Freitag, 30. August 2013

Uuch, da war's noch viel schlimmer.

Auf dem Hof zur zweiten Hofpause: "Na, Noemi, wie ist das denn hier so mit Freunden für Dich? War es in der Kita besser?"

"Uuch!...Da war es viel schlimmer. Da war so eine G..., die hat mir immer...." Es folgt eine anschauliche Schilderung der Greueltaten der G., der ich aber nicht so konzentriert folgen kann, wie sie es verdient hätte, weil sich da hinten schon wieder Kinder mit Sand bewerfen.

Muss aber ziemlich schlimm für Noemi gewesen sein. So dass sie jetzt nicht allzusehr unzufrieden ist, auch wenn sie immer noch allein herumhängt.

Die Mädchen mag sie nicht so sehr und der eine Versuch, den sie unternahm, mit dem Jungen J. zusammen zu spielen, ist gescheitert.

In der Bibliothek. Edith stellt den Kindern den Ort, die Regeln  und die Materialien vor. "Warum soll man draußen vor der Tür die Schuhe ausziehen und in Socken hereinkommen?" - " Weil sonst der Teppich dreckig werden WÜRDE", antwortet Jakob im für sein Alter formvollendeten Konjunktiv! Ist DAS schön!!!

Aimée liest, wie die Bibliothek heißt: "Lesewelt." Sie kann schon lesen, braucht allenfalls noch Übung, um sicherer und flüssiger zu werden!

Die Bibliothek heißt "Lesewelt", weil man beim Lesen in eine andere Welt kommt, erklärt Edith, eine der Bibliothekarinnen.

In der Pause sehe ich Jungen und Mädchen einträchtig und wild beim Fangenspiel. Jakob ist der Vater, Jasper ist der Sohn und Lilly, eine ganz Niedliche, ist der "Feind". Alle Tage vorher saß sie mit ernster Miene bei mir auf der Bank und wollte nicht mit anderen Kindern spielen. Sie hat schon etwa die fünfte Vogelfeder gefunden. Wir haben sie alle archiviert.

Eine auf dem Gang verschmachtete Wespe kam auch schon zu der Sammlung dazu sowie ein Nachtfalter mit vermutlich ähnlichem Schicksal.

Heute waren fast alle neben der Spur. Nichts klappte. Ich resignierte. Ich habe es mit Fünfeinhalbjährigen zu tun!!! Müdigkeit herrschte vor. Viele waren gestern zur Zeit des Elternabends bei Bekannten, Großeltern und wurden später am Abend abgeholt. Danach mussten sie wohl erst mal "runterkommen", so wie wir Erwachsene auch. Also waren wir heute alle nicht so besonders nervenstark.

Vielleicht auch, weil es Freitag ist. In der Kita begann alles um 9 Uhr, hier um 8. Dort ging man um 15 Uhr wieder, hier um 16 Uhr. Macht acht Stunden Aufenthalt im schulischen Bienenkorb. Meiner Meinung nach ist das definitiv für solch junge Kinder zu viel.

Wir haben jetzt drei Wochen hinter uns.

Heute früh:
Der ungeliebte Stuhlkreis mit zögerlichem Erzählen. Wir singen "Hab ne Tante aus Marokko", natürlich ohne geschlachtetes Schwein. Anstelle des armen Schweinchens singen wir "Und dann feiern wir ne Party, wenn sie kommt..." Geht ja auch. Hip hop, hoppel-poppel, piff-paff, gluck-gluck, klatsch-klatsch, oooooohhhhh , Hurra!!! Frühstück.

Immer mehr Kinder bringen ein Kuscheltier mit, das sie durch den Schultag begleitet. Wie schön! Ich lerne sie alle kennen. Das schwarze Pony, der graue und der rosa Elefant, ein Schäfchen, eine Micky Maus, ein großäugiger Waschbär ist dabei.

Dann üben wir das Silbenklatschen und -hören, Markieren, wieviele man hört und schmökern in den Bücherkästen oder malen, weil, obwohl wir fast nichts geschafft haben, niemand mehr zuhören kann. Ich ergebe mich und nenne es mal "Freiarbeit", um mich vor mir selbst zu rechtfertigen.

Draußen klebe ich eine große "1" und eine große "2" auf den Boden, schön mit Anfangspfeil und Bushaltestelle (Stoppstelle). Viele Kinder balancieren darauf. Ich verspreche mir, dass es hilft, dass sie sich den Schreibschwung mental einschleifen und vor allem, wo man beginnt, stoppt, die Richtung ändert.

Gestern ließ ich mir die Einsen zeigen. Die Hälfte, mindestens fing - O Schreck - UNTEN an, also ganz falsch herum. Obwohl.....Mannmann, das hatten wir auf viele Weisen geübt.

Ich glaube, es ist besser, sich nicht über dieses oder jenes zu wundern, sondern es einfach als gegebenes Faktum zu nehmen und damit umzugehen.



Bei der "Bushaltestelle" muss man stehen bleiben, einen Hopser in die neue Richtung machen und weitergehen.

Dann spielen wir draußen mit Liedchen: "Ein Elefant, der balancierte, auf einem Spinnen-, Spinnennetz. Da rief er: "Hurra! Es hält, ich nehme mir die Lena jetzt!" Bis alle Elefanten aneinander hängen.

Durcheinanderpurzeln ließ ich sie am Ende heute nicht, das war schon purzelig genug zwischendurch.

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1. Hofpause, der elendig lange Weg dahin eine kleine Katastrophe. In der dritten Stunde ist Freizeit. Die dritte Stunde habe ich frei, Vor- und Nachbereitung. Die Kinder können sich inzwischen draußen weiter ausspielen.

Wir haben das so gemacht, weil wir möchten, dass Spannung und Entspannung sich abwechseln. Vier Schulstunden hintereinander und dann Freizeit ist auch nicht das Wahre. (Rhythmisierung des Schultags nennt man so etwas.)

Ich spüle die Becher und Teller, die gebraucht vom Elternabend herumstehen. 

Dann gehen wir gemeinsam in die Bücherei und bekommen eine Einführung.



 Claude hat sich in ein Buch über Technik vertieft.


  
Unser Leseschiff



 Im Inneren des Leseschiffs

Lilly kommt mit einem Büchlein an und fragt: "Liest Du mir vor?" Ich lese und Moritz setzt sich auf die andere Seite dazu. So sitzen wir ganz schön zusammen und ich lese, wie Benjamin Blümchen mit Karl im Zoo die Mülltrennung einführt...

Lilly leiht sich das Buch aus. Sie mag Benjamin Blümchen so gern! Das Vorlesen erinnert mich an schöne frühere Zeiten zu Hause.... <333


 In die Klasse zum Vorlesen und für die beiden guten Leserinnen Aimée und Jonina nehmen wir uns auch noch etwas mit.


Danach 2. Hofpause. Ich warte auf Hediye, die die Kinder zum Essen übernimmt.

Währenddessen putze ich oben das Aquarium, es hat es schwer nötig. Dann kommen die Kinder hoch, und wir putzen Zähne, das ist ganz schön anstrengend. Aber wir Großen sind konsequent, wir geben uns das auch noch.

Sie mit jeweils vier Mädchen auf dem Mädchenklo, ich mit Jungs auf dem Jungsklo.

"Dreht am Ende das Wasser zu, das ist wertvoll", sage ich.

"Wasser ist wertvoll?? Das habe ich ja noch nie gehört", sagt Harun altklug. 

Später räume ich noch dies und das auf und rücke die Tische auseinander, damit am Montag nicht wieder kiloweise der Sand auf dem Boden herumliegt, wenn die neue Woche beginnt.

Pflanzen gegossen, Papiere geordnet und plötzlich merke ich: Minnaaaa! Du MUSST jetzt gehen. Es ist Zeit.

Und schon bin ich weg. Trotz aller Erschöpfung: Wenn ich schon wieder schreiben kann, besteht Hoffnung. Es geht voran. :)))

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Von 7 Uhr 15 bis 14 Uhr. Fast sieben Stunden ohne eine wirkliche Pause, höchstens mal Ins-Brot-beißen oder kurz mal "Wo der Kaiser zu Fuß hingeht", wie meine Mutter immer sagte, verschwinden. 

Für eine Dreiviertelstelle muss das jetzt reichen. Zumal gestern ja noch Abendschicht beim Elternabend gewesen war.

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