Montag, 9. Februar 2015

Im Kino im Rahmen der Berlinale

Oha, bald sind hier schon 300 Posts. Das ging aber schnell.




Heute waren wir im Kino. Im Rahmen der 65. Berlinale sahen wir einen Kinderfilm aus Guatemala.

Joninas Mutter hatte für uns Karten besorgt. Vielen Dank dafür!

Die Sprache des Films war spanisch, es gab englische Untertitel und eine Live-Einsprache in Deutsch.

Das war kein Problem. Man konnte dem Film sehr gut folgen.

Wir fuhren zuerst mit der U-Bahn Richtung Norden und dann mit dem 200er Bus bis zum Filmtheater.




Der Film hieß: "Das größte Haus der Welt" 


Als wir die Plätze eingenommen haben, fragt Pavel:" Und, wo ist das Popcorn? Kaufst Du uns kein Popcorn?"

Beim Betreten des Kinos war die erste Sensation die des Geruchs und der ungeheuren Menge von Popcorn in den Verkaufsglaskästen gewesen.

"Wir machen uns das Popcorn selbst. Mal sehen, vielleicht haben wir am Mittwoch Zeit dazu."

Er schaffte es dann auch ohne Popcorn.

Der Film begann mit langen, sehr ruhigen Kameraeinstellungen, und das änderte sich auch nicht.
Der ganze Saal mit etwa 300 Leuten, in der Mehrzahl Kinder, verfolgte den Film sehr aufmerksam und, wie die späteren Fragen zeigten, sehr passioniert.

Das ist vielleicht erwähnenswert, wenn man bedenkt, mit welcher Schnittschnelligkeit und welchem Reizpotenzial z.B. Disney-Filme aufwarten. So, als ob man dächte, dass Kinder nur mit Reizen zugeballert werden müssten, damit sie mit ihrer Aufmerksamkeit "am Ball" bleiben.

Dem war hier mitnichten so, und das war ein sehr schönes Erlebnis.

Der Film zeigte ein einfaches, indigenes Leben in Guatemala.

Fragen anschließend, die gestellt wurden: 

"Warum gab es keine Männer in dem Film?"

"War das kleine Lamm wirklich tot?"

"Warum haben sie die Schafe immer geschlagen?"
(Sie hüteten sie, indem sie sie immer mit leichten Peitschenhieben vorantrieben.)

"War der Schafskopf echt, der da in der Hütte hing?"

"War die Mutter im Film die echte Mutter?"

Gloria Lopez, die elfjährige Hauptdarstellerin war da, zusammen mit den beiden Regisseurinnen.

Sie erklärte auch, dass sie nicht in einer einfachen Hütte mit Holzfeuer lebt, aber schon in der Region, in der der Film gedreht wurde.

Mir stieß während des Zuschauens einiges auf. Wohl, weil ich seit Jahren selber Schafe halte und weiß, was sie mögen und wie man das macht, wenn man sie hierhin oder dorthin haben will.

Man peitscht sie nicht. Man spricht ruhig mit ihnen, immer. Sie mögen die Stimme, sie folgen einem, sie bleiben immer zusammen.

Nie würde ein Milchlamm von seiner Mutter, die ihm Milch gibt, weglaufen, nie die Mutter ihr Lamm verlassen. Man kann das Lamm in den Arm nehmen, die Mutter folgt dann. Sie bleibt immer bei ihrem Kind. 

Daher war es unwahrscheinlich, dass just dieses Lamm verlorenging. Es war gesund, es konnte laufen.

Warum hat Roció die Schafe nicht gerufen, als sie sie suchte?  Schafe reagieren sehr stark auf die menschliche Stimme.
Sie aber blieb immer stumm.

Wenn man mit einer Herde geht, hat man auch ein Leitschaf, das einem folgt und dem die anderen dann folgen.

Schafe würden niemals von allein über eine schwankende Hängebrücke rüberlaufen, sie mögen so etwas überhaupt nicht und würden es vermeiden.

Die Menschen im Film hatten keine innere Beziehung zu ihren Tieren. 
Das ist bei uns so, aber nicht wirklich so in den Zusammenhängen, die hier geschildert wurden.

Dass das Mädchen, das immer mit ihrer Mutter zusammen die kleine Herde von etwa zehn Schafen gehütet hatte, nichts, aber auch gar nichts von den Tieren wusste, sie nicht kannte, keine Beziehung zu ihnen hatte, von der Mutter, die allerdings ihrerseits zu den Tieren keine Beziehung aufnahm, nichts gelernt hatte, ist nicht sehr glaubwürdig.

Das waren sehr wache, schöne, seelenvolle Tiere, die gar nicht zu der unachtsamen Art der Haltung zu passen schienen.

Die Regisseurin: "Das tut den Tieren nicht weh..."
Sie meinte das Schlagen mit der Peitsche.
Hm. Sagen wir so leicht.
Aber gut finden sie es bestimmt auch nicht.

Die Kinder-Zuschauer hatten viel Interesse für die Schafe und zeigten das. Das gefiel mir. Sie wirkten einfühlsam und gingen innerlich mit.


Also das war alles sehr flach angelegt und nicht sehr glaubwürdig für indigene Zusammenhänge und für die Schafhaltung überhaupt.

Dieses hat mir nicht gefallen.

Die Schilderung eines einfachen, entbehrungsreichen Lebens schon.

Es war erstaunlich, wie alle Kinder im Kino nach dem Betrachten des Films mit Interesse Fragen stellten und nach so langer Zeit noch ganz dabei waren.

Dass Gloria Lopez, die Hauptdarstellerin, anwesend war, fesselte ihre Aufmerksamkeit zusätzlich.

Wir haben auch ein Autogramm bekommen!





Als wir aus dem Filmtheater draußen waren, wirbelten plötzlich Seifenblasen durch die Luft.....



Vielen Dank an Lillys Mama, dass sie uns begleitet hat und an Kerstin und Samira, die Praktikantin!

Im Berliner Stadtverkehr in Mitte mit 24 Kindern sich zu tummeln, ist keine Kleinigkeit, aber das haben alle  Kinder mit Bravour geschafft!

Pavel hatte während des Filmes ein klitzekleines Nickerchen gehalten..... Nicht weitererzählen... ;)

Eine sehr interessante Frage stellte Laura:

"Wie," fragte sie, "kann man das alles festhalten, also was in echt ist, auf einem Film festhalten und dann wieder abspielen?"

Das ist doch wirklich eine tolle und sehr wache Frage. 
Man müsste beim Erklären mit der Lochkamera anfangen......

Es gibt so unglaublich vieles, das man klären müsste, z.B. frage ich mich schon seit längerem:

"Wieso gibt es Jahreszeiten?"
Also so wirklich richtig und präzise aus dem Stegreif heraus kann ich das auch noch nicht erklären.

Peinlich, was?



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