Mittwoch, 30. September 2015

Wann ist man eine gute Lehrerin?

Wozu so ein traditionelles "Sacktuch" doch gut ist....




Es eignet sich sehr gut zum Einpacken von Distelsamen auf der Weide. Wer weiß, ob wir noch einmal Feuer ohne Streichhölzer entfachen werden?



Dann sind Distelsamen oder die Samen vom Rohrkolben-Schilf sehr wichtige Helfer.

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Wir bemühten uns heute um die Wortfamilie "fahren" und füllten einen Lückentext mit diesen Wörtern.

So viele Überlegungen, bis etwas "richtig" geschrieben ist!

Es gibt SchülerInnen, die alles in fünf Minuten fertig haben, aber kein Wort hat ein -h hinter dem a, und groß und klein ist auch egal.

Obwohl wir das eine halbe Stunde vorher gebüffelt und immer wieder exerziert und wiederholt haben.

Hallo, seid Ihr alle so müde? In der ersten Stunde machen vielleicht sechs Kinder mit, die anderen befinden sich noch im Schlafmodus.

Minna rüttelt und schüttelt sie verbal auf, und dann sind fast alle dabei, aber dann ist es auch schon 9 Uhr , eine Zeit, zu der Schule vielleicht erst beginnen sollte.

Frau Rose übt mit drei Mädchen an den Aufgaben, die sehr große Konzentrationsschwächen haben. Ohne eine Person, die sie hineinführt und dabeihält, haben sie keine Chance, sich in die Aufgaben zu vertiefen. Ihr soziales Miteinander ist so stark und vordergründig, dass die Arbeit stets dahinter verblasst.

Einer kommt nicht voran, der eigentlich viel schneller sein müsste und viel mehr Überlegung in sein Arbeiten hineinstecken könnte.
"Möchtest Du drüben allein arbeiten?" Er möchte.
Ab und zu schaut Minna nach ihm, doch auch hier kommt er nicht voran. Was hält ihn ab? Irgendetwas beschäftigt ihn stärker.

In diesem Raum sitzt auch Anna, die immer mittwochs kommt, um Nala zu unterstützen. Die beiden arbeiten eine Stunde zusammen. Nala mag es, mit Anna allein nebenan zu sein, sie zeigt ihr, dass sie schon ein wenig besser rechnen kann und sie beide bearbeiten dann das Deutschblatt.

Anna arbeitet bei einem großen Wochenmagazin, sie lädt uns im November zu einem Vorlesevormittag in die Redaktion, ihren Arbeitsplatz, ein!!! Haben wir ein Glück! Das wird sehr spannend werden!

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Morgen ist unser Ganztages-Waldausflug mit Herrn L., der uns viele neue Sachen zeigen wird und auch wieder mit uns schnitzen wird.
Das Wetter scheint uns gewogen zu sein.

Eine Stunde Mathe heute, weil es morgen ausfallen wird. Immer diese Zahlendreher in der schwächeren Gruppe! Bitte, schreibt den Einer zuerst hinten hin und den Zehner davor, dann passiert das nicht so leicht!

Inklusive Schule ist keine einfache Sache. Jedem gerecht werden? Aber zunächst einmal hilft die äußere Differenzierung, die Schwierigkeiten einzelner Kinder überhaupt zu verstehen. Dann kann man sich auch Gedanken über Abhilfe machen.
In der großen Gruppe würden diese Kinder untergehen.
Kinder, die drei Tage später keinen blassen Schimmer mehr davon haben, was wir vorher ganz intensiv geübt haben....

Für manche Kinder ist es schwer, die Aufgabe überhaupt zu verstehen. Wir bilden Rechengeschichten zu den Aufgaben. Wir zählen auch  vorwärts-rückwärts, was manchen schwer fällt.

Die Ergänzungszahlen zu 10, die "verliebten Zahlen" - bei manchen einfach weg, als hätten wir sie nicht zwei Jahre lang geübt.

Wir werden vorankommen. Aber sehr viel langsamer als die andere Gruppe, die mit Frau Rose arbeitet.

Lesepatin Antonia unterstützt in der anderen Gruppe Aalisha. Aalisha hat die Fähigkeiten, mit dieser Gruppe zu rechnen, die eigentlich das normale Schulprogramm macht, aber sie traut sich wenig zu. Daher steht sie so unter Spannung, dass sie es oft nicht versteht, obwohl sie es verstehen kann. Antonia sitzt neben ihr, unterstützt sie und löst ihre Spannung, so löst Aalisha gut ihre Aufgaben.

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Später schauen alle noch in ihre Wald-, See- und Tierbücher und besprechen, was sie dort sehen. Manche Kinder zeichnen von Bildern ab, einen Stichling, einen Buntspecht, einen Frosch, eine Ente.
Es ist schön, wie sie sich in die Einzelheiten vertiefen. Sie sollen die Muße dazu haben, genießen es, sich miteinander etwas zu erschließen.

Rabia sollte vor Tagen einen Igel malen. Er gehört zu einer geplanten Vorführung. Sie widersprach lebhaft, nein, das wollte sie nicht. "Warum?" - "Ich weiß nicht, wie ein Igel aussieht." 

Zwei Tage später kommt sie freudestrahlend mit einem Buch in der Hand aus der Bibliothek: Sie hat es sich ausgeliehen und zeigt stolz auf ein großes Bild: "Hier, schau, jetzt weiß ich, wie ein Igel aussieht!", verkündet sie stolz.

Heute hat sie ihn gemalt. Wir sind beide sehr stolz, dass sie es geschafft hat - und ganz alleine!

Eine Gruppe möchte gerne Neons für unser Aquarium kaufen gehen.

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Gestern war Karl, der gelernte Schriftsetzer, zum Drucken da. Er druckte mit einigen Kindergruppen erste Worte, damit sie die Technik lernen.  Das wird, wenn es gut läuft, ein Langzeitprojekt übers ganze Schuljahr.

Es schien ihm Freude zu machen. Nur zwei Mädchen, die ununterbrochen giggelten und gaggelten, waren etwas schwierig für ihn zu ertragen. Wenn alle so wären..., meinte er.

Aber die anderen Kinder waren umso konzentrierter mit dabei. Sie haben das wieder wettgemacht.

Lesepatin Barbara war gestern da, um mit einigen Kindern die Geschichte vom verzauberten Garten weiter vorzulesen. Wir haben XXX gesagt, wenn er weiterhin so stört, muss er die Gruppe verlassen.
Er wird jetzt angezählt: Eins, zwei, draußen.
Denn er will wohl die Grenzen ausprobieren. Das kann er haben. 

Matti, wenn Du wieder kommst, dann freuen wir uns alle!!! Heute hatten wir zwei liebe "Gäste", gestern waren es ebenfalls zwei außerschulische Erwachsene, die freiwillig zu uns kamen.
Das ist sehr, sehr schön! <333

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Am Abend beschäftigten wir uns mit der Frage: Wie sollen die Beurteilungen im 3. Schuljahr sein, sollen sie als Noten oder als Texte gegeben werden?

Das sind immer schwierige Elternabende, das bestätigte auch Ex-Kollegin Antonia. Wir haben das vor Jahren öfter miteinander durchgestanden.
Ist man nur eine gute Lehrerin, wenn man Noten gibt und "streng" ist?

Ein endgültiges Ergebnis hatten wir noch nicht.
Man wird sehen.

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