Mal schnuppern: Den Duft des
Tages 23
Es
beginnt mit einem Gespräch. Worüber? Später weiß man es fast
nicht mehr und es muss aus dem Wust, der sich darauf- und
dahintergelegt hat, herausgekramt werden.
Es
ging um die Wichtigkeit des Schwimmens, dass man es können sollte
und eine Nachricht in den Zeitungen: In Brandenburg war vor zwei Tagen ein Kind in
einem Badesee ertrunken....
Es
ging auch darum, dass ich die Kinder fragte, warum viele sich in der letzten Zeit so regelfern und so "besonders" verhalten. Ob es etwas gibt, das
sie verärgert hat, so dass sie sich zurückgezogen haben? Ich kenne
sie so eigentlich nicht. Sie sind lebendig und expressiv, aber nicht
grundsätzlich in Gruppen völlig losgelöst von allen Regeln.
(Manchmal bekommt man von Kindern auf solche Fragen tatsächlich eine Antwort, die weiterführt.)
Ich
kann deutlicher werden und auch mal jemanden verbal anrempeln, wenn
ich die gleiche Sache zum sechsten Mal sagen muss und immer noch
nichts passiert ist.
Aber
dass ganze Gruppen sich so ausgeklinkt verhalten, kenne ich nicht und
es sieht der Klasse eigentlich auch nicht ähnlich, verlangt eigentlich nach einer tiefer liegenden Erklärung.
Ein
Mädchen bezieht es aufs Schwimmen und sagt: Es geht alles immer viel
zu schnell.
Das
Schwimmen am Mittwoch in drei Schwimmgruppen nacheinander ist wirklich bis in die Minute
durchgetaktet, das würde mich als Kind auch stören.
Aber nur fünf
weitere Kinder empfanden auch so.
Sonst
haben wir keinen stimmigen Grund gefunden, und so sind wir
verblieben, dass sie sich heute beim Schwimmen aufmerksam zeigen werden.
Aufmerksam sein, das muss man manchen Kindern erst deutlich machen,
heißt, den anderen zum Beispiel anschauen, während er zu einem redet...
In der
zweiten Stunde machten wir Mathe-"Gymnastik", einfach ein
wenig üben und die Dinge flüssiger machen.
Antonia, meine Ex-Kollegin, kam und arbeitete mit der schwächeren Lerngruppe.
Inzwischen
kam Johannes' Mutter und brachte zur Anschauung "Karlchen", ein Skelett, sowie
einige Gelenkformen im Modell. Wunderbar!
In der
Pause arbeiteten zwei Mädchen mit mir am Aqarium, Jonina und Rabia machen das ganz großartig.
Den Strom
ausstellen, bevor man ins Wasser fasst. Wie saugt man den Bodenmulm
weg, wieviel Wasser darf man wechseln? Wie füllt man Wasser ein, ohne alles aufzuwirbeln usw.
Wir
lassen das kalte Wasser aus der Leitung erst einmal ein wenig durchlaufen, weil es im Aquarium
für die Goldis mit 28 Grad C zu warm war.
Zum Schluss haben wir es
auf 23 Grad "heruntergebracht", die Pumpe gereinigt und mit
dem Wasser aus dem Aquarium, das ein sehr guter Naturdünger ist,
alle Pflanzen der Klasse und des Vorraums gegossen.
Im
anderen Aquarium hat eine Pflanze eine wunderschöne Blüte
bekommen!!
Dann
war die Pause zu Ende, die anderen Kinder kamen hoch und wir hatten viel
Freude beim gemeinsamen Reinigen gehabt!!
Da
Antonia da war, war es nicht sinnvoll, sich nun im Sitzkreis gemeinsam
über den Knochenmann zu unterhalten, so haben wir weiter das
Vorlesen intensiv geübt. Antonia und ich bekamen vorgelesen und
verbesserten und gaben Hinweise, was gut war und was man noch besser
machen kann.
Ich
habe auch Audio-Mitschnitte gemacht und so konnten sich die Kinder
einmal selbst hören. Sie zeigten sich sehr erstaunt.
Kennen wir unsere eigene Stimme? Fotos werden andauernd gemacht, aber die sinnliche Wahrnehmung der Stimme, das, was das Ohr alles herauszufinden vermag, das ist, um ein falsches Bild zu benutzen, doch insgesamt etwas unterbelichtet.
Danach sprachen
wir darüber, was wir bemerkt hatten, was gut am Vorlesen gewesen war und was
noch besser werden könnte. Einige Kinder lasen schon deutlicher als
gestern, schliffen nicht mehr so über die Endsilben und Endlaute
rüber. Johannes betonte wunderbar lebendig!
Antonia, entspannt, nimmt sich Zeit für die Kinder.
Gemein, wie Lehrer sind, kündigte ich einen Klassenwettbewerb an und fragte
auch Helena, die Mutistin ist und nicht spricht, ob sie ihrer Mutter zu Hause aufs Handy aufgenommen einmal
etwas vorliest, und ob ich das hören darf, ob sie sich das mal
überlegen mag...Sie wirkte unentschlossen.
Dann
war die dritte Stunde zu Ende.
Die
Kinder bereiteten sich aufs Schwimmen vor und gingen.
Ich aß
in der Mensa ein sehr schönes Nudelgericht, sitze jetzt beim Friseur
und freue mich über diesen wunderbaren kleinen Schultag, der sehr
anregend und schön war.
Gesehen beim Friseur:
Kaffeetassenuntersatz mit Lebensweisheit,
die man auch nicht unterschätzen sollte.
Mit dem launigen Sätzchen sind aber nicht unsere Kinder gemeint!
Manchmal fühlte ich mich so, als sei Antonia mit mir gemeinsam in der Klasse als Lehrerin, so wie es früher
während etlicher Jahre der Fall gewesen war.
Alte "Lenauer" Zeiten kamen wieder hoch. War das schön und entspannt gewesen und mit sehr viel Freiheit in jeder Hinsicht, zeitlich und inhaltlich! Weil die Pädagogik zählte und dann kam lange nichts.
Bürokratie schon gar nicht.
Nun
ist Antonia seit sechs Jahren pensioniert, aber ich hatte ein paar alte
Lenauer Déjà-Vus,
die einfach ganz herzerfrischend waren. Danke, Antonia, danke den
Kindern!
Ich
hoffe, sie haben beim Schwimmen auch gut aufgepasst!
Morgen gehen wir ins Islamische Museum.
Hier ist ein Text über einen früheren Besuch aus dem Jahr 2013:
Islamisches Museum - Besuch 2013