Unser
Dezember war ganz schön aufregend. Nun sind aber vierzehn Tage
vergangen und man konnte sich gut erholen, um ins Neue Jahr
durchzustarten.
Auch die Weihnachtsfeier wollte gut überdacht sein.
In den vorigen Jahren hatte ich in meinen Klassen von ca. 20-23 Kindern höchstens 2 christlichen Glaubens.
Da ließ sich nicht ernsthaft Weihnachten feiern.
In
dieser Klasse ist es so, dass wir eine "Mischung" haben, die den
tatsächlichen Kreuzberger Wohnverhältnissen entspricht, die Hälfte der
Kinder in Familien mit christlichen Wurzeln aufgewachsen, die Hälfte der
Kinder in Familien mit muslimischen Wurzeln. Wobei nie so ganz klar
ist, ob sich nun jeder metaphysisch so stark gebunden fühlt. Auch dieses
gehört dazu.
Hier ließ sich Weihnachten also nicht einfach ignorieren...
Es
gibt schon auch Leute, die, wie ich sagen würde, an ihrer eigenen
Kultur nicht sehr interessiert sind oder aus irgendwelchen Gründen
schamhaft sind, die nennen das Ganze dann "Jahresendfeier" oder so. Ich
habe dafür wenig Sympathie. Feste sollten von ihrem Grundgedanken her
erkennbar sein.
Erstens
mögen auch viele Menschen anderer Herkunftskulturen vieles rund um das
Weihnachtsfest, den Baum, die Geschenke, und zweitens muss man sich mit
seiner Kultur doch nicht verstecken! Das tun andere doch auch nicht.
Also:was tun? Und wie?
Dass
Weihnachten ein christliches Fest ist mit einer bestimmten Botschaft,
sollte in eine Weihnachtsfeier schon hinein. Es ist auch eine kulturelle
Aussage, die man unabhängig vom eigenen Glauben oder Nicht-Glauben
kennen sollte.
Aber
kann man ein Krippenspiel mit der ganzen Klasse aufführen? Als ich als
Lehrerin anfing, konnte man das. Heute haben wir nicht mehr diese
kulturelle Homogenität, wir haben an der Schule drei verschiedene
Religions- oder Ethikunterrichte, da kann man nicht so gut die ganze
Klasse zu einem religiösen Bündel schnüren....
....und
so kam es wie ein Geschenk auf uns zu, dass die christliche
Religionslehrerin, Frau Paulsen, anbot, die Weihnachtsgeschichte mit
ihrer Gruppe für uns szenisch darzustellen!!
Es
ist ja in Ordnung, wenn man die Geschichte und die Botschaft KENNT, man
muss ja nicht denselben Glauben haben oder überhaupt metaphysisch
gebunden sein. Doch wenn man in Deutschland seinen Lebensmittelpunkt
hat, finde ich es schon in Ordnung, wenn man Grundkenntnisse der
christlichen Kultur hat, und wenn man in Kreuzberg lebt, sollte man auch
Kenntnisse des Islam haben, die Grundgedanken und die Feste kennen und
im besten Falle miteinander teilen.
Vielleicht kommen uns in den nächsten Monaten auch noch gute Gedanken zum gemeinsamen Feiern des muslimischen Zuckerfestes, das wäre auch schön!
Vielleicht kommen uns in den nächsten Monaten auch noch gute Gedanken zum gemeinsamen Feiern des muslimischen Zuckerfestes, das wäre auch schön!
Also
hatten wir schon mal das Krippenspiel und ich möchte mich im Namen der
Klasse bei Frau Paulsen und ihrer Gruppe - es waren netterweise auch
Kinder anderer Klassen dabei!!! - herzlich bedanken!
Julia hatte mehrere neue Tierlieder mit den Kindern eingeübt, auch diese sollten nicht fehlen. Jakob, der beim Lesefest beim individuellen Kurzvortrag noch ganz schüchtern gewesen war, lief zu großer Form auf und zeigte seinen ganzen Witz und Charme, so dass seine Mutter später sagte: "Ich wusste gar nicht, dass er so eine Rampensau ist..." Aber genau das war der Eindruck gewesen: er hatte sich "freigeschwommen" und zeigte sich mit Freude auf der Bühne!
Auch ein wunderschönes Nikolauslied hatte Julia mit den Kindern eingeübt, und alle haben zu Recht viel Applaus bekommen.
Zwei
Mädchen unserer Klasse, Laura und Aimée, spielen Geige, und sie
WOLLTEN (!), das stelle man sich einmal vor, ein Lied vorspielen! Ihre
Geigenlehrerin war auch dabei und führte sie durch den Vortrag!
Herzlichen Dank den beiden Kindern und ihrer Lehrerin! Das war so mutig
und so schön!
Nun kam es so, dass Lilly auch etwas vorbereitet hatte:
Sie
wird immer selbstbewusster, sie hatte eine schöne Geschichte von einem
Tannenbaum geschrieben und ein schönes Buch dazu gestaltet.
Sie wollte die Geschichte vorlesen, kann auch schon mehr und mehr frei vortragen.
Und sie hatte konkrete Vorstellungen, die sie uns mitteilte:
Alle
sollten zuerst "O Tannenbaum" singen. Was alle Anwesenden mit großer
Freude taten. Lillies Vater begleitete sie an einer elektrischen Orgel.
Vielen herzlichen Dank für diese schöne Darbietung, Lilly!
So
kam eines zum anderen: Herr Barlach, der Musiklehrer, sang einige
Weihnachtslieder mit den Kindern zur Gitarre, zum Teil sangen die
Zuschauer mit. Das war schön! Wenn alle zusammen singen. Bei einem Lied
wie der "Weihnachtsbäckerei" oder "Schneeflöckchen, Weißröckchen" ist
dagegen ja auch nichts einzuwenden.
Herzlich Dank an Herrn Barlach!
Dann widmeten wir uns unserem Büffet, das unsere Eltern sehr reichhaltig und fleißig zusammengestellt hatten.
Und dann --- kam noch der Nikolaus, begleitet von einem Engel!!!
Er verteilte mit launigen Sprüchen die Julklapgeschenke, von denen jedes Kind eines für ein anderes Kind vorbereitet hatte...
"Ich hab's gesehen, es war.....ich hab ihn an der Stimme und den Schuhen erkannt...." Nun gut! :)
Viielen Dank also auch an die Himmlische Verstärkung!!!!
Danach klang unsere Feier so langsam aus.
Was
schön daran war: Weihnachten war thematisch zu erkennen gewesen.
Niemandem war etwas übergestülpt worden. (Bilde ich mir zumindest
ein...) Ein Potpourri, eine kunterbunte Mischung von Dingen, die im
Unterricht entstanden waren und frei gewählten Beiträgen ergab im Ganzen
eine schöne, runde Feier, mit der wir mit gutem Gefühl unser erstes
wichtiges gemeinsames Halbjahr abschließen konnten...
So konnten wir zufrieden in die Ferien gehen.
Nach den Grundsätzen des Jena-Plan des Peter Petersen gibt es in der Schule vier Formen des Lernens:
Arbeit, Spiel, Gespräch und Feier.
Auch das Feiern ist wichtig und will geübt sein, denn es verbindet Menschen miteinander.
Am Tag danach, dem letzten Schultag, war von den Leckereien des Büffets noch so viel übrig, dass wir eine schnelle After-Feier-Party organisierten und am Ende war alles getrunken und gegessen....
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