Mittwoch, 8. Juni 2016

Ein Tag ohne Ecken und Kanten

Mal schnuppern: Den Duft des Tages 23

Es beginnt mit einem Gespräch. Worüber? Später weiß man es fast nicht mehr und es muss aus dem Wust, der sich darauf- und dahintergelegt hat, herausgekramt werden.

Es ging um die Wichtigkeit des Schwimmens, dass man es können sollte und eine Nachricht in den Zeitungen: In Brandenburg war vor zwei Tagen ein Kind in einem Badesee ertrunken....

Es ging auch darum, dass ich die Kinder fragte, warum viele sich in der letzten Zeit so regelfern und so "besonders" verhalten. Ob es etwas gibt, das sie verärgert hat, so dass sie sich zurückgezogen haben? Ich kenne sie so eigentlich nicht. Sie sind lebendig und expressiv, aber nicht grundsätzlich in Gruppen völlig losgelöst von allen Regeln.
(Manchmal bekommt man von Kindern auf solche Fragen tatsächlich eine Antwort, die weiterführt.)

Ich kann deutlicher werden und auch mal jemanden verbal anrempeln, wenn ich die gleiche Sache zum sechsten Mal sagen muss und immer noch nichts passiert ist.

Aber dass ganze Gruppen sich so ausgeklinkt verhalten, kenne ich nicht und es sieht der Klasse eigentlich auch nicht ähnlich, verlangt eigentlich nach einer tiefer liegenden Erklärung.

Ein Mädchen bezieht es aufs Schwimmen und sagt: Es geht alles immer viel zu schnell.

Das Schwimmen am Mittwoch in drei Schwimmgruppen nacheinander ist wirklich bis in die Minute durchgetaktet, das würde mich als Kind auch stören. 
Aber nur fünf weitere Kinder empfanden auch so.

Sonst haben wir keinen stimmigen Grund gefunden, und so sind wir verblieben, dass sie sich heute beim Schwimmen aufmerksam zeigen werden. 

Aufmerksam sein, das muss man manchen Kindern erst deutlich machen, heißt, den anderen zum Beispiel anschauen, während er zu einem redet...

In der zweiten Stunde machten wir Mathe-"Gymnastik", einfach ein wenig üben und die Dinge flüssiger machen.

Antonia, meine Ex-Kollegin,  kam und arbeitete mit der schwächeren Lerngruppe.
Inzwischen kam Johannes' Mutter und brachte zur Anschauung  "Karlchen", ein Skelett, sowie einige Gelenkformen im Modell. Wunderbar!

In der Pause arbeiteten zwei Mädchen mit mir am Aqarium, Jonina und Rabia machen das ganz großartig.

Den Strom ausstellen, bevor man ins Wasser fasst. Wie saugt man den Bodenmulm weg, wieviel Wasser darf man wechseln? Wie füllt man Wasser ein, ohne alles aufzuwirbeln usw.

Wir lassen das kalte Wasser aus der Leitung erst einmal ein wenig durchlaufen, weil es im Aquarium für die Goldis mit 28 Grad C zu warm war. 
Zum Schluss haben wir es auf 23 Grad "heruntergebracht", die Pumpe gereinigt und mit dem Wasser aus dem Aquarium, das ein sehr guter Naturdünger ist, alle Pflanzen der Klasse und des Vorraums gegossen.

Im anderen Aquarium hat eine Pflanze eine wunderschöne Blüte bekommen!!

Dann war die Pause zu Ende, die anderen Kinder kamen hoch und wir hatten viel Freude beim gemeinsamen Reinigen gehabt!!

Da Antonia da war, war es nicht sinnvoll, sich nun im Sitzkreis gemeinsam über den Knochenmann zu unterhalten, so haben wir weiter das Vorlesen intensiv geübt. Antonia und ich bekamen vorgelesen und verbesserten und gaben Hinweise, was gut war und was man noch besser machen kann.

Ich habe auch Audio-Mitschnitte gemacht und so konnten sich die Kinder einmal selbst hören. Sie zeigten sich sehr erstaunt.

Kennen wir unsere eigene Stimme? Fotos werden andauernd gemacht, aber die sinnliche Wahrnehmung der Stimme, das, was das Ohr alles herauszufinden vermag, das ist, um ein falsches Bild zu benutzen, doch insgesamt etwas unterbelichtet.

Danach sprachen wir darüber, was wir bemerkt hatten, was gut am Vorlesen gewesen war und was noch besser werden könnte. Einige Kinder lasen schon deutlicher als gestern, schliffen nicht mehr so über die Endsilben und Endlaute rüber. Johannes betonte wunderbar lebendig!




Antonia, entspannt, nimmt sich Zeit für die Kinder.

Gemein, wie Lehrer sind, kündigte ich einen Klassenwettbewerb an und fragte auch Helena, die Mutistin ist und nicht spricht, ob sie ihrer Mutter zu Hause aufs Handy aufgenommen einmal etwas vorliest, und ob ich das hören darf, ob sie sich das mal überlegen mag...Sie wirkte unentschlossen.

Dann war die dritte Stunde zu Ende.

Die Kinder bereiteten sich aufs Schwimmen vor und gingen.

Ich aß in der Mensa ein sehr schönes Nudelgericht, sitze jetzt beim Friseur und freue mich über diesen wunderbaren kleinen Schultag, der sehr anregend und schön war. 



Gesehen beim Friseur:
Kaffeetassenuntersatz mit Lebensweisheit,
die man auch nicht unterschätzen sollte.
Mit dem launigen Sätzchen sind aber nicht unsere Kinder gemeint!


Manchmal fühlte ich mich so, als sei Antonia mit mir gemeinsam in der Klasse als Lehrerin, so wie es früher während etlicher Jahre der Fall gewesen war.

Alte "Lenauer" Zeiten kamen wieder hoch. War das schön und entspannt gewesen und mit sehr viel Freiheit in jeder Hinsicht, zeitlich und inhaltlich! Weil die Pädagogik zählte und dann kam lange nichts.
Bürokratie schon gar nicht.

Nun ist Antonia seit sechs Jahren pensioniert, aber ich hatte ein paar alte Lenauer Déjà-Vus, die einfach ganz herzerfrischend waren. Danke, Antonia, danke den Kindern!

Ich hoffe, sie haben beim Schwimmen auch gut aufgepasst!

Morgen gehen wir ins Islamische Museum.
Hier ist ein Text über einen früheren Besuch aus dem Jahr 2013:

Islamisches Museum - Besuch 2013

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