Samstag, 31. März 2012

Verborgene Arbeitsvermehrung ohne Personalausgleich (1)

"Als kompliziert und bürokratisch werden die Leistungen des Bildungspakets jedoch noch immer häufig empfunden. Während Zuschüsse zu BVG-Tickets, zum Schulbedarf oder die Finanzierung von längeren Klassenfahrten vom Jobcenter abgewickelt werden, müssen andere Leistungen wie das Schulessen über den Caterer abgerechnet werden.  

Eintägige Schulausflüge und Nachhilfe externer Anbieter wiederum werden direkt von den Schulen organisiert. Die Schüler müssen dann mit dem Berlinpass nachweisen, dass sie einen Anspruch auf die Leistung haben. Erst danach kann die Schule die Mittel beim Schulamt beantragen, das wiederum das Geld aus einem Schulfonds erhält. Den Aufwand, der dabei anfällt, müssen die Schulen größtenteils ohne zusätzliche Ressourcen stemmen."

http://www.zeit.de/gesellschaft/schule/2011-12/nachhilfe-bildungsgutscheine

Donnerstag, 29. März 2012

Anatomie eines Konflikts

Oh, oh, ob ich das alles nochmal zusammenkriege? Von 8 bis 16h? Mal versuchen. Gestern war es ja so schön gewesen. Aus heftigen Träumen aufgewacht heute 7.30 h angekommen, Kinder alle nett, als die erste Stunde beginnt. Drei kommen zu spät. Trage sie ein. Erfrage, was gestern noch so war. Muss die vollste Harmonie gewesen sein am Nachmittag, alles. Ali hatte die Wette gewonnen, wenn man seinen Mitschülern und Mitschülerinnen glauben will. Alle klatschen für Ali. Er ist sehr stolz. 

Dann gebe ich die kleine Deklinationsarbeit zurück, die mit den Noten. Manche Kinder sind nicht so erfreut. Hatte streng zensiert, damit wir in Fahrt kommen zu üben. Tobi schreibe ich noch etwas für die Mama ein, er ist schon ziemlich geknickt. Ich sage ihm, er soll sich mehr melden und viel mehr im Unterricht sagen, viel mehr sprechen und wirklich, in der vierten Stunde kommt er so richtig gesprächstechnisch in Fahrt und sagt kluge Sachen. Prima, Tobi, Du kannst das!

Dann widmen wir uns noch einmal dem "Friedrich". Ein Kapitel lese ich, eines die Kinder nacheinander, abschnittweise. Tobi hat sich eklatant im Lesen verbessert, liest viel flüssiger, das ist wunderbar. Hat viel zu Hause lesen geübt! :)) Muss auch ins Elternheft hinein. 

Das Kapitel "Der Film" ist schon heftig. Friedrich und der Erzähler besuchen den Film "Jud Süß", den Friedrich gar nicht sehen darf und er wird prompt erwischt. Er ist natürlich nicht aus Neigung hineingegangen, sondern weil er mitbekommen will, wie Seinesgleichen im Film dargestellt wird. Friedrichs Mutter ist längst verstorben, während der Pogromnacht, sein Vater und er reparieren kaputte Lampen, weil sie nichts mehr arbeiten und verdienen dürfen. Im Gespräch fällt das Wort "Schwarzarbeit", und es muss mal geklärt werden, dass Schwarzarbeit in einem Unrechtsstaat, der einem das Lebensrecht verweigert, etwas Anderes ist als in einem Rechtsstaat.

Dann ist die erste Pause. Danach sprechen wir über das Schulfest im Mai. Haben wir Ideen? Jede Klasse soll etwas beisteuern. Es kommen als Ideen: Alkoholfreie Cocktails zum dritten Mal? Was Schäfliches? Schubkarrenrallye mit Heuballen? Elektrifizierte Weltkarte mit Ländern und Haupstädten als Quiz, woher die Schüler unserer Schule kommen? Die Elektrik selbst gebaut? Werkarbeiten herstellen und anbieten für die Klassenfahrt oder die Schafe zur finanziellen Unterstützung?
Die Werkarbeiten und die Cocktails halten sich beim Meinungsbild die Waage. Das Werken wäre nicht schlecht: Gefilzte Jongliersets mit Stoffbeutel, ein Länder-Hauptstädte-Memory aus Sperrholz im Stoffbeutel, ein Deutschland-Länderpuzzle in gleicher Verpackung, selbstgeflochtene Körbe?
Das ist doch genau das, was fehlt und was so viel Freude macht. Selbstwirksamkeitserfahrung ;-) im Handwerk. 
"Handwerk" soll es heißen, das Vorhaben, meinten einige Kinder.

Dann möchte ich in den Nawiraum hinunter, den Klimafilm noch einmal ansehen, die einzelnen Sequenzen einzeln, unterbrochen durch resümierende Gespräche.
Ali, der beim "Friedrich" schon extreme Haltungsschwächen zeigte, geht jetzt voll in die Rebellion. Er habe den Film schon gesehen, was das jetzt soll, er brauche das jetzt nicht mehr.
Wir gehen den Film doch noch einmal durch. So viele Einzelheiten werden da angesprochen. Das muss alles sortiert und verdeutlicht werden, damit es sich ins Bekannte einbauen kann. Einige Schüler sind erstaunlich gut bei den Gesprächen, Lilly, Tobi und immer wieder Peter und Hans, aber auch Selena ist sehr aktiv, Eren ebenfalls.
Nur Ali hängt demonstrativ überm Tisch und zeigt allen, wie Scheiße das jetzt alles ist. Während Bastian ständig an Tobi herumzoppelt und die ganze Umgebung ablenkt. Ihn muss ich umsetzen. Es geht um Wetter und Klima und die Faktoren, die dazu beitragen, Meterologie, Altersbestimmung und Zusammensetzung  von Polareis, CO2-Anteile vor 20 000 Jahren und heute und warum CO2 zur atmosphärischen Erwärmung beiträgt, es geht um Eiszeiten und Warmzeiten, Gletscher, Moränen und Findlinge.
Einmal ist sogar eine Hallig bei Sturmflut zu sehen...Wenn wir im Juni nach Wyk auf Föhr fahren werden, dann werden auch die Geestkerne der Inseln von der letzten Eiszeit eine Rolle spielen.
Nun geht's zur zweiten Pause. Diese verwandelt sich prompt in eine Regenpause, die meiner als Aufsicht bedarf. Danach habe ich ein Gespräch innerhalb einer Lehrergruppe zur Änderung der Schulanfangsphase in altershomogene Gruppen und ich soll aufschreiben, warum das sinnvoll ist.

In der 6. Stunde gehe ich zur Unterstützung nochmal in den Englischunterricht. Danach eine Stunde frei, die Klasse hat Essen. Ich muss aus diesem Schulhaus raus, die Luft, der Lärm, ich muss da einfach mal raus, das zieht mir so die Energien weg, also nichts wie weg für eine halbe Stunde ins richtige Leben. :-)

Danach brennt die Hütte. Was war passiert? Beim Essen muss es begonnen haben. (Im Nachhinein meine ich, es könnte auch sein, dass es schon in der ersten Pause begonnen hat.) Ali - man merkt schon, dies wird wieder ein Ali-Tag - hat Anna und Cherry geschlagen. "Sie haben schlecht über mich geredet," sagt er. Daraufhin schlug Emmely Ali, Eren schubste Emmely, diese zog Eren von hinten an der Kaputze, so dass der Reißverschluss des Anoraks ihm vorne ein fünfcentgroßes Hautstück vom Hals riss. Ali bezeichnete dann noch Sallys Bruder als "schwul" und die anderen Sachen habe ich vergessen.
Die Mädchen versichern treuherzig, sie hätten nur einfach so geredet und gelacht, sie hätten nie und nimmer über Ali gelacht. 

Kollegin Frau Herzog führt die Untersuchung, das macht sie sehr bestimmt und gut. Sie kündigt an, die Zeit, die wir jetzt benötigen, nachzuarbeiten. Ich ziehe da natürlich mit und am Ende ist die Mathestunde um halb vier beendet anstatt um zehn nach drei.

Während des Rechnens frage ich in meiner Fördergruppe nach, ob jemand in der Nähe war, als der Streit eskalierte. Ja, einer war in der Nähe gewesen und der Ansicht, Anna und Cherry hätten beim Essen schlecht über Ali gesprochen.

Gestern war alles so harmonisch zwischen Ali und den Mädchen gewesen. Er hatte sich auf die "Wette" eingelassen, er hatte sich eine unglaubliche Mühe gegeben. Auf eine Weise hatte er damit gezeigt, dass ihm die Mädchen wichtig waren, sie hatten alle gemeinsam etwas auf die Beine gestellt. Und nun heute das? Woher kam diese ganze destruktive Energie? Wenn es nun Enttäuschung gewesen war, dann würde der Konflikt in seiner Anatomie besser zu verstehen sein und nicht so unsinnig erscheinen. Vielleicht war Ali ja nicht zu hundert Prozent der Böse in diesem Streit.

Um halb vier Gespräch. Ja, sie hatten ein wenig gelästert. Fereba, die dabeigewesen war, bestätigte das. Es war Anna und Cherry nicht klar gewesen, was sie da machten. So Mädchensachen eben. Heute so, morgen so. Dagegen hatte Ali, enttäuscht,  rebelliert. Nicht auf die richtige Art, aber das Gefühl, das diese Handlungen gespeist hatte, wurde nun verständlich.

Um vier Uhr gingen wir. Ali war wieder die Ruhe selbst, es schien ihm gut zu tun, dass seine Empörung verstanden worden war. Die Mädchen müssen mehr Verantwortung übernehmen für das, was sie sagen und tun. Ihre Machtspiele funktionieren anders als die der Jungen, funktionieren aber auch sehr dezidiert.

Da war eine Annäherung missglückt und das Missglücken wurde energetisch zurück- und weitergegeben. Ich nehme an, dass Ali Sally als Beteiligte gesehen hatte und durch den Angriff auf den Bruder ihr etwas "zurückgeben" wollte.

Zum Schluss war ich aber froh, dass der Konflikt nachvollziehbar geworden war. Die Emotionen waren verständlich geworden, ebenfalls die gegenseitige reaktive Verstrickung, wenn auch einzelne Handlungen weiterhin kritikwürdig bleiben.
 

Mittwoch, 28. März 2012

Was für ein schöner Beruf!

Heute war die Atmosphäre sehr entspannt. Dies hielt sich über die vier Stunden, die wir zusammen waren. Anna erzählte, die Mädchen hätten mit Ali eine Wette geschlossen. Ali stand daneben und grinste. Die Wette ging so: Sie bezweifelten, dass er sich bis 16 Uhr nur liebenswürdig verhalten könne und er hatte "Topp!", dagegen gehalten. Bis 12 Uhr sah es so aus, als ob Ali die Wette gewinnt :-)), aber es war ja noch nicht aller Tage Abend.
Um 7 Uhr war ich im Edeka gewesen und hatte eingekauft. Eigentlich hatte ich den Kindern versprochen, dass wir Eier färben würden, doch ist mein seelischer Zustand extrem angespannt. Die Reaktion war auch nicht so begeistert gewesen, dass ich mir große Sorgen machen musste. Vielleicht dachten manche Kinder auch, sie seien schon zu groß dafür.
Ich lud im Supermarkt meinen Korb voll mit gekochten, gefärbten Eiern, Schokohasenlollis, Geleehasen und -eiern, kleinen Fondant-Schokonestern und Schokoladenkäfern (Marienkäfer, Maikäfer - oh, Kindheit!), das musste sein. Ostergras hatten wir noch.
Als ich im Lehrerzimmer meinen Korb auf den Tisch stellte, merkte ich, dass ich im Auto meine Schultasche vergessen hatte...In diesem Zustand bin ich gerade. Sehr bedenklich. Ich werde es also noch gerade so in die Ferien schaffen.
Im Lehrerzimmer kopierte ich die Zutatenlisten unserer Schätze und vergrößerte sie.

In der Klasse begann es mit Streit. Bastian war sehr erregt. "Mesut hat einfach meine Schuhe aus dem Regalfach rausgenommen und weggestellt und seine reingestellt!" Mesut? "Ich bin mit Peter zusammen da drin." "Dann hören wir mal, was Peter dazu meint." Peter wird gefragt, noch bevor er dazukommt: "In meinem Fach sind immer Bastians Schuhe mit dabei." Aha. Als Mesut das hört, wird er ganz fuchsig. Immer wollen ihm alle ans Leder! "Mesut, wenn Du das anders haben willst, dann kannst Du es doch sagen. Was Du da gerade machst, ist Urwald, die Schuhe eines Anderen einfach rauszuschmeißen." Also Bastians Schuhe zu Peter zurückgestellt. "Dann stelle ich meine Schuhe eben davor."-"Nein, Du stellst Deine Schuhe nicht davor. Wo standen sie denn vorher?" Bei Ali, aber da sollen sie jetzt nicht stehen. Ich will aber, dass sie bei Alis stehen und setze mich durch. Bis wir eine Lösung haben. Puuh!! Mesut ist tief beleidigt.

Wir begannen mit einem Gespräch. Die Kinder waren gestern im Theater gewesen, ich hatte nicht dabei sein können. So erzählten sie mir davon. Sie hatten im Theater zur Parkaue "Die Reise zum Mittelpunkt der Erde" gesehen. Es war wohl ein pyrotechnisches Highlight gewesen, viel Action, viel Spaß, wie immer.

Otti, unser junger Lesepate kommt. Er ist zwei Stunden früher da, weil er nicht so ungerecht zu den Mädchen sein möchte. Er soll mit ihnen auch lesen, sie haben  ihm Schuldgefühle gemacht, weil er immer mit Ali und dann mit Ronaldo und Pablo liest. Er geht mit zwei Mädchen in die Bücherei hinunter, lesen. Später mit vier anderen.
Wir lesen die Zutatenliste der Schokosachen: Glukosesirup, Emulgatoren, Agar-Agar, Sojalezithin, Fructose, Rückstände von Schalenfrüchten usw.usw. Zwei Begriffe kenne ich nicht: Carnaubawachs und Saflor. Doch gibt es den Computer in der Klasse, auf Wikipedia kann man es nachlesen. Carnaubawachs wird aus der südamerikanischen Carnaubapalme gewonnen. Saflor ist ebenfalls ein pflanzliches Produkt. Es tauchen die Begriffe Fondant, Nonpareilles, Dragee auf (Ist denn das Konditoreisegment entièrement französisch?) Wir müssen noch die Funktion der pflanzlichen Gelatineersatzstoffe klären und auch, was Gelatine ist. 



Nachdem die Köpfe von den ganzen Begriffen hörbar brummen, ist klar geworden, dass jeder hiervon alles essen kann, ob Muslim oder Vegetarier oder einfacher Normalmitteleuropäeresser.

Pablo spricht mich an: "Eren sagt, er hat gesehen, dass bei Lilly auf facebook ein Bild von mir zu sehen ist, ich bin ganz genau drauf zu erkennen und sie hat mich nicht gefragt."  In der kleinen Pause nach der Lebensmittelzusatzstoff-Vorlesung gehen wir hinüber: Lilly, Pablo, Eren und Tobi, der hat das Bild auch gesehen. Lilly verspricht, es zu bearbeiten oder zu löschen, jedenfalls dieses Bild herunterzunehmen. Bis morgen.


 Peter, der Ästhet

Wieder zurück. Jetzt kommt die Faltarbeit. Das Kästchen für das Nest: Wir haben dieses Kästchen im letzten Jahr schon einmal gefaltet, es ist eine mittelschwere Arbeit und wird von fast allen gut bewältigt. Zwei Kindern muss man helfen, sie sollten öfter falten, haben kein sicheres räumliches Vorstellungsvermögen.
Die Kinder bemalen die Kästchen, legen Ostergras hinein und füllen die Schätze hinein.


Cool: Mesut
Auf irgendeine Weise sind wir doch (hoffentlich) alle noch Kinder geblieben, auch die großen Kinder und die großen Erwachsenen, so dass alle ihre Freude an den Nestern zeigen.


Diese werden bis Freitag aufgehoben. Inzwischen war Pause gewesen. Ich muss zum Fußballplatz. Dort ist Chaos, die Kollegin kommt mir entgegen; bestimmt fünfzehn Fünf- und Sechsklässler auf dem Fußballfeld, das heute für die 3./4. Klassen reserviert ist. Also mal wieder in die Hände gespuckt und das Pausengespenst gegeben. Nach einer kurzen Darbietung sind die Verhältnisse geklärt. Ich kann achtsam auf der Bank sitzen, aber schon recht entspannt, weil die Grenze strikt eingehalten wird. (Solange ich da sitze und gucke.) Das geht dann so. Ich koste meinen kleinen Sieg insgeheim aus. ;)
Nach der Pause kommt Mesut ganz zerknirscht an und sagt, er findet seine Hausschuhe nicht. "Ha ha, wenn ich Du wäre, würde ich das auch so machen!" Er bleibt beharrlich. "Die hast Du versteckt, damit Du die anderen anbehalten kannst." "Guck doch selbst, sie sind weg," aber er muss dabei lachen. Ein Glück, dass er nicht soo gut schwindeln kann. Einige Jungs, mit denen er wohl nicht so nett umgegangen ist, suchen und finden die Schlappen hinterm Regal..."Man kann es ja mal versuchen."
In der dritten und vierten Stunde ist Otti wie gewohnt mit Ali lesen. Mit Ali muss er allein lesen. Ist jemand zugegen, ist der nicht mehr aufnahmebereit oder -fähig und kaspert nur herum. Aber heute kaspert er nicht. Er ist die Souveränität und Ruhe selbst!
Zwischendurch gehen immer einige wenige Schüler raus und drehen ein paar Joggingrunden um den Schulhof. Die letzten kommen mit einem atemlosen Otti an. "Ich war der Erste," jappst er. Toll! Schade, dass ich schon so alt bin. Früher bin ich auch mitgelaufen.
Danach machen wir nur noch Freiarbeit, jeder sucht sich was. Ich besorge noch mit Mesut und Messi die Steinzeitbücher, die die Kinder als Ferienlektüre mitnehmen können. "Euch muss ich mitnehmen, Ihr macht mir sonst zu viel Quatsch." Sie lachen. 

Mesut hatte heute schlimmes Nasenbluten. Er hat das öfter. Es kam eine richtig große Menge Blut heraus. Da sollte man einmal zum Arzt gehen. Das muss ich mir merken, die Eltern in irgendeiner Form darauf anzusprechen.
In der letzten halben Stunde feiern wir mit drei Kindern Geburtstag, Lilly, Messi und Emmely. Die Geburtstage sind schon ziemlich lang her, aber die Kinder haben sich vorgestern im Buchladen  schöne Bücher ausgesucht. Messi ein Buch mit Schülerwitzen, von denen er ein paar vorliest. Lilly und Emmely je einen Roman aus "Fear Street", gepflegter Horror für größere Kinder.
Sie werden hochleben gelassen, wir singen und dann ist Pause.


Bei "Hochsollsieleben" wird man mit dem Sessel hochgehoben, drei Mal.

In der Pause haben wir ein Mädchengespräch angesetzt. "Können wir ein Mädchengespräch machen?", fragte Selena. Ich sagte, ja morgen und spürte einen ganz leichten Hauch von Enttäuschung. Daher musste es heute noch die Pause sein, wenn auch in einer Pause nicht so viel Zeit ist. 
Es knirscht zwischen fünf Mädchen. Lösen können wir das Problem sicher nicht in einer Pause, aber die Grenzen werden vielleicht etwas weicher.
Es ist ein interessantes Gespräch. Es geht um Anerkennung, die Position in der Gruppe, um Wertschätzung oder den empfundenen Mangel daran, um Zuverlässigkeit als Freundin. Wir müssen leider abbrechen, denn nun hat die Klasse zwei Stunden Sport.

Heute war wieder so ein Tag, wo man denkt: "Was für ein schöner Beruf! Er ist sinnvoll, macht viel Freude und wird gut bezahlt..." :))

Oh, oh, zwischendurch kam Sally und fragte, ob sie im Stuhlkreis ihre Geschichte vorlesen könne, sie sei fertig. Doch das war ein Geburtstagsstuhlkreis. Morgen auf keinen Fall Sally vergessen! Auf keinen Fall.

Dienstag, 27. März 2012

Ein ganz normaler Schultag Montag, 26.3.12

 
Sommerzeit-Umstellung, trotzdem gut ausgeschlafen. War um MEZ 20 h im Bett gewesen, musste ja MEZ 4 Uhr wieder aufstehen. Macht acht Stunden, was ausreichen dürfte. Auch, wenn es nicht gelingt, gleich einzuschlafen, hilft die Ruhe doch.
Meine Kollegin ist nach drei Wochen wieder da. Sie fühlt sich gesund, Erleichterung. Es gibt wieder Förderunterricht! Die kleine Gruppe, heute drei Kinder, gehen mit mir in den Wollraum, habe Rechenaufgaben vorbereitet. Doch, wie es kommt, kommt es anders. Wir unterhalten uns zum Einstieg über das Wochenende und es stellt sich heraus – wie, weiß ich nicht mehr -, dass sie ihre Adresse nicht wissen, nicht schreiben können. Postleitzahlen sind völlig unbekannt, auch, wie man eine Adresse auf dem Briefumschlag anordnet.
Dabei haben wir dies in der dritten Klasse ausführlich und praktisch gelernt.
Gar nichts ist mehr da.
Es dauert, bis alles wieder hervorgeholt wurde. Wir haben damals Briefe geschrieben und weggeschickt. Ich habe den Kindern auch schon Briefe geschickt. Darüber hinaus gab es keine Post, die sie weggeschickt oder erhalten hatten. Schade. Auch die Postkästen waren ihnen völlig unbekannt. Sie bekamen als Hausaufgabe, einmal daraufzuschauen.

Vor einem halben Jahr hatten wir uns Bäume angeschaut, die Rinde, die Blätter, die Früchte. Die, die auf dem Schulhof und in der Schulumgebung stehen. Wir kannten damals sechs Bäume. Nunmehr war es keiner mehr.

Ich komme vom Hölzchen aufs Stöckchen, von der Rinde aufs Blättchen. In Punkto Umweltwissen ist NICHTS da, es lässt sich leider nicht anders sagen.

Je mehr ich weiß, desto mehr sehe ich“, sagte Goethe. Der Umkehrsatz gilt auch. Doch insofern laufen unsere drei Kinder blind durch die Gegend. Sie wissen fast nichts. Sicher kann Pablo alle Automarken vorwärts und rückwärts aufsagen, aber die hundert Sperlinge in der Hecke vor dem Haus, die immer in die Jalousiekästen fliegen, sie hat er noch nicht bemerkt, geschweige denn benennen können.

Man erinnert sich? „Wie heißt dieser Vogel?“ „Spast!“

In diesen Gesprächen komme ich mir manchmal wie die Mutter vor, die ich einmal war, wenn wir spazierengingen, wenn wir zu Hause waren, wenn wir die Gespräche führten, die wir führten. Wenn uns etwas auffiel, wenn ich im Gespräch Linien zog zu Anderem, so dass über die Jahre eine Art zusammenhängender Kosmos gedanklich entstehen konnte.

Dann führe ich diese Gespräche, wissend, dass sie wie ein Tropfen sind, der gleich wieder verdunstet, hoffend, dass da doch mehr bliebe..

Dann nehme ich diese Rolle an.

Schrieb einer Mutter ins Heft, sie möge ihrem Sohn einmal die Vögel zeigen, die sie kennt. Wie viele kennt sie wohl? Oder der Vater, den er am Wochenende sieht? Wieviele er? Worüber sprechen sie, wenn sie zusammen sind?

Zwei Stunden sind um. Wir gehen nach oben in den neu verlegten Vorraum. Die großen Pflanzen stehen wild und wirr herum.

Pflanzen neigen ihre Blätter nach dem Licht. Woher kam das Licht, fragen wir bei jeder Pflanze. Wir spielen das Licht. Woher kommt jetzt das Licht? Wie muss die Pflanze also stehen, gedreht werden, damit das Licht für sie „richtig“ kommt.

Sie bewältigen das sehr gut! Schließlich stehen alle Pflanzen richtig und es klingelt zur ersten Hofpause.

In der Pause halte ich Wache am Fußballfeld, beschütze die Kleinen vor der Rohheit der Großen, die immer in ihren Bereich laufen, ihnen den Ball abnehmen, mitspielen, ihnen keine Wahl lassen. Daher bin ich bei den „Großen“, die sich kindsköpfiger benehmen als die „Kleinen“, sehr unbeliebt. Im großen und Ganzen halten sie sich an die Regeln, während ich da stehe. Entern aber einmal mit Geschrei als Sechsergruppe den Platz, halten sich kurz darauf auf und gehen quer hinüber zum jenseitigen Rand, wo sie sich anrempeln.

Dann, als dies nichts nützte, laufen sie korrekt an der Platzlinie wieder nach vorne, fünfe nehmen einen in die Mitte, ich sehe Fäuste und Knie, die sich ins Zentrum bewegen, das ein Junge ist, sie spielen „jemanden verkloppen“ und denken, ich merke nicht, dass das gestellt ist. Ich bleibe auf meinem Platz. Da vergeht ihnen die Lust, es klingelt.

Noch schnell auf Toilette, hoffentlich hat oben jemand aufgeschlossen.
Auf dem Weg nach oben drückt mir eine Kollegin einen Fußball in die Hand. Mesut und Messi haben vorne am Schulhaus Fußball gespielt. Da ist es nicht erlaubt. Zusätzlich haben sie kleine Kinder mit dem Ball abgeschossen. Mesut hat auch seine Hausschuhe (wieder) nicht an.

Ach nein, das sind zwei von den vieren, die aus Gründen letzte Woche nicht zum Ausflug durften. Wie war das eigentlich noch mit der Brille der Erzieherin, die er ihr am 16. vom Kopf gekickt hatte, fällt mir jetzt ein...Ja, sollte auch einmal wieder ein gespräch geführt werden. Muss mich um einen Terminvorschlag kümmern. Nicht vergessen! Er scheint nicht dazuzulernen, das sollte man mal festhalten.
Wieder Mitteilungshefte vollschreiben, bitte unterschreiben für die Eltern, aber später, der Unterricht beginnt. Während dieser zwei Stunden zeigt Bastian ein extremes Störverhalten, vorher hatte er hingebungsvoll die Tafel gewischt und alles sensibel erfragt...Ich trage es auch ins Elternheft und ins Klassenbuch ein.
Natürlich komme ich mir bescheuert vor. Aber wie markiert man die Grenzen?
Wie macht man deutlich, dass angemessenes Verhalten die Hauptsache ist und nicht Querschüsse, die immer liebevoll und ermunternd von den Mitschülern belacht werden.

Die Elternhefte vollzuschreiben, war meine Tätigkeit in der 2. Hofpause. Diese hätte ich eigentlich zum Ausspannen gebraucht...Kaum bin ich fertig und habe es kopiert, klingelt es zur fünften Stunde.

Noch ein Elternheft hatte ich: Ein Konflikt vom Freitag. Emmely und Manuel hatten sich wohl mit Worten gegenseitig nichts geschenkt, aber Emmely hatte Manuel mit Tinte vollgespritzt. Dies hatte ich den Eltern eingetragen. Die Mutter schreibt einen langen Kommentar, der mir vorhält, ich sähe weg, wenn es um ihre Tochter ginge...Nee, das verletzt mich. Ich bin doch die, die hinschaut. ;-)

Ich habe nur keine Zeit, die Seelenregungen der Störer im einzelnen zu erforschen und auch keine Lust. Emmely verhält sich, gelinde gesagt, wie eine Kratzbürste, ich setzte sie schon von Mario weg, weil es nur Streit zwischen beiden gab, jetzt setzt sich das gleiche mit Manuel fort.

Ich will nicht immer dasselbe sagen. Ich bin kein Papagei. Wer dem anderen das Gesicht und die Klamotten vollspritzt, bekommt einen Eintrag. Punktum. Der Mutter schreibe ich einen Terminvorschlag ein, kommentarlos. Es muss ohnehin gesprochen werden.

In den Naturwissenschaften sahen wir einen Lehrfilm über das Klima und sprachen darüber. Sehr gut im Gespräch Peter und Hans, auch Anna macht mit, Sally sowieso, Cherry und Selena auch.

In der fünften Stunde deklinieren wir, erst mündlich, dann schriftlich. Schriftlich soll es jeder einmal für sich machen. Die Blätter schaue ich am Nachmittag an, sehr aufschlussreich. Der Dativ scheint schwieriger zu sein als der Genitiv, besonders im Plural. Ich gebe mal Noten auf die kleinen Arbeiten, damit sich jeder verorten kann.

Es müssen auch einmal Vieren dabei sein. Damit die Einschätzungen realistisch werden. Bei zwei Schülern hatte ich  bemerkt, wie die Eltern sich zu meiner Bestürzung offensichtlich in dem Bewusstsein befanden, ihr Sohn sei ein Aspirant fürs Gymnasium und das wird dann , wenn nicht gegengesteuert wird, bei den Gesprächen zum Übergang explosiv werden...

Ich würde mich freuen, wenn jeder aufs Gymnasium gehen könnte. Doch denke ich, jeder muss dann auch das Zeug haben, dort bleiben zu können und den Anforderungen gerecht zu werden. Sonst produzieren wir Scheitern, und das soll nicht sein.

Die sechste Stunde ist Fördern. Gabriele geht mit drei Kindern, die Geburtstag hatten, Bücher kaufen. Wir haben einen Buchladen in der Nähe, der ein breites Sortiment von Kinderbüchern führt und wo die Buchhändlerinnen die Bücher gelesen haben!


Man kann sie nach einer Thematik fragen und sie erzählen und legen einem die Bücher vor. So machen die Kinder eine Annäherungserfahrung, wie man zu passenden Büchern kommen kann. Das nutzen wir für die Geburtstagsbücher. Natürlich verschenken wir BÜCHER! :))

Ich bitte einige Kinder, dazubleiben, von denen ich das Gefühl hatte, sie haben beim Klimafilm vielleicht nicht viel mitbekommen. Kinder, die im Unterrichtsgespräch eher still bleiben. Wir sprechen also noch einmal eingehend über das, was gezeigt  wurde und das, was sie behalten haben, wobei die Aufmerksamkeit auf den korrekten Sprachgebrauch niemals müde werden darf.

Am anderen Tisch sitzt Peter und liest in seinem ausgeliehenen Buch. Ali muss auch kommen, weil er Mario in der Freizeitgruppe beim Spielen ausgelacht hat. Die anderen Kinder erhalten ein Plakat über Vögel und sollen sich die heraussuchen, die sie schon einmal gesehen haben. Währenddessen kann ich mit Peter und mit Ali jeweils lautes und sinnentnehmendes Lesen üben. Ali hatte nämlich seine Lesehausaufgaben nicht gemacht.
Dann wieder zu den Kindern und über die Vögel gesprochen, während die beiden Anderen weiterlesen.
Nun ist auch diese Stunde vorbei.
Sechs Stunden. Viel Konflikt. Ein ganz normaler Schultag.

Freitag, 23. März 2012

Nachtrag

Liebe Kerstin,
heute früh, als ich den Klassenraum betrat und begann, den heutigen Stundenplan anzuschreiben, sah ich diesen wunderschönen, liebevollen kleinen Brief von Dir und möchte nicht versäumen, Dir herzlich zu danken, auch für Deine Zeit, die Du bei uns zugebracht hast und die Weise, wie Du da warst. Alles Gute für Deine Magisterarbeit und lass uns in Kontakt bleiben! 
Dein Buch, das Du mir zum Abschied gabst, habe ich mit Absicht in der Schule gelassen. Zu Hause bin ich ja entspannt, aber hier wird mich bei Gelegenheit jede Seite erfrischen und aufbauen.
Was benötigt denn der angespannte Lehrer mehr als......
??? 
Vielen Dank und komm auch bald einmal wieder, falls Du Zeit hast!  Herzliche Grüße M.

Verdientes Wochenende

Heute hatten wir nur zwei Stunden miteinander. Wir haben uns Fotos von gestern angeschaut und sind verschiedene Aufgaben angegangen: Bastian arbeitete an seinem Länder-Hauptstädte-Holzmemory, Mesut schrieb einen neuen Text über den "Lapislazuli"-Film,  Hans übte natürlich wieder das Rechtschreiben :-), Geli schrieb einen Text, den ich noch nicht gesehen habe,  Lilly und Fereba malten ein Schafsbild, Emmely stritt sich mit Manuel, spritzte ihm Tinte aufs Gesicht und den Pullover und musste mit einer Arbeit in die Nachbarklasse. Sally schrieb einen langen Text von eineinhalb Din A 4 Seiten in ihrer schönen Schrift einfach so auf. Sie wollte zu Hause  weiterschreiben. 
Anna und Cherry arbeiteten an ihren Blogs, Selena pauste Schaf Alma ab
 


 

und malte daraus ein Bild von Alma, Pablo schrieb einen Text auf dem Computer, Ali ebenfalls:
 
Alis Text

  Der Ausflug

Der Ausflug hat mir Riesen spaß gemacht.
Wir sind erst mal mit dem Bus gefahren.
Danach sind wir mit dem Zug gefahren und unser zug ist drei mal zu spät Gekommen und das hat Minna und Gabriele sehr
aufgeregt.
Und Dann sind wir mit Schröder gefahren zu Garz gefahren.
Und dann sind wir mit Bruno spazieren gegangen auf dem weg haben Ronaldo und ich Goldene und glate Steine Gesamelt.
Das war mein Satz Danke.
 (Das war Pablos Text.)
Vorher arbeiteten Eren und Ali zusammen, sie rechneten Aufgaben, bei denen mir für Eren schwindlig wurde, aber sie bewältigten alles perfekt. 


Hätte ich mir niemals träumen lassen. Und Ihr hättet Ali hören sollen:"Schau mal, Du hast eben plus gerechnet, aber was machen wir denn hier? 2 bis 8 ist wieviel?" Und:" 6 bis 2 geht das? Nein. 10 dazu. 6 bis 12? Geht das? Ja. Wieviel ist das? 6 . 6 hinschreiben, die 1 von der 10 hierhin schreiben..." Er hatte die Geduld eines Engels. Eren sah danach stolz und glücklich aus, als beide den Rechenbogen zeigten. 
Solche Aufgaben waren das:
    222.356
-     56.489
-     16.388
-   101.999
----------------
Besser hätte ein Profi nicht unterstützen können. 
Mario wäre so gern in den Computerraum verschwunden. 
 Süßeste Federtasche ever: Marios...
Er wollte einen Text in seinen Blog schreiben. Doch ich erlegte ihm auf, erst einmal etwas auf Papier zu bringen. "Am Computer bin ich viel kreativer!", meinte er. "Hmm, davon hat man aber beim letzten Mal wenig bemerkt. Schreibe erst einmal hierhin, dann sehen wir weiter." Tobi saß mit Lesepatin Helga im Nebenraum, er las vor, sie sprachen über den "Friedrich", Manuel las allein im "Friedrich" weiter. Peter und Messi malten an ihren Berg- und Hubschrauberzeichnungen. Doch irgendwie sahen die Bilder anschließend nicht besser aus. Man müsste zeichnen üben, wie man Flächen zeichnend füllt, Ideen entwickeln. Dann würde ihnen nach einem solch schönen Beginn nicht die "Luft" ausgehen. Vielleicht hätte ich gleich sagen sollen, beim Zeichnen höchstens DIN A 4 nehmen, man kann das sonst nicht bewältigen.
Das waren zwei sehr lebendige Stunden und darf auch einmal sein. Ronaldo zeichnete kleine Tiere und Gestalten. 

Der Haufen seiner gefundenen Steine vom Spaziergang mit Hund Bruno lag neben ihm und war ihm wertvoll. 
 

Er und Pablo waren gestern weit zurückgeblieben. Erst später wurde klar, warum: das Suchen der Steine nahm eben Zeit in Anspruch.

 Spaziergang mit Bruno

Bruno badet im Totenpfuhl
Zum Abschluss ein Sitzkreis mit kurzem Erzählen von gestern. Denn gestern waren wir nicht alle zusammen gewesen. Der Ausflug hatte allen gefallen. Die vier Jungs in den verschiedenen Klassen hatten recht viel gearbeitet. Bastian hatte ein Lob erhalten. Als der Kollege das Lob aussprach, schaute Bastian recht säuerlich drein. Ali meinte vorher allein im Gespräch, seine Mutter habe mit ihm noch über das gesprochen und:"Entschuldigung!" Von Messi war am wenigsten zu bemerken. Mesut hatte es mit Fassung getragen und war fleißig gewesen. Sie hatten früher gehen dürfen, weil manche Klasse ab Mittag außer Haus war und hatten sich darüber gefreut, aber ohne aufzutrumpfen.
Danach noch ein wenig aufgeräumt und mich gefragt: Was ist mit Emmely los? Warum ist sie so "geladen"?
Überhaupt, und das kommt immer zu kurz, denke ich, dass Gespräche mit den Kindern über ihre Arbeiten, über, wie sie sich fühlen, Gespräche ohne Zeitdruck, außerhalb des Unterrichts, in dieser Altersstufe bestimmt genau so wichtig wären wie die mit den Eltern. Eine Art Kindersprechstunde in der Woche mit Ruhe, mit Nachfragen, mit keinen anderen gleichzeitigen Handlungsfäden.
Fereba noch den Halsausschnitt der ewigen Weste fertiggestrickt, oh Hilfe, sie benötigt neue Wolle! In der Wollwerkstatt ein Aquarium gereinigt. Ehe wieder eine Woche ins Land zieht... Die Jungen spielen Caps auf dem Gang. Klack, klack, ein harter Ton. Treppe hinunter, durch die Glasscheibe auf den Hof gesehen: Auch Capsspieler. Man knallt die Dinger auf den Boden und sie zeigen dann diese oder jene Seite. Beim Hinausgehen aus dem Büro fällt mein Blick auf ein sehr großes Foto mit wunderschönen Murmeln. Hach, Murmeln, Klicker, Bucker! War das nicht auch schön? Wie haben wir früher diese marmorierten Glaskugeln in den Händen gedreht, bewundert? Damit gespielt?
War da noch was? Ja, Cherries bestes Bild von "Die Bunte":    
                      
So, jetzt haben wir uns das Wochenende aber verdient.

Donnerstag, 22. März 2012

Schäfchenausflug

Der heutige Ausflugstag zu den Schulschafen war einfach schön! Wir hatten "Kaiserwetter", es hätte nicht sonniger und wärmer sein können. Leider hatten wir am Hauptbahnhof Zugverspätung, so dass wir erst eine halbe Stunde später als erwartet eintrafen. Zuerst begrüßten wir Bruno, den Hofhund. Der gab aber erst Ruhe, als eine Gruppe mit ihm zum "Totenpfuhl" wanderte. Dort legte er sich erst einmal ins Wasser.
Auf dem Hof der Schäferei gab es fleißige Kinder, die den Maulwurfshügeln zu Leibe rückten. Andere streichelten Alma, Nello und Thilus auf der Weide.



Die Kinder, die nicht mit Bruno spazierengingen, ließen sich von Familie Klingler die Lämmchen zeigen und die Krankengeschichte eines Lämmchen, das sie dann "Weißchen" tauften, erzählen.
Einige Kinder besuchten die Senioren Willi, Conny und Fleckchen. Fereba mag seit Jahren Conny so gerne. Die Alten waren im Stall eingesperrt geblieben, damit sie sich  nicht aufregen und am Ende noch die Beine brechen. Wie rücksichtsvoll und vorausschauend von Klinglers!
Als wir später mit dem Bus wegfuhren und an der Wiese vorbeikamen, standen alle drei Alten auf der Wiese. Wie schön!
Mario streichelte "Die Bunte", wie die dreifarbige Glückskatze genannt wird, ausgiebig und die beiden ließen es sich miteinander gut gehen.
Und: Es gab Frau Klinglers berühmten Zuckerkuchen!

Der Bus war viel zu schnell wieder da und brachte uns zurück nach Friesack, von wo aus wir mit der Regionalbahn nach Berlin  und mit dem Bus M41 bis zur Blücherstraße zurückfuhren.
Von dort aus war es nicht mehr weit bis zur Schule. Alle Kinder waren fröhlich und gut gelaunt, besonders Manuel hatte immer so ein Lächeln im Gesicht, das tat gut! Es hat ihm und den anderen Kindern gefallen in Brandenburg in der Alten Schäferei Klingler in Garz.

Mittwoch, 21. März 2012

Ein sehr schöner Tag

Was habe ich heute mitbekommen? Zuerst einmal mit den Vieren gesprochen, die morgen nicht mitfahren werden. Sie hatten mit ihren Eltern schon darüber gesprochen, sagten sie. Sie waren nicht bockig. Man wird dann schon ein wenig melancholisch und fragt sich: Ist es nötig?? Ich weiß, wie gern Bastian dabei ist. Doch wie erreicht man Kinder, die sehr eingespielte Störroutinen haben? Das frage ich mich. Und betone immer wieder für mich selbst, wie wichtig es mir ist, dass auch Ronaldo oder Tobi, Eren, Fereba, Geli und andere merken, dass sie auch wichtig sind. Genauso wichtig. Aus diesem Grund müssen einige Jungen lernen, sich zurückzunehmen.


Zum heutigen Tag: Kerstin kommt, ganz freiwillig. Sie druckt mit Manuel und Tobi Tobis schönen Text:
Wir sahen heute das Ende des Films "Lapislazuli". Er handelt von der Begegnung eines Mädchens von heute mit einem Neandertalerjungen. Das war eindrucksvoll. Nachher beginnen Peter und Messi zu zeichnen:



 Diese Bilder beginnen vielversprechend. Vorne ist ein großer Fels in Form eines Bärenkopfprofils zu sehen. Auf das Ergebnis darf man gespannt sein. Beide rannten vorher in die Bücherei und liehen sich ein Buch aus, das ihnen zeigte, wie ein Hubschrauber genau aussieht.
Mesut schrieb einen Text, zu dem Bastian malte:
Hans hat ihn korrigiert, bevor Mesut ihn auf die Pappe schrieb.

 Währenddessen saßen einige Kinder im Computerraum und schrieben an ihren eigenen Blogs, die sie sich eingerichtet haben. Von Cherry habe ich mir einen Text stiebitzt:




Ja, Deine Ideen sind wundervoll, Cherry, aber Du solltest die Rechtschreibprüfung nicht vergessen...
Cherry freut sich schon auf den Schafeausflug morgen. Schulschaf Alma wird es morgen sicher genauso gehen.


Anna bedenkt noch einmal das Frühlingsfest, bei dem sie mitwirkte. Sie hatte einen solch schönen Text über die Geige geschrieben, der dann verlorenging...


Wenn man auf das Bild klickt, wird es größer und man kann es besser lesen.
In der Klasse schrieben Fereba und Selena einen Text zu einer Klassenfahrt, in dem viel Vorfreude vorkommt. Man kann ihn hier lesen:

Ferebas und Selenas Klassenfahrt-Text


Emmely schrieb ebenfalls einen Text zum Film, Geli zeichnete dazu die "Mba-uff", die Höhle:


Mario schrieb auch im Blog, aber er war nicht so textig dabei, vielleicht sollte er erst einmal etwas in der Klasse schreiben, ehe man ihn vor den Computer setzt..
Hans arbeitete weiter am nächsten Diktat. Er ist am weitesten von allen und übt wie ein Weltmeister. Ali, Ronaldo und Pablo waren mit Lesepate Matti in der Bibliothek lesen. Danach betätigte sich Ali als Lehrer mit Eren, der dann plötzlich richtig schwere Subtraktionsaufgaben löste.
Ich weiß, das klingt viel zu schön, um wahr zu sein. Doch war es so, das ist die Wahrheit. Die Stimmung war so: man konnte viel Freiheit lassen und an jeder Ecke entstand etwas Interessantes. Wie würde man das nennen? Freiarbeit. Es hat viel Freude gemacht.
Danach noch Fahrkarten kaufen gegangen für unsere Tagesfahrt morgen, erfahren, dass die Zugreservie-rungen für die Klassenfahrt im Juni endlich geglückt sind, sogar in Nichtraucherabteilen(!). 
Jetzt muss ich noch Arbeitsaufgaben für die vier, die morgen nicht mitfahren, zusammenstellen. Alles in allem war dies aber ....siehe Titel.

Dienstag, 20. März 2012

Ottos Mops bloggt

Für alle meine Schüler, die sich in diesem Blog tummeln: Es gibt jetzt das LenauerWir bei Blogger. Endlich! Ich weiß gar nicht, warum ich so einen Respekt davor hatte, mir eine neue email-Adresse zuzulegen, es ist ganz leicht. Ab morgen kann geschrieben werden, was das Zeug hält. Auf Blogger kann man sehr leicht schreiben, man hat viele Möglichkeiten der Gestaltung. Bei anderen Blogportalen, bei denen ich das probiert habe, war die kostenlose Version so minimal, dass es keinen Spaß gemacht hat. Im Grunde machen nur blogger und wordpress Spaß. Aber bei Wordpress müsstet Ihr ein wenig besser Englisch können ;-). Deshalb Blogger. Ab morgen. Cool: Ottos Mops bloggt. 
Hier: LenauerWir

Dies und das

Herrje, alle sind heute so LIEB, aber auch alle, und ich will doch mein "Hier-ist-die-Grenze-Programm" durchziehen. Merke, wie ich schon wieder weich werde. Nee, da ist bestimmt Taktik im Spiel, das ist immer so. Ich zieh das durch, frage alle Lehrer und Erzieher und habe den halben Tag damit zu tun.
Gespräch mit den vier Jungen, erkläre mich, frage sie nach ihrem Bild der Sache. Sie finden ihr Verhalten auf dem Fest nicht sehr berühmt, ich bin schon fast wieder gerührt...Minna, bleibe hart!

Peter lernt ganz intensiv mit Lesepatin Thekla. Sie finden Lösungswege für die Fehler im Diktat gestern. Dieses Diktat sieht schon besser aus als sonst!! Aber Peter will es jetzt wirklich wissen. Er hat am Freitag nach dem Unterricht mit Thekla gearbeitet, bis beide plötzlich merkten, dass sie sehr müde waren.
Wir, die Wahlpflichtunterricht-Gruppe, schaffen es, innerhalb von zwei Schulstunden das Aquarium aus der Wollwerkstatt in den Klassenraum zu holen. Gute Leistung! Pflanzen raus, Wasser fast alles raus, umheben, Styropor drunter, auf den Rollwagen, nach oben, Filter putzen, umheben, wieder einrichten, Wasser temperiert wieder einfüllen, Geräte anschließen, fertig, Pausenklingeln. Gute Arbeit.

Im Wetterbericht geguckt, der Ausflug scheint möglich am Donnerstag, aber oh, vergessen, in der Küche die Lunchpakete anzumelden.  :-(
Irgendwie es geschafft, mit vier Lehrern und vier Erzieherinnen über Betreuungsmöglichkeiten für die vier Jungen am Donnerstag zu sprechen.

Selena sagt:"Ich war auf Deinem Schulblog. Du wirst jetzt beobachtet.." Oha, jetzt muss ich aufpassen, was ich schreibe....

In der Klasse gerechnet, vertretungsweise. Muss ja auch mal sein. Peter und Ali sind ja richtig schlaue Rechner! PauseAufsicht. Dann Filmrest gucken gehen, meine Vier löchern ständig, weil sie schon dies oder das gehört haben über ihre Donnerstagsmöglichkeiten und wollen dies und das heraushandeln, gehe nicht darauf ein. Habe den Film zu früh wieder anfangen lassen, so dass wir noch nicht zum Ende gekommen sind, als es zur Sportstunde klingelt. Ziemlich schlecht von mir gemacht.

Dann Gespräch mit Sally und ihrer Mutter. So ein freundliches und nettes Gespräch! Wir haben so ein Glück! Und Sally scheint zufrieden zu sein. Prima!
Jetzt möglichst schnell weg! Auf dem Weg wieder Ansprache wegen Donnerstag, ich murmele nur:"Ich- habe- jetzt- frei!" und meine das auch so.

Es stimmt natürlich nicht. Zu Hause muss ich mir jetzt die Briefe an die Eltern geben, vier verschiedene. Es ist 17 Uhr, als ich sie beendet habe. Und nun ist es halb sechs und die Schule sollte jetzt endlich anfangen, mich loszulassen...

Montag, 19. März 2012

Nein sagen

Liebe Schulleitung,

es war heute im Haus zu hören, dass bei Euch Unmut dagewesen sei über Klassenlehrer, die nicht am Freitagnachmittag beim Frühlingsfest ihre Klasse betreut hätten; die nicht anwesend gewesen seien.
Dies betrifft auch mich.
Seit zwei Wochen halte ich "die Stellung" allein in der Klasse. Alle meine Förderstunden halte ich mit der gesamten Schülerschaft. Soll Fächer unterrichten, die ich nicht gelernt habe. Gleichzeitig soll ich den Lehrplan erfüllen, der da heißt, alle angemessen auf ihrem Niveau beschulen, vom Sonderschüler bis zum Hochbegabten. Förderlehrer, die mich unterstützen, habe ich in dieser Zeit und schon vorher auf weiter Flur praktisch keine mehr gesehen. Auch die Erzieherin ist oft in anderen Gruppen eingesetzt.
Ich hatte eine Erkältung, deren Spitze ich mit meinen Freiberufler-Methoden mit zwei Fehltagen abmildern konnte. Seitdem trage ich mich mit einem langanhaltenden Husten, der nicht gehen will.
In der letzten Woche gab es eine Konferenz, so dass mein Schultag bis 19.15 Uhr dauerte, von 7 Uhr morgens. Am Tag danach war ich mit der Islamischen Religionsgruppe und dem anderen Teil der Klasse in einer Ausstellung "Roads of Arabia", ein Gemeinschaftsprojekt mit der Religionslehrerin, wo ich vier Zeitstunden länger gearbeitet habe als eigentlich vorgesehen.
Auf der Konferenz haben wir ein Buffet "gestemmt", um Geld für unsere Klassenfahrt im Juni einzunehmen. Während dieser Zeit funktionierte auf Grund von Treppenarbeiten der Fahrstuhl nicht. Jede Schüssel fürs Buffet musste über lange labyrinthische Wege von Hand getragen werden. Zusätzlich gab es tagelang Bohrlärm im Hundert-Dezibel-Bereich und gesundheitlich schädlichen Feinstaub in der Luft.
Am Freitag habe ich zwei Schulstunden, von 10 bis 12 Uhr. Am Freitag war eine Professorin der Studentin da, die ich während eines Praktikums zusätzlich vier Wochen betreut habe. Ich fühlte mich krank und erholungsbedürftig und habe mich bei den Veranstaltern des Frühlingsfestes entschuldigt. Meine Kräfte hätten nicht ausgereicht, den ganzen Freitag zu absolvieren bis 18 Uhr UND am Montag wieder verlässlich da zu sein. Das ganze Wochenende stand  im Zeichen von Gesundwerden und Regeneration. Wirkliche Erholung mit privaten Tätigkeiten war das nicht.
Ich bin 58 Jahre alt und befinde mich in meinem 37. Berufsjahr. Habe mich vor der Arbeit nie versteckt. Wohl aber bin ich der Meinung, dass im Beruf zunächst einmal die "Pflicht" abzuleisten ist, bevor man zur "Kür" mit Außenwirkung ansetzen kann. Im Mai ist Schulfest, das muss auch vorbereitet werden.
Ich habe in der letzten Woche 46 Wochenstunden gearbeitet, mit einem Wochenstundenanteil von 86 von 100 (24 von 28 Unterrichtsstunden). Ich war der Meinung, dass ich da auch eine Grenze ziehen darf.
Ich muss lernen, meine Kräfte realistisch einzuschätzen und, wenn meine Kräfte nachlassen, im Interesse meiner generellen Arbeitsfähigkeit auch einmal Nein zu sagen.
Das habe ich am Freitagnachmittag  gemacht. 
Ich möchte gerne wissen, ob dies von Euch als ein Versäumnis gesehen wird und ob ich mir in Euren Augen einen Vorwurf zu machen habe.

Viele Grüße
M.

P.S. Mir ist klar, dass in der so genannten freien Wirtschaft ein solcher Brief einen als "Arbeitnehmer" ins Abseits stellen würde. Doch diese ist für mich nicht unbedingt ein Vorbild.