Sonntag, 11. August 2013

Ich kann aber nicht so gut die richtigen Antworten geben

Schön wäre es, mal wieder etwas "zu Papier" zu bringen, mich mit dem, was mich umtreibt, auseinanderzusetzen.

So lange hab ich nichts geschrieben. Dabei waren Ferien, viel freie Zeit. Doch es war auch noch alles unsicher und hatte noch keine Form.

Das ist nun anders. Meine alte 6 a ist nun verstreut in alle möglichen Schulen, und sie haben an ihrem neuen Ort schon eine Schulwoche hinter sich.

Besucht hat mich bisher niemand. Am letzten Tag hat auch niemand geweint, es gab keine Gefühlsausbrüche. Mir war das lieb....

Es ist auch nicht so, dass es mich nicht interessieren würde, was sie machen, wie es ihnen geht. Aber um zu wissen, was in der neuen Situation Sache ist, muss man schon länger Erfahrungen sammeln. Sonst ist es nur so eine Art Smalltalk, zu dem ich kein Talent habe und kein richtiger Austausch, der zufriedener macht.

Ich wünsche jedem meiner 6a-Schäfchen (Darf ich das so sagen?) eine gute Landung und ein aktives Schülerleben an der neuen Schule! Es freut mich auch, wenn ich einmal etwas von Euch erfahre.

Ich hoffe, wir haben Euch etwas mitgeben können, von dem Ihr jetzt zehrt und das Ihr vermehrt - ein realistisches Selbstbewusstsein, Wissen von den eigenen Stärken, Wunsch, sich in jedem Fach zu betätigen und die Fragen, die da auftauchen, nicht abzuweisen, sondern sich ihnen zu stellen oder sie sogar mit Freude und Enthusiasmus zu knacken?? Auch ein Wissen über die eigenen Schwächen und das Bemühen, sie tatkräftig zu überbrücken und zu überwinden. Das Sprichwort sagt, Genie ist zu 99% Fleiß. Auch den wünsche ich Euch!

Dann müsste es sich gut weiterentwickeln. Das wünsche ich jeder und jedem aus dieser überaus beeindruckenden Klasse, die mir in unseren gemeinsamen vier Jahren sehr ans Herz gewachsen ist.

Schönes Wort - ans Herz wachsen.

Sehen wir weiter. 

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Meine Stärken sind vielleicht Empathiefähigkeit und Gesprächsbereitschaft, wenn ich in ausgeruhter Verfassung bin.

Meine Schwäche ist, dass ich die Masse der materialen Dinge, die zu "händeln" sind, oft nicht genügend überblicke. Daran muss ich arbeiten. Stichwort Ordnung, ne?

Ein Schritt dazu war, dass ich die beiden schulischen Umzüge gemacht habe. Sie waren freiwillig und selbstbestimmt. Manche meiner Kolleginnen wunderten sich und brachten das zum Ausdruck, aber es war mir wichtig, alle meine vielen vielen Dinge, die ich als Lehrerin besitze, alle Materialien, und das ist bei mir nicht nur Papier, einmal in der Hand gehabt zu haben, angeschaut und entschieden zu haben: 

Behalten, wenn ja, wohin damit oder - Trennung! Dafür war ich in den Ferien oft in der Schule. Bin viel mit den Reinigungsleuten zusammengetroffen oder mit unserem Interimshausmeister und wir haben uns gegenseitig unterstützt.

Er hat mir ein Geländer gebaut für das Hochbett im neuen Wollraum, das sonst zerkloppt worden wäre, wenn ich nicht aus Hochbettrettungsgründen in diesen Raum gezogen wäre.

Dafür konnte ich auf Anhieb meiner Schulleiterin, als sie mich fragte, was sie ihm zum Abschied vom Kollegium schenken könnte, sagen, was ihm Freude machen würde!

Man muss Menschen ein wenig kennen, wenn man so schenken will, dass sich der Andere darüber freut.

Immerhin hatte sie mir zugetraut, dass ich da was wüsste. Mit Recht.

Das sind so kleine Sachen in meinem Leben, die mir sehr gut gefallen und die es für mich schön machen.

Fotos habe ich jetzt keine oder wenige, jedenfalls nicht vom jetzigen Zustand der neuen Klasse.

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Wir sind jetzt alle in der neuen Situation angekommen. Gestern war die so genannte Einschulung. Es war aufregend!!!

Aber nun beginnt der Alltag. Ich freue mich darauf. Die Kinder sind so sehr klein, zum Teil fünfeinhalb Jahre alt und alle waren sehr tapfer.

Zwei hatten eine Schultüte, die so schwer war, dass sie sie nicht allein die Treppe hochtragen konnten, so hatte ich links und rechts eine Schultüte zu tragen.

Elias (Namen geändert) war soo müde anschließend, er hing zwischen seinen Verwandten hinter seiner Schultüte und versteckte sich, während sie unablässig fotografierten. Aber dann sagte der Papa: "Jetzt kann er auch hineinschauen und sehen, was drin ist!" Da hatte Elias aber lange warten müssen! Dem Gewicht nach dürfte sich das Warten gelohnt haben...

Ein Junge wollte sich nicht von der Mama trennen. Bei der großen Feier saßen die Kinder vorne auf Bänken, die Eltern weiter hinten. Er ging aber tapfer mit mir mit nach vorne und sagte dabei etwas, das ich zuerst nicht verstand. Ich bat ihn, es mir noch einmal zu sagen. Er schaute an mir vorbei und sagte: "Ich kann aber nicht so gut die richtigen Antworten geben." 

Am liebsten hätte ich ihn gedrückt! Der arme Junge! Das muss ihn ja lange gequält haben, und dann SAGT er mir es einfach so, was ihn beschäftigt! 

Einschulung ist keine einfache Sache, besonders nicht für die Kinder. Besser müsste es heißen: Eingeschult-Werden ist nicht leicht. 

Aber wir haben es jetzt alle hinter uns und werden uns die Ängste und die Sorgen sicher bald gegenseitig genommen haben.

Der Weg ist nun frei. Ich bin erleichtert.

Alle Eltern waren so nett, und unsere Kinder erst! Wir drei, die beiden Lehrerinnen und Hediye, die Erzieherin, bekamen sogar Blumen!!! Das stelle man sich einmal vor. Wahnsinn, eine schöne Geste der Anerkennung und des Wunsches nach guter Zusammenarbeit.

Meine Hände waren etwas feuchter als mir lieb war. Tut mir Leid.

Die Zusammenarbeit mit Hediye empfinde ich als ein besonderes Geschenk. Deshalb nenne ich sie hier auch so....

Das einzige Problem bei der ganzen Sache: Wir dürfen jetzt weder die Kinder noch die Eltern enttäuschen.... <3

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