Was
wir machen, ist interessant!
Den
Rotkohl (Säure/Lauge) mitgebracht, die Taschenlampe (Mondphasen)
vergessen. Ganz nebenbei führe ich den Lackmustest ein, mit dem
Rotkohl, mit Lackmuspapier. Säurenachweis durch Rot- oder
Rosafärbung. Die Blaufärbung mit Seife aus dem Seifenspender klappt nicht, dafür kippe ich dann den Becher mit dem Seifenwasser aus Versehen in die Grünpflanzen. : /
Die
Schneckenhäuser sind zum Teil schon durchscheinend und im Wasser
beweglich wie eine Membran.
Dann
kommen wir zu Mathe. Das Verständnis für Zahlen hat durch die
Hausaufgabenübungen zugenommen, 54 wird schon als eine 18er-Zahl
erkennt...Ist das schön!
An
der Tafel zeigen ein paar Schüler die Malaufgaben
Luigi
fehlt das Runden! O weh! Er war, als es in der 5. Klasse
„durchgenommen“ wurde, noch in der Fördergruppe. Dort haben wir
sehr einfache, grundlegende Aufgaben gerechnet und nun fehlt es ihm
ganz....Ali will es ihm gleich erklären. Aber es fehlt die
Gelegenheit, denn an dem, was wir gerade alle machen, muss Luigi
auch teilnehmen. Es ist das Malnehmen mit bis zu dreistelligen Zahlen
– für die Schüler eine leichte Wiederholungsübung, für Luigi
aber etwas sehr Anspruchsvolles, und dann das alles mit Kommazahlen.
Dabei runden wir für den Überschlag. Das muss Luigi jetzt leider
aushalten. Und ich auch...
Wenn ein Rechenblatt so aussieht, dann ist das ein Grund für große Anerkennung.
Rimas
hat die Multiplikation von Brüchen nicht verstanden, weil er eine
Woche fehlte und bei der Erklärung nicht dabei war. Als wir alle
bei dem schriftlichen Rechnen sind und jede(r) beschäftigt ist, kann
ich es ihm deutlich machen, er versteht es recht schnell. Ich kann
immer nur wiederholen, dass es ums Verständnis geht, also immer auch
darum, sich herleiten zu können, was eigentlich gemeint sein könnte,
wenn man eine Aufgabe nicht versteht. Zum Beispiel anhand einer
Zeichnung. Dann ist es beispielsweise ganz leicht zu sehen, was 3 mal
¼ bedeutet...
Oder so. Eine tolle Leistung von Messi!
Ali
heute super hilfsbereit, er gibt gerne und freigiebig von seinem
tollen Wissen ab.. Auch an der Tafel konzentriert und schrittweise
den Anderen seine Gedanken gut vermittelnd. Es stellt sich heraus,
dass die Klasse die schriftliche Multiplikation anders gelernt hat
als ich sie vermitteln würde. Sie beginnt mit den größten Ziffern
und schreibt keine Nullen. Muss mich umstellen. Habe sie ja erst zur
6. Klasse in Mathe übernommen. Ich persönlich hätte hinten bei den Einern
begonnen zu multiplizieren, aber es geht auch so. Vielleicht liege
ich ja auch falsch...?
Peter
sehr stark in Mathe, Mesut hält mit, ebenso wie Messi, beide haben
tolle neue Hefte und schwarze Fineliner zum Zahlenschreiben. Haben
sich also mit optimalem Arbeitsgerät versorgt und zeigen so, dass
sie das Arbeiten wichtig nehmen.
Der
Essig riecht so stark. Wie wird eigentlich Essig gemacht? Aus
Alkohol. Aber wie....Und Alkohol? Entsteht durch Gärung. Könnten
wir das auch herstellen? Wie weist man ihn dann nach? Er ist
flüchtiger als Wasser. Jetzt müsste ich mich noch weiterbilden.
Aber
vorher noch die Formulare für die Eltern zur Klassenfahrt
klarbekommen und – die Klassenarbeit für morgen in drei
Schwierigkeitsstufen fertigstellen.
*******
Es
ist jetzt die erste Pause. Heute hab ich mal etwas anders gemacht,
habe den Laptop mit in die Klasse genommen und mache hin und wieder
eine Aufzeichnung, es ist bestimmt interessant, eine optimale Form zu
finden, wie man zwischen dem Tun und dem Nachdenken über das Tun
hin- und hergehen kann. So sind es nicht zwei abgetrennte Blöcke,
sondern es geht ineinander über. Bin gespannt, wie das so wirkt. Man
muss dann nicht krampfhaft versuchen, sich an längst Vergangenes zu
erinnern.
Jetzt
haben die Schüler Pause. Es waren zwei sehr gute, konzentrierte
Stunden. Rimas hat während der Arbeit der Anderen eine kleine
Förderung erhalten. Er hat jetzt auch das Malnehmen von Brüchen mit
einer natürlichen Zahl / mit Brüchen inhaltlich verstanden, also
auch, was es bedeutet zu schreiben ½ mal 1/3, ebenso wie das
Malnehmen der Brüche untereinander. Man muss es doch immer
hergeleitet bekommen und verstanden haben, sonst kommt es einem wie
Geheimwissen vor.
Mario
hat wieder nur getrödelt. Er ist ein richtiger Kindskopf. Ich sage
ihm, er wird auf seinem Gym, das er sich ausgesucht hat zum Abi statt
12, wird er 26 Jahre brauchen oder sie haben ihn vorher
rausgeschmissen, wenn er nicht ganz krass fleißiger wird....
Er
nimmt es nicht krumm und lächelt freundlich dazu. Sein Verhalten ist
ihm kein Problem. Er akzeptiert sich so. Ich muss das aushalten zu
sehen, was ich sehe und in die Zukunft „hochrechne“ - aber
vielleicht gibt er sich ja irgendwann einen Ruck, und es ist nicht
entscheidend, dass es hier noch passiert, sondern, dass es überhaupt
passiert.
Links rechnete Emmely, rechts Fereba. Feraba ist stärker geworden seit letzter Woche. Emmely hatte gefragt: "Kann ich mitmachen?" Gebrauchen konnte sie es auch. Sie hat noch keine klare Strategie.
Nun
die Förderstunde: Ich kläre mit den beiden Mädchen Fereba und
Emmely wieder einmal die Grundlagen der Bruchrechnung, was bedeutet
ein Bruch, mit Veranschaulichungen, Zähler/Nenner, echter und
unechter Bruch, Brüche addieren, gleichnamige, ungleichnamige
vergleichen, Hauptnenner suchen. So schieben wir uns vorwärts, immer
auf verstandenem Terrain, damit die Nebelwolke im Kopf, die immer so
schnell kommt und alles verstellt, damit sie nicht kommt. Eine sehr
typische Mädchengeschichte. Ich kann sie nicht ganz genau in Worte
fassen, aber ich merke intuitiv, was geht und was nicht und wo die
Barrieren wachsen.
Dann
üben wir ein paar Aufgaben, und die Mädchen verlieren doch wieder
die Orientierung, sie wissen nicht mehr, was sie machen und warum....
Wir rechnen zwei Aufgaben an der Tafel, die Teilschritte absolvieren
sie isoliert gut, aber der Zusammenhang muss immer aktiv wieder
hergestellt werden. Sie können ihn gedanklich nicht „halten“.
Danach
machen wir erst einmal fünf Minuten Pause.
Die
beiden Mädchen sind verwirrt und müde.
Nun
zum Abschluss der Stunde noch eine Aufgabe, hoffentlich schaffen sie
es aus eigener Kraft... (Sie schafften es nicht.)
Die
Mathearbeit wird hier für sie enden müssen, Schwierigeres jetzt zu
üben, hat wohl jetzt noch keinen Sinn. Nach einem kleinen Gespräch
der beiden untereinander über das, was die anderen Schüler an
Zielen haben, kommen sie auf den Namen Georg Weerth, denn Emmely hat
sich bei einer Schule dieses Namens beworben.
Sie
sitzen gemütlich auf dem Sofa und Fereba fragt: "Wer war Georg
Weerth?" Emmely weiß es nicht, wir googeln: Er kannte Freiligrath –
beide Mädchen lachen, Freiligrath, den „kennen“ sie doch schon.
Er interessierte sich für soziale Fragen, hatte eine Wollfabrik und
ging nach England, wo er die erste Industrialisierung und die Lage
der Spinner und Weber mitbekam – und Karl Marx kennenlernte, der
über die Schwierigkeiten dieser Leute schrieb. „Oh,
Karl-Marxstraße“, sagt Emmely. „So machen die Namen alle einen
Sinn. Die hängen alle irgendwie zusammen. Schön dass er Freiligrath
kannte.“
(So
eine Situation wie diese, das kann man nicht planen.) : ))
*******
Im
Moment sitze ich im „Freckles“ und bereite diesen Schultag nach.
Habe nach dem Unterricht noch viel gearbeitet, an den Formularen zur
Klassenfahrt. Aber dann ging es nicht weiter, denn die Leute, die mir
etwas hätten sagen können, sind heute nicht da. Was das alles für Zeit kostet! Das würde einem keiner glauben.
Die
Klassenarbeit für morgen ist fertig. Aber unterhalb des Anspruchsniveaus, sozusagen,
die drei Niveaus der Schüler, das habe ich nicht geschafft. Bitte pickt Euch heraus,
was Ihr könnt, es ist mir nicht gelungen....Und die "Bäumchen", die
müssen etwas extra bekommen. Ihre Förderlehrerin, die mit ihnen
gearbeitet hat, ist heute nicht da, aber sie könnten ein paar
Aufgaben zu den vier Grundrechenarten lösen und sich ebenfalls das
heraussuchen, was sie von den Brüchen verstanden haben.
Wie
man so etwas dann nachguckt und bewertet, dafür braucht es dann auch
wieder Erfindungsgeist.
Jedenfalls
habe ich morgen eine Klassenarbeit, auch wenn sie den eigenen
Ansprüchen eher nicht entspricht....
Aber
morgen die Taschenlampe nicht vergessen!
Ein schönes Mittagessen war das gegen 12 Uhr, Risotto mit Tomatensoße und, statt dieses Putenschnitzels ein Stück Polenta mit Spinat, dazu Früchtetee. Den Fruchtjoghurt nahm ich nicht.... Gegen Mittag ein warmes Essen, für 2,50 Euro, das ist schon schön! Meist gibt es zu dem Fleisch, das fast immer gereicht wird, doch eine schöne pflanzliche Alternative.
Über das Essen wird immer so schlecht geredet. Ich fand es gestern und heute in Ordnung. Es war frisch und preiswert. Wenn man bedenkt, dass für einen ganzen Monat nur 23 Euro gezahlt werden, dann sind das für eine Mahlzeit pro Kind etwa 1 Euro 20. Da kann man doch eigentlich nicht meckern.
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