Mittwoch, 30. Dezember 2015

Ein Dankeschön.....



Das Kalte und das Warme.

...an alle, die mitgeholfen haben und dabei waren, ihre Impulse gegeben haben und das alles mit ihren Ideen, ihrer Zeit und ihrem Wohlwollen begleitet haben.

.. an Barbara, die ihre schönen Literaturideen lesend an die Kinder weitergibt! Ich habe erst gemerkt, wie besonders und wie schön Du das machst, als ich einmal dabeigesessen habe. DANKE!

.. an Kurt, der als gelernter Schriftsetzer die Freinet-Druckerei aktiviert hat und seine Liebe zum Setzen und Drucken in (leider sehr kleinem Rahmen) an die Kinder unserer Klasse weitergibt und ihnen die Technik des Buchdrucks vermittelt! DANKE!

.. an Antonia, die als ehemalige Kollegin jede Woche einmal zwei Stunden einfach nur im Unterricht unterstützend mit zugreift und mir anschließend ihre Eindrücke schildert, so dass ich in ihr eine, wenn auch begrenzte, Möglichkeit habe, Anregungen von erfahrener Lehrer*innenseite zu erhalten und gemeinsam Eindrücke zu reflektieren! DANKE!

..an Anna, die Joyce lieb gewonnen hat und sie als Unterstützerin einmal in der Woche mit Vorlesen, gemeinsamem Lesen, Matheübungen und Gesprächen begleitet! DANKE!

..an Matti, der schon in der letzten Klasse anwesend war, der mit einzelnen Kindern zum Lesen und zum Gespräch kommt und durch seine Person und Zugewandtheit von ihnen rasend gemocht wird - natürlich auch, weil er zu einer sehr raren Spezies im Grundschulbereich gehört: Er ist ein Mann in den Dreißigern!
Als Nikolaus hat er unser Weihnachtsfest erst so richtig komplett gemacht. DANKE!

.. an Katharina, unsere Erzieherin, zu der ich endlich ein gutes Verhältnis gewinnen konnte, so, wie es schön ist, das geschah durch ein gemeinsames Projekt! DANKE für die schöne Zusammenarbeit und die Unterstützung in allen schulischen Lebenslagen!

.. an meine Schulleiterin, ja, auch an sie!, dass sie immer gleich Zeit für mich fand, wenn ich ein schulisches Problem sah, und für die Weise, wie sie diese Gespräche gestaltete und dann handelte! DANKE!

.. an nette Eltern, die den Morgen mit einem freundlichen Wort und einem klitzekleinen Austausch beginnen. DANKE!

.. an Frau Sch., die den Adventskalender aus dem Museum der Dinge für uns dieses Jahr wieder organisiert hat, die mit Kindern im Unterricht strickt und häkelt, alle Aktivitäten freundlich und mit großer persönlicher Beteiligung begleitet und immer anregende schöne Mails schickt, die so leicht und gern beantwortet sind, weil auf diese Weise eine Art Gespräch über Jahre entstanden ist. DANKE!

..an andere Eltern, die alles in der Klasse so freundschaftlich begleiten! DANKE! 

.. nicht zuletzt an alle Kinder, die so lebendig sind, wie wir Erwachsene auch noch sein sollten!!! DANKE!!!

Danke, dass Ihr da seid, dass Ihr Eure Gedanken und Eindrücke mit mir teilt, dass Ihr Bedenken und Kritik nicht verhehlt! So kommt unser Klassenschiffchen sicher auch im neuen Jahr auf gutem Kurs emsig vorwärts!!

Es macht große Freude, mit Euch in Arbeit zusammen zu sein!!

... sollte ich jemanden vergessen haben - sicher habe ich jemanden vergessen - , so möge er/sie sich an dieser Stelle herzlich bedankt fühlen!! DANKE!

Habt ein schönes Silvester, bleibt gesund und guten Mutes im neuen Jahr!

Herzlich 
Eure Minna



Das Warme im Kalten:
Petit Criü 
schaut vertrauensvoll
ins Neue Jahr.


Dienstag, 29. Dezember 2015

Ach, sagte die Maus,...

Heute vor einer Woche war der erste Ferientag. Eine Woche dauerte es, bis ich mich (seit gestern) wieder fühlte.
Eigentlich bin ich sehr gerne Lehrerin. Aber ich bin ein Mensch, der alle Reize, die sie wahrnimmt, auch "verdauen" können möchte. Ich möchte mich mit dem Erfahrenen, mit dem Erlebtenn noch einmal anschließend gedanklich verbinden können, um es "aufzuheben" im Hegelschen Sinne, ablegen, weglegen und in einem höheren Sinne verarbeitet haben. Sonst habe ich das Gefühl der Reizüberfülle und das macht mich regelrecht taub und krank.
Daher bin ich auch in Teilzeit.

Ich muss viele Dinge tun, die mir nicht passen. Alles, was von der Verwaltung kommt, gehört dazu.
Es transformiert Menschendinge in Aktendinge und dabei bin ich involviert qua Beruf.
Das macht mir immer große Schmerzen. Ich brauche Zeit- und Energiereserven, um in meiner Weise kritisch und bedacht damit umzugehen.

Zum Beispiel könnte ich niemals Zeugnisse per Ankreuzen von vorgegebenen Sätzen ausfertigen. Ich müsste mich weigern.
Es gibt ein paar wenige Sachen, wo ich weiß, dass ich mich im guten Sinne weigern müsste:"Ich stehe hier, ich kann nicht anders."

Das klingt wohl zu dramatisch in einer Anything-Goes-Zeit. Mag sein. Aber das Erlangen von Überzeugungen macht Mühe. Mühe, die sich lohnt.
Für mich jedenfalls.

Da ich nun am Ende der Schulzeit 2015 ganz schön taub und fast schwermütig geworden war, brauchte es diese Woche, wie immer eine Woche, bis da wieder das Gefühl meiner selbst war und Handlungsfähigkeit sich wieder herstellte.

Immer begleitet von dem Gefühl: Du musst jetzt schon Zeugnisse schreiben! He, und auch Klassenarbeiten und die auch korrigieren...Das schaffst Du nicht bis zum 20.1. begleitend zum Unterricht mit seinen allen Facetten. Haaalt!!! Stop!
Es geht weiter: Du müsstest die alte, vor der Weihnachtsfeier liegengebliebene Wochenarbeit, zu Ende korrigieren, sonst führst Du Dich selbst ad absurdum und lässt die Kinder in der Luft hängen.

Wenn man gut korrigiert, so widerlich das auch ist - im Ernst: Es ist fast das Ärgste an dem Beruf überhaupt - erfährt man unglaublich viel über das Kind und sein Lernen. Ganz viel, das im Unterricht nicht zur Erscheinung kommt, weil man ja selbst so aktiv ist. Wie soll man so beobachten?

Man erfährt sehr viel über die Arbeits- und Herangehensweise des Kindes. Das kann man ihm spiegeln. Es ist nämlich sehr viel Positives dabei.

Man erfährt viel über die eigenen Aufgaben in der Wochenarbeit. Zu schwer, zu leicht, zu kompliziert, unverständlich oder verstehbar, und wenn ja, wer hat was verstanden und wie??

Man ahnt, dass das Zeit braucht, denn korrigiert man in Eile, nimmt man ja auch fast nichts wahr.

Ich mag das Wort wahr-nehmen. So im Wortsinn.

Ja, und dann habe ich geträumt. Wie alle von uns, habe ich pro Nacht gleich mehrere Träume, und wenn ich von denen etwas nicht gleich aufschreibe, direkt in der Nacht, dann sind die weg am nächsten Morgen.

Manche aber nicht. Sie widerstehen der Nicht-Aufschreibe-Lethargie der Nacht und halten sich bis zum Morgen. Dieser auch. Der war neu, der war ganz neu:

Ich bin irgendwo im Unbekannten, es ist so eine Schule, ich hab da was zu tun, gehe durchs Gebäude, es ist sehr weitläufig und recht angenehm, architektonisch gut gemacht, eine Lebenswelt, es geht mir gut. Da ist ein Raum, da will ich rein. Die Tür ist zu. Jemand kommt auf mich zu und fragt, was ich da will. Ich antworte: "Unterricht machen. Das ist meine Klasse" Die Stimme sagt: "Die Kinder haben schon Unterricht, sie sind beschäftigt. Bitte nicht stören."

Ich stutze, bin irritiert, befremdet, schaue die geschlossene Tür an, hinter der sich abspielt, an dem beteiligt zu sein doch ein wichtiger Teil meines Lebens ausmacht ... dann macht sich ein Aha breit in mir: Ist es schon soweit? Hab ichs bloß noch nicht gemerkt? Ich werde nicht mehr gebraucht - - und gehe mit einer Mischung aus Überraschtheit und auch - Erleichterung - weg. 

Ich habe soeben meinen schulischen Abgang geträumt.

Am vorletzten Schultag des Jahres hatte ich den Pensionierungsantrag abgegeben.

Das war ein großer Schritt gewesen, da waren viele Ambivalenzen dabeigewesen, kannst Du nicht doch noch?? Die Klasse ist so schön beieinander. Sie haben so eine schöne Übung in Gesprächen, sie mögen sich,  es gibt keine Außenseiter mehr, das Arbeitsverhalten ist sehr gut, sie sind motiviert und leistungshungrig fast  wie am ersten Tag - und das gibst Du alles auf. Jetzt??
Nach zwei Jahren härtester Arbeit lässt Du das jetzt alles sein? Jetzt, wo es sich gerade lohnen würde, weiterzumachen??

Und dann spüre ich meine Schwäche. Ganz tief drinnen will es nicht mehr, kann es nicht mehr so wie immer früher. Dann spüre ich die vierzig Jahre, die es am 1.3.2016 sein werden.

Dann weiß ich, es geht nicht anders.
Wieso denkt man, man selber könnte das nur machen?
Andere Leute haben auch schöne Töchter, sagt das Sprichwort.

Junge Lehrer*innen vielleicht? Mit neuem Elan? Es dauert etwa zehn Jahre, bis man alle Dimensionen des Berufes im Blick hat und gleichzeitig beherrscht, dann ist man etwa zwanzig Jahre gut und lernt immer noch dazu. Dann wird etwas anders. Na ja. das Außen, das berufliche Feld, wird auch anders.

Wenn ich daran denke, wieviel Freiheit wir hatten über Jahrzehnte und wie eng und reglementiert das alles jetzt ist. Dann kann einem schon die Kraft auch vergehen. 

Ich bin keine Maschine mit Knöpfen. Ich brauche Handlungsspielräume, die gibt es weniger und weniger.


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Kleine Fabel

„Ach“, sagte die Maus, „die Welt wird enger mit jedem Tag. Zuerst war sie so breit, daß ich Angst hatte, ich lief weiter und war glücklich, daß ich endlich rechts und links in der Ferne Mauern sah, aber diese langen Mauern eilen so schnell aufeinander zu, daß ich schon im letzten Zimmer bin, und dort im Winkel steht die Falle, in die ich laufe.“ – „Du mußt nur die Laufrichtung ändern“, sagte die Katze und fraß sie.

Franz Kafka

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Und- ach: Halt! Vier sonderpädagogische Förderanträge mit Förderprogramm muss ich auch noch konzipieren. Da ist alles festgelegt. Schaudertexte. Keine Freiheit, zu schreiben, was man meint. 

Ich bin auch keine Sonderpädagogin, aber das muss ich jetzt so nebenbei auch noch leisten. Puhh!

Die Klasse könnte auch mal wieder aufgeräumt werden. Ich wollte den Computer zugänglicher hinstellen, ein Blog einrichten für die Klasse.

Ein Kind geht im Januar weg, wir wollen über ein neues Blog füreinander erreichbar sein.

Doch Google hat dummerweise uns nicht im Blick.
Früher hatte ich für jedes Blog extra Eingangsdaten. Google hat alles vereinfacht. Nur noch ein Passwort für alles. Grundsätzlich ist das bequem und sinnvoll.

Ich hätte aber gerne für diesen Zweck ein Extra-Passwort.
Da muss ich mir auch noch mal Gedanken machen. Es gibt im Netz für alles eine Lösung. Aber die braucht Zeit, sie zu finden.

Sollte ich zu Wordpress gehen? Wordpress ist, wenn man nicht zahlt, sehr eingeschränkt in den Möglichkeiten.
Vielleicht gibt es noch andere Plattformen?

Ich würde mein Passwort nicht so gerne einfach herumgeben. Weiß jemand Rat für mein Problem??
Das wäre sehr schön....


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Dass ich mich gestern so toll fühlte, hat sicher auch mit dem Montag zu tun..... (Fortsetzung folgt) :)



Noch nie in meinem Leben
war ich bei einem Therapeuten.
Außer bei diesen hier.
Sie suche ich regelmäßig auf
und sie "helfen" mir immer.
Immer.
*Schaf unter Schafen*

; ) Tschüss, bis bald!


Sonntag, 20. Dezember 2015

Bilderbuchkino der 3 c: "Rumpelstilzchen" Teil 2

Nach einem Jahr brachte sie ein schönes Kind zur Welt. 




An das Männchen hatte sie schon lange nicht mehr gedacht, sie hatte es ganz vergessen.




Da trat es plötzlich in ihr Zimmer und sprach: "Nun gib mir, was Du mir versprochen hast!"

Die Königin erschrak und wurde ganz blass vor Angst, denn sie wollte ihr eigenes Kind nicht hergeben.






Sie sagte dem Männchen, es könne alle Reichtümer des Königreiches haben, die es wolle, wenn es ihr das Kind lassen würde.

Aber das Männlein sprach: "Nein, etwas Lebendes ist mir lieber als alle Schätze der Welt."


Da fing die Königin so an zu jammern und zu weinen, dass das Männlein Mitleid mit ihr hatte.



"Drei Tage will ich Dir Zeit lassen," sprach es, "wenn Du bis dahin meinen Namen weißt, so sollst Du Dein Kind behalten."

Nun dachte die Königin die ganze Nacht lang an alle Namen, die sie in ihrem Leben jemals gehört hatte und sie schickte einen reitenden Boten durch das Land. Er sollte sich weit und breit erkundigen, was es sonst noch für Namen gäbe.

Als am nächsten Tag das Männchen kam, fing sie an mit Kaspar, Melchior und Balthasar und sagte alle Namen, die sie wusste, der Reihe nach auf, aber bei jedem sagte das Männlein:

"So heiß ich nicht!"





Am zweiten Tag ließ die Königin in der Nachbarschaft herumfragen und sagte dem Männlein die ungewöhnlichsten und seltsamsten Namen vor:

"Heißt Du vielleicht Rippenbiest oder Hammelswade oder Schnürbein?"

Aber es antwortete immer: "So heiß ich nicht!"




Am dritten Tag kam der Bote wieder zurück und erzählte:




"Neue Namen habe ich keine finden können. Aber als ich an einem hohen Berg um die Waldecke kam, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen,



 da sah ich ein kleines Haus und vor dem Haus brannte ein Feuer.



Und um das Feuer sprang ein gar zu lächerliches Männchen, hüpfte auf einem Bein und schrie:





"Heute back ich, morgen brau ich,
übermorgen hol ich der Königin ihr Kind!
Ach, wie gut, dass niemand weiß,
dass ich RUMPELSTILZCHEN heiß!"





Ihr könnt Euch denken, WIE froh die Königin war, als sie den Namen hörte.......!!!!




Und als bald das Männlein zu ihr in die Stube eintrat und fragte:

"Nun, Frau Königin, wie heiß ich?",
... fragte sie erst: 

".....Heißest Du ..Kunz?"
"Nein."

"Heißest Du...Heinz?"




"Nein."




"Heißt Du etwa RUMPELSTILZCHEN?"




"Das hat Dir der Teufel gesagt, das hat Dir der Teufel gesagt," schrie das Männlein und stieß mit dem rechten Fuß vor Zorn so tief in die Erde, dass es bis in die Mitte hineinfuhr, dann packte es in seiner Wut den linken Fuß mit beiden Händen und riss sich selbst mitten entzwei.




Samstag, 19. Dezember 2015

"Sei doch nicht so empfindlich!"

Ich hätte schreiben sollen:

"Liebe manche Eltern". Denn es sind einige wenige. Das schrieb ich schon. 

Die Mehrzahl der Schülereltern ist sehr kooperativ, hat den Blick für das Ganze und nicht nur für das eigene Kind, steuert immer wieder wichtige Ideen und Anregungen bei oder bietet eigene Aktionen in der Klasse an, schreibt mails oder SMSse, macht Vorschläge, besorgt das Nikolauskostüm......

Die Mehrzahl der Eltern führt ausgesprochen offene und konstruktive Gespräche, die sehr gut die darauf folgende Arbeit begleiten, und die hatten den Brief im Post gestern gestern nicht verdient. Ich hoffe, sie haben das gespürt.

Einige Eltern räumten blitzeschnell das Buffet und die Kaffetafel auf, fegten den Boden, stellten alles Geschirr spülmaschinengerecht hin, so dass beim Gehen alles wieder aufgeräumt war. 

Ich hatte mehrere Impulse, den Post zu löschen, denn ich möchte nicht, dass diese Eltern an der Lehrerin ihres Kindes anfangen zu zweifeln.

Vielleicht habe ich angefangen, darüber zu sprechen, was mich belastet, weil ich nicht mehr lange Lehrerin bin.

Diese Dinge kenne ich nun seit etwa 15 bis 20 Jahren. Vorher war das nicht so.

Es gab immer engagierte Eltern und solche, die die Schule eher hinnahmen, aber ich fühlte mich als Lehrerin von allen immer in meiner Berufsrolle respektiert.

Seit etwa 15 Jahren ist das schleichend anders geworden. Es ist also nicht nur, was auf dem letzten Fest zu beobachten war. Im Gespräch hört man immer wieder, dass es anderen Lehrer*innen auch so geht. 

Sie sagen aber immer: "Reg Dich nicht auf, Du kannst es doch nicht ändern."

Ich will's nicht wiederholen. Aber ich meine, wir sollten uns alle gegeneinander respektvoll verhalten. Und wenn ich sage alle, dann meine ich alle, also jede(n), ob erwachsen oder nicht.
Dazu ist in jedem Moment Gelegenheit.

Eigentlich bin ich froh, dass ich nicht so eine taffe Person geworden bin, wie es die Leute vielleicht im Kopf hatten, die seit meiner Kindheit immer zu mir sagten: "Sei nicht so empfindlich!"

Dieser Spruch zog sich durch mein ganzes Leben und ich denke, dass er dann so eine Art Wegscheide wurde: Wer ihn aussprach, trennte sich von mir, war mir nicht wirklich verbunden. Wir hatten zu wenig gemeinsamen mentalen Boden unter den Füßen, um miteinander weiterzumachen. Soweit die private Seite. Bis ich das begriffen hatte, war ich schon in meinen Vierzigern.
Im Beruf ist das anders. Klar. Da muss man dann Wege suchen.

Exkurs:
Wege. Das erinnert mich an eine Philosophievorlesung aus den Achtzigern: Es ging um Eros, gemeinhin der Gott der Liebe. Der Eros teilt sich in zwei Sphären ein, das, was wir meist als seine Sphäre betrachten, die begehrende, erotische Liebe zu einem anderen Wesen, aber auch in eine generalisierte Liebe zum Anderen ohne körperliche oder seelische Begehrensaspekte, die Agapé, lateinisch Caritas genannt.

Und der Eros, wenn ich mich recht erinnere, der immer als ein kleiner dicklicher, nackter Kerl mit Pfeil und Bogen dargestellt wird, der hat Eltern, und die sind:

Poros und Penia.

Poros ist der "Wegefinder". Man kennt das Wort von der Pore in der Haut. Also der findet Wege, wo erst einmal keine sichtbar sind.
Eine tolle Eigenschaft!!!

Die Mutter, die Penia, das ist übersetzt die Armut.
Die Agapé, die Caritas, die uneigennützige Liebe zum anderen Menschen, dieser Aspekt des Eros, ist also geboren, enstanden, aus Poros und Penia, aus dem unermüdlichen Suchen nach (neuen) Wegen und aus der Armut, der Not, die zur Veränderung zwingt.
Exkurs Ende.

Ich bin empfindlich. Klar. Dadurch bekomme ich aber auch eine ganze Menge von der Welt mit. Das ist ein Schatz, etwas sehr Gutes.

Was soll ich auf dieser Welt, wenn ich gefühllos bin oder mich auf Geheiß gefühllos machen würde?
- Gefühllos ist man vor der Geburt und nach dem Tod. -
Nur um besser im Sinne von anderen zu funktionieren?
Das kann es also nicht sein.


Deshalb lese und bespreche ich mit Kindern auch immer gern "Die Prinzessin auf der Erbse" von Hans Christian Andersen.

Sie kommen schnell darauf, dass Empfindsamkeit ein positives Vermögen ist: "Sie kriegt von allem mehr mit..."

Man kann also zu seiner Empfänglichkeit für Reize von außen stehen. Es ist richtig so zu sein. Immerhin suchte der Prinz so jemanden, er suchte eine "richtige" Prinzessin. Da war er sich ganz sicher. Was war die vornehmste und vornehmliche Eigenschaft, woran man eine richtige Prinzessin, also eine besondere Person, erkennen kann?

Dass sie unter zwanzig Matratzen eine Erbse spürt, die ihr die Nachtruhe raubt.
Dass sie empfindsam ist, über die üblichen Maße hinaus empfindsam ist.

Dann kommen wir darauf, dass man als ein empfindsamer Mensch mit dieser Situation auch umgehen muss. Dass man selbst mit seiner Empfindsamkeit umgehen muss. Was kann man da tun? 
Erstens: Viel nachdenken. Verstand einsetzen. Verstand ist nach Kant die Fähigkeit, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden. Ein Navigationsinstrument im Ozean der Reizüberflutung im Alltagsleben.
Zweitens: Rückzug. Ausruhen, Regenerieren, Anderes, Schönes tun. Muße.
Drittens: Grenzen setzen. Auch mal ausrasten, wenn es zu viel wird.

Ich halte das für eine wichtige Botschaft an Kinder: Nimm Deine Sensitivität an und gehe mit ihr, mit Dir! gut um! Und sorge dafür, dass die anderen es auch tun!

Ein gewisser Kampfgeist für das, was uns wichtig ist, gehört in diesem Leben sowieso dazu.

Dazu gehört auch Grenzen setzen und mal etwas "raushauen". Wenn das Verhältnis zu den anderen insgesamt stimmt, dann kann solch ein reinigendes Gewitter insgesamt nur nützen.

Wir sagen doch auch immer zu den Kindern: Wozu haben wir Sprache? Sprich es aus.
Zusatz: Und mache die Erfahrung, dass Du von den anderen ernst genommen wirst in dem, was Dir wichtig ist.

Wichtig ist aber auch die Rolle der Umstehenden, wenn jemand aktuell irgendwo angegriffen wird.
Man kann einschreiten und sagen:Stopp! Was machst Du da gerade? Das hat der / die nicht verdient.

Und schon hängt der Himmel wieder gerade.

Viele Kinder der 3 c machen das. Sie lassen nicht zu, dass jemand jemanden schlecht behandelt. Dann hat er/sie Verbündete in der Sache.

Das ist die beste Variante im gemeinsamen Zusammenleben. Dann haben wir von dem, was an Potenzialen in uns allen drinsteckt und darauf lauert, auch mal nach draußen zu dürfen, eine ganze Menge verwirklicht!

Mein erster Schulleiter, 1976, Herr Allers, er verfügte über etwas, was man einmal klassische Bildung nannte, er erwähnte im Gespräch mit einer ganz, ganz jungen, kaum 23 Jahre alten Lehreranwärterin anerkennend deren "pädagogischen Eros". Sie war ganz glücklich darüber und fühlte sich erkannt und gewürdigt.

Heute würde man bei einem solchen Begriff wohl gemeinhin an Pädophiles denken. Also, die Welt entwickelt sich nicht immer wirklich voran.

Danke für die Geduld des Lesens! <3

Au weia! Ungehaltene Rede einer ungehaltenen Lehrerin.

Liebe Eltern!

Wenn ich unser weihnachtliches Beisammensein für 15.30 Uhr ankündige, dann meine ich 15.30h.

Ist Pünktlichkeit nicht etwas, was Ihre Kinder jetzt und später auf der Arbeit beherrschen müssen? Warum leben Sie Ihrem Kind Unpünktlichkeit vor?

Ich meine nicht, dass es mal nicht gelingt, ganz rechtzeitig zu sein. Es kann Gründe geben. Jeder kommt mal zu spät. Es sollte aber keine Gewohnheit sein! Pünktlichkeit ist die Höflichkeit der Könige, sagt das Sprichwort.

Es wäre auch ganz wunderbar, wenn Sie zum Fest Ihres Kindes kommen, wenn Sie dann die Lehrerin, die es in Wochen minutiös vorbereitet hat, gegebenenfalls eines Grußes würdigen könnten, vielleicht auch ihr ein Lächeln schenken (ist optional) und nicht grußlos und mit steifer Miene an ihr vorbeischauen oder ihr den Rücken drehen würden.

Von Eltern unbegleitete ältere Brüder mit Verhaltensunsicherheiten, die während des Nikolaus-Auftritts im Vorraum mit anderen Kindern tollen und toben, möchte ich auf einem Fest nicht so gern sehen.
Es waren auch sehr nette ältere Brüder mit ihrer Mutter da, das meinte ich nicht.

Mir ist es sehr unangenehm, Menschen sagen zu sagen zu müssen, was sie eigentlich selbst wissen müssten. Das ist mir sehr, sehr unangenehm und macht mir überhaupt keine Freude.
Auch nicht, dass der große Bruder sich von mir "angemacht" fühlt, wenn ich die Dinge zurechtrücken muss, weil die Eltern abwesend sind und er kein Gefühl für ein angemessenes Verhalten hat.

Der Lesepaten-Nikolaus kam aus seinem Rechtsanwaltsbüro, er hat gar nicht wirklich frei bekommen, er raste durch die Stadt, stand in seinen Maßklamotten irgendwann da, streifte die Nikolaus-Kluft über, verlas die Sätze im Himmlischen Buch und verteilte die Geschenke. Das machte er gern und das machte er gut. Dann raste er zu seinem Arbeitsplatz zurück. Was da um ihn herum geschah, nahm er sportlich.

Ein aufmerksames Verhalten der Kinder ihm gegenüber und auch von Eltern, die ihre Kinder vielleicht mal selbst ermahnen, wenn sie dabeistehen, hätte dem Nikolaus Respekt gezollt für seinen Einsatz und ihm ein besseres Gefühl gegeben und mir auch, ehrlich gesagt, denn ein Nikolaus fällt nicht einfach so vom Himmel, der wurde vorher ordentlich organisiert, und das sollte man durch Aufmerksamkeit honorieren.

Dass Mutter neben der Tür steht, während ihr Kind draußen tobt und gekränkt ist, wenn die Lehrerin sich vor die Tür stellt, damit nicht dauernd Kinder rein- und rausrasen, während der Nikolaus da ist, kriege ich nicht so richtig auf die Reihe.

Auch, dass Mutter ihr jüngeres Kind mit einem anderen plaudern lässt, geräuschvoll einen Lolli auspacken lässt, und nebendran lesen die Kinder in voller Konzentration und mit Lampenfieber ihr Märchen vor, ist irgendwie in meiner Welt nicht verständnismäßig vorhanden.
Und ich will mich daran auch nicht gewöhnen!

Ich glaube, dass ich die zivilisatorischen Mindeststandards schon einhalte, und wo mir das nicht gelingt, merke ich das oft selbst oder man kann es mir auch sagen und dann entschuldige ich mich ernsthaft und versuche, es in Zukunft besser zu machen.

Wieso wird, wenn ich solche Mindeststandards gewahrt haben will, mir das als ein feindseliges Verhalten ausgelegt? Haben wir keine Ansprüche mehr aneinander?
Oder nur noch an die Lehrerin, aber nicht mehr an uns selbst?

So.

Das musste sein. Es frisst mich innerlich auf. Ich bin nicht die Servicetante, die man mit schlechtem Verhalten abstrafen kann, und Sie sind nicht die Kunden.

Ich bin die Lehrerin Ihres Kindes und will mit Ihnen freundlich, sachgerecht und menschlich angenehm und verbindlich zusammenarbeiten, auf dass Ihr Kind für das spätere Leben vom Wissen und Verhalten her angemessen vorbereitet wird, und zwar in Zusammenarbeit von Schule und Elternhaus.

So.

Ich erzähle es am Abend meinem Mann. Dann sage ich ihm: Weißt Du, ich verstehe nicht, warum mich das so angreift.

Ich bin an dem Nachmittag unseres Festes so vielen freundlichen Eltern und Großeltern begegnet, die mit mir geredet haben, die kamen und sagten, wie gut ihnen die Vorführung/die Vor-Lesung gefallen hatte (Ist natürlich auch optional ;), wie toll sie es fanden, dass ALLE Kinder mitgemacht hatten und die auch nochmal Danke gesagt haben. Hier und da ergab sich noch ein kleines schönes Gespräch und dafür macht man das doch alles!
Das waren viel mehr Eltern. Viel viel mehr Eltern.
Wieso nervt mich das Andere so?

Mein Mann sagt: Na ja, es ist wahrscheinlich wie mit dem Trinkwasser. Man braucht es, man schätzt es, aber ein Tropfen Motoröl macht 1000 Liter Wasser ungenießbar.
Plötzlich wird mir besser. Ich bin also nicht falsch drauf, will mich ja auch auf das Schöne und das Richtige konzentrieren, auf das, was uns alle gemeinsam weiterbringt.
Aber er versteht mich, dass ich erstmal so reagiere. Ich fühle mich verstanden.

Dann sagt er noch etwas Gutes: Es stört Dich so, weil es nicht symmetrisch ist. Gewaltfreie Kommunikationen sind symmetrisch, das heißt, das, was der eine sagt, könnte der andere auch sagen. Es gibt keine Hierarchie, kein Oben und Unten.

Es ist immer ein dummes Gefühl, der zu sein, der unten ist, denke ich. Ich bin jetzt 62 Jahre, ich muss jetzt noch lächeln und mich Verhaltensweisen gegenüber fügen, die ich in meinem privaten Bereich niemals dulden würde.

Aber ich kann im Interesse der Zusammenarbeit zum Wohl des Kindes kein klares Wort sagen, immer muss ich lächeln, freundlich sein, nerviges Verhalten ignorieren, an mir abgleiten lassen, kontrafaktisch darüber hinweggehen, und nur, um die Gesprächsbasis zu erhalten im Interesse des Kindes.

Und das kotzt mich manchmal an. Da fühle ich mich wie jemand, der durch Zufall in einen seltsamen Zirkus hineingeraten ist und jetzt als dummer August irgendwie da durchhalten muss.

Menschen, die vielleicht weniger über Verhalten nachgedacht haben, dürfen mich vorführen, kränken, mit mir schlecht umgehen, weil ich in der neoliberalen Servicewüste Schule als Lehrerin an sie drangekettet bin.
Ich darf das aber nicht. Ich darf das noch nicht mal erwähnen oder zum Thema machen.
Ich bin aber nicht Jesus. Ich bin Minna.

Na ja, in einem halben Jahr seid Ihr mich los. Aber das hier musste mal raus.

Viele Dank an alle Eltern, die dieses Fest zu einem gelungenen gemacht haben, durch ihr Interesse, ihre Empathie, ihre Resonanz, ihre Geschenke, die sie gepackt haben, obwohl ihr Kind am Auslosetag fehlte (!!<3), durch einfach alles, wodurch man morgens leichtfüßig zur Schule tanzt, ohne sich zu fragen: Warum mache ich das? Weil es einfach schön ist! Weil es wichtig UND schön ist!

Mit Ihren Kindern, mit allen Ihren Kindern, ist es übrigens immer schön. Und wenn mal nicht, dann reden wir darüber und dann mögen wir uns wieder.

In diesem Sinne: Bleiben wir dran! Frohes Fest, wenn Sie Weihnachten feiern oder Frohe Tage hinein ins Neue Jahr!

Ihre Minna

Freitag, 18. Dezember 2015

"Rumpelstilzchen" Bilderbuchkino Teil 1



Rumpelstilzchen -

Märchen über ein tapferes Mädchen zwischen zwei 
sehr finsteren Männern und einem, der ihr helfen will.
- Gemeinschaftsarbeit der Klasse 3 c -






Es war einmal ein Müller, der war arm, 
      



aber er hatte eine schöne Tochter.




Nun traf es sich, dass er mit dem König zu sprechen kam, und um sich ein Ansehen zu geben, sagte er zu ihm:
"Ich habe eine Tochter, die kann Stroh zu Gold spinnen!"

Der König sprach zum Müller: "Das ist eine Kunst, die mir sehr gefällt! Wenn Deine Tochter so geschickt ist wie Du sagst, so bring sie morgen in mein Schloss, ich will sie auf die Probe stellen."






Als nun am anderen Tag das Mädchen zum König gebracht wurde, führte er sie in ein Zimmer, das ganz voller Stroh war. Er gab ihr ein Spinnrad und eine Haspel und sagte:






"Jetzt mache Dich an die Arbeit, und wenn Du diese Nacht hindurch bis morgen früh dieses Stroh nicht zu Gold versponnen hast, so musst Du sterben."

Darauf schloss der König das Zimmer mit einem Schlüssel zu, und das Mädchen musste drinnen bleiben.






Da saß nun die arme Müllerstochter und wusste sich keinen Rat, wie sie ihr Leben retten könnte. Natürlich wusste sie nicht, wie man Stroh zu Gold spinnen könnte.


Ihre Angst wurde immer großer und größer, so dass sie schließlich bitterlich zu weinen anfing.







Da ging auf einmal die Tür auf und ein kleines Männchen trat herein und sprach: "Guten Abend, liebe Müllerstochter, warum weinst Du so sehr?"






"Ach," antwortete das Mädchen, "ich soll Stroh zu Gold spinnen und weiß nicht, wie man das macht."
Das Männchen sagte:"Was gibst Du mir, wenn ich es für Dich mache?"
"Mein Halsband," erwiderte das Mädchen.







Das Männchen nahm das Halsband, setzte sich vor das Spinnrad, und schnurr, schnurr, schnurr, dreimal gezogen, war die Spule voll.
Dann steckte es eine andere Spule auf das Spinnrad, und schnurr, schnurr, schnurr, dreimal gezogen, war auch diese Spule voll.
Und so ging es fort bis zum Morgen. Da war alles Stroh versponnen und alle Spulen waren voll von Gold.







Bei Sonnenaufgang kam schon der König. Als er das Gold erblickte, erstaunte er sich sehr und freute sich, aber sein Herz war goldgierig und wurde nun noch goldgieriger.






Er ließ die Müllerstochter in ein anderes Zimmer voller Stroh bringen, das noch viel größer war als das erste und befahl ihr, all dieses Stroh zu Gold zu spinnen, wenn ihr ihr Leben lieb wäre.






Das Mädchen wusste sich nicht zu helfen und weinte. Da ging wiederum die Tür auf und das kleine Männchen erschien.






Es sprach: "Was gibst Du mir, wenn ich Dir das Stroh zu Gold spinne?"
"Meinen Ring von dem Finger," antwortete das Mädchen.
Das Männchen nahm den Ring, fing wieder an zu schnurren mit dem Rad und hatte bis zum Morgen alles Stroh zu glänzendem Gold versponnen.



Als der König am Morgen kam, um nachzusehen, freute er sich übermäßig, als er das das viele Gold erblickte.

Sein gieriges Herz hatte aber immer noch nicht genug von dem vielen Gold.







Sondern der König ließ die Müllerstochter in eine noch größere Kammer im Schloss bringen. Auch diese Kammer war voller Stroh, und er sprach:"Das musst Du noch in dieser Nacht verspinnen. Gelingt es Dir nicht, musst Du Dein Leben lassen.

Gelingt es Dir, so sollst Du meine Frau und Königin werden."








"Wenn sie auch nur eine Müllerstochter ist," dachte der König, "aber eine reichere Frau finde ich auf der ganzen Welt nicht."







Als das Mädchen allein war, kam das Männlein zum dritten Mal wieder und sagte: "Was gibst Du mir, wenn ich Dir noch dieses Mal das Stroh spinne?"

"Ich habe nichts mehr, das ich Dir geben könnte," antwortete das Mädchen.
"So versprich mir, wenn Du Königin wirst, Dein erstes Kind."






"Wer weiß, wie das alles noch weitergeht," dachte die Müllerstochter, und wusste für sich in ihrer großen Not keinen anderen Ausweg.
So versprach sie also dem Männchen, was es verlangte.

Das Männchen spann dafür noch einmal das ganze Stroh zu Gold.






Als am Morgen der König kam und alles war so, wie er gewünscht hatte, hielt er Hochzeit mit ihr, und die Müllerstochter wurde eine Königin.






Ende Teil 1