Samstag, 7. Mai 2016

Unsere erste Deutscharbeit Teil 2

Na ja, sie ist schon eine Weile her, aber ich hatte versprochen, sie ein wenig zu erläutern.

Es gab drei Schwerpunkte. Der erste war die Groß- und Kleinschreibung (Nomen, Satzanfänge).
Es gab drei kleine Texte. Die Schüler konnten wählen, wieviel sie bearbeiten wollten.

Jede(r) Schüler(in) der Klasse ist einer Leistungsgruppe zugeordnet, da, wo sie oder er sich auch selbst sieht. Man kann immer mehr oder Schwierigeres machen und sich "hoch"arbeiten.

Es gibt zudem Zusatzaufgaben, mit denen man ebenfalls noch Punkte machen kann.

So kann man Schwächen ausgleichen.
Das stachelt den Ehrgeiz und die eigene Leistungsbereitschaft schon sehr an, geht aber auf Kosten einer Übersichtlichkeit und Vergleichsmöglichkeit zwischen den einzelnen Kindern, die man eigentlich von der Sache her auch nicht wirklich braucht.

Wir beurteilen verbal. Das haben Eltern und Lehrerin zu Beginn der dritten Klasse so beschlossen.
Ich gebe ja gern zu, dass das auch mein Wunsch war, aber auch der der Mehrheit der Eltern.

Die Leistungsgruppen werden "Monde", "Sonnen" und "Bäumchen" genannt.
Die Bäumchenkinder benötigen noch viel Unterstützung und bearbeiten einfachere und weniger Aufgaben als die Leistungsmitte, die "Sonnen". Zu den "Monden" ist noch einmal ein großer Abstand in Schwierigkeit und Pensum.

Der Witz in unserer Klasse ist, dass die Leistungsmitte sehr dünn gesät ist und an den Rändern häuft es sich.

Wir haben also die klassische Normalverteilung sozusagen um 180 Grad gedreht. Das macht die Sache etwas knifflig.

Mit den verschiedenen Aufgabenniveaus und -umfängen kann jede(r) seine/ihre angemessene Aufgabenschwierigkeit finden und es kann eigentlich nicht sein, dass es jemandem zu leicht oder zu schwer fällt.

Aus Motivationsgründen ist das wichtig. Motivierend ist eine mittlere Schwierigkeit. Sie hilft, "auf der Piste" zu bleiben.
Zu leicht ist keine Herausforderung, an der man sich ausprobiert, zu schwer ist entmutigend.

Durch die eigene Wahl des Niveaus steigt die Sicherheit der Selbsteinschätzung beim Kind, aber auch die Motivation, Grenzen zu überwinden, voranzuschreiten.







Die "Bäumchen" bearbeiteten bei der ersten Aufgabe einen Text von dreien, die "Sonnen" zwei, die "Monde" drei der gleichen Schwierigkeitsstufe bei der Groß- und Kleinschreibung. Für jeden Text konnte man maximal acht Punkte erreichen.




Hier wird es peinlich: Falsch korrigiert. Hmmh.
Bach, Band, beginnen, begleiten, Berg, blau,
Blumen, braun.
Der Berg war falsch eingeordnet,
der Rest stimmt.


Die zweite Aufgabenstellung war, Wörter nach dem Alphabet zu ordnen. Hier gab es zwei Schwierigkeitsstufen:

Die erste war für alle Kinder. Wörter mussten nach dem ersten Buchstaben richtig geordnet werden.
"Bäumchen" und "Sonnen" bearbeiteten nur diese Wörter, die "Monde" mussten Wörter ordnen, deren erster Buchstabe gleich war und sie mussten den zweiten bis vierten Buchstaben richtig alphabetisch einordnen und so die Reihe bilden. Das war wesentlich schwerer.

Später, im Wörterbuch, muss man das beherrschen, aber da spielt auch Intuition eine Rolle.
Viele Kinder finden mittlerweile im Wörterbuch durchaus ihre gesuchten Wörter.
Es stand auch zum Ordnen ein Extrablatt zur Verfügung.

Die dritte Aufgabe war, den Plural zu einem Nomen zu bilden. Das ist im Deutschen nicht so leicht. Manche Wörter bleiben gleich im Plural, andere haben en -s oder -e, bei manchen (a-ä, au-äu ) ändert sich der Stamm.
Das ist, besonders für die Kinder mit Deutsch als Zweitsprache, nicht so leicht.
Aber wir hatten vorher viele Wörter geübt.
Wieder verschiedene Schwierigkeiten oder Umfang.

Dann konnte man noch eigene Singular-Pluralformen bilden. Dies nutzten nur wenige Kinder.





Schließlich konnte man noch Zahlwörter bilden. Auch das war geübt worden, wurde aber nur auf freiwilliger Basis abgefragt.

Zum Schluss wurde alles zusammengerechnet und ein Tortendiagramm mit gelösten Aufgaben (grün) und ungelöst verbliebenen (rot) erstellt.





So wurde auch bildlich die Lernleistung verdeutlicht.
Einen sog. "Klassenspiegel" zu erstellen, war aufgrund der hohen Differenzierungen nicht möglich.

Es haben aber alle Kinder die Mindestanforderungen erfüllen können. Auch die leistungsstarken Kinder konnten sich ausgelastet fühlen.
Ein Mädchen war nach 18 Minuten mit allem(!) fertig!
Es standen 45 Minuten zur Verfügung.
Warum Abschreiben nicht möglich war?
Vor Tests stellen wir die Gruppentische zu Einzeltischen um. 
"Testmodus" nennen wir das.

Ich hatte ein gutes Gefühl mit dieser Deutscharbeit. Die Kinder gaben zum Ausdruck, dass sie sich gefordert fühlten, aber nicht überfordert.

Die schwache Gruppe, die alles richtig gehabt hatte, als sie mit der Kollegin die Arbeit geschrieben hatte, musste leider alles noch einmal machen.
Das ging nicht mit ganz rechten Dingen zu, meinte Minna.

So, jetzt habe ich diese meine Hausaufgaben gemacht.
Puh!

Bald gibt es die 2. Deutscharbeit. An den Aufgaben zu ihr arbeiten wir gerade.

Es werden sein: 

-Wortartenbestimmung unserer sechs Wortarten
-Wörterbucharbeit mit Verben, Nomen, Adjektiven
 Auffindeübungen
-Verben konjugieren in Präsens und Präteritum
-Sätze mit Präpositionen bilden und rechtschriftlich   angemessen aufschreiben.

Das üben wir zur Zeit.

Das war's für heute!
Schöne Grüße 

Eure Minna

Und wie erkennt man Namenwörter? Namenwörter sind Wörter für Namen von Menschen, Tieren, Pflanzen und Dingen. Man kann derdiedas davorstellen. Namenwörter schreibt man groß. Satzanfänge auch. Von 10 Wortarten schreibt man nur eine groß. Im Zweifelsfall schreibe klein!


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Ich halte nicht viel von: "Groß schreiben wir, was man anfassen kann..."

Glück, Freiheit kann man nicht anfassen.
Zudem fällt mir immer dazu dieser Witz ein:

"Fritzchen", sagt der Lehrer, "welche Wörter in diesem Satz schreibt man groß? Der Hund sitzt hinterm Ofen."

Fritzchen: "Der - kann ich nicht anfassen. Klein. Hund- kann ich nicht anfassen, der beißt, also klein. Sitz - kann ich anfassen. Groß. Hintern-kann ich anfassen. Groß. Ofen kann ich nicht anfassen - zu heiß." (der hund Sitzt Hinterm ofen.)
Deshalb lasse ich als Lehrerin das mit dem Anfassen beim Großschreiben im Rechtschreibunterricht lieber. ;)


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