Freitag, 18. September 2015

Narrenfreiheit

Die Nach-Klassenfahrtswoche. Die Mathekollegin war auf einer anderen Klassenfahrt. So hatte Minna "Narrenfreiheit" in allen ihren Stunden, wollte sagen, sie war allein in der Klasse und das über die ganze Zeit. Manchmal alle vier Unterrichtstunden am Tag.(Wir LehrerInnen haben ein gutes Teilzeitsystem. Wir können wählen, wie  viele Stunden wir unterrichten mögen. Die anderen Arbeiten neben dem Unterricht bleiben voll erhalten, die finanziellen Folgen müssen wir natürlich auch bewältigen.

Ich kenne aber viele LehrerInnen, die sagen: Lieber weniger Stunden halten und in diesen Stunden habe ich mehr Freude an der Arbeit und mehr innere Ruhe. Es lohnt sich. Sind aber mehr die KollegInnen, die nicht gleichzeitig auch noch ein Haus abbezahlen.)

Zunächst werteten wir im Gespräch die Fahrt aus.
Wir benannten die einzelnen Aktivitäten und bewerteten sie.
Wir werteten auch das Zusammenleben in den Zimmern aus. Wer hatte sich wohl gefühlt, wer nicht und warum?
("Gib eine Zahl von 0 bis 10, wie gut es Dir erging, wie wohl Du Dich fühltest!"







Charlotte entwickelte eigene Pläne, sie schaute zunächst einmal lange Zeit den rinnenden Sand der Sanduhren durch die Lupe an. Dann ging sie daran zu überprüfen, ob die angegebene Zeit der Sanduhr der auf der Wanduhr entspricht.



Ein Forschungsvorhaben.


Charlottes kleines eigenes Vorhaben.
Das muss auch möglich sein,
eigene Ideen zu verwirklichen.
Sonst wollen sie sich nicht mehr 
einstellen, wenn der Rahmen
zu eng ist.

 Die Sanduhr à  1 Minute stimmte überein, andere nicht ganz. Das notierte sich Charlotte.

Forschen ist, wenn etwas Neues dabei herauskommt, das man vorher nicht wusste. Das genau hat sie gemacht. Sie hat auch viele schöne Texte geschrieben.


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Manche Kinder haben so viel geschrieben, dass ein komplettes Neuschreiben in Reinschrift ihre Ausdrucksfreude hemmen würde, weil das Pensum zu groß wäre.

Jonina, die immer sehr gut organisiert ist, griff sich wortlos die verbesserte Textfassung und ging daran, akribisch jeden Rechtschreibfehler in ihrem mit Bleistift geschriebenen Schreibschrifttext zu verbessern.
Chapeau!

Allerdings besprachen wir auch gemeinsam die Lage auch dahingehend, dass sie, die viel schreiben und noch nicht alles "richtig" schreiben, einfach unkorrigiert weiterschreiben dürfen, denn die Lehrerin bemerkt bei ihnen den eindeutigen Zug zur steigenden Rechtschreibsicherheit im stetigen Verlauf ihres Schreibens.
Also schreibt weiter, "wie Euch der Schnabel gewachsen ist"! Minna heftet die korrigierte Form einfach an.

Man kann das so machen, weil diese Kinder den Blick auf die richtige Schreibung schon haben. So verbessern sie sich nicht systematisch, aber stetig.
Andere Kinder, die niemals einen Gedanken an Rechtschreibung verschwenden, müssen ihr Geschriebenes anhand der Reinschriftvorlage komplett abschreiben, um überhaupt diese Blickrichtiung zu entwickeln. Meist ist der Umfang hier auch nicht so groß.

Einem Mädchen, das sehr viel schreibt, sagte ich:"Ich kann es nicht lesen." Wir rätselten also herum. "Bitte probiere beim neuen Text, besser hinzuhören, damit auch alle Buchstaben, die man hören kann, erscheinen!" (Laute)
Sie zeigte mir gleich darauf einen angefangenen Text, der wesentlich besser war. Sie hatte nun den Focus auch auf der Darstellung, nicht nur auf dem Inhalt.

Man liest in den Medien in den letzten Jahren oft Texte, in denen die Methode "Lesen durch Schreiben" regelrecht verwünscht wird.
Aber auch andere Methoden haben ihre Schwächen.
Man muss die Inhaltsfreude am Geschriebenen erhalten UND den Korrekturblick schärfen, die kindliche Aufmerksamkeit auch auf die Rechtschreibseite lenken. Dazu gehört aber auch, dass man immer wieder erklärt, WARUM das sinnvoll ist.
Denn es IST sinnvoll!

Ich finde es jedoch schlimmer, wenn durch starre Vorgaben bei der Richtigschreibung, die ja auch nur eine festgelegte Konvention  zur Steigerung der Leseeffizienz ist, das Fließen der Gedanken gebremst wird oder der Fluss der Gedanken gar zum Erliegen kommt.

Das kann man dann nicht mehr reparieren.
Das war übrigens die Pädagogik, mit der wir als SchülerInnen in den 50ern und 60ern in unseren Aufsätzen mundtot gemacht wurden.


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Wir sahen in dieser Woche eine Diashow von fast 300 Bildern der Fahrt gemeinsam an und sprachen darüber.

Wir haben Texte zu ca. 80 Fotos von der Fahrt in Rohform und in Reinform geschrieben und dazu gemalt, auch nicht wenig gesungen. Das ist erstens schön, zweitens liest man den Text, wenn es neue Lieder sind, drittens erfährt man beim Erklären ganz viele Wortbedeutungen undund.




Hingebungsvoll malt Pauline einen Rahmen
um das Bild, das sie und Aimée zeigt, wie sie
ein Wespennest präsentieren, das sie
gefunden haben.
Später wird sie dazu schreiben.




Paulines schöner Bilderrahmen
wird ausgiebig von Laura und Pavel 
bewundert.

Weil das Niveau in Mathematik so unterschiedlich ist, dass wir dieses Fach eigentlich im Teilungsunterricht unterrichten müssen, war es aber doch relativ leicht möglich, Einmaleinsreihen mit den Kindern noch einmal zu entwickeln, zu verstehen, was das Malnehmen bedeutet (Verkürztes Addieren) und die Einmaleinsreihen dann mit einer Art Kartenquiz aufzuschreiben und gemeinsam zu büffeln. So etwas kann man in der Lehrer-Schüler-Verteilung Eins zu 24 gut machen.




Wir haben geschriebene Fototexte gelesen und gehört und sie stilistisch ausgewertet - z.B. nervende Sätzanfänge "Und dann und dann und dann.." erkannt und Alternativen gesucht, ein bisschen Rechtschreib- und Schreibschrifttraining gemacht und ein paar Themen gesucht, mit denen sich einzelne Kinder oder Gruppen in der nächsten Woche beschäftigen möchten. Soviel zum Fach Sachkunde.

Hausaufgabe für die Lehrerin: Brauchbares Material bereitstellen.

Das Ganze arbeitet auf einen Eltern-Kinder-Nachmittag hin, wo wir den Eltern unsere Klassenfahrt noch einmal nahe bringen wollen.

Ein toller Artikel aus der faz übers Schnitzen aus aktuellem Klassenfahrt-Anlass:

Schnitzen ist gefährlich und macht stark


Wir haben auch gesungen heute. Die 


von Klaus Hoffmann.

Da gab es viele Begriffe zu klären. Windbeutel, Polonaise, Stutenkerle und noch viele mehr. Eine Zeile hieß : "Auf der Ladentheke tanzen Osterhasen Rock'n Roll.."
So, was ist Rock'n Roll? Ich schau in leere Gesichter und frage bei unserem Computerraummann nach, ob wir mal kommen können. Wir können. Vor einigen Monaten sprachen wir über das "Yeah!", das in den Alltagswortschatz schon übergegangen ist. Woher es kommt. Daher: Das schauten wir uns an. Sie fanden es toll.

Link:

Dann kamen wir zum Rock'n Roll, den die Osterhasen auf der Ladentheke tanzten.
Einen Eindruck davon etwa gab dieses Video:

Link:

Das kam sehr gut an. Wirkt auch recht akrobatisch und voller Lebensfreude.

Selbstverständlich erwähnte die Lehrerin, dass es sich hier um "Pop"- Musik handelt, um Populärmusik für die breite Masse, selbstredend gibt es noch ganz viel andere Musik, zum Beispiel klassische Musik.

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