Kurze
Frage des wahrscheinlich einzigen Manchmal-Lesers dieses Blogs: Wissen
die Kinder, dass Du über sie schreibst? Das ist eine wichtige Frage. Es
betrifft die Kinder, ihre Eltern, die Kollegen, also alle, die
vorkommen.
Meine
erste versuchsweise Antwort ist die: Man muss so schreiben, dass man
niemanden preisgibt, in seiner Freiheit und Würde beeinträchtigt. Dass
man nicht immer Einverständnis erzielt, ist klar. Aber man muss das, was
man nach draußen gibt, vertreten können und auch die Betroffenen dürfen
sich nicht beleidigt fühlen.
Nach
außen hin muss sicher sein, dass Menschen nicht identifizierbar sind.
Nach innen, in die Gruppe hinein, kann man das nicht vermeiden.
Also werde ich das ganze Blog daraufhin noch einmal lesen.
Die
andere Frage: Warum schreibt man? Es ist eine Art Selbstverständigung
für mich, weil mir das wichtige und wirkliche Gespräch fehlt. In der
Schule wird nicht mehr über Hintergründe gesprochen, alle sind zu
erschöpft, zu sehr am Rasen, vielleicht auch ein wenig abgestumpft ---zu
alt??? Durchschnittsalter 58 Jahre ist für ein Kollegium ja nichts
Gutes. Doch ich war ungefähr 30 Jahre lang mit die Jüngste. Das hat der
Senat versiebt, ein Vierteljahrhundert kaum Einstellungen von jungen
Lehrern. Jedenfalls kamen in den drei Schulen, an denen ich bislang
Lehrerin war, keine jungen Leute an. Fast keine, kaum, tröpfelnd nur.
Nicht ausreichend viele. Und die jungen Leute heute ziehen nach Hessen
und Baden-Württemberg weiter. Für die verbleibenden wurden von den
Leuten, die sich aus der Praxis an den Grünen Tisch "gerettet" hatten,
in immer schnellerer Frequenz Turbo"reformen" ausgeschüttet, die die
Arbeitsintensität, die Arbeitsdichte, die Anzahl der Aufgaben, die
täglich zu lösen sind so steigerten, dass ein ruhiges, besonnenes,
reflektiertes Arbeiten nicht mehr möglich ist.
Daher
das Schreiben. Es sammelt sich so viel an jedem Tag an, für das kein
Gesprächspartner vorhanden ist, dass es etwas Befreiendes hat, etwas
Ordnendes; man kann Unwichtiges vom Wichtigen wieder besser
unterscheiden.
Man
fällt nicht in das Meer des Klagens, man sitzt auf einem treibenden
Baumstamm mitten darinnen und sieht plötzlich durch die Klärungen
hindurch das Schöne, der Witz, das Interessante, das in vielen kleinen
Situationen liegt.
Seit
ich schreibe, bin ich neugieriger auf den Tag, der vor mir liegt. So
wie heute. Ich trainiere, nicht das, was mich bewegt, zu vergessen über
dem Gewitter der Pflichten, in dem man steht.
Das
Schlimmste an diesem Beruf: Wenn man nicht gleichgültig werden will,
hat man nicht mehr die Zeit, um alles besonnen, reflektiert, mit
Empathie, aber auch in den Grenzen der Berufsrolle, gut zu machen. Das
ist doch schade.
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