Im Sachunterricht haben wir uns mit dem Thermometer beschäftigt und in Versuchen festgestellt, dass uns unsere Körper Temperaturen nicht wirklich verlässlich mitteilen.
Wir stellten ein Glas lauwarmes Wasser auf und links und rechts ein Glas mit kaltem oder sehr warmem Wasser.
Fasste man in das Glas mit dem warmen Wasser und dann in das mit dem lauwarmen, fühlte sich das lauwarme Wasser kühl an.
Umgekehrt fühlte es sich warm an, wenn man vorher mit der Hand in dem eiskalten wasser war.
So kamen wir dann zu Anders Celsius. Er wollte es genauer haben.
Wir führten einen Versuch, seinen Versuch durch mit gefärbtem Wasser, einem Glaskolben, einem durchbohrten Stopfen und einem Glasrohr.
Das gefärbte Wasser stand im Glasrohr an einem bestimmten Punkt. Wenn wir es erwärmten, stieg die Wassersäule an.
Im Gespräch dauerte es lange, bis wir es klar hatten: Es dehnt sich aus.
Wenn wir den Glaskolben ins Eis steckten, senkte sich die Wassersäule ab, das Wasser zog sich zusammen.
Stoffe dehnen sich beim Erwärmen aus und ziehen sich beim Abkühlen zusammen.
Leider oder besser: Zum Glück für die Evolution (!) hat das Wasser eine Anomalie, beim Frieren in dehnt es sich auch aus. Eis schwimmt oben, das kennt jeder vom Cocktailtrinken. Der Eisberg ragt zu einem Zehntel aus dem Wasser.
Seen bilden oben eine Eisfläche, nicht unten einen Eisklumpen, sonst wären alle Tiere in den Seen tot.
Das Weiterleben der Tiere in den Seen wird durch diese Anomalie des Wassers gewährleistet.
Ein für die evolutionäre Entwicklung ebenso zentraler und entscheidender Umstand wie z.B. die Sauerstoffgewinnung durchs Blattgrün bei der Photosynthese.
Grundlegend für die Entwicklung des Lebens auf der Erde, also auch für uns, die wir darüber nachdenken.
Es ist immer schön, wie begeistert die Kinder bei diesen Versuchen sind.
Versuche, Experimente, sind Fragen, die wir an die Natur stellen.
Die Natur antwortet uns. So gewinnen wir naturwissenschaftliche Erkenntnisse.
Schnell sieht man, wer in der Klasse bei diesem kleinschrittigen, genauen Denken mitgeht und mithalten kann, wer Analogien bilden und Schlüsse ziehen kann und wem solche Denkhaltungen leider erfahrungsweise fehlen.
Hier sind und waren die Sozialisationsbedingungen in der Familie grundlegend.
Die Denkhaltungen und Denkstile haben die Kinder vorher erworben, man kann sie trainieren und fördern, aber wenn der Zugang zu solchen Denkweisen komplett fehlt, ist es schwierig.
Dann wird nur assoziiert, und das ist im engeren Sinne noch kein wirkliches Denken.
Sicher ist das Gespräch im Kleinkindalter und in jedem Kindesalter, die Art und Intensität entscheidend, die Frage:
Wurden/werden solche Gespräche in der Familie überhaupt geführt? Sie entscheiden über die Differenziertheit und Verlässlichkeit der kindlichen Denkvorgänge.
Hat sich dieses Denken in Gesprächen mit den Eltern an einzelnen Beobachtungen und Phänomenen erproben können?
War es eine dialogische Situation, wo man hin und her Gedanken gemeinsam auf ihre Angemessenheit untersucht?
Leider merke ich als Lehrerin, dass mehr und mehr solche Denkhaltungen nicht wenigen Kindern fremd sind und bleiben, weil ihnen in ihrer Lebensgeschichte die kleinkindlichen Erfahrungen und Erprobungen davon fehlen.
Dabei sind sie das, was uns verlässlich durch unser Leben leitet.
Ein scharfer Verstand ist durchaus etwas wie ein Kompass,
der Orientierung in unübersichtlichem Gelände erlaubt.
Leider kann die Schule nicht alles bilden und hervorbringen, was auf Voraussetzungen aufbaut, an die sie im glücklichen Fall anknüpfen kann.
Dann hielten wir Thermometer mit Skala in Wasser, das am Gefrieren war. Das war der Gefrierpunkt. Celsius nannte diesen Thermometerstand 0°. Hier geht der flüssige Zustand des Wassers in den festen über.
Der gegensätzliche Punkt ist der Siedepunkt. Hier geht der flüssige Zustand des Wassers in den gasförmigen über (Dampf). Diesen Punkt nannte Celsius 100°.
Dazwischen die Skaleneinteilung.
Wir haben den Siedepunkt auch bei unserer Buchstabensuppe in dieser Woche ausprobiert: 100 Grad, exakt. das konnten wir sehen.
Wir lasen dann Thermometer im Plus- und Minusbereich ab.
Solche Stunden sind sehr wirkungsvoll und viele Kinder mögen sie.
Sie lieben exaktes Denken und Schlussfolgern und die Versuchsdurchführungen.
Ich auch.
P.S. Bilder kommen noch.
Jetzt muss ich die Wochenarbeiten nachschauen, sonst werde ich am Dienstag auf der Elternversammlung keinen guten Stand haben.... : /
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