Montag, 14. Mai 2012

"Ich vermiss den Fisch."

Heute im Wollraum Pablo plötzlich:"Ich vermiss den Fisch." Der Fisch lebte jahrelang im Wollraum, "im Fischglas", wie Pablo sagt, im Aquarium. Kürzlich hatte ich ihn nach Hause genommen. Er lebt allein, weil er jedem anderen Fisch, den ich dazugesetzt hatte, den Garaus gemacht hat. "Na gut", dachte ich, dann bleibst Du eben allein, sozusagen im Alte-Männer-Heim. Selbst schuld."
Den Fisch hatte ich vom früheren Musikbereich übernommen, es waren noch zwei Skalare dabeigewesen. Er ist ein Feuerschwanz. Er hatte eigentlich alle verekelt. Deshalb hatte ich ihn nicht besonders gemocht.
Bis einmal ein kleiner zarter Junge aus einer zweiten Klasse da war, er setzte sich auf den Stuhl, der immer vor dem Aquarium stand und schaute den Fisch an. Drehte den Kopf und schaute den Fisch an. Der reagierte, kam näher, und, erschreckt, über seinen Leichtsinn, ging ruckartig wieder zurück. 
Das war der Anfang. Mancher setzte sich zu ihm und auch ich nach dem Unterricht, wenn ich eigentlich schon nach Hause wollte. Doch das war sein ganzes soziales Leben, also konnte man nicht so einfach gehen.
Wir haben es bis dahin gebracht, dass er umherschwamm, während wir um den Tisch herum in einiger Entfernung saßen und arbeiteten. Das schien ihm das Liebste zu sein, dass Leute da waren und dann schwamm er.
Sonst saß er immer in einer Art Tontunnel und war kaum zu sehen.
So dachte ich, zu Hause, wenn öfters jemand da ist, würde er zutraulicher werden und ich säße nicht immer im Wollraum herum, um ihm Gesellschaft zu leisten. Und organisierte seinen Umzug zu mir nach Hause.
Dort aber zeigte er sich spröde wie zu Anfang.  Mir fehlt er im Wollraum auch. Ohne das Aquarium mit ihm drin ist das dort etwas tot, nicht so lebendig wie sonst...

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