüsselbrett und welches das Jungs-Schlüsselbrett???


Dennis hat heut auch Geburtstag, was ihn nicht hindert, während der einzigen Gesprächsphase heute dermaßen den Larry zu machen, dass ich ihn hinausschicke. "Immer ich!"

 
  Er hatte heut Geburtstag.
Mesut hat sich den Kopf am Fenstereck geknallt, der Arme, er hat Schmerzen und wird abgeholt. Gute Besserung! Das war Pech!
Mario insistiert auf der Notwendigkeit, nun endlich das Aquarium zu reinigen. Er sagt: "Das können wir doch jetzt machen. Es sind einige auch weg und es ist alles ruhig hier!" Stimmt. Gabriele ist mit vier Geburtstagskindern in den wunderschönen Buchladen in der Nähe gegangen, sie haben sich Bücher empfehlen lassen und sich jeder eines ausgesucht.




Also los geht es und es geht wirklich. In aller Ruhe lassen wir vier Eimer voll Wasser aus dem Aquarium heraus. Nur leider schwimmen ein paar Guppies mit drin, die müssen erst herausgefischt werden. Altsteinzeit: Wir fangen Fische. Erst dann werden die Eimer ausgekippt und neues Wasser geholt. Man ist ja schließlich Tierfreund.
Die Fische bringen wir zur Hausmeisterin, sie setzt sie in ihr Aquarium hinein. Eine Pflanze können wir auch bieten. Bei uns wächst es wie Gras.
Zwischenzeitlich großer Tumult im Gang: "Ein Vogel ist im Haus, ein Vogel!" Ich greife mir das große Tuch, das die Druckerei bedeckt und wir rennen hinunter. Da fliegt im Vorraum eine Spätzin. Nach dem etwa zehnten Versuch erwische ich sie mit dem Tuch, erhalte Szenenapplaus und bringe sie nach draußen. Dort sitzt sie erst einmal eine Minute etwa auf der Hecke, schüttelt sich dann und fliegt weg.
Das mit dem Tuch weiß ich von unseren Wellensittichen. Man hat als Kind ja nicht umsonst Vögel gehabt...
Drei Kinder haben das Aquarium sachkundig auf Stand gebracht. Ja, wir sind jetzt so weit, dass sie es schon allein können. In jeder Klasse gab es etwa zwei Kinder, die das wollten und es konnten. Das war prima und Mario gehört jetzt auch dazu. Ich bin ihm richtig dankbar, dass er so gut argumentiert hat und dass wir es gewagt haben, die Sache mitten im Unterricht auch noch zu "wuppen" und alles mit der größten Ruhe. 
Fereba hat beim Fischleinfangen fleißig mitgeholfen, Ronaldo ebenfalls. Tobi malt am dritten Schlüsselbrett. Es ist erstaunlich, wieviel Geduld Kinder mit Tätigkeiten zubringen, die sie mögen. Ob wir sie zu oft unterbrechen und das nicht zulassen?
Mir ist es sehr wichtig, dass der Unterricht mindestens in Zeiteinheiten von eineinhalb Stunden stattfindet. So kommt Ruhe ins Arbeiten hinein. Die Schule berücksichtigt diese Wünsche bei der Planung, traditionell seit Jahrzehnten. Ich bin dafür sehr dankbar.
Manuel stellt sein Schweinchenschlüsselbrett mit viel Liebe fertig.
Mir kam der heutige Tag vor wie das Arbeiten an dieser, "meiner" Schule vor 15 bis 20 Jahren. Genauso war es damals. Wir hatten die Freiheit und nahmen sie uns, sehr differenziert und projektartig zu arbeiten. Das Selbstbildungsmoment und das gemeinsame Ideenfinden konnten sich so entfalten. Heute geht das kaum mehr.
Ich habe mich heute sehr, sehr wohl gefühlt.
Später nahmen wir noch Einkaufsdialoge im Englischunterricht auf. Diese Filmchen kann man aber nicht ins Netz stellen, man kann sie nicht so leicht bearbeiten wie Fotos. 
"Du hast uns heute einen Ohrwurm ins Ohr gepflanzt", sagt Selena. O ja, wenn man zur Nordsee fährt, braucht man doch Seemanns- und Seebrautslieder. Die waren: "My Bonnie is over the Ocean" und "What shall we do with the drunken sailor"....
Noch eine email an Frau T. von der Jugendherberge Wyk geschrieben. Die Essenswünsche: Fünfzehn Mal muslimisch, sechs Mal mitteleuropäisch (Ich nenn das so.) und einmal vegi, das bin ich....   ; )

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