Mittwoch, 9. Dezember 2015

Geben und Nehmen und der Konjunktiv beim Essen

Gestern druckte Karl mit zwei Kindern einen längeren Text. Es war ganz schön viel Arbeit. Nach zwei Stunden hatten sie Aimées Text über sich selbst fertiggestellt.
Da uns Buchstaben, äh, Lettern, fehlen, mussten sie sehr mit den "a"s und den "e"s haushalten...
Den Text gibt es beim nächsten Mal.... Minna ist nur immer so fasziniert von dem Druckstock und findet, er hat eine eigene ästhetische Qualität.

Das Drucken mit den beweglichen Lettern - jetzt schon wieder eine veraltete Technik - war für fünf Jahrhunderte eine Revolution, die säkulare Literatur und bürgerliche Bildung ermöglichte.

Man kann das Verdienst dieser Erfindung Gutenbergs für unsere Kultur nicht zu gering veranschlagen, und es ist schön, wenn man im Schatten der Computerisierung einmal die Wucht dieser Erfindung und ihrer Folgen bedenkt.




Karl legt die Setzreihen anders, als ich sie gelegt habe. Aber er ist der gelernte Schriftsetzer, und dann gibt er es vor, wie er es für richtig hält.

Heute war es in den ersten drei Stunden ein hinreißend schöner Schultag. Wir waren nur siebzehn. Die Erkältungswelle hat auch bei uns Schneisen geschlagen.

Zuerst sprachen wir über unseren weihnachtlichen Eltern-Kinder-Nachmittag am nächsten Donnerstag. Was packen wir dem Nikolaus in den Sack?
Vor zwei Jahren hatten wir ein Julklap gemacht. Aber in einzelnen Fällen hatte es Enttäuschungen gegeben, weil Geschenke recht achtlos ausgesucht worden waren.

Eine Abstimmung ergab, dass es fast keine Mehrheit für ein neues Julklap gab.
Beim Julklap zieht man einen Namen und versucht, diesen Menschen zu beschenken.

Wir besprachen also als erstes, was es heißen könnte, jemanden zu beschenken. Man muss versuchen herauszufinden, was ihn interessiert, ihn freut, ihn beglückt sozusagen. Und das ist gar nicht so leicht.

So schwenkten wir um zu einer Befragung einzelner Kinder: Worüber würdest Du Dich freuen? Einzelne Kinder gaben Auskunft, andere wussten es selbst nicht so genau zu sagen, da sprangen dann Mitschüler*innen ein und vermuteten, was die/denjenigen erfreuen könnte.

Das war ein sehr schönes Gespräch und plötzlich war die erste Stunde zu Ende, die Tür öffnete sich und Antonia stand da, unsere Mittwochs-Lesepatin.
So frühstückten wir erst einmal und beließen das Gespräch, wie es war.

Zwei Mädchen, die vorher hardcoremäßig gegen das Julklap gewesen waren, meldeten sich jetzt bei der Schlussabstimmung dafür. "Ihr seid so nett, ich könnte Euch knutschen," brach es aus Minna heraus und in der Klasse gab es einen Gelächtertumult ob dieser unpassenden Lehreräußerung.

Ich hatte den beiden Mädchen Egoismus unterstellt, Bequemlichkeit.Vielleicht hatten sie aber eher Scheu gehabt, das Richtige zu tun, hatten sich überfordert gefühlt. War ich doch wieder einmal ein Opfer meiner Projektionen geworden! Wie so oft.






Charlotte schreibt: Ich würde mich freuen, wenn es einmal im Jahr Pizzatag geben würde. Oder manchmal Spaghetti. Ich finde, dass das Essen manchmal ein bisschen besser gesalzen sein sollte.
Ich fände es besser, wenn das Essen frisch gemacht würde.
Dass wir jetzt eine Salatbar haben, finde ich toll.
Die Teller und Tassen solltet Ihr besser abwaschen.





Ich fände es schön, wenn das Essen mehr gewürzt wäre. Und dass wir keine Schüsselkinder mehr wären. Es wäre auch schön, wenn in der Schule gekocht würde. 
Begründung: Die Klassen, die später kommen, haben dann auch noch genug zu essen.
Wenn das Essen auf Tellern ist, kann man es auch an andere weitergeben, wenn Kinder fehlen.
Ich habe gesehen, wie halbvolle Schüsseln in den Eimer gekippt wurden.
Man sollte möglichst wenig Essen wegwerfen.
Das Essen ist o.k., es sollte nur mehr gewürzt sein.
Lilly




Ich mag nicht immer so viele Kartoffeln. Bei der Salatbar könntet Ihr noch Pfeffer und Salz hinstellen. ich würde mich auch noch freuen, wenn es mal Hühnerfrikassee geben würde.
Ich fände es leckerer, wenn Ihr selber kochen würdet.
Ich fand das mit der Salatbar eine gute Idee, schreibt Jonina.


Ich wünschte, dass wir Pizza essen, weil wir nie in der Schule Pizza gegessen haben. Aissa




Ich fände es schön, wenn es öfter Pfannkuchen geben würde und wenn es für die Vegetarier oder auch für die anderen Rührei geben würde.
Ich fand es auch eine schöne Idee mit der Salatbar.
Ich fänd es auch schön, wenn es ein Buffet geben würde.
Einmal im Monat Pizza finde ich auch eine tolle Idee.
Und Grießbrei soll es öfter geben.
Aimée




Schöne Übungen im Konjunktiv waren das! Aber wie werden diese Wünsche Wirklichkeit?
Die LenauSchule hat eine voll ausgestattete Küche. Hier wurde früher für mehrere Hundert Kinder gekocht.
Heute bringt der Caterer halbwarmes, seit Stunden warmgehaltenes Essen.
Wenn man weiß, wie wichtig fürs geistige Arbeiten und die körperliche Entwicklung gesunde Kost ist, dann kann es einem richtig schlecht gehen, wenn man daran denkt, wie achtlos unsere Gesellschaft mit der Beköstigung von Kindern, Kranken und Alten im Altersheim umgeht!!!

Dabei haben unsere Kinder einen guten Sinn für frisches Essen:

Wie sie auf der Klassenfahrt zugelangt haben!
In der Jugendherberge wurde frisch gekocht. Für eine Klasse und ein paar Wanderer eine ganze Köchin!!!

Heute sagte Aissa: "Ich würde so gerne in der Jugendherberge nochmal frühstücken gehen. Das Essen dort war soo gut!" Einige andere stimmten ihr vehement zu und schwärmten gemeinsam von dem guten Essen in der Jugendherberge am Liepnitzsee!

Als Antonia und ich nach der Pause mit Tee und Kaffee in der Klasse saßen und ein bisschen quatschten, da kamen nach und nach die Kinder aus der Pause zurück. Während wir unser kleines Gespräch fortsetzten, gingen sie ALLE!! leise an ihre Plätze und schrieben weiter an ihrer Wochenarbeit.

Das reine Entzücken! Kaum zu glauben! Als ich Antonia fragend anblicke, sagt sie: "Es ist auch der Wochenplan. Die Aufgaben sind passend für sie, es ist nicht zuviel auf einer Seite. Wenn man in die Lehrbücher hineinblickt, ist immer zu viel auf einer Seite und eine Schwierigkeit jagt die nächste, ohne, dass die vorige Sache intensiv geübt wird."

Genauso ist es. "Ja," sagt sie als sehr erfahrene frühere Lehrerin, "Die Leute, die diese Schulbücher machen, das sind halt Leute, die mit der Praxis nichts zu tun haben (wollen)."

Daher habe ich die Bögen mit den einzelnen Aufgaben selbst gemacht. Jeder Bogen hat eine klare Fragestellung und bekannte Verfahren.
Schon letzte Woche sagten einzelne Kinder, dass ihnen der Wochenplan gefallen habe. Sie hatten viel mehr gemacht als vorher.

Hier ist der aktuelle Wochenplan mit den einzelnen Aufgaben zu sehen und danach einige der Aufgabenblätter:





Dieses Blatt dient der Orientierung im ABC als Vorbereitung für Wörterbucharbeit.




Das ist die Rückseite: Man muss sich das Wort einprägen, umblättern und es dann auswenig aufschreiben, danach kontrollieren.





Eine Rechtschreibübung: Signalgruppen wie -eck-,
-ack-, -ock- und wie man Wörter mit ihnen bildet:




Ohne Brimborium, ohne Gedöns. Einfach nur klare, sachliche Aufgaben. Und alle sind davon gepackt und wollen "durch". Wie schön!

Jetzt sind die Kinder vom Schwimmen zurück, die Tierschutz-AG läuft.

Morgen erfährt Minna, wie's beim Schwimmen war.


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