Mittwoch, 11. Februar 2015

"Hilf mir, es selbst zu tun!"

Am Montag im Kino, gestern mit der Hälfte der Kinder im Buchstabenmuseum - heute war der erste "richtige" Schultag.

Früh um 8 Uhr wollte ich das neue Lernmaterial für die 2. Klasse einführen, konnte mir aber ein kleines Gespräch über die Frage, wie man denn einen Film macht, nicht verkneifen.

Am Montag waren die Regisseurinnen dagewesen, die Hauptdarstellerin....




So klärten wir ein paar Begriffe.





Diese erste Stunde war die einzige, in der ich mit den Kindern allein in der Klasse war. Später wollten Antonia, Exkollegin und Lesepatin, kommen und Barbara, Lesepatin, die früher an der Schulbibliothek mitgewirkt hatte. Da wollte ich die wichtigen Klärungsgespräche mit der Klasse, z.B. wie man das neue Material benutzt, schon fertig haben, damit die beiden sich dann auch den Kindern widmen konnten.

Lilly hatte mit dem Webrahmen in den Ferien gewebt und eine kleine Tasche hergestellt. Hier ist sie zu sehen:




Das Deutschmaterial zielt auf offenen Unterricht und selbst gesteuerte Eigenaktivität. Man muss den Gebrauch genau klären und auf bestimmte Regeln achten.

Wir packten den Schuber mit den vier Heften aus. Diese entsprechen den vier Bereichen des Deutschunterrichts:

Sprache untersuchen (Grammatik)
Richtigschreiben / Rechtschreiben
Texte schreiben
Lesen

Wir klärten, was das alles bedeutet.

Was heißt "lesen"?
Was ist ein Text? 
Was heißt "Sprache untersuchen"? etc.

Dann begannen wir mit Heft 1 "Sprache untersuchen". Kapitel 1 "Nomen".
Die erste Seite bearbeiteten wir exemplarisch zusammen, dann arbeiteten die Kinder selbst weiter.

Manche Kinder machen aus der Bearbeitung des Materials eine Art Wettrennen, um zu zeigen, dass sie schon als erste auf Seite Sowieso sind und die anderen noch nicht.

Andere picken sich die Aufgabenrosinen heraus und lassen aus dem gleichen Grund den Rest liegen.

Die meisten Kinder lesen nicht die Arbeitsanweisungen, sondern heben gleich die Hand, um sich bei der Lehrerin Hilfe zu holen.

Diese sollte dann nicht muttihaft beispringen - das kann sie auch gar nicht, wenn sie mit 26 Kindern allein in der Klasse ist - , sondern sie sollte nach dem Grundsatz verfahren:

"Hilf mir, es selbst zu tun."




Das schließt das aufmerksamste wiederholte Lesen all dessen ein, das auf der Seite steht, bis "der Groschen fällt" und sich der Sinn erschließt.

Manche Kinder haben sich das schon erschlossen. Diese darf man auch fragen, und sie erklären es einem gerne.

Auf dem Bild oben erklärt Gabriel einem Mitschüler, wie die Aufgabe geht. Wenn das länger dauert, kann man ihm eine kleine Hand auf sein  Heft malen, als Zeichen für die Hilfe, die er geleistet hat, denn er hat ja Zeit eingesetzt.

Wichtig ist auch das Anspitzen der Bleistifte. Lilly und Claude schreiben schon mit dem Füller.

Antonia und ich gingen herum und unterstützten Kinder beim Lesen und Bearbeiten der Aufgaben.

Claude wollte im Schreibheft etwas unterstreichen, er fand, es sah nicht schön aus.

Weil Antonia da war, war Zeit, ihm in Ruhe zu zeigen, wie man mit Lineal und Füller etwas unterstreicht, ohne dass es verschmiert.




Claude freute sich darüber, denn er möchte alles ganz gut machen, und dann gelang ihm das auch.

Als Barbara kam, stimmte sie zu, eine Gruppe von Kindern zu unterstützen  und mit ihnen einen Kommentar zum gesehenen Film vom Montag zu verfassen, in dem sie ihre Gedanken zu dem Film schriftlich ausdrücken können. Die Fragebögen wollen wir dann zur Berlinale zurücksenden.

Es sind aber nicht alle Kinder so weit, daher war es eine kleine Gruppe, die aber sehr intensiv über zwei Stunden daran arbeitete!




Durch die Arbeit der beiden Lesepatinnen wurde der Unterricht vielfältig und angemessener.
Das wiederum gab der Lehrerin Ruhe und Muße für ihre eigenen Aufgaben.

Nach der 3. Stunde hatten wir alle extrem intensiv an dem Deutschlernheft 1 "Sprache untersuchen" gearbeitet.

So entspannten wir ein wenig beim Vorlesen des Grimmschen Märchens "Die Bremer Stadtmusikanten".

Dort kamen, wie bekannt,  Tötungsabsichten vor; der Hahn erzählte, dass er in die Suppe kommen und bald den Kopf abgehackt bekommen sollte. Bei dieser Erwähnung lachten zwei  Kinder laut los.

Empathie ist etwas, das man lernen muss. 

Das sagte der Philosoph Peter Bieri in einem Gespräch über "Würde" . 

Zum Schluss spielten wir noch ein wenig "Mein rechter Platz ist leer", nachdem die "Stille Post" nicht funktioniert hatte.

Dann waren vier Stunden vorbei.
Mathe müsste dann morgen sein.

Alle drei Tage waren sehr angenehm und nicht überfordernd gewesen. So soll es dann bitte weiterhin auch sein.


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